Samstag, der 17. November 1979 bis Sonntag, der 18. November 1979

51-1258

Samstag, 17., und Sonntag 18.11.1979

Da ich den kubanischen Minister zur ersten kubanisch-öster-
reichischen Gemischten Kommission, der ursprünglich erst Sonntag
kommen wollte, bereits am Samstag am Flughafen abholen musste,
fuhr ich vorher einen Sprung ins Rudolf Spital. Ich war sehr
überrascht, dass man sich scheinbar Samstag entschlossen hat,
Albrecht sofort zu operieren. Ich traf sie deshalb bereits im
Operationssaal. Geduldig habe ich vor der Tür gewartet, bis ein
Anästhesist erschien, der mich erkannte und sofort meinte, wenn
ich wollte, könnte ich an der Operation teilnehmen. Wie Leodolter
mit Recht in der Vergangenheit feststellte, habe ich eine geheime
Liebe zur Medizin, weshalb ich das Anbot natürlich sofort annahm.
Überraschend für mich war die gute Ausstattung dieser Operations-
säle. Wenn ich an meine Knochenoperation 1947 im Hanuschkranken-
haus erinnere, so kann man allein schon als Laie rein optisch
feststellen, wie sehr hier im wahrsten Sinne des Wortes ein unge-
heurer Wandel vor sich gegangen ist. Leider musste ich dann sehr
bald wieder zum Empfang des Ministers auf den Flughafen. Prof.
Spängler, der Spezialist für Knochenchirurgie, hat aber, wie
sich Leodolter dann am Sonntag mit Spängler die Röntgenbilder an-
gesehen hat, sofort begeistert erklärt, das werde alles bestens
gemacht. Ein Bonmot erzählte sie uns dann Sonntag abends bei uns
zu Hause, dass ein Patient, nach einem Unfall nicht bei vollkommenem
Bewusstsein, sich verhörte, hier müsse Spengler her, stöhnte,
kein Spengler, ein Arzt.

Die Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba sind auf ein ausgespro-
chen tiefes Niveau in den letzten Jahren abgesunken. Von unbe-
deutenden Importen, 72.4 Mio. Schilling auf 76/77 von 84 resp. 83
Mio. jetzt wieder 78 auf 48 Mio. Schilling zurückgegangen. Die
Exporte von 25 Mio auf 532 Mio. 75, 360 Mio noch 76 jetzt aber auf
85 Mio wieder zurückgegangen. Kuba ein Mitglied der COMECON
lebt und steht mit dem Zuckerpreis. 75, 29 Cent des Pfund, jetzt
8 Cent, erklärt alles. Da 50 bis 60% des gesamten Handels mit
der UdSSR abgewickelt wird, hat die UdSSR auch mit Kuba lang-
fristige Verträge bezüglich Öllieferung zu tieferen Preisen als
der Weltmarktpreis und Zuckerabnahmeverträge zu höheren Preisen
als der Weltmarktpreis. Daß wir eine solche Politik nicht machen
können und nicht wollen, ist für mich selbstverständlich. Der


51-1259
Minister erwartet und hat mich daher auch ein paar Mal ange-
sprochen, dass er von Österreich eine entsprechend grosse
Entwicklungshilfe bekommt. Hier musste ich ihm an den Bundes-
kanzler verweisen, den er sowieso trifft, da dieser über die
Entwicklungshilfe allein entscheidet. Wir mir Frau Dr. Leupold,
die jetzt im Bundeskanzleramt arbeitet und Dr. Beelitz beim
sonntägigen Mittagessen ersetzen durfte mitteilte, stehen
ihnen nur 250 Mio. Schilling im nächsten Jahr zur Verfügung,
die schon etliche Male vergeben, in Form von Zusagen, also
längst vergriffen sind. Ich habe mir daher niemals in die Ver-
teilung der Entwicklungshilfe eingeschaltet oder auch nur Em-
pfehlungen gegeben. Ich verweise alle diesbezügliche Wünsche,
meistens gekoppelt mit entsprechenden kommerziellen Absichten
an den Staatssekretär Nussbaumer.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Nussbaumer verständigen, dass er
mit den Kubanern auch Gespräche führen möchte.

Ausser der Entwicklungshilfe erwarten die Kubaner auch, wie er
mir beim Mittagessen im einzelnen erklärte, entsprechende
Kompensation. Sollte die VÖEST tatsächlich die Stranggussanlage
bekommen, dann müsste sie entsprechende Waren aus Kuba beziehen.
Wie mir der Handelskammervertreter mitteilte, besteht von der
VÖEST die Absicht tatsächlich ein entsprechende Kompensations-
projekt zu akzeptieren. Gegebenenfalls könnte das VÖEST-Handels-
haus sogar Zucker übernehmen um ihn auf Drittmärkten weiter zu
verkaufen. Auch hier mische ich mich nicht rein, denn Apfalter
hat mir überhaupt keine Information zukommen lassen und ich
weiss daher nicht, ob tatsächlich die VÖEST solche Kