Donnerstag, der 25. November 1982

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Donnerstag, 25. November 1982

In der Fraktion des Unterausschusses Volksbegehren Kernkraftwerk
Zwentendorf gab es eine interessante Diskussion über die europäische
Kernkraftwerkindustrie. Prof. Rauch, ein Hydrologe, der zur Kernkraft
aber sehr positiv eingestellt ist, berichtete, daß die traditionellen
Siedewasser- und Druckwasserreaktoren heute überhaupt keine Probleme
mehr stellen. Da Frankreich jetzt bereits an dem schnellen Brüter
Phénix und jetzt dem Superphénix arbeitet, sieht Deutschland sich
veranlaßt, um von der Kernkraftwerkentwicklung nicht vollkommen abge-
koppelt zu werden, seinen schnellen Brüter in Kalkar an der niederländi-
schen Grenze so schnell als möglich auch in Betrieb zu nehmen, diese
Auffassung konnte ich nur bestätigen, denn beim Staatsbesuch Husaks
bei der VÖEST wurde uns der in Arbeit befindliche Abschlußdeckel
für das Containment gezeigt, welches jetzt mit Hochdruck ausgeliefert
werden soll. Während die bisherigen Siede- und Druckwasserreaktoren
von Rauch als passive Kernkraftwerke bezeichnet werden, meint er, ist
ein schneller Brüter ein aktiver. Der Unterschied besteht eben darin,
daß eben die traditionellen, jetzt schon in Dutzenden jahrelang stö-
rungsfrei arbeitenden Kernkraftwerke keinerlei Gefahr darstellen,
wenn sie auch arbeiten, ist der schnelle Brüter doch von der Konstruk-
tion her doch um eine Potenz selbst bei Stillstand gefährlicher.

Im Unterausschuß, diesmal unter Vorsitz von NR Heindl, berichtete er
über die hydrologische Voraussetzung in Zwentendorf, die Bodenwanne,
auf der das Kraftwerk steht, ist extrem ausgelegt, das Absorptionsver-
mögen des Bodens ist so groß, daß die Abgabe im Normalbetrieb in
der Summe 50 mg allein von Schotter und Sand das sofort 240 mg
pro kg Material aufnehmen kann, wirklich eine quantité négligeable
ist. Dazu kommt, daß die Bodenwanne auf Schlier gebaut ist, die 2.500
mg pro kg Material aufnehmen würde. Die Strömungsgeschwindigkeit bei
Schotter und Sand liegt bei 0,5 m pro Stunde, bei Schlier bei 6 zur
-6 m pro Stunde. Bei einer Ausbreitung von 10 m ist 2 zur -3 % nur
mehr vorhanden, bei 20 m 10 zu -6 bei 30 m 10 zu -9 und bei 50 m
10 zu -15. Dazu kommt jetzt noch, daß durch den Bau der Donaustufe
Greifenstein die Flußgeschwindigkeit der Donau, derzeit 1 bis 1,3 m
pro Sekunde, wesentlich herabgesetzt wird und dadurch, selbst wenn jetzt
radioaktives Material in die Donau bei einem Störfall eindringen würde,
wesentlich langsamer weitertransportiert wird und sich daher besser
vermischt.



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Hofrat Schuch, der ja von den Atomgegnern immer als der Hydrologe
herangezogen wird, der die größten Bedenken gegen die Lage des Kern-
kraftwerks Zwentendorf hat, mußte zugeben, daß die Wanne, aber auch
die Dichtung, wie er meinte, zu 99,9 % technisch möglich war, nur ent-
sprechend hohe Kosten verursachte. Prof. Rauch stellte sofort fest,
daß die Dichtung nicht 99,9 %, sondern ein Potenzwert, nämlich 10^7
festgelegt wird. Schuch kritisierte nur, daß die Absorptionsunter-
suchungen durch die OÖ Kraftwerke AG OKA mit dem Schlier- und Schotter-
material durchgeführt wurde und nicht repräsentative Proben dafür
gezogen wurden. Außerdem wäre es notwendig jetzt die neuen Untersu-
chungen aufgrund der Baumaßnahmen, die getroffen wurden, über den Grund-
wasserstrom durchzuführen. Der im Gesundheitsministerium zuständige
MR Busch erörterte dann das Messprogramm, das seit 1.1.73 durchge-
führt wurde. Das Grundwasser bewegt sich dort mit 1 m pro Tag, sodaß
selbst bei einem Störfall, wenn Radioaktivität in den Grundwasser-
spiegel kommen sollte, viel Zeit zu Gegenmaßnahmen bleibt. Unterhalb
des Kraftwerkes sind höchstens 30 Brunnen, die davon betroffen wären.

Aus der Diskussion habe ich entnommen, daß sicherlich noch von der
Gesundheitsbehörde auf Drängen von Kraftwerksgegnern zusätzliche Unter-
suchungen über die Auswirkung der Baumaßnahmen und Feldversuche für
die Absorption aufgrund der neuen Probebohrungen notwendig sein werden.
Dafür wird der Kernkraftwerkbetreiber noch einstellige Mio. Unter-
suchungen und Aufträge vergeben müssen.

Die Geowag, die ARGE von Geologen, die ohne Auftrag sich mit dem Problem
sachlich auseinandergesetzt haben, schlagen auch noch zusätzlich vor,
man sollte auf dem Schlier rund um das Kraftwerk noch eine kastenför-
mige Abdichtung durchführen. Über diese Kosten konnte in der Sitzung
niemand Auskunft geben.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Laß in der E-Wirtschaft feststellen, was
diese beiden Maßnahmen höchstens kosten können.

Im Parteivorstand berichtete Kreisky zuerst über die Wirtschaftslage,
in dieser jetzigen Rezession kommt es zu einer Belastungsprobe der
Solidarität von Belegschaften in den verschiedensten Betrieben. Typi-
sches Beispiel: Felten & Guilleaume, wo die dortige Belegschaft unter
allen Umständen den Ersatzbetrieb, der wieder Baustahlgitter erzeugen
würde, haben möchte, die anderen Betriebe der VÖEST-Alpine, die aus
der Stillegung Diemlachs eine größere Beschäftigung insbesondere in
Donawitz erwarten könnten, lehnen dies natürlich ganz besonders ab.



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Kreisky erklärte dezidiert, die deutsch-österreichische Unternehmergruppe,
die Diemlach übernehmen möchte und die dort Baustahlgitter weiter er-
zeugt, erklärt, daß die Produkte von anderen VÖEST-Alpine-Betrieben
nicht erzeugt werden, da sie den Schrott aus Importen heranbringen und
daher die österreichische Aufbringung für die VÖEST-Alpine und die
anderen Stahlerzeugern sowieso bleibt, und daß ihre Produktion nicht
auf die Gesamtquote angerechnet werden muß, die die EG Österreich sei-
nerzeit zuerkannte.

ANMERKUNG FÜR MEISL, MARSCH UND HAFFNER: Bitte zu dieser Behauptung
entsprechende Stellungnahme ausarbeiten lassen.

Während Kreisky noch bei der Regierungsvorbesprechung darauf verwies,
daß jetzt mit dem Pressehearing die Probleme der verstaatlichten In-
dustrie in der Öffentlichkeit sachlich und gründlich diskutiert wer-
den sollten, muß er jetzt feststellen, daß dieses Pressehearing ja aus-
schließlich dazu gedient hat, um das schlechte Gewissen der Medien
aufzurütteln, scheinbar war er mit dem Echo und der Diskussion nicht
allzu zufrieden. Neuerdings hat dann Kreisky auf die Aufstellung
Dallingers verwiesen, daß pro capita die Privatindustrie mehr Unter-
stützung aus der Arbeitsmarktförderung als die Verstaatlichte bekommt.

Kreisky begann sich dann mit den Problemen von BMW und insbesondere
SDP zu beschäftigen. Gerade zu diesem Moment ist dann GD Androsch er-
schienen. Kreisky kritisierte, daß SDP behauptet, daß die Regierung an
dem Unvermögen, Panzer liefern zu können, schuld ist, die einzige Mög-
lichkeit derzeit wäre nach Libyen, was sofort auf größte Kritik der
USA stößt. Lieferungen nach Chile wurden aufgrund der gesetzlichen
Situation abgelehnt, dafür konnte nach Argentinien geliefert werden,
bevor natürlich der Falklandkonflikt begann. Nach Bolivien wurden
seinerzeit bei einer demokratischen Regierung Panzer verkauft, die
aber dann nach dem Regierungswechsel sofort gegen die Bevölkerung ein-
gesetzt wurden. In Zukunft darf man überhaupt nicht vergessen, daß
wenn sich die USA und die SU wieder einmal einigen, dann für die Waffen-
produzenten fast kein Spielraum mehr für Exporte verbleibt.

Als letzten Punkt erörterte Kreisky dann seine Auffassung über die
Arbeitszeitverkürzung, dort wiederholte er nur, was bereits bei der Re-
gierungsvorbesprechung von ihm festgehalten wurde, man dürfe die Jugend,
wenn sie ausgelernt hat, nicht aus den Betrieben freisetzen und gleich-
zeitig ältere Arbeiter Nacht- und Schichtarbeiter, die besonders ausgebobert, sind noch länger arbeiten lassen. Hier müsse man über die Pen-


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sionierungsmöglichkeit, Lebensarbeitszeit usw. neue Wege gehen.

In der Diskussion meinte LH-Stv. Frühbauer, daß man bezüglich der Weiter-
führung von Diemlach sehr vorsichtig sein sollte, denn überall muß
die Stahlkapazität zurückgenommen werden, niemand würde in der EG
verstehen, daß wir einen neuen Betrieb errichten. Die Beschäftigungs-
gesetze dieses Jahres wirken nicht, weil die Bauten in Kärnten, die
alle bereits in Angriff genommen werden könnten, noch immer im Mini-
sterium hängen. Bezüglich der Auseinandersetzung zwischen Kreisky
und Androsch appellierte er, daß man diese nicht so führen sollte.
Kreisky unterbrach ihn sofort und meinte, man dürfe sich nicht immer
mit Appellen an ihm wenden, er ist nicht mehr in der Lage diese ständi-
gen Angriffe von Androsch auf die Regierung hinzunehmen. Die Freunde
Androschs müssen sich schon an Androsch wenden, damit nicht immer eine
solche Situation entsteht.

Androsch, der sich vielleicht erst später, wenn überhaupt, gemeldet
hätte, antwortete daher sofort und erklärte, auf einer Pressekonferenz
hätte er den Konzernbericht bringen müssen, die positiven Betriebe,
die er dort alle erwähnte, die die CA Gott sei dank auch hat, wurden
von der Berichterstattung überhaupt übergangen, nur die 4 negativ ge-
barenden Semperit, Stölzle, Leykam und SDP besonders herausgestrichen.
Auf entsprechende Anfragen hat er dann die bekannten und in den Zei-
tungen groß herausgemachten Äußerungen gemacht. Die Strukturprobleme
bei Mopeds, die 150 Panzer, die jetzt auf Halde liegen mit einem Wert
von 1,8 Mrd. S, daß im Vorjahr nur die 45 nach Argentinien geliefert
werden konnten und daß eben durch die Absatzschwierigkeiten für
SDP diese Situation entstanden ist. Kreisky meldete sich auch sofort
und meinte, das seien falsche Darstellungen, der Chileexport war in der
Regierung umstritten, die 100.000 arbeitslosen Bauarbeiter stimmen
überhaupt nicht, es geht nicht an, daß immer so negative Kritiken
über die Regierung gemacht werden. Die CA sponsert jetzt ÖVP-Organi-
sationen wie den Akademikerbund, monatelang hat er sich die Regie-
rungskritik gefallen lassen, jetzt nicht mehr. Er müsse auch die Re-
gierung entsprechend verteidigen. Er hätte im Pressefoyer nach
der letzten Regierungssitzung keinesfalls spontan reagiert, er hat
bereits in der Regierungsvorbesprechung auf diesen Umstand hingewie-
sen, er erwartet auch, wie dies dann auch zutraf, daß die Presse ihn
über die Kritik Androschs selbstverständlich fragen wird.

Wenn jetzt Genossen beunruhigt sind, dann müßten sie sich nicht an
ihn, sondern an eine andere Adresse, gemeint war selbstverständlich


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Androsch, wenden. Im Parteivorstand ist Gelegenheit über alles zu dis-
kutieren, hier wurde aber nie etwas gesagt. Im Parteivorstand würde
Kreisky auch hinnehmen, wenn man ihn kritisiert, ja selbst wenn der
Parteivorstand feststellen würde, daß er falsch gehandelt hat, würde
er das als Vorsitzender akzeptieren. Nur die verschiedensten Angriffe
in der Vergangenheit in den verschiedensten Organen und Massenmedien
nimmt er nicht mehr zur Kenntnis.

Blecha als Vorsitzender für diesen Tagesordnungspunkt schaltete sich
jetzt ein und meinte jetzt von die Vorbereitungen zum Wahlkampf auf
Touren laufen werden, sei ein ökonomischer Defätismus gefährlich.

In der weiteren Diskussion hat dann LRat Gruber als BRO von VEW
Kapfenberg auf die Felten & Guilleaume verwiesen, der GD-Stv. Fegerl
von der VÖEST-Alpine, ein ÖVP-Funktionär, ist natürlich dafür, daß
alles nach Donawitz kommt, dort hat der ÖAAB entsprechende Einfluß-
möglichkeiten, in Bruck und Kapfenberg haben sie nichts zu bestellen.
AK-Präs. Czettel beschäftigte sich dann mit der Arbeitszeitverkürzung
und meinte, man wird diese Tabus jetzt besprechen müssen, eine gene-
relle Arbeitszeitsenkung kommt sicherlich nicht infrage. Der VÖEST-
Alpine, BRO NR Ruhaltinger, dagegen meinte wieder, eine Differenzierung
der Arbeitszeitverkürzung wird sehr schwer sein. Der Gewerkschaftsob-
mannstellvertreter der Privatangestellten, Braun, bemerkte, daß die
Arbeitszeitverkürzung nicht ein sozialpolitisches Problem ist, son-
dern jetzt schon ein wirtschaftspolitisches, daß man sich ohne vollen
Lohnausgleich wird durchführen müssen.

LH Wagner knüpfte an den Diskussionsbeitrag seines Stellvertreters
Frühbauer an und meinte, es wäre immer besser, gleich hier im Partei-
vorstand alles zu diskutieren, auch die persönlichen Differenzen. Auch
am Parteitag wäre es geschickter gewesen, die Angelegenheit Cap, Kery
auszudiskutieren. Einmal muß gesagt werden, daß Kreisky jederzeit
zu sprechen ist, eine ungeheure Leistung vollbringt und daß man jetzt
einmal auch sagen muß, wie sehr ihm alle zu Dank verpflichtet sind.
In unsere Diskussion und insbesondere im Parteivorstand haben sich
Sachen eingeschlichen, die nicht gut sind. Man muß erstens mehr mit
einander reden und nicht gleich in die Medien gehen, zweitens die
Presseaussagen, die dann oft gedruckt werden, müßte man vorerst prüfen,
bevor man sie als gegeben annimmt. Drittens, die Laxheit und die
Routine und die Bürokratisierung schaden uns sehr.



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Auch wenn es Androsch jetzt kränken wird, hat schon seinerzeit bei
der Regierungsklausur als 8. Redner vorgeschlagen, Kreisky und Androsch
sollen sich aussöhnen; obwohl er mit Androsch nur eine halbe Stunde
insgesamt während der ganzen Regierungszeit von ihm geredet hat, ein
einziges mal Tennis mit ihm gespielt hat, wird er jetzt als sein Paten-
onkel dargestellt, was überhaupt nicht stimmt. Diese Fraktionierung,
die von manchen vorgenommen wurde, ist schlecht. Am meisten kritisierte
Wagner aber, daß die Regierung nicht voll anwesend ist.

Blecha meldete sich als Vorsitzender wieder sofort zu Wort und meinte,
es gibt keine Fraktionierung in der Partei, jede Ansätze dazu müßten
auch sofort unterbunden werden, sonst ergeht es uns wie der deutschen
Bruderpartei.

Landtagspräsident Pfoch kam dann auf die Diskussion der Kreisky-
Androsch-Auseinandersetzung in den Sektionen zu sprechen. Die Mitglie-
der haben noch vertrauen zu Kreisky und der SPÖ, die Gegner und die
Massenmedien wollen dies zerstören.

Stadtrat Mayr beschäftigt sich mit der Auswirkung der Arbeitszeitver-
kürzung bei den öffentlich Bediensteten; da 50% des Personals ohne
Rationalisierungsmöglichkeit in Wien arbeiten, Spitäler usw., würde
eine Arbeitszeitverkürzung bewirken, daß von den 9 Mrd. Investitionen
1 Mrd. dann noch wieder zu Personalkosten rüberwandern würde.

Zentralsekretär Marsch war über die Stellungnahme von Androsch bei der
Pressepräsentation von GD Androsch entsetzt, er meinte, Androsch müsse
nächste Woche dem Präsidium die Fakten vorlegen, damit man noch ein-
mal dort darüber diskutiert, denn die derzeitige Zerreißprobe sei
unerträglich.

Hofstetter meinte, der ÖGB werde die Arbeitszeitverkürzung, die nur
eine selektive sein kann und wo man auch die Überstundenproblematik
berücksichtigen müsse, sehr genau diskutieren. Wichtig sei auch aber,
daß endlich Beschlüsse, die die Partei faßt, durchgezogen werden und
daß Geschlossenheit und Glaubwürdigkeit wieder eintreten. Er wendet
sich insbesondere auch gegen die Popularitätshascherei, Tatsache ist
ist, daß jedermann sagt, Kreisky und Benya werden alles schon richten.

Staatssekretär Fast beschäftigt sich ebenfalls mit der Arbeitszeitver-
kürzung und meinte, dies und die Lohnpolitik seien doch eine Angelegenheit
primär der Gewerkschaften.



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Pöder, Obmann der Gemeindebediensteten, meint, eine Arbeitszeitverkürzung
könnte niemals linear erfolgen. Vor allem aber müsse man jetzt vor
den Wahlen nicht gerade dieses Problem so wie auch andere Probleme,
Besteuerung von Überstunden und insbesondere Reduzierung der höheren
Einkommen, die auf die öffentlich Bediensteten natürlich entsprechend
wirken, jetzt gerade zu diskutieren beginnen.

Bgm. Mayer von Bregenz verwies darauf, daß für Vorarlberg die Arbeits-
zeitverkürzung ein besonderes Problem darstellt. Der HK-Präsident
Guntram Hämmerle hätte der Gewerkschaft eine Arbeitszeitverkürzung
auf 36 Stunden angeboten, wenn er die Schichten entsprechend nach
seinen Bedürfnissen einteilten könnte.

Staatssekretär Löschnak meinte zur Arbeitszeitverkürzung, daß dies
im öffentlichen Dienst nicht vorrangig ist, dort ergibt aber das Pro-
blem der Mio. Überstunden, die geleistet werden, eine ganz eigene Situ-
ation.

Von Niederösterreich berichtete AK-Präs. Hesoun, daß auch dort bei
Regionalschwierigkeiten immer sofort der Ruf nach LH-Stv. Grünzweig
und ganz besonders BK Kreisky zur Hilfe verlangt wird.

Kreisky faßte dann die Diskussion in seinem Schlußwort zusammen.
Die Arbeitszeitverkürzung ist eine wichtige Frage, wird nie mehr von
der Tagesordnung verschwinden und es darf nicht das selbe passieren
wie die Urlaubsverlängerung. Dort hat es dann den Anschein, wie wenn
die Regierung progressiver sei als der ÖGB. Die Urlaubsverlängerung
stellt sich derzeit heraus, daß sie nicht populär ist. Schon beim
ersten Beschäftigungsprogramm hat Kreisky in den Regierungsvorbespre-
chungen festgestellt und hier möchte er es daher wiederholen, hat es
große Schwächen in der Verwaltung mit der Durchführung gegeben. Er
wird daher neuerdings die Minister auffordern entsprechende Maßnahmen
in ihren Ministerien zu setzen, damit die Bürokratie nicht sabotieren
kann.

