Freitag, der 21. Mai 1982 bis Sonntag, der 23. Mai 1982

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Freitag, 21. bis Sonntag, 23. Mai 1982

Dipl.Ing. Wieser, Mittelbetrieb mit 200 Beschäftigten in Mödling, Wr.
Neustadt, Bad Aussee und Pinkafeld, erzeugt Maschinen und jetzt Frigutur, eine patentierte Styroporerzeugung. Sein Umsatz ist 150 Mio. S,
momentan ist er in Kreditschwierigkeiten, weil die CA ihm 6 Mio. gegeben
hat und nicht erhöht. Er hat 4000 m² Haus am Handelskai, möchte das jetzt
der Anlagenleasing um 88 1/2 Mio. S zur Verfügung stellen, 1 Mio. Miet-
einnahmen, trotzdem hat er große Schwierigkeiten. Ich habe mit dem Sozi-
alministerium, Arbeitsmarktförderung, Bednar gesprochen, der erklärte, er
wird sich den Fall genau ansehen. MR Fellner, mit dem er gekommen ist,
wird die Sache weiter verfolgen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte laß Dir von Fellner darüber berichten.

Bei der diesjährigen Ordens- und Dekretverleihung waren von 20 ausnahms-
weise 3 Frauen. Dies gibt mir natürlich immer besondere Möglichkeit,
doch darauf zu verweisen, daß es eben nicht nur auszuzeichnende Männer,
sondern sicherlich mindestens genauso tüchtige Frauen gibt. Dies ist
gerade bei der Frau Frey, Autoimporteur und bei Frau Witt, SchmidtbergerSchmidtberger Plasit, besonders der Fall gewesen. Der älteste Teilnehmer, ein 91-jähri-
ger Briefmarkensammler und -händler, kam leider zu spät und war so schüch-
tern, daß er sozusagen meine feierliche Ansprache nicht stören wollte,
nachher ist er ganz bescheiden gekommen und meinte, ob er nicht doch
seinen Orden bekommen könnte. Diesmal wollte sogar der von mir ausge-
zeichnete Direktor vom Intercontinental, Edmaier Dankesworte sagen, etwas
was wirklich gar nicht so schlecht ist. Da dadurch die Feier ein wenig
abwechslungsreich und vor allem dann auch abgeschlossen ist.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Laß prüfen, ob nicht wirklich immer zum Schluß
einer von den ausgezeichneten reden sollte.

Die zweite csl.-österr. Gemischte Kommission verlief wie erwartet. Be-
reits bei der Vorbesprechung in meinem Zimmer konnte ich feststellen, daß
es eigentlich keine großen Probleme gibt, das Protokoll ja wie üblich
bei allen anderen Gemischten Kommissionen auch bereits fertig ist, die
Beamten hatten dies schon entsprechend abgestimmt, so daß als einzige
Aufgabe verblieb, in den Sitzungen allgemeine Bemerkungen zu machen
und Details zur Sprache zu bringen, die die andere Seite halt mehr oder
minder zur Kenntnis nimmt. Ich hatte einleitend auf die Passivität un-
serer Außenhandelsstatistik verwiesen. Danach haben wir für 6,3 Mrd. S


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im vergangenen Jahr Waren eingeführt und nur für 3,3 Mrd. exportiert, un-
ser Handelsbilanzdefizit beträgt also über 3 Mrd. Nach der tschechischen
Statistik, die Transitlieferungen über Österreich auch aufnehmen, be-
trägt die tschechische Einfuhr 2 Mrd. 537 Mio. Tschechen-Kronen und die
tschechische Ausfuhr 2 Mrd. 585 Mio. Tschechen-Kronen, d.h. wir sind fast
ausgeglichen, da alle Transitexporte auch unserer Handelsstatistik an-
gelastet werden. Ich glaube, auf die Dauer ist es wirklich unerträglich,
daß insbesondere mit den Staatshandelsländern derartige statistische
Differenzen aufscheinen können, hier müßte entweder versucht werden,
doch eine gemeinsame Linie zu finden, oder man müßte fast 2 Statistiken,
Herkunftsländer und Bezugsländer führen.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Stell das einmal im Statistischen Zentral-
amt neuerdings zur Diskussion.

