Donnerstag, der 31. Juli 1980

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Donnerstag, 31. Juli 1980

Der Obmann des Zuckerverbandes Dr. Skene und Dr. Mitringer be-
richten mir über ihre Exportabsichten. Bisher haben sie 85.000 t
exportiert, bei 70.000 t Exportkontingent aufgrund des Zucker-
übereinkommens. Sie wollen für das 4. Quartal noch 20.000 t ex-
portieren. Die Erlöse aus den Export sind phantastisch, da sie
bis zu S 8,40 Exporterlös erzielten. Übers Jahr gerechnet sind
es immerhin S 5,50 – S 6,––. Der vergleichbare Preis ohne
Stützung, d.h. Belastung des Inlandspreises, ist S 6,20.
Sie wünschen die Exportabgabe von S 0,10 über 3 Jahre verteilt
abzurechnen. Ich schlage ihnen vor, sie sollten 5 Jahre ver-
langen, da ich befürchte, die AK nur 1 oder 2 Jahre zugestehen
werden, 3 Jahre wäre das richtige Maß. Im vergangenen Jahr ha-
ben sie nur 85 % der Kontraktfläche für die Normalrübe und 30 %
Zusatzrübe für den Export kontrahiert, in Summe 50.000 ha. Heuer
sollen es für Normalrübe 100 % sein und 30 % Exportrübe würden
57.000 ha ergeben. Im vergangenen Jahr erhielt Bauer für die
Exportrübe S 0,48, für die Plus-Plusrübe S 0,57 und für die
normale S 0,73. Die Verarbeitungsindustrie bekommt 30.000 t,
höchstens 5 % unter dem EG-Preis. Dieser beträgt derzeit S 9,––,
defacto werden S 8,–– der Süßwarenindustrie usw. verrechnet.
Dort gibt es meistens vierteljährliche Verträge. Biochemie Kundl
möchte für ihre 5 bis 8.000 t jetzt anstelle der Halbjahres-
Jahresverträge. Dies macht keine Schwierigkeit. Im September wird
die Zuckerindustrie mit ihnen verhandeln. Für die Zuckerindustrie
sind so langfristige Verträge allerdings ungewöhnlich. Skene
sieht ein, daß die Biochemie aber einen solchen Jahresschluß
braucht, damit sie weiß, wie sie kalkulieren kann, ansonsten
würde sie auf Dextrose oder Laktose ausweichen.

Die Abnahme von Kahane ist derzeit 15.000 t für die Zitronen-
säurefabrik in Pernhofen. Die Möglichkeit eine Rübe zu kontra-
hieren, sozusagen eine Pernhofer Rübe, und dann nach Vollendung
der der Kampagne ein paar Tage für diese Pernhofer Rübe an-
schließen, den Zucker dann sofort auf ein eigenes Lager der
Kahane-Firma zu liefern und dies für eine Vertragsdauer von
3 bis 5 Jahren, mit der Zusicherung einen Bandpreis auszumachen,
kann trotzdem nicht von der Zuckerindustrie akzeptiert werden.



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Das Hauptproblem liegt darin, daß Kahane zwar einen Bandpreis
der Zuckerindustrie von höchstens S 4,10 vorgeschlagen hat, den
unteren Preis aber immer nach dem tiefsten Weltmarktpreis rich-
ten muß. Da er mit der Zitronensäure in heftigster Konkurrenz
ist, kann er nur diese tiefsten Weltmarktpreise bezahlen. Bei
entsprechenden Preissteigerungen am Zuckermarkt muß er auf Dex-
trose und andere Produkte ausweichen. Eine Lösung aber, die den
Weltmarktpreis, wenn er hoch ist, für den Bauern kappt, damit
einen schlechteren Rübenpreis bezahlt, und wenn der Weltmarkt-
preis sehr tief ist, dann eben nur dem Bauern diesen tiefen
Weltmarktpreis für seien Rübe vergütet, wird von den Bauernver-
tretern abgelehnt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte diese Kahane -Idee direkt mit der
Landwirtschaftskammer diskutieren lassen. Nächstes Jour-Fixe AK
setzen.

