Montag, der 6. Dezember 1982

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Montag, 6. Dezember 1982

In Primmersdorf an der Thaya soll ein Feriendorf errichtet werden, die
Investitionen würden in der ersten Phase 150 Mio., in der Summe 400
Mio. ausmachen, zwei Dörfer à 300 Betten als Dorfzentrum, ein in der
Nähe gelegenes Schloss. Dkfm. Mayr von Kärnten, der bereits Harbach
errichtet hat, soll daran großes Interesse zeigen. Arch. Martin hat
mit dem deutschen Reisebüro Das verhandelt, diese hätten die Absicht
einen Auslastungsvertrag für 180 Tage durch 5 Jahre abzuschließen. Die
Finanzierungskosten müßten von Staatssekretär Lacina als Grenzland-
projekt vorangetrieben werden. Der für das Waldviertel beauftragte
LAbg. Leichtfried wird mit seiner Delegation, Bgm. von Raabs, Handels-
kammervertreter, Projektleiter usw., mit Lacina noch ein diesbezügliches
Gespräche haben.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Dkfm. Mayr, Kärnten, verbinden.

Nachdem vorige Woche der Expo-Vertreter für die japanische Weltaus-
stellung vorgesprochen hat, ist heute der Gen.Kommissar Reid von
der kanadischen Expo 86 Vancouver erschienen, um mich zu überzeugen,
daß Österreich auch daran teilnehmen müßte. Bis jetzt haben sich 14
Länder angemeldet. In Kanada rechnet man 13 Mio. Besucher. Die Investi-
tionskosten betragen 1 Mrd. kanadische Dollar, das sind 14 Mrd. S. So wie
den Japanern erkläre ich auch den Kanadiern, daß die Entscheidung
letzten Endes bei der Handelskammer liegt, die Japaner waren bereit für
jedes Land ein verhältnismäßig sehr billiges Grundstück zur Verfügung
zu stellen, da sie eine recht große Anzahl von Ländern wünschen. Kanadier
werden zwar eine wesentlich geringere Anzahl von Ländern erreichen, doch
ist Kommissar Reid sofort bereit und erklärt dies auch, daß er die
selben Konditionen für die kanadische Ausstellung gibt als die Japaner
geboten haben.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte von der Abteilung beide Projekte zusammen-
stellen lassen und nächstes Jour fixe HK mitgeben.

Beim Journalistenfrühstück war ich überrascht, daß so wenige Teilneh-
mer gekommen sind, wie sich dann allerdings aufgrund der Präsenzliste
herausstellte, war nur der Rundfunk nicht vertreten, alle anderen, APA,
SK, Kurier, Krone, waren doch anwesend.

Das alleinige Thema Kohleversorgung resp. Bericht dann über die öster-
reichische Delegation beim nationalen Kohlenboard war scheinbar als


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als alleiniges Thema zu wenig interessant. Dr. Hille berichtete dann,
da MR Sterk erkrankt war, über die Kohleversorgung, die anwesenden
Journalisten interessierten sich dann zu meiner größten Verwunderung
für die Aufgliederung des Verbrauches auf Haushalt, Elektrizität,
Fernwärme, Industrie, Verkehr usw. Ebenso wollten sie dann wissen,
welche Länder mit den Importen die Kohlen geliefert haben. Anschließend
habe ich Hille ersucht, gerade solche Ziffern nicht auf jede Tonne,
sondern in tausend Tonnen entsprechend vereinfacht in Tabellenform
zusammenzustellen. Die Kohleversorgung war heuer gesichert und auch
für das nächste Jahr bestehen keine wie immer gearteten Versorgungs-
schwierigkeiten. Allein die E-Wirtschaft hat 3 Mio. to auf Lager, das
ist ein über ein Jahresbedarf.

Die Delegation hat in England beim Coal Board feststellen können, daß
die Engländer große Anstrengungen machen, um das Wirbelschichtverfahren
zu vervollkommnen. Hier gibt es für Österreich Produzenten, SGP, Waagner-
Biro, große Kooperationsmöglichkeiten. Bis zu 30 MW sind alle Probleme
gelöst, jetzt haben die Engländer mit den Amerikanern gemeinsam eine
250-MW-Kohleverbrennungsanlage errichtet. Wenn diese Größenordnungen
einmal Stand der Technik sein werden, ich schätze, daß dies in 4 bis
5 Jahren der Fall ist, dann würde wahrscheinlich die Kohle in Europa
eine neue große Verwendungsmöglichkeit haben. Die Abgase würden nämlich
dann wesentlich günstiger sein, als wenn wir zu diesem Zeitpunkt dann
noch Öl oder Gas verheizen würden, die die Umwelt mehr belasten müßten.

An diese Ausführungen, die eigentlich gar nicht allzu lange dauerten,
hat sich dann eine sehr lebhafte und lange Diskussion über die ganze
Energiesituation, insbesondere auch Benzinpreiserhöhung usw., angeschlos-
sen; während ich anfangs wegen der geringen Beteiligung sehr skeptisch
war und Pressereferenten Pein und Vecsei drangsalierte, sie müßten
alles unternehmen, damit wir nicht durch eine schlechtere Besetzung, wie
man auf der Bühne sagt, abschmieren, war ich am Ende dann doch über
die Anwesenheit der wichtigsten Vertreter der Presse, aber auch, was
in meinen Augen noch viel wichtiger war, über die sehr angenehme leb-
hafte Diskussion sehr überrascht und erfreut.

ANMERKUNG FÜR VECSEI: Laß trotzdem nachfragen wer und warum manche
nicht gekommen sind.

Dir. Brandtner von Grundig und sein Stellvertreter kamen neuerdings
von Fürth, um mitzuteilen, daß Max Grundig noch immer erwartet, die


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beantragte Zollermäßigung für die japanischen Farbfernsehröhren, die
zum größten Teil bereits in diesem Jahr in die Geräte eingebaut und
verkauft sind, zu bekommen. Für die ca. 300.000 Stück macht dies jetzt
schon einen Betrag von 60 Mio. S aus. Ich bin fest davon überzeugt, daß
die Grundig-Leute auch mit einer wesentlich geringeren Zollermäßigung
ebenfalls einverstanden wären. Wichtig ist den beiden nur gewesen, daß
sie im Laufe der nächsten Woche einen Bescheid bekommen. Derzeit er-
warten sie von der Fa. Thomson-Brandt einen Besuch, das Wiener
Werk soll wahrscheinlich besichtigt und vor allem deren Politik genau
analysiert werden, bevor Thomson-Brandt Grundig endgültig kauft.
Angeblich ist noch gar nichts entschieden. Max Grundig hätte ihnen
erklärt, es besteht die Möglichkeit mit Siemens und Bosch in Deutschland
zu einer Kooperation zu kommen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit GD Wolfsberger verbinden.

Ich habe nachmittags dann mit Finanzminister Salcher telefonischen
Kontakt aufgenommen, er teilt meine Meinung, daß, was immer geschieht,
die beiden Kontrahenten, die zwar kapitalmäßig miteinander verbunden
sind, nämlich Philips und Grundig, werden wie immer wir entscheiden, dioe
als Vorwand, vielleicht auch sogar als wirkliche Begründung benützen,
um Maßnahmen im Abbau der Beschäftigten zu begründen. Ich habe
Salcher vorgeschlagen, wir sollten überprüfen, ob es nicht eine andere
Möglichkeit gibt, Grundigs Wünsche zu erfüllen. Grundig hat seinerzeit
bei der Gründung des Wiener Werkes nur ERP-Kredit bekommen, jetzt
stellt sich heraus, daß man wesentlich mehr Subvention für solche
Neugründungen gibt, weshalb alle die früher nichts bekommen haben,
sozusagen eine Nachforderung am liebsten stellen würden. Salcher wird
seinen Mann beauftragen, mit SC Marsch sofort Kontakt aufzunehmen, um
einen Ausweg aus dieser verzwickten Situation zu suchen. Vielleicht
kann man als Begründung, daß Philips sehr wohl entsprechende Unter-
stützung für das Videowerk in Wien auch dann in einer Form einer
Gegenüberstellung, was man für Lebring getan hat und wie wenig man
für Grundig getan hat, wenn schon keine Zustimmung, dann doch wenigstens
ein stillschweigendes Akzeptieren zu erreichen.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte die Gespräche so schnell als
möglich zu einem Ende bringen und dann einen MRV mit Finanzministerium
vorbereiten.

Vertreter der Fa. Placzek wollten mir allen Ernstes klarmachen, daß
wir aus der CSSR und insbesondere auch aus der DDR weitere Rundholz-


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importe dringend brauchen. Österreichische Abnehmer, z.B. auch der
Sägefachverbandsvorsteher Götz, hätten erst jetzt wieder entsprechende
Importmengen wieder verlangt. Auf der einen Seite klagt die Sägeindu-
strie und der Waldbesitz, die Präsidentenkonferenz der Landwirtschafts-
kammern attackiert auch mich ständig, auf der anderen Seite werden aber
nach wie vor entsprechende Importmengen verlangt. Da ich nicht genau
weiß, ob dies tatsächlich der Fall ist, ersuchte ich die Firmenvertreter
mir unverzüglich darüber einen Brief zu schreiben. Überrascht war ich
nur, daß der Branchenreferent für Holz, MR Hönel, auch diesen beiden
Firmenvertretern sehr verständnisvoll für ihre Wünsche in jeder Bezie-
hung entgegenkommen will, ich habe das Gefühl, je nachdem, ob der Holz-
wirtschaftsratvertreter oder die Sägeindustrie oder die Holzimporteure
oder gar ausländische Lieferländervertreter hier sind, je nachdem, als
wer gerade vorspricht, entsprechende positive Erledigungen in Aussicht
stellt. Daß eine solche Politik nur Schiffbruch erleiden kann, ist
mir vollkommen klar, weshalb ich den beiden Vertretern klar machte, daß
sie sich nicht an mich wenden müssen, sondern eben an die Präsidenten-
konferenz der Landwirtschaftskammern.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte schau so schnell als möglich den Brief
der beiden zu bekommen.

Erstmals habe ich ein Dekret zur Führung des Staatswappens an einen
Handelsvertreter, die Fa. Erich Hula, die sich mit Planung und Er-
richtung von Großwäschereien beschäftigt, ausgestellt. Ich sehe zwar
keinen Grund, warum nicht auch Handelsvertreter damit ausgezeichnet
werden können, bin aber jetzt doch schon über die Breite unserer Aus-
zeichnungsverleihungen selbst ein wenig überrascht.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wieso wirkt eigentlich die neue Vereinbarung
zwischen Handelskammer und Ministerium so wenig.

Ein Kleinkraftwerkbesitzer Hirr möchte von der zugrundegegangenen Firma
Funder in Pöckstein ein stillgelegtes Rindenverwertungsareal erwerben.
Dort möchte er mit der Fa. Kiener aus Stuttgart eine Müllverbrennungsan-
lage errichten. Die Anlage würde genau in die Fernwärmeförderung fallen.
Interessanter ist aber, daß auch mit dieser Rindenverwertung eine Holz-
kohleproduktion aufgenommen werden sollte. Hier würde es sich um eine
Innovation handeln, die nicht nur von der Gegend, sondern auch vom
Produkt her sehr interessant ist.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND GROSSENDORFER: Wie wird der jetzige Holz-
kohlenbedarf gedeckt.



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Die größte gewerbliche Fleischerei Brüder Bösel mit 11 Filialen und
125 Beschäftigten hat ebenfalls das Staatswappen von mir in der Fabrik
überreicht bekommen. Den derzeitigen Firmenchef Herbert Bösel kenne ich
schon jahrzehntelang, er selbst hat bei seiner Ansprache darauf ver-
wiesen, daß wir im Viehverkehrsfonds manchen Strauß ausfechten mußten.
Jetzt ist sein Sohn im Werk tätig, vor versammelter Mannschaft konnte
ich daher der Familie, auch die 88-jährige Großmutter war anwesend,
und vor allem allen Kolleginnen und Kollegen, die dann zu Sekt und
Wurstsemmeln geladen waren, herzlichst danken. Staatssekretär Albrecht,
die übrigens Kunde bei Bösel ist und die natürlich von ihm ganz beson-
ders begrüßt wurde, hat sofort die Blumen, die sie bekommen hat, der
88-jährigen mit viel Dank übergeben. Ich glaube, daß diese Geste einen
ungeheuren Eindruck auf die Belegschaft gemacht hat.

Mit dem Betriebsrat und dem jungen Bösel habe ich dann die beabsichtig-
ten Investitionen besprochen. Ich habe ihm vorgeschlagen, er soll doch
sofort bei der BÜRGES einreichen, damit er womöglich noch den 4 %-igen
Zinsenzuschuß, den wir heuer geben, nützen könnte.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte bei Steyrer fragen, welche Möglichkeit
es dazu noch gibt.

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Tagesprogramm, 6.12.1982


GND ID: 13847284X


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    Tätigkeit: Sts. HM


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      Tätigkeit: MR HM


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        Tätigkeit: Beamter HM


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          Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., ab 1981 Gesundheitsmin.


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            Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


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              Tätigkeit: MR HM


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                Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


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                  Tätigkeit: Hotelier


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                    Tätigkeit: GD Siemens Österreich


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                      Tätigkeit: GD Wiener Werk Grundig


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                        Tätigkeit: Beamtin HM, Fraktion soz. Beamter im HM


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                          Tätigkeit: MR HM


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                            Tätigkeit: Beamter HM


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                              Tätigkeit: Gründer Grundig AG


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                                Tätigkeit: Pressesprecher Staribachers


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