Selbstverständlich hat Minister Urban von mir persönlich die ellenlan-
gen Listen über Kooperationswünsche, Lieferwünsche, Lieferbeschwerden
usw. bekommen, die übrigens auch schon Außenminister Pahr seinem Ge-
genüber Chňoupek zum Ärger von MR Fälbl überreicht hat. Fälbl sieht
darin eine riesige Kompetenzüberschreitung, fürchtet schon, daß er in
Hinkunft nichts mehr zu vermelden hat, vor allem aber bemerkt er, daß
damit die ganze Verhandlungsmethode auch anderen Ministerien oder Mi-
nistern bekannt wird, was wie er vielleicht sogar zu recht gar seinem
Ansehen schadet. So wie für mich die Besprechungen der Außenminister, die
ja meistens Tour d'Horizon machen und in den seltensten Fällen konkre-
te Ergebnisse erzielen, er z.B. neuerdings Pahr auf seiner Mongolei-
und Chinareise, sind auch die Gespräche auf Handelsministerebene wirk-
lich nur da um guten Wind für Firmen zu machen, damit die in diesen
Staatshandelsländern dann ev. leichter zum Zug kommen. Da dies wesentlich
konkreter ist als die allgemein politischen Diskussionen von Außenmini-
stern, kommt jetzt natürlich auch bei ihnen immer mehr in Mode, Wirt-
schaftsfragen anzuschneiden. Vom Kompetenzstandpunkt müßte man sich
dagegen auf das entschiedenste verwahren. Vom praktischen Standpunkt
und vielleicht auch wirklich für weitere Hilfe für die Firmen, weshalb
diese ja auch den Außenminister jetzt ebenfalls schon begleiten, kann
man dies nur begrüßen. MR Fälbl und viele andere Beamten werden diese
Stellungnahme allerdings nie verstehen.

Der tschechische Außenhandelsminister Urban, hat eine vorbereitete Rede
gehalten und kam dann auch auf einige konkrete Wünsche. Zollermäßigung
eine Liste wurde vorher schon Fälbl übergeben, Kooperationsvorschläge
auch von der tschechischen Seite und vor allem die Forderung der Bau-


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geologie auf Genehmigung für Spezialarbeiter und Angestellte, Arbeits-
bewilligungen in Österreich zu bekommen, und vom tschechischen
Reisebüro Cedok, das nicht nur Information sondern auch Buchungen durch-
führen möchte.

Für Baugeologie konnte ich erklären, daß das Sozialministerium die letzten
Wünsche erfüllt hat, und für Cedok erklärte ich dann sofort bei der Nach-
mittagssitzung, ja sogar schon beim offiziellen Mittagessen, welche
Möglichkeiten es gibt um den tschechischen Wunsch zu erfüllen. Dr.
Haffner versuchte nämlich über das Haus entsprechende Informationen zu
bekommen, was nur teilweise gelang und zwar immer gleich direkt bei den
Referenten und nicht über die Fremdenverkehrsabteilung. Da wären wir
wenn überhaupt erst wahrscheinlich in Wochen unzulängliche Informationen
bekommen. Bei einem Donnerstagfeiertag kann man überhaupt damit rech-
nen, daß Freitag nichts zu erreichen ist. Urban und auch der tschechi-
sche Botschafter in Österreich, Kadnár war über die rasche Information
sehr erstaunt.

Wichtig für zwei österreichische Sparten war auch, daß Urban erklärte,
PVC wird wie vereinbart und von ihm bei der letzten Gemischten Kommission
zugesagt nur in einem Rahmen von 5000 bis 6000 to tschechischerseits
exportiert, bei Kaolin wird außerdem keine Erhöhung vorgenommen sondern
sogar eine Reduktion. Beides soll bereits zur Befriedigung der öster-
reichischen Firmen durchgeführt werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte den Firmen mitteilen.

Landwirtschaftsministeriumsvertreter Dipl.VW Oemer flüsterte mir zu,
er hätte von seinem SC Steiner den Auftrag, den Tschechen mitzuteilen,
daß sie ein Holzdumpingverfahren erwarten müssen. Er war selbst so
unsicher, daß er dies mir nur mitteilte in der Hoffnung ich würde ihn
ersuchen von dieser unsinnigen Maßnahme zurückzustehen. Die Tschechen
wären sehr überrascht gewesen, vor allem aber haben wir keinerlei Un-
terlagenmaterial bekommen. Eine Information bei SC Steiner ergab dann,
daß angeblich die Tschechen Nadelrundholz um 892 S importieren, gegen-
über dem inländischen Preis von 1.263,--. Bei Nadelschnittholz ist
1.333,-- gegenüber 2,489,--. Ich habe beim Abendempfang dann Herrn
Brandstätter, ein großer Importeur, den wir übrigens dann sonntags beab-
sichtigten, nicht zuletzt für mich aus diesem Grund mit Urban zu besu-
chen, festgestellt, daß diese Ziffern nicht stimmen. Er behauptet, daß
Nadelrundholz jetzt außer natürlich der Klasse 4, wo er einen 20 %-igen
Abschlag gibt, mit ungefähr 1000.-- von beiden Seiten verkauft wird.



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Bei Schnittholz liegt der Inlandspreis 1.900.-- bis 2.000,-- gegenüber
dem tschechischen Import 1.700,--, genau wie aus der BRD, nur bei billigem
Palettenholz kann man bis zu 30 % Abschlag erreichen. Qualitätsvergleiche
ergeben also, daß die selben Preise verlangt werden. Oemer war sehr froh,
daß ich mit SC Steiner darüber gesprochen habe, obwohl dieser ihm dann
wieder, wie er mir abends mitteilte, große Vorwürfe machte.

Zum Essen im Sacher und dann beim Empfang in der tschechischen Botschaft
abends sind sehr viele Firmenvertreter und selbstverständlich alle
Beamten gekommen. Außer daß am Abend auch noch der KP-Chef Muhri, der
immer bei den Empfängen der Oststaaten eingeladen wird, erschien, gab
es nichts besonderes, vorher wurde nur auf der Botschaft zwischen
Metalimex und VÖEST-Alpine ein Kohlevertrag bis 1990 abgeschlossen, die
Tschechen haben jederzeit immer diese ca. 1 Mio. to Kohle und Koks gelie-
fert.

Die einzige Mißstimmung, die es bei diesem Besuch gegeben hat, war, daß
der tschechische Botschafter Kadnár fragte, wer denn eigentlich von
Tschechisch ins Deutsche übersetzt. Fälbl hat angeblich vorher mit allen
Beteiligten auch in Anwesenheit des tschechischen Botschafters verein-
bart, daß nur die Tschechen einen Übersetzer stellen, der allerdings
gleichzeitig auch Mitglied der Delegation war. Kadnár hat nun die Frage
aufgeworfen, wieso ein Delegationsmitglied dazu käme, die Übersetzung
auch ins Deutsche durchzuführen. Ich habe sofort Fälbl darauf aufmerksam
gemacht, daß in Hinkunft trotz entsprechender gegenteiliger Vereinba-
rungen vorgesorgt werden muß, daß zumindestens der tschechischen Seite
ein Dolmetsch von uns angeboten wird. Wenn sie dann darauf speziell
verzichten, ist dies was anderes als wenn man gleich von vorneherein
annimmt, daß die Tschechen sowieso die ganze Übersetzung übernehmen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte dieses Ritual jetzt bei allen Gemischten
Kommissionen einhalten.

Der ARBÖ hat jetzt Schwierigkeiten zusätzliche Mitglieder durch seine
11.000 Funktionäre werben zur lassen. Immerhin hat Gen.Sekr. Effenberger
jetzt an die 400 Beschäftigte und da kann er mit den Einnahmen aus der
Steigerung der Mitgliedsbeiträge kaum mehr die gestiegenen Kosten decken.
Um das ganze jetzt mehr zu kommerzialisieren, möchte er jetzt eine
große Werbeaktion starten, wo er den Funktionären Prämien aus einem
guten Restkauf von etlichen tausend Uhren besonderen Anreiz gibt. Effen-
berger
teilte mir auch offiziell mit, daß der ARBÖ jetzt durch unab-
hängige Richterforen festgestellt bekommen hat, daß er nicht eine Teil-


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organisation der SPÖ ist. Dies ist für mich besonders wichtig, weil die
andere Seite mir immer wieder mein Auftreten für den ARBÖ entsprechende
Parteipolitikmotive offiziell unterstellen will. Inoffiziell kann ich
es ja gar nicht verhindern und möchte dies auch nicht.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Effenberger in jeder Beziehung unterstützen.

Erstmals soweit ich mich erinnern kann ist der amerikanische Botschafts-
rat Bloch gekommen, um über die Handelsbeziehungen zu Staatshandelsländern
mit mir sozusagen ein Vieraugengespräch zu führen, an dem allerdings
auch Haffner zweckmäßigerweise teilgenommen hat. Bis jetzt hat sich
nämlich die amerikanische Seite damit begnügt, daß ich bei periodisch
wiederkehrenden Gesprächen in der amerikanisch-österreichischen Handels-
kammer oder bei Vorträgen vor dem Klub der Handelsräte freimütig über
Probleme Ost-West-Handelsbeziehungen immer gesprochen habe. Jetzt
wollte Bloch aber wissen, was bei dem Staatsbesuch an Wirtschaftsfragen
zur Debatte stehen wird, insbesondere natürlich Gaslieferungen, Elektri-
zitätsaustausch, Kreditgewährung, Großgeschäfte und auch die Frage, wie
weit Österreich nicht durch den Export und die Subvention dieses Expor-
tes die amerikanische Wirtschaft unterläuft. Ich konnte auf alles
glaube ich befriedigende Antwort geben, um so mehr als er ja ziemlich
im Detail informiert ist und ich eigentlich ihm kaum etwas neues sagen
konnte. Bloch hat auch sofort eingestanden, daß die amerikanische Außen-
handelspolitik gegenüber der SU nicht konsequent ist. Auf der einen
Seite wird gesagt, daß man Europa weit restriktiv vorgehen soll, auf
der anderen Seite liefert Amerika selbst riesige Getreidemengen. Präs.
Reagan hat ja das Embargo des vorhergehenden Präsidenten Carter aufgeho-
ben. Ich versuchte Bloch zwei Gedanken klarzumachen. Amerika soll
sich nicht der Illusion hingehen, daß wenn der Außenhandel vom Westen
mit der SU und den Oststaaten restringiert wird, daß dann dort eine
liberalere Politik gemacht wird, im Gegenteil man wird garantiert zu
mehr Einschränkungen, insbesondere aber jede Aufweichung und damit Ver-
besserung der dortigen Bevölkerung stoppen. Der Erfolg einer solchen
Politik kann nur sein, daß es den Leuten dann wieder materiell aber
auch politisch schlechter geht. Den Oststaaten mache ich dagegen immer
wieder klar, daß sie nicht glauben sollten, wie das vielleicht Lenin
und vorher schon Marx/Engels angenommen haben, daß die kommunistischen
Staaten in der jetzigen Verflechtung mit dem Westen nur darauf warten
brauchen, bis der böse Kapitalismus zugrunde geht, um ihn dann zu be-
erben. Ich sage im Osten immer wenn im Westen jemand hustet bekommen
die im Osten sofort Lungenentzündung. Wirtschaftsverflechtung des Osten
mit dem Westen insbesondere aber die Kreditgewährung des Ostens, der