Die Bauernvertreter haben auch angeblich abgelehnt, den Jugosla-
wen Zuckerrüben zu liefern. Voraussetzung wäre ein 10jähriger
Kontrakt, Übernahmeeinrichtungen in Kärnten und Südsteiermark
und Südburgenland, Übernahme durch österr. Personal. Derzeit
würde es notwendig sein, die dort produzierten Rüben nach Sie-
gendorf zu liefern, dort zu verwiegen, dort zu vermarkten und
dann wieder von Siegendorfer Zuckerfabrik nach Jugoslawien aus-
zuführen. Eine solche Frachtbelastung ist meiner Meinung nach
kaum zu verkraften.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Konsum verbinden.

Herr Weninger von der Girozentrale hat ein Interview für ihre
GZ-Zeitung Beilage in der Presse gewünscht und selbstverständ-
lich bekommen. In Hinkunft möchte ich nur, daß gleichzeitig
automatisch bei solchen Interview unbedingt jemand von der
Presseabteilung dabei ist. Die Presseabteilung hat dadurch die
Möglichkeit, am besten alle Redakteure schön langsam kennen zu
lernen. Außerdem ist es eine gewisse Kontrolle, was bei diesen
Pressegespräch zur Diskussion steht. Ich bin überzeugt davon,
daß es sicherlich nicht zu irgendwelchen größeren Differenzen


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mit Redakteuren wegen Interviews mit mir kommt. Trotzdem glaube
ich und halte ich es für zielführend, wenn ein Zeuge dabei ist,
der für die Pressefragen verantwortlich, auch sozusagen als
Beamter höhere Aussagekraft hat, wenn es mal zu einem Streit
kommen sollte.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bei jedem Interview automatisch Pein ver-
ständigen.

Der ägyptische Vizeministerpräsident Meguid hat auf meine Ein-
leitung, daß wir die Importe in der letzten Zeit steigerten,
unsere Exporte aber sogar ein klein wenig zurückgegangen sind,
sofort meiner Meinung nach richtig reagiert und verlangt, welche
Prioritäten wir einzelnen Projekten geben. Zum Glück hatte ich
zumindestens in Deutsch eine solche Projektliste, ein weiteres
Glück oder besser gesagt Zufall war es, daß der Vöest-Vertreter
Saki, den allerdings weder Fälbl noch ich eingeladen hatten, bei
den Besprechungen erschienen ist. Auf meine Frage, wieso er
kommt, hat er die Frechheit zu erklären, der ägyptische Handels-
rat hätte ihn eingeladen. Jetzt erwies es sich als sehr nützlich,
weil er sofort handschriftlich die deutsche Liste übersetzen
konnte. Ich bin überzeugt, daß die Projekte, die die Ägypter
sofort alle nehmen würden, wenn sie entsprechende Kreditkonditio-
nen oder gar Entwicklungshilfe, Gratislieferungen oder stark ver-
billigte Lieferungen bekommen könnten, bestellen würden. Hier
ergibt sich aber die größte Schwierigkeit. Die von Gatscha
übermittelte Liste über die Entwicklungshilfe für Ägypten zeigt
deutlich, daß wir ziemlich am Plafond angelangt sind, genau
dasselbe trifft übrigens für die Kreditgewährung der österr.
Kontrollbank zu. Das große Telefonprojekt, welches jetzt in
der 1. Phase S 1,6 Mrd. Siemens kostet, war ja nur möglich
durch entsprechende Zinszuschüsse zu finanzieren. Je 1/3,
S 500 Mio., übernimmt der Finanzminister, das BKA und die Firma
Siemens. Die Differenz ergibt sich aus den 5 1/2 % Zinsen, die
vereinbart wurden, und den 7,8 %, was heute auch über die Kontroll-
bank entsprechende Kredite kosten. Siemens muß für diese
S 1,6 Mrd., 10 % politisches Risiko und 20 % Zahlungsrisiko über-
nehmen. Wenn die Ägypter, was immer wieder zu befürchten ist,
nicht zahlen, trifft dies nicht nur allein die Österr. Kontroll-


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bank und die damit indirekt den Staat, sondern auch mit einer
großen Quote Siemens.

Nach dem Essen vereinbarte ich neuerdings mit Wolfsberger, der
natürlich über die Verhaftungen in seinem Betrieb sehr er-
schüttert ist, daß ich trotz alledem zu ihm komme, um die Aus-
zeichnungen vorzunehmen. Wolfsberger erklärt, er kann sich
diese Verhaftungswelle gar nicht mehr anders erklären, als
daß die Untersuchungsrichter selbst bei irgendwelchen kleinsten
unzulänglichen Auskünften sofort die Verhaftung ausspricht. Für
einen, sagt er, legt er die Hand ins Feuer. Ich versuchte ihm
klarzumachen, daß sicherlich auch durch den Druck der öffent-
lichen Meinung, die Justiz jetzt extrem scharf durchgreift und
vorgeht.

Überrascht war ich von Wolfsberger zu erfahren, daß er jetzt
bei einer Aussprache mit der KWU in Deutschland, Lindau, be-
richtet bekommen hat, daß die Aufträge für die KWU jetzt wieder
ein bißchen zugenommen haben. Noch mehr überrascht war ich
allerdings zu erfahren, daß in Deutschland jetzt eine Über-
schußstromproduktion für Grundlast schon besteht und sich ver-
stärken wird. Wenn es also jetzt zum Ausbau in der Sowjetunion
und in den Ostblockstaaten von so großen Kernkraftwerkeinheiten
kommt, wenn andererseits in der Bundesrepublik und vielleicht
auch in den anderen westeuropäischen Staaten auch ein Grundlast-
produktionsüberschuß besteht, dann müßte die österr. Strom-
produktion bezüglich Errichtung von Spitzenkraftwerken Priori-
tät haben. Wir selbst haben ja bekanntlicherweise durch den
Ausfall von Zwentendorf derzeit einen Grundlastmangel, den wir
allerdings durch überschüssigen Spitzenstrom teils abdecken
können. Diese Stromsituation müßte uns veranlassen, die Energie-
politik neu zu überdenken. Wenn die Grundlastsituation rund
um Österreich so günstig ist, wäre es ein Wahnsinn, Grundlast-
betriebe wie z.B. den Kohlenbetrieb in Moosbierbaum zu forcie-
ren. Priorität müßte jetzt der Leitungsbau haben, damit wir
unsere Transitfunktion Grundlast nach Österreich nicht zuletzt
auch für Pumpstrom in die Speicher, dann Spitzenstromabgabe
nach Westen und teils nach Osten richtig und stärker erfüllen
zu können, als wir dies jetzt teilweise schon tun. Sollte es


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weltweit zu einer starken Rezession kommen und die Industrie
ihren Strombezug dadurch wesentlich reduzieren, so kann sich
unsere Elektrizitätssituation ganz anders entwickeln, als
derzeit angenommen wird. Leider weiß man nichts Genaues. Alle
Prognosen, die es bis jetzt gegeben hat, waren meistens unzu-
länglich, teilweise sogar falsch. Die einzige Entschuldigung, die
uns für diese Situation bleibt, ist, daß auf alle Fälle ent-
sprechende Reservekraftwerke gebaut werden müssen. Nicht zu-
letzt aufgrund der Umweltschutzbestimmungen werden ja etliche
noch in diesem Winter in Betrieb gewesenen Dampfkraftwerke still-
gelegt werden müssen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Wird, und wer macht in der Verbundge-
sellschaft solche Modelle und Variationen?

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Tagesprogramm, 31.7.1980


Tätigkeit: Girozentrale


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: ägypt. Vize-MP


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: GF Evidenzbüro öst. Zuckerfabriken Ges.m.b.H.


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Unternehmer


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Büro des Bundesministers


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Obmann öst. Zuckerverband


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: GD Siemens Österreich


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Vertr. VÖEST; Falschschreibung? ident mit Zaky, A?


                  Einträge mit Erwähnung:


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Beamter HM


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: MR HM


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Beamter HM


                          Einträge mit Erwähnung: