Freitag, der 27. März 1981 bis Sonntag, der 29. März 1981

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Freitag, 27., bis Sonntag, 29. März 1981

30 Jahre Hotelplan gab mir Gelegenheit wieder mit Präsidenten der
Migros, Pierre Arnold, in Mayrhofen zusammenzutreffen. Duttweiler hatte,
als ihm 1930 vom Gesetzgeber verboten wurde, in der Schweiz weitere Aus-
dehnung seiner Migros-Organisation durchzuführen, als neue Sparte die
Fremdenverkehrsaktivität entwickelt. Gleichzeitig wollte er unbedingt
den darniederliegenden Hoteliers neue Urlauber erschließen. In Öster-
reich wurde 1951, also 20 Jahre später, Hotelplan Austria gegründet. Seit
dieser Zeit wurden 1 1/2 Mio. Gäste, der größte Teil davon, wie der Ti-
roler LRat Bassetti sagte, 2/3 nach Tirol gebracht. Heuer werden es
70.000 Gäste sein. Die rasante Entwicklung zeigt sich für Hotelplan
international. 1946 waren es 23 Mio. S Umsatz, im letzten Bilanzjahr
4 Mrd. S, 6,2 % vom Migros-Umsatz. Präs. Arnold hat mich neuerdings zu
einem längeren Besuch in die Schweiz eingeladen. Migros hat eine eigene
Residenz in der Nähe von Zürich.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Nach Vorarlberger Messe prüfen.

Die Feier wurde mit einem Riesengedicht von 5 Kindern vorgetragen,
gedichtet, wie könnte es in Mayrhofen anders sein, von Kramerwirt
Hansjörg Gröll. Ein Gendarm, Klier, gleichzeitig Musikant, hat einen
eigenen Hotelplan-Marsch komponiert. Ich übergab der Organisation die
goldene Fremdenverkehrsmedaille, da ja bekanntlich die Schweizer keine
Orden annehmen. Präs. Arnold dankte tief bewegt und prägte einen neuen
Spitznamen "happy Seppi".

Selbstverständlich nutzte ich die Gelegenheit, um die Baustellen der TKW
zu besichtigen. Die Dichtungsarbeiten an der Schlegeissperre verlaufen
planmäßig. Ob sie zu einem Erfolg führen werden, behaupten zwar die Tech-
niker, ich bin aber nach wie vor skeptisch. Eine Schlitzwand, jetzt 6
Meter in den Fels gebohrt, mit einer Folie dann abgedichtet, soll ver-
hindern, daß 150 Sekundenliter Wasser ständig verloren gehen. Das Haupt-
problem aber ist weniger der Wasserverlust, als daß wenn die Dichtung
nicht perfekt ist, die Staubeckenkommission Vollstau verbieten würde.
In Malta soll dieser Wasserverlust durch eine vorgesetzte Nase verhin-
dert werden, um dadurch für die Kölbreinsperre die volle Stauhöhe von
der Staubeckenkommission genehmigt zu bekommen. Wir prüfen also jetzt
zwei Methoden, die bessere wenden diese an, wir werden sehen, welche
Erfolge erzielt werden können. Tatsache ist, daß es zu keinem Verschläm-


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men und damit automatisch selbständige Abdichtung gekommen ist. Ich
selbst kümmere mich um diese Probleme, sehe sie mir immer wieder an,
besuche damit ständig diese Baustellen, um ja nicht den Vorwurf zu be-
kommen, ich kümmere mich nicht um diese eminent wichtige Frage. Der
Kurier hat übrigens jetzt erstmals von einem kommenden Skandal bei Malta
gesprochen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Nächstes Jour fixe Fremuth setzen.

Dir. Gmeinhart, TKW, hat mir mitgeteilt, daß durch die Gleitung von
Sommer 78 das Zillergründl-Projekt 5,1 Mrd. S auf 7 Mrd. S gestiegen ist.
Durch die Erfahrung, die man jetzt bei Malta gemacht hat, wurde die
Kubatur von 985.000 auf 1.305.000 m³ erhöht. Gleichzeitig wurde die
Bernstelle nicht mit 150.000 m³, sondern mit 500.000 m³ abgeräumt. Die
rechte Felsflanke hat sich viel schlechter herausgestellt, als erwartet
wurde, im Hinblick auf die schlechten Maltaerfahrungen ist man jetzt
vorsichtiger. Trotzdem wird sich durch die ungünstige Bausituation,
haben die Baufirmen äußerst preiswerte Offerte gelegt, die Staumauer nur
um 300 bis 400 Mio. S verteuern, selbst bei 5,1 Mrd. resp. jetzt 7 Mrd. S
Summe ein zu vertretender Mehraufwand.

Selbstverständlich hat die Gemeinde, Bgm. Hausberger und vor allem der
sozialistische Vizebürgermeister Stöckl, wegen ihres Europahauses bei
mir interveniert. Stöckl hat von Salcher beim Landesparteitag angeblich
die Zusage bekommen, man wird wegen der Freifinanzierung von 18 Mio. S
Zinsenzuschüsse oder sonst wie helfen. Das Land hat für 6 Mrd. S der
genossenschaftlichen Tiroler Kasse Zinsenzuschuß gegeben. 16 Mio. sind
ERP-Mittel. Die Gemeinde erwartet für die 18 Mio., refinanziert 15 Mio.
durch die Erste Allgemeine, 3 Mio. durch die Ankerversicherung, ebenfalls
eine Unterstützung. Ich habe Stöckl sofort erklärt, ich kann mir nicht
gut vorstellen, daß eine Umschuldung von Salcher vorgesehen ist.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Für Ministerratssitzung entsprechende Unterlagen
mitgeben.

Frau Annemarie Roscher, Sporthotel in Mayrhofen mit 220 Betten, hat vom
ERP in der letzten Kommission einen Zuschlag bekommen, wie Mück dem
Bürgermeister mitteilte. Der Vorsitzende der ERP-Kommission, Hans Jörg
Kröll
, hat mir berichtet, daß sie die 150 Mio. S, wie SC Jagoda vorge-
sehen hat, sofort vergeben haben, jetzt muß ERP-Ersatzaktion durch ent-
sprechendes BÜG, Budgetüberschreitungsgesetz, so wie in den vergangenen


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Jahren wieder finanziert werden. Der strittige Fall Harbach des Dkfm.
Mayr, wo die Handelskammer schwer bis jetzt dagegen war, konnte von
Kröll vertagt werden. Er selbst sagte mir, hat seine Meinung geändert,
weil 6 bis 7 Gastwirte in der Gesellschaft von Mayr beim Projekt Harbach
aufgenommen wurden. Es wurde jetzt ein Gutachten der HK Niederösterreich
angefordert. Kröll bedauert, daß auch das Feriendorf Schladming als
Feriendorf bezeichnet wurde, da nach seiner Meinung auch hier eine Fi-
nanzierung möglich wäre, wenn nicht so unglückseligerweise jetzt sich
alles gegen Feriendörfer richtet.

ANMERKUNG FÜR JAGODA UND HAFFNER: Bitte Brief für Schladminger Bürger-
meister mit Durchschrift an Stöckl vorbereiten.

Die Schwägerin von Kröll betreibt ein Reisebüro Christof-Reisen in Mayr-
hofen. Das Land hätte ihr die große Reisebürokonzession gegeben, das
Handelsministerium hat abgelehnt. Ich habe ihr versprochen, sie sofort
zu verständigen.

ANMERKUNG FÜR JAGODA: Gibt es hier noch eine Möglichkeit, bei Vorliegen
vielleicht von neuen Fakten.

Die Besichtigung der Schilifte und insbes. der Gletscherbahn in Hinter-
tux war für mich sehr beeindruckend. Ich hatte zwar immer nur für jeden
Berg nur 2 Stunden, doch dehnt sich dieses Wintersportskigebiet durch
die Neuerschließung mächtig aus. Mayrhofen behauptet, erst durch die
Penken- und Ahornbahn, mit den verschiedensten Liftanlagen dann oben,
hat es die gute Wintersaison. Überraschend für mich war wieder, daß
auf dem Penken auch von seiten Finkenbergs, der Nachbargemeinde, ein
Sessellift raufführt. Oben haben sie die Schleif- und Sessellifte dann
gemeinsam, die Rauffahrt aber kann von den Gästen niemals mit einer
Karte absolviert werden, sondern entweder kauft man in Finkenberg oder
in Mayrhofen, im ersten Fall die Sesselliftbenützung, im zweiten Fall
die Kabinenseilbahn. Skipaß gilt also nur für eine dieser Aufstiegs-
möglichkeiten. Trotz eines scheußlichen Wetters in Hintertux war die
Gletscherseilbahn gut ausgelastet. Obwohl die vierte Sektion infolge
eines furchtbaren Sturmes und Schneetreibens gar nicht offen war, sind
vom Tal bis Mittag ständig die Gondeln voll belastet nach oben gefah-
ren. Der neue Doppelsessellift, der heuer noch gebaut werden soll,
soll diesen Engpaß unten verbessern. Oben am Gletscher werden ständig
neue Doppelsessellifte errichtet resp. einfache abgerissen und verstärkt.



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Schön langsam muß auch ich den Naturschützern recht geben, Gletscher-
schilauf zieht scheinbar so viele Leute an, daß immer mehr riesige An-
lagen in der Gletscherregion automatisch eine größere immer die kleinere
ablöst.

Bei einer Diskussion mit den Elektrizitätsleuten, der Vorstand und die
Betriebsräte sind wegen einer verspäteten Geburtstagsfeier sogar extra
nach Mayrhofen gekommen, diskutierten wir natürlich auch den Ausbau
von Zillergründl und vor allem von Osttirol. Ich vertrete nach wie vor
die Meinung, man muß jetzt mit der Nationalparkkommission resp. den
Verfechtern für einen Nationalpark so schnell als möglich zu einer Eini-
gung kommen. Wenn ich mir auf der einen Seite die Ausdehnung der Glet-
scherseilbahnen vorstelle, auf der anderen Seite das berechtigte Inter-
esse der Naturschützer, ob Alpenverein oder Naturfreunde ist in dem Fall
ganz egal, so glaube ich, daß wir so bald als möglich zu einem Kompromiß
kommen sollten. Den Weg, den derzeit Klubobmann und Naturfreundeobmann
Fischer geht, halte ich allerdings nicht für zielführend. Er möchte die
Nationalparkgrenzen vom Gesetzgeber festlegen lassen und dann dürfte
daran nicht mehr gerüttelt werden. Die Gemeindevertreter und vor allem
auch einige Landesvertreter werden diesem Weg nicht folgen. Ich habe
daher immer vorgeschlagen, man soll zuerst mit den Gemeinden eine endgül-
tige Bestandsaufnahme ihrer Fremdenverkehrsaktivitäten festlegen, auf-
grund dieser dann eine endgültige Kernzone ziehen, so schnell als möglich
diese dann beschließen, da sonst von Jahr zu Jahr immer mehr Vorschläge
kommen, die Gemeinden diese dann gierig aufnehmen und wahrscheinlich
auch früher oder später dann durchsetzen können, solange es nicht eine
wirklich einvernehmlich festgelegte Kernzone für den Nationalpark gibt.
Ich werde diese Methode jetzt intensiver verfolgen. Da ich fest davon
überzeugt bin, daß Heinz Fischer mit seinem Vorschlag im Parlament nicht
durchkommen wird, sollte dann meine Kompromißlösung eigentlich schon
einigermaßen mit den Gemeinden durchdiskutiert vorliegen. Zu diesem
Zweck wäre es zielführend, wir hätten jetzt durch Einzelgespräche be-
reits eine Abgrenzung mit den einzelnen Gemeinden. Osttirol ist die
Lage ziemlich klar. Hier werde ich vor allem den Tiroler Bauverantwort-
lichen heranziehen. Im Salzburgerischen muß erst versucht werden,
zwischen Land, Gemeinden und TKW eine Abgrenzung zu finden. Dir.
Gmeinhart hat vorgeschlagen, daß ich diesen Sommer die entsprechenden
Besichtigungen durchführen müßte. Ich habe ihm sofort zugesagt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Denius verbinden und mit Gmeinhart
Terminvorschlag besprechen.

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Tagesprogramm, 27./28.3.1981


Tätigkeit: Büro des Bundesministers


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    GND ID: 115563237


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      Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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        Tätigkeit: Vizebgm. Mayrhofen, Tirol (SPÖ)


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          Tätigkeit: Vors. ERP-Kommission


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            Tätigkeit: -obmann


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              Tätigkeit: Migros-Gründer, Schweiz


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                Tätigkeit: Sporthotel Mayrhofen, Tirol


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                  Tätigkeit: Bgm. Mayrhofen, Tirol


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                    Tätigkeit: Oberbaurat, Baubezirksamtsleiter Lienz


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                      Tätigkeit: MR HM


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                        Tätigkeit: Besitzer Hotel Kramerwirt, Mayrhofen (Tirol)


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                          Tätigkeit: Hotelier


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                              Tätigkeit: Kramerwirt Mayrhofen, Tirol


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                                Tätigkeit: Dir. TKW


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                                  Tätigkeit: Beamter HM? ERP-Kommission?


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                                    Tätigkeit: Präs. Migros, Schweiz


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                                      Tätigkeit: Gendarm Mayrhofen, Tirol


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