Androsch hat jetzt im Wochenpresseartikel die Regierung kritisiert,
er hat in in- und ausländischen Pressen Bemerkungen über die Regie-
rung gemacht, daß sie eine Entscheidungssklerose hat usw., dies in
einer Zeit, wo die schwierigste Nationalratsdebatte bevorsteht. Immer
wieder kommen auch illoyale Erklärungen über die Regierung aus gewis-
sen Ecken, von denen man schon weiß, von wem sie gesponsert werden.
Freunde von Dr. Androsch, die es überall gibt, die sollen sich nicht


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an ihn wenden. Er ist gerne bereit diesen die Dokumentation zu lie-
fern, wie und wo hier überall gegen die Regierung gearbeitet wird. Ge-
rade in der letzten Zeit hat sich trotzdem die Wahlchance der SPÖ
von Monat zu Monat verbessert, aber wenn diese Kritik fortgesetzt
wird, dann wird es nicht gut ausgehen. Wichtiger wäre es, wenn die CA
ihre echten Probleme mit dem Konzern lösen würde anstatt nur die PR-
Arbeit zu betreiben, was dort geschieht, geht über sein Fassungsvermögen.
Jeder hat seine Verantwortung zu tragen, ich habe die meine getragen,
schloß Kreisky.

Es war schon lange nicht eine so umfangreiche Diskussion und eigent-
lich harte Auseinandersetzung im Parteivorstand wie dieses Mal.
Die weiteren Punkte, die Marsch in der Konstituierung des Parteivor-
standes aus der Parteiorganisation, Vorbereitung nationaler Delegation,
Anträge und Resolutionen dann vortrug, fand schon nur mehr bei einem
Drittel der ursprünglich Anwesenden statt und ich kann wohl sagen,
interessierte kaum jemanden.

GD Buchner, Chemie Linz, geht in Pension und hat sich bei mir verabschie-
det, es war, wie er sagte, zwischen ihm und mir immer eine gute Zusammen-
arbeit, wofür er sich bei mir, ich aber auch bei ihm bedankte.

Elfriede Ott, die in Maria Enzersdorf wohnt, hat jetzt die Absicht und
die Möglichkeit in der Burg Liechtenstein eine Nestroy Gewürzkrämer-
kleeblatt, aufzuführen. Sie selbst hat das Ganze organisiert, die
Gemeinde muß vertraglich die Burg restaurieren, Haffner und ich haben
ihr zugesagt, wenn ein Gewerbebetrieb dort installiert wird, wir
entsprechende Unterstützung, Klosettanlagen verbessern und sonstige
Fremdenverkehrsinvestitionen, zu unterstützen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Vielleicht können wir noch im heurigen Jahr
was machen.

Die Fa. Persil, GD Kafka, hat, bevor er mit Dir. Schmidt über die Einweg-
gebindesteuer mit mir verhandelte, den Konzernchef aus Düsseldorf,
Dir. Sihler mir vorgestellt. Dieser Kärntner hat im Henkelkonzern
eine große Karriere hinter sich, weltweit, ist er überzeugt, wird es
nur wieder einen Aufschwung geben, wenn man die notwendigen Mittel
für die Entwicklungsländer zur Verfügung stellt. Die Kredit- und Wäh-
rungssituation im Osten und Westen bereitet in Deutschland, aber auch im
Henkelkonzern große Probleme, er ist davon überzeugt, daß bei den
nächsten Wahlen in Deutschland die CDU/CSU die absolute Mehrheit be-


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kommt und als zweite Partei nur noch die SPD im Bundesrat vertreten
ist. Weder die Freiheitlichen noch die Grünen würden nach seiner
Meinung nach ein Mandat bekommen. Dies wäre natürlich eine optimale
Lösung für die Regierungsfähigkeit in Deutschland, ich fürchte nur,
daß es sich hier um Wunschdenken handelt.

Persil- und Unileververtreter waren sehr froh von mir zu hören, daß
die Einweggebindesteuer in Wien sich nur auf Getränke bezieht, da sie
auf die Getränkesteuer aufgebaut ist. Waschmittelfabrikanten können
nämlich ihre Produkte nur in PVC-Flaschen abfüllen, Glasflaschen
kämen dafür nicht infrage. Ich schlug den Vertretern dann vor, sie
sollten sich mehr anstrengen und für das Recycling entsprechende Vor-
schläge unterbreiten. Beide verlangten, es müßten die Einweggebinde
Kunststoffflaschen sortenrein an sie angeliefert werden. Dies ist voll-
kommen unmöglich. Beide versprachen eine ARGE über Recyclingmethoden
auf dem Kunststoffsektor neuerdings zu aktivieren und entsprechende Vor-
schläge zu unterbreiten.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte diesen Vorschlag unbedingt
aufgreifen.

Beim Abendessen des omanischen Ministers waren sowohl Bautenminister
Sekanina, der ja der Einladende dieses Ministers war, als auch Minister
Haiden und ich anwesend. Während bei manchen anderen Veranstaltungen
und Essen während des bisherigen Besuches weder Sekanina noch Haiden
anwesend waren und die Omaner angelacht schon sehr verärgert waren,
wurde durch die Anwesenheit aller drei Minister diesmal alles wieder
gut gemacht. Ich habe dem Omaner die von der Staatsdruckerei mir über-
mittelten Offerte und Druckproben von Marken, die nicht nur für Öster-
reich, sondern auch für viele anderen Länder hergestellt werden, über-
geben, mit dem Wunsch, daß die Staatsdruckerei unbedingt zur Offerter-
stellung und Markendruck herangezogen werden sollte. Interessant für
mich war die Reaktion und Frage, ob es sich dabei um einen Privatbe-
trieb handelt. Als ich erklärte, daß die Staatsdruckerei ein Staats-
betrieb ist, war deutlich zu erkennen, daß man in diesem Fall viel
mehr Interesse an einer Geschäftsverbindung hat. Gerade in den arabi-
schen Ländern gilt alles, was Staat ist, mehr, sicherlich ausgelöst durch
den guten Ruf von Bundeskanzler Kreisky dort hat und der dazu beiträgt,
daß österreichische Firmen große Möglichkeiten in diesen arabischen
Staaten haben. Unerklärlich ist mir nur, warum Sekanina diesen Minister
eingeladen hat, Landwirtschaftsminister Haiden wurde von seinem Gegen-
über, der auf Österreichbesuch war, nach Oman geladen. Dort wieder hat man


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ihm zu erkennen gegeben, daß dieser omanische Minister für Vermessung
und ich weiß nicht, was sonst noch an unbedeutenden Agenden zuständig
ist, gerne nach Österreich kommen möchte, Sekanina wurde gefragt und
hat dann großzügig und gutgläubig gemeint, wenn er kommen will, lade
ich ihn ein, daß der dann wirklich erschien und ihn jetzt budgetär
und auch zeitmäßig in die größten Verlegenheiten bringt, hat er nicht
gerechnet. Wie mir unser Protokollmann Dersch mitteilte, der ja auch
für das Bautenministerium zuständig ist, muß Sekanina jetzt ein
eigens BÜG für diesen Besuch machen, da sein Budget mit Repräsenta-
tionsausgaben von 60.000 S nicht annähernd ausreicht. Hier bin ich
wirklich glücklich, daß ich eine bessere Möglichkeit mit der Handels-
kammer habe.

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Tagesprogramm, 25.11.1982


Tätigkeit: Produktionsdir. VÖEST, ÖVP


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Obmann Gew. Gemeindebedienstete


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Sts. BKA


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
        GND ID: 119083906


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Dramatiker


          Einträge mit Erwähnung:


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Präsident AK
              GND ID: 121924882


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Wr. SPÖ-GR-Abg., GPA, NR-Abg.


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Beamter HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Finanzminister
                    GND ID: 118503049


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: ZS GPA, ab 1980 Sozialminister


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Präsident Vbg. Handelskammer


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: GD Fa. Persil


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


                            Einträge mit Erwähnung:
                              GND ID: 129507873


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Bildungs-LR bzw. LH-Stv., SPÖ


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: SPÖ-Zentralsekr.


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Dir. Unilever Ö, Präs. Werberat; evtl. Falschidentifikation


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: CSSR-Staatspräs.


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Bgm. Bregenz


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: MR HM


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Wr. Wirtschafts- u. Finanzstadtrat


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Präs. AK NÖ


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: LR Stmk., ZBO VEW


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: bgld. LH


                                                  Einträge mit Erwähnung:


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: Sts.


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                                        GND ID: 102318379X


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Leitender Sekretär ÖGB, SPÖ-NR-Abg.
                                                          GND ID: 136895662


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: Chemie Linz


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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                                                                Tätigkeit: LH Kärnten, SPÖ


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                                                                  Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
                                                                  GND ID: 12053536X


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: Wr. Vize-Bgm., SPÖ


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                          GND ID: 118566512


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                                            Tätigkeit: ZBO VÖEST-Alpine


                                                                            Einträge mit Erwähnung: