Samstag, der 10. Jänner 1981

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Samstag, 10. Jänner 1981

Die sozialistischen Bezirksräte der Landstraße haben eine ganztägige
Sitzung über den Bezirksentwicklungsplan. Die Gemeinde möchte jetzt
bis zu den nächsten Wahlen 1983 diese Bezirksentwicklungspläne zu-
sammenfassen und dann als großes neues Konzept präsentieren. Wie zu
erwarten haben diese Bezirksentwicklungspläne nur die 4 Bezirksräte
gekannt, die in der diesbezüglichen Kommission drinnensitzen. Die
anderen wurden zwar eingehend informiert, haben die Unterlagen nie
im Detail lesen können. Schon daraus ergab sich eine gewisse ungünstige
Stimmung. Alle Wortmeldungen zeigten aber, daß die wirklichen Probleme
für die Bezirksräte nach wie vor in den einzelnen kleineren Problemen
zu suchen sind. Ich schlug deshalb vor, man sollte, da die Bezirksent-
wicklungspläne ja erst in den 80-er Jahren, wahrscheinlich sogar
erst um die Jahrtausendwende zu wirken beginnen werden, diese kleinen
Probleme jetzt einmal nicht nur zusammenschreiben, sondern auch Priori-
täten zu setzen. Der Bezirk müßte dann versuchen, bei der Gemeinde
diese kleinen Probleme unverzüglich durchzusetzen. Wenn Schutthaufen
weggeräumt werden, kleine Putzausbesserungen erfolgen, wirkt dies un-
mittelbar auf die dortigen Bewohner. Dies wird sicherlich auch mehr
anerkannt, als ob wir auf der Landstraße das große ÖKO-Haus-Projekt
von Hundertwasser bekommen. Selbst wenn dies einmal in Zukunft so
wie das Looshaus im ersten Bezirk ein kunsthistorisches Monument wird,
jetzt stößt es überall nur auf Ablehnung. Teilweise mir Recht wird ge-
sagt, wer finanziert dieses sehr teure Haus. Auch NR Heindl hat dann,
ohne daß er meine Ausführungen gekannt hat, genau dasselbe verlangt.

Natürlich kam die Frage der Neubauwohnungen auf der Landstraße eben-
falls zur Diskussion. Seit Jahrzehnten kämpfen wir darum, daß die
Rennwegkaserne und die Schlachthausgründe die einzige Grundreserve ist,
endlich verbaut wird. Bei den MIAG-Gründen hat man sich jetzt geeinigt,
daß 600 neue Wohnungen kommen. Die Schwierigkeit liegt nur darin,
daß es sehr hohe Zinse dort geben wird. Einstimmig bestand die Meinung,
wir dürften die Altwohnungen nicht vernachlässigen. Insgesamt gibt es
auf der Landstraße 5.500, 1.200 davon im Rabenhof. Der Rabenhof wurde
jetzt unter Denkmalschutz gestellt, dies bedeutet, daß viele zweck-
mäßige Änderungen, wie z.B. Einbau von Aufzügen, die man bei den ande-
ren Gemeindebauten außen dazusetzt, nicht mehr möglich sind. Da im
Jahr nur 30 bis 40 Altgemeindewohnungen anfallen, die man für Funktio-
näre oder Mitglieder vergeben kann, entsteht eine ungeheure Abwande-


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rung von Funktionären aus der Landstraßer Bezirksorganisation.
Unter anderem war der von der Stadtplanung anwesende Dipl.Ing. Zabraner,
ein guter Funktionär der Landstraße, auch in einem anderen Bezirk über-
siedelt.

Ein weiteres Problem, das diskutiert war, ist die Frage, ob die U3 jetzt
tatsächlich sehr bald kommt. Wenn die Bauarbeiten beginnen und auf der
Landstraße in offener Bauweise die wichtigsten Straßenverbindungen
zerstört, weil Grabungen erfolgen müssen, starten, dann muß das schnell
durchgezogen werden. Die Gefahr besteht, daß es sich hier um jahrzehnte-
lange langsamere Fortschritte infolge Geldmangel handelt.

Eine weitere Problematik stellt die Einfahrt der Westautobahn B1 bis
zum Heumarkt dar. Noch schwieriger ist das Problem der B302, der Donau-
kanalbegleitstraße, zu lösen. Die Einbahn wird auf der Landstraßer
Seite in Richtung Flughafen geführt. Für die beiden Betriebe, Metall-
werke und Persil, muß eine eigene Zufahrtsstraße gemacht werden. Persil
transportiert sein Rohmaterial auf Eisenbahnwaggons im Tiefladesystem
an. Eine Umladung auf LKW, wie man mir vorschlug, mußte ich schon
allein aus Kostengründen ablehnen. Persil würde dadurch eine ungeheure
Verteuerung seiner Transportkosten verkraften müssen. Darüber hinaus
kann jetzt bei der unzulänglichen Straßenführung Persil ohne weiteres
mit seinen Tiefladern bis in das Werk fahren. Eine Änderung der Zufahrts-
möglichkeit würde also von Persil niemals akzeptiert werden. Die Ge-
meinde Wien muß eben bei ihren Straßenprojektionen auf die bestehenden
Betriebe Rücksicht nehmen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Mit GD von Persil verbinden.

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Tagesprogramm, 10.1.1981

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Wr. Stadtplanung, SPÖ-Funktionär; Falschschreibung?


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
      GND ID: 102318379X


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