Freitag, der 24. April 1981

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Freitag, 24. April 1981

Die GEWISTA, als Werbegesellschaft 60 Jahre alt, bekam das Dekret zur
Führung des Staatswappens. Der Geschäftsführer Hanke, gleichzeitig
Kinderfreundefunktionär, hatte dies bei einer Kälte im Hof groß orga-
nisiert. Das neue Gebäude und die sehr große Autoflotte waren beein-
druckend. Hanke hat sehr viel für die Tradition und Geschichte über,
weshalb er um sündteures Geld alte Liefersäulen herstellen läßt. Das
Unternehmen gebart aktiv, weshalb sich der Präsident der Holding
Stadtrat Veleta nicht nur sehr freute über die Gesellschaft, sondern
bei seiner Ansprache auch dankend hervorhob. Überrascht war ich, daß
auch Professor Mittag anwesend war, unser Vorsitzender des Werbeaus-
schusses, der mir aber die gute Zusammenarbeit mit GEWISTA besonders
schilderte.

Die Firma Miba Sintermetall möchte für die General Motors Zulieferer
sein. Obwohl sie sich seit längerer Zeit bemüht und mit dem Einkaufs-
direktor Pals und seinen Leuten ständig Kontakt hält, ist ihr dies
bis jetzt nicht geglückt. General Motors in Österreich bleibt auch den
deutschen Lieferanten, die jetzt ca. 100 Mio. nach Rüsselsheim liefern
können, treu. In Österreich werden für ca. 25 bis 30 Mio. S Sinterform-
metallteile benötigt. Für die 850 Beschäftigten wäre es von größter
Bedeutung, wenn wenigstens Teillieferungen in Österreich zu bekommen,
dann könnten sie auch hoffen, nach Rüsselsheim zu den Opelwerken als
Lieferanten herangezogen zu werden.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte dauernd bei der GM-Leitung
intervenieren.

Der ORF hat eine Fernsehinterviewserie über das Fußballmatch Deutsch-
land-Österreich gestartet. Auch ich mußte dort meinen Tip abgeben.
Zuerst erklärte ich, warum ich kein Vereinsanhänger bin. Meine Frau ist
Austria, mein ältester Sohn Rapid, mein jüngerer Vienna, sodaß ich mir
eigentlich nur die Kugel müßte, wenn ich auch noch einen Verein in der
Familie vertreten würde. Ich drücke daher immer nur die Daumen für die
österreichische Nationalmannschaft. Als Optimist sagte ich 2:1, obwohl
ich diesmal der Mannschaft wenig Chance gebe. Interessant war, daß
ich dann die anderen Tips hörte und alle Politiker resp. alle Inter-
viewten mit einem positiven Ergebnis rechnen. Ich bin davon überzeugt,
das meiste war ausschließlich Zweckoptimismus.



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Die Firma Profinanz, Konsul Harrer, von einem großen Geschäft bezüg-
lich des Spitalbetriebes in Saudi-Arabien gehört und eine Interessens-
gruppe zusammengestellt. Rechtsanwaltskanzlei Geig vertritt diese
auch rechtlich. Von Saudi-Arabien waren sogar zwei Vertreter mitge-
kommen. Die Nationalgarde hat von den Belgiern Spitäler bauen lassen,
jetzt haben sie große Schwierigkeiten mit dem Betrieb. Ein 350-Betten-
Spitalsbesitzer in Deutschland, Rösner, gleichzeitig mit der Münchner
Universität klinischen Betrieb betreibt und positiv dieses Spital führt,
war als Fachmann mit dabei. Dieses Zweimal-500-Betten-Spital in Saudi-
Arabien würde 200 Ärzte, 400 Schwestern und 600 sonstige Bedienstete
benötigen. Die Saudis haben selbst nicht genug Arbeitskräfte, weshalb
sie jetzt mehr oder minder eine Betriebsgesellschaft brauchen. 250
Mio. DM werden pro Jahr aufzuwenden sein. Die 7.500 DM pro Bett und Tag,
ein doppelt so hoher Betrag wie in der BRD oder in Österreich. Angeb-
lich hat Prinz Abdullah auch Österreich aufgefordert, sich daran zu be-
teiligen, aber das Außenministerium, Gesandter Dr. Winter hat nicht
einmal bis jetzt geantwortet, obwohl dieses Offert schon ein Jahr als
ist. MR Fälbl vermutet, wie er mir nachher sagte, daß Winter sehr wohl
dem dortigen Botschafter den Auftrag gegeben hat, das Projekt für
Österreich als unerfüllbar abzulehnen. Angeblich haben die Saudis zu-
erst gewollt, die österreichische Bundesregierung müßte sich verpflich-
ten, daß die Betreiber dann garantiert in jedem Fall, auch in Kriegs-
fällen, das Spital weiter mit Personal und Material versorgt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte den Tatbestand feststellen lassen, damit
ich bei Pahr interveniere.

Interessant für mich war, daß die burgenländischen Barmherzigen Brüder
ein 600-Betten-Spital mit den Saudis jetzt auf diese Art und Weise ein-
richten und auch betreuen sollen.

Die Unifrost in Groß-Enzersdorf hat einen riesigen Speisesaal, der bumm-
voll war, als ich zur Betriebsversammlung erschien. Der BRO Jelimensky
hatte mich so freudig und liebevoll begrüßt, daß sofort eine Bomben-
stimmung herrschte. Ich erzählte ihnen zwar auch die unangenehme Seite
der jetzigen Wirtschaftssituation, aber der Wiener Schmäh hat alles
überdeckt. Da die Belegschaft gar nicht beim ersten Mal Platz im Saal
gehabt hätte, wurde, da es sich um einen Schichtbetrieb handelt, zwei-
schichtig auch die Betriebsversammlung abgehalten. Zwischendurch konnte
ich mit der Direktion über ihre Sorgen reden. Derzeit hat die Firma
große Schwierigkeiten, weil es wieder einmal darum geht, daß panierter


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Fisch nicht mit Ei, sondern mit Stärke die Panier hergerichtet werden
muß, wollte man Ei verwenden, wäre die Salmonellengefahr viel zu groß,
daher gibt es in der ganzen Welt keine Panier mit Ei. In Österreich
muß partout dieser Fisch als paniert ohne Ei bezeichnet werden. Seit
dieser Zeit ist ein gewisser Rückgang festzustellen. Der Rechtsstreit
ist derzeit noch anhängig. Dr. Psota wurde jetzt zu einem Gutachten he-
rangezogen. Die Firma wünscht keine materielle Intervention, ersuchte
mich nur, sie möchte so schnell als möglich, daß endlich der Prozeß be-
endet wird, weshalb es gut wäre, wenn Psota das Gutachten so schnell
als möglich liefern könnte.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Dr. Psota verbinden.

Ein neuerlicher Fall von nichttarifarischen Hemmnissen mit Italien
war der Versuch, grüne Erbsen nach Italien zu exportieren. Im August
des Vorjahres hat Unifrost in Italien eingereicht, man hat durch
ständige Gutachten und weitere immer wieder neue Fragebogen und In-
formationen die Exportmöglichkeit so lange hinausgezogen, bis sie jetzt
schon als uninteressant bezeichnet werden muß, weil die neue Ernte vor
der Türe steht. Die Schwesterunternehmungen in Italien von Unilever
hätten aber die grünen Erbsen dringendst gebraucht.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Laß bitte über das Landwirtschaftsministerium
feststellen, was hier geschehen ist.

Die Staatswappenverleihung an die Fa. Masterfoods, Breitenbrunn im
Burgenland, war für mich insoferne überraschend, als ich noch niemals
einen so amerikanisch eingerichteten und schnell produzierenden Betrieb
in der Süßwarenbranche besichtigt hatte. Diese amerikanische Mutter-
firma hat 1966 nur eine Verteilerorganisation in Österreich aufgerich-
tet und 75 durch mehr Zufall sogar als ursprünglich beabsichtigt hier
einen alten Süßwarenbetrieb in Breitenbrunn erworben. Die Belegschaft
war mit mir vollkommen einer Meinung, hätte damals nicht Masterfoods
den Betrieb erworben, nur mehr Grundmauern stehen. Der Maschinenpark
wurde ganz erneuert, der Betrieb in 4 Etappen vergrößert, derzeit wer-
den 10 t pro Tag produziert und ausgeliefert. Die Beschäftigten hätten,
wie ich das drastisch ausdrückte, nur mehr Schilfschneiden am Neusiedler
See können. Die Aussprache mit dem Betriebsrat ergab, daß dieser trotz
der ungeheuer schnellen Produktion sehr zufrieden ist. Die Belegschaft
hat sich auch schon an das ungeheure Tempo gewöhnt. Zu dieser Ausspra-
che hatte sich dann Dr. Smolka vom Fachverband der Nahrungs- und Genuß-


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mittelindustrie dazugeschlichen, um dort sozusagen die Betriebsräte
aufzuhussen, daß jetzt bei der Kennzeichnungsverordnung mehr auf die
Süßwarenindustrie Rücksicht genommen werden muß. Die Grundpreisaus-
zeichnung, die kommen sollte, wäre für diesen Betrieb verheerend.
Ich habe dort natürlich alles abgeblockt, obwohl ich wirklich nicht
ganz überzeugt bin, daß wir hier den richtigen Weg gehen. Smolka hat
mir übrigens mitgeteilt, er wird mit Frau Staatssekretär Albrecht eine
eingehende Aussprache haben und ist überzeugt davon, daß er sie von
der Richtigkeit der Argumente überzeugen kann.

ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Bitte wie steht die ganze Angelegenheit.

Interessant für mich war, daß weniger der Unternehmer, sozusagen der
Geschäftsführer, sondern viel mehr der sehr gut organisierte Betrieb
und daher ist ein Betriebsrat, bei mir sich beschwerten, daß jetzt in
Arbeit befindliche Werbebrief, Kind und Werbung, die Süßwarengruppe
hart treffen würde. Ich vesprach mich unmittelbar mit Prof. Mittag, den
ich leider am Vormittag bei GEWISTA in dieser Frage nicht interviewen
konnte, sofort zu verständigen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Prof. Mittag verbinden.

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Tagesprogramm, 24.4.1981


Tätigkeit: MR HM


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Konsul


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Beamter HM


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Einkaufsdir. GM Wien Aspern?


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: GESIBA, Kinderfreunde


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Konsulent Lebensmittelwesen, Gesundheitsministerium


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Vors. Ausschuss Wirtschaftswerbung im Konsumentenbeirat d. HM


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Sts. HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Wr. Stadtrat, SPÖ


                    Einträge mit Erwähnung:


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Führer Nationalgarde Saudi-Arabien


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: BRD-Klinikbetreiber; evtl. Falschidentifikation


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Gesandter Außenamt


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: GF Fachhandel Nahrungs- u. Genussmittelindustrie


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                                Tätigkeit: BRO Unifrost; evtl. Falschschreibung


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                                  Tätigkeit: Beamter HM


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