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diese Kredite vom Westen immer mehr braucht, haben die Abhängigkeit we-
sentlich vergrößert. Was wir daher brauchen, ist von beiden Seiten eine
Entspannung, die zugegebenermaßen in der jetzigen Situation nicht
sehe, die aber früher oder später wieder kommen muß, zumindestens hoffe
ich darauf. Bloch war über die Aussprache sehr erfreut, insbesondere
über meine ja schon ihm immer abgegebene Versicherung, wenn er irgend-
etwas braucht, soll er jederzeit zu mir kommen, oder auch nur anzurufen,
ich werde ihm freimütigst jede Auskunft geben. Die einzige Möglichkeit
ist, sowohl im Osten als auch im Westen mit der selben Zunge zu spre-
chen, d.h. jede Information sozusagen beiden Seiten zukommen zu lassen
und dadurch als Vertreter eines neutralen Staates klar und deutlich zu
zeigen, daß wir zwar ideologisch selbstverständlich im Westen sind,
aber gerade vielleicht deshalb in der Entspannungspolitik unsere einzige
Chance und Möglichkeit als Kleinstaat sehen.

Herr Mauthner ersuchte mich, wenn jetzt beim Staatsbesuch in der UdSSR
das Problem des Zuckerexportes zur Sprache kommt, darauf zu verweisen,
daß heuer wahrscheinlich ca. 25.000 to exportiert werden könnten, wenn
die notwendigen Transportmittel zur Verfügung stehen. Ähnlich ist es
auch mit Getreide. Hier ist die Exportmenge für die SU allerdings viel
zu gering, darüber hinaus aber würde es sofort entsprechende logisti-
sche Schwierigkeiten geben, die Eisenbahnen sind hoffnungslos verstopft.
Mauthner hat daher den Vorschlag gemacht, man sollte doch prüfen, ob
nicht sowjetisches Getreide, das an Polen geliefert wird, im Vorjahr
fast eine 1/2 Mio. to, nicht von der SU nach Polen, sondern ev. von
Österreich nach Polen, Kauf von der SU, Bezahlung durch die SU und dann
nur Transportaufträge über Polen mit der Absicht, daß dies dann auch
in Polen bleibt. Da wir ja in Österreich keinerlei Endverbrauchszerti-
fikate verlangen, es uns auch ganz egal ist wohin das Getreide geht,
würde dies Transportkosten für die Sowjets ersparen und gleichzeitig aber
uns ermöglichen den Polen in Hinkunft Getreide zu liefern, das wir
sogar noch bezahlt bekommen.

Mauthner teilte mich auch mit, daß heuer die Tschechen 5000 bis 10.000
to Zucker durch Kospol beziehen möchten, 260 $ die to, das ist ein
Frei-Grenze-Preis von 4.-- S, wenn man bedenkt, daß vor ein paar Jahren
noch der Preis mehr als doppelt so hoch war, sieht man wie bei Zucker
die Weltmarktpreise sich auswirken.

Beim Betriebsbesuch in Voith, St. Pölten erzählte mir Außenhandelsminister
Urban, daß sie außer den zwei großen Zellstoffabriken Roshamboro,


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ehem. Rosenburg, das die Kanadier bekommen haben, und jetzt Paskov, das
die Fa. Andritz hatte, in absehbarer Zeit eine dritte große Zellstoffan-
lage mit 200.000 to bauen werden. In diesem 5-Jahres-Plan allerdings
kommt es sicherlich nicht. Derzeit werden fast nur Modernisierungen
vorgenommen. Die Fa. Voith, die jetzt bereits 18 Papiermaschinen seit
dem Jahre 1904 geliefert hat und 16 umgebaut hat, hat daher große
Auftragsmöglichkeiten. Dir. Roth von der Fa. Voith versuchte Urban dafür
zu gewinnen, daß jetzt eine Kooperation über Wasserturbinen, Kupplungen,
Getriebe und vor allem aber Asbestzementmaschinen mit der CSSR angestrebt
werden.

Ich habe Urban gefragt, wie es mit dem Donaukraftwerk in Gabčíkovo wei-
tergeht. Er erklärte freimütig, die Tschechen hätten schon sehr viel
investiert, wovon ich mich beim letzten Besuch tatsächlich überzeugen
konnte, während die Ungarn sich ungeheuer Zeit lassen. Da ich von der
ungarischen Seite weiß, daß sie an der Fertigstellung dieses Kraftwerk-
es überhaupt kein Interesse haben, da sie entsprechende Auswirkungen
auf ihre Landwirtschaft befürchten, außerdem derzeit kein Geld zu einem
schnellen Weiterbau besitzen und vor allem mit den Tschechen wieder
einmal nicht besonders gut zu sprechen sind, gegenüber den DoKW-Leuten
sogar angedeutet haben, sie könnten sich vorstellen, daß Österreich
hier sich einschaltet, schlug ich Urban vor, er soll den Energiemini-
ster Ehrenberger nicht nur schön grüßen lassen, sondern auch folgende
Idee vortragen. Österreich hat an Gabčíkovo nach unseren Berechnungen
einen Wasseranteil von ca. 13 %. Daraus ergibt sich für uns ein eindeu-
tiges Strombezugsrecht. Ehrenberger sollte überlegen, ob nicht tatsäch-
lich jetzt Österreich mit eingeschaltet wird, um bei diesem Kraftwerk
dann auch finanzielle Leistungen insbesondere aber bautechnische zu
erbringen, damit es schneller vollendet wird und natürlich dann auch die
13 % Strombezug zu bekommen.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte mit Kobilka verbinden.

Nach der Betriebsbesichtigung bei Voith und beim Essen in der Werks-
kantine besuchten wir die ungarische Ausstellung in der Schallaburg,
Matthias Corvinus, und anstellend die Baustelle des DoKW in Melk,
dort sind drei Maschinen von der VÖEST eingebaut und in Betrieb 3
Maschinen von Andritz schon längere Zeit und jetzt kommen die drei von
Voith.

Die Betriebsräte der Fa. Voith, Vize-Bgm. v. St. Pölten Hameder und
BRO Mischak von den Arbeitern ersuchten mich, bei der BAWAG, Dir.



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Flöttl unbedingt zu intervenieren, damit die Steyrmühl eine Papierma-
schine von über 1 Mrd. S, wovon 50 % der Maschinenanteil ist, nicht bei
den Finnen zu kaufen. Durch diese Investition soll die Kapazität von
50.000 auf 90.000 Jato (Jahrestonnen) erhöht werden, diese Rotapapier-
investition ist bereits zu finanzieren aber es muß noch die Haftung
endgültig fixiert werden, die FGG, Dr. Hutterer verlangt, daß auch
25 bis 30 % die BAWAG übernimmt. GD Flöttl hat sich bis jetzt dagegen
ausgesprochen und möchte insbesondere das Konkurrenzoffert von Finnland
favorisieren.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte durch unsere Industrieabteilung prüfen
lassen und sofort mich mit Flöttl verbinden.

Die Fa. Voith hat auch für Bulgarien jetzt für Toilettenpapier eine
Maschine nach Belowo offeriert. Diese würde 250 Mio. S Investitionsauf-
wand kosten, die Fa. Voith würde sehr gerne aus der SU den Glättezy-
linder mit 20 Mio. S beziehen. Durch diese Kooperation könnten sie wahr-
scheinlich den Auftrag in Bulgarien leichter bekommen. Die SU hat bis
jetzt kein Interesse gezeigt, diesen Glättezylinder resp. diese Koope-
ration zu machen, man ersuchte mich bei meinem Staatsbesuch in der SU
gelegentlich zu sprechen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte von der Industriesektion alle Unterla-
gen bezüglich mitnehmen.

Die Fa. Voith hat 1980/81 eine Neun-Meter-Papiermaschinen nach Kondo-
poga in Karelien geliefert. Der dortige Direktor hat entgegen den An-
weisungen zu früh die Rotapapiermaschine, deren Investitionen 650 Mio.
S ausmachte hochgefahren und statt maximal 700 900 m pro Minute bei
einem besonderen Feiertag erzeugt, dadurch ist die Maschine beschädigt
worden. Auch dieses Problem kann in der SU zur Sprache kommen.

Die PM 50, diese Bezeichnung ist von der Fa. Voith rein zufällig, eben-
falls über eine 9-m-Maschine, 700 Tagestonnen Produktion, Geschwindig-
keit 1,050 m pro Minute, in Cziktiya würde Druckpapier erzeugen und
930 Mio. S kosten, diese soll 82/83 zur Ausschreibung gelangen. Die Fa.
Voith ersuchte auch mich hier gegebenenfalls zu intervenieren.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Unterlagen noch von der Industriesektion
resp. Papierverband sammeln.



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Prommaschimport, die alle diese Importe abwickeln würde, hat auch die
Absicht, in Gosnak, wo eine erste Papiermaschine von Voith vor dem Krieg
und eine zweite 1965 aufgestellt wurde, soll eine neue Banknotenpapier-
fabrik oder zumindestens eine dritte Maschine jetzt, die wir liefern
könnten, aufgestellt werden. Auch hier wäre die Fa. Voith daran beson-
ders interessiert.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte die ganzen Projekte so weit wie möglich
noch Informationen sammeln und auf alle Fälle in die SU mitnehmen.

Am Samstag abends sollten wir ein Ballett in der Oper besuchen, die
Tschechen haben aber lieber vorgezogen zu Kollaric in den Prater zu
gehen. Dies ist ein mit Budweiser Bier beliefertes riesiges Prater-
restaurant, firmiert zwar unter dem Begriff Schweizerhaus, Kolarik hat
dort aber wirklich beste Stelzen, prachtvolles Budweiser Bier und
alle tschechischen Minister, die ich bis jetzt gekannt habe, sind dort
sehr gerne hingegangen. Mir konnte es nur recht sein.

Der Blitzbesuch bei der Fa. Brandstetter, eine sehr große Säge in Holla-
brunn mit 200 Beschäftigten, die insbesondere tschechisches Holz ver-
arbeitet, steht auch ständig scheinbar im Programm der tschechischen
Außenhandelsminister. Der ehem. Handelsrat in Wien Kohout kennt Herrn
Brandstätter sehr genau ist mit ihm per Du, wahrscheinlich hat er auch
dort während seiner Wiener Zeit gelegentlich gejagt. Jetzt hat Brand-
stätter
ein neues Parkettsystem, die Fa. Fill in Gurten bei Ried hat ihm
für 700.000,-- eine eigene Parkettschneidemaschine entwickelt, die 70
m² pro Tag macht, dieses Sternparkett, das Muster ist nicht wie Mosaik-
Klebeparkett oder irgend ein Industrieparkett, wirklich an einen handwerk-
lichen Stern erinnert, kostet 990 S pro m² vom Holzwerk Brandstätter.
Urban interessierte sich bis ins letzte Detail für diese Erzeugung,
wahrscheinlich möchten sie auch eine solche Maschine kaufen. Bevor wir
dort den Betriebsrundgang und dann vor allem auch ein Wildschweingatter,
etliche ha, besichtigten und kein Wildschwein sahen, was den Besitzer
furchtbar ärgerte, verhandelte ich noch mit Brandstätter über die Preis-
situation. Der zweite große Sägebetrieb Schweighofer und er wiesen mir
eindeutig nach, daß die Tschechen-Preise annähernd den Weltmarktpreisen
entsprechen, Dumping könnte also auf gar keinen Fall nachgewiesen werden.

Brandstätter als Sprecher der Sägeindustrie bedankte sich bei mir immer
wieder, daß ich so viel Verständnis für dieses sehr schwere Gausch ??



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habe und daß vor allem ich ihm in diesem Fall vor einer unbegründeten
Anklage der Tschechen auf Dumping geschützt habe.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Abteilung soll diesbezüglich mit SC Steiner
weitere Verhandlungen führen.

Brandstätter hat das Wildschweinrevier um 60.000 S gepachtet, hat dort
ein eigenes Haus, das normalerweise 200.000,-- S kostet und sich
für diese Zwecke aber auch andere Zweitwohnungen ideal eignet, aufge-
stellt und macht damit glaube ich eine riesen Propaganda, angeblich
sollen jetzt 50 Frischlinge dort sein, der Eber kommt immer zugelau-
fen, weil er Brot fechtet, nur bei der beabsichtigten Vorführung war
er nicht zu sehen. Auch sonst war es dort sehr dreckig, es hat näm-
lich geregnet, die Aussicht auf die Futterstelle aber hervorragend,
leider wie ich nochmals sagen muß aber ohne Erfolg.

Bei der Fahrt zur Grenze hat mir Urban neuerdings versichert, daß
Ministerpräsident Štrougal mich nicht nur grüßen läßt, sondern immer
wieder ihnen erklärt, wie konstruktiv sei und welche Detailkenntnisse
ich in meinem umfangreichen Kompetenzbereich wisse. Da der Handels-
rat Chrust heuer in Pension geht, erfuhr ich strengst vertraulich, daß
wahrscheinlich der Bruder von Ministerpräsident Štrougal, der jetzt
im Außenhandelsministerium arbeitet, sein Nachfolger werden soll. Dies
ist zumindestens der Vorschlag von Urban.

Die von Herrn Mautner angekündigten 5 bis 10.000 to Zucker für die
Fa. Kospol mit 260 S die Tonne ungefähr wird tatsächlich nicht nur
mit dieser Außenhandelsstelle verhandelt, sondern Urban wollte wissen,
ob er neuerdings intervenieren sollte. Da mich Herr Mauthner darüber
nicht im Detail informierte, ersuchte ich ihn nur, er sollte dieses Ge-
schäft sich neuerdings ansehen.

Überhaupt habe ich mit Minister Urban vereinbart, der wie er mir sagte,
meine unkomplizierte und gegen jedes Protokoll verstoßende Art sehr
schätzt, wie übrigens er mir versicherte alle in der CSSR, daß wir
jederzeit telefonisch über besondere Geschäfte und Interventionen
in Kontakt treten sollten. Dies entspricht auch meiner Auffassung.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Mauthner verbinden.

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Tagesprogramm, 21.5.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm 21.5. Rückseite)

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Tagesprogramm, 22./23.5.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm 22./23.5. Rückseite)


Tätigkeit: CSSR-Außenhandelsmin.


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: KPÖ-Vors.


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Dir. DoKW


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Botschafter CSSR


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Lebensmittelhändler
          GND ID: 118579304


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: KR Obmann Sägeindustrie


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: [Sekt.Rat von der Landwirtschaft; Teilnehmer Gem. Kommission SU 1971; Name so nicht auffindbar; vgl. auch Öhmer, A?]


              Einträge mit Erwähnung:


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: MP CSSR


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: ARBÖ-Bundessekretär


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Fa. Voith


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Energieminister CSSR


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Wirtschaftsrat US-Botschaft


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: MR LWM; davor FAO


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: MR HM


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Branchenreferent HM


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: GF Finanzierungs-Garantiegesellschaft FGG


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                                      Einträge mit Erwähnung:


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Holzindustrie Schweighofer GmbH und Co. KG, Niedernondorf (NÖ)


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: HR CSSR


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Beamter HM


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: BRO Fa. Voith [?]


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                                                  Tätigkeit: US-Präs. 1977-81


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                                                    Tätigkeit: US-Präs. ab 1981


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                                                      Tätigkeit: GD BAWAG


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                                                        Tätigkeit: CSSR-Außenmin.


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