Mittwoch, 4. Mai 1983
Die Kärntner Asphalt- und Betonbau GesmbH, Dipl.Ing. Soravia, hat mit
der Fa. Eberhardt einen Betonmischvertrag auf die Baustelle in der
Erdberger Straße, für Errichtung einer Zollschule wurde eine Anlage
auf dem Grund des Landstraßer Athletikclubs errichtet. Dafür bekommt
der LAC einen Sponsorbeitrag. Die Firma liefert aber nicht nur Beton
an die Baustelle von Eberhardt, sondern beschickt auch alle in der
Nähe gelegenen sonstigen Bauten. Dies bedeutet, daß sie eigentlich
ohne Betriebsgenehmigung anderen Wiener Firmen Konkurrenz machen.
Daher wurde von diesem über die Magistratsabteilungen Soravia entspre-
chend bekämpft. Die Firma will nun so schnell als möglich die Betriebs-
genehmigung nachholen, ich habe daher mit dem Sonderreferatsleiter
Vorrath vom Magistrat gesprochen. Diesen kenne ich noch aus der AK-
Zeit, wo er AK-Wahlleiter gewesen ist. Er hat die Information, daß
Soravia nicht einmal eine Gewerbeberechtigung besitzt, was aber nicht
stimmt. SC Jagoda hat Soravia vorgeschlagen unverzüglich die Betriebs-
genehmigung einzuholen. Der Kärntner Landeshauptmann Wagner, mit dem
ich über diesen Fall auch gesprochen habe, hat mit Bürgermeister Gratz
vereinbart, daß es nicht sehr zweckmäßig ist, wenn Einzelfirmen aus
Kärnten in Wien Schwierigkeiten haben, umgekehrt müßte ansonsten auch
er Wiener Firmen, die in Kärnten Niederlassungen und vielleicht sogar
ohne diese entsprechende Aufträge ausführen, ebenfalls Schwierigkeiten
machen. Diese Politik widerspreche sicherlich auch dem Prinzip der
österreichischen Freizügigkeit im Handelsministerium, weshalb ich Jagoda
ersuchte, er soll diesen Fall so schnell als möglich bereinigen.
ANMERKUNG FÜR VECSEI: Bitte für nächste Wiener Vorstandssitzung
letzten Stand mir dann mitgeben.
Die IFABO, früher als Büromesse, jetzt immer mehr als ganz große EDV-
und Kommunikations- und Präsentation von Kleinst- bis Großcomputern
Ausstellung sich entwickelt, ist diesmal besonders großflächig ange-
legt. Das Ausstellungsgelände im Prater wird immer mehr arrondiert durch
entsprechenden Verbund der einzelnen Hallen und eignet sich jetzt
schön langsam ganz gut für entsprechend große Fachmessen.
Die Entwicklung dieser Branche wird von einem fast 50 %-igen Zuwachs
Jahr für Jahr, was den Handel betrifft, ausgeweitet. Die inländische
Produktion liegt aber auch sehr günstig, da schön langsam jetzt ins-
besondere von größeren Firmen zumindestens Teilfertigungen in Österreich
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getätigt werden. Der allgemeine Trend ist allerdings, die Geräte werden
kleiner, die Preise bleiben gleich oder haben sogar sinkende Tendenz.
Bei diesem meinen letztmaligen Auftreten
habe ich mich gleichzeitig auch von der Wiener Messe offiziell ver-
abschiedet.
Beim Begräbnis unseres Genossen Illedits, der länger bei der Partei
war als ich auf der Welt bin und der bis zuletzt immer wieder in unse-
rem Sekretariat gearbeitet hat, war eine große Anzahl von Landstraßer
Genossen. Darüber hinaus kam sogar die Genossin Jochmann, die insbeson-
dere als Freiheitskämpferin Illedits gekannt hat. Joschi, wie er überall
genannt wurde, war nicht nur ein Faktotum in Sekretariat der Landstraße,
sondern gerade in der illegalen Zeit ein Kämpfer, der jedermann zur
Verfügung stand. Besondere Verdienste hatte er sich auch um den Freien
Wirtschaftsverband erworben, er galt dort als der beste Werber.
Bei dieser Gelegenheit, aber vor allem bei einer Aussprache in meiner
Gewerkschaft mußte ich feststellen, daß vereinzelte Genossen auf dem
Standpunkt stehen, ich sollte und dürfe nicht so still und leise
die Position des Handelsministers räumen. Ich hatte große Mühe ihnen
klarzumachen, daß dies gar nicht anders geht. Vorschläge für meine
weitere Verwendung reichten vom Bundespräsidenten, Bürgermeister bis
zum Messedirektor. Ich habe allen gesagt, daß, wenn sie mich hoch ein-
schätzen, und das machen die vielleicht, manchen geht es nur um den
Einfluß, den ich jetzt habe und der wenn er wegfällt, auch für die
Gruppe oder für den einzelnen Betrieb nicht mehr so hoch wäre, dann
dürfen sie unter gar keinen Umständen irgendwelche von ihnen schon be-
absichtigten Aktionen setzen. Ich hoffe, daß es mir gelungen ist sie
davon zu überzeugen.
Die Firma Rogner, Lederwarenerzeuger mit 222 Beschäftigten, sicherlich
einer der größten in der Branche, hat schon vor einem Jahr das Dekret
zur Führung des Staatswappens zuerkannt bekommen und, wie ich mich
dann auch bei der Betriebsbesichtigung überzeugen konnte, deutlich
sichtbar auch verwendet. Die Firma hat 80 Mio. S Umsatz und expor-
tiert 15 % davon weltweit. Am meisten aber werden Souvenirs für Tou-
risten erzeugt, vom Lederhosengeldbörsel bis zu eigenen Landeshaupt-
städtenemblems auf Tascherln usw., ein, wie mir der Juniorchef sagte,
lukratives Geschäft. 1983 gegründet, nach dem Krieg dann in die Haydn-
gasse übersiedelt, hat jetzt die Firma systematisch die Wohnhäuser
weitestgehend aufgekauft und im Altwiener Stil nach außenhin auch re-
stauriert. Ich hätte nicht geglaubt, daß man mit dieser
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Taschlpickerei einen so großen Betrieb erarbeiten kann. Der Bundesinnungs-
meister hat bei seiner Ansprache dann bei mir persönlich wegen meiner
jahrzehntelangen verständnisvollen Haltung für sein Gewerbe bedankt.
Dies ist mir auch bis jetzt noch nie passiert.
Tagesprogramm, 4.5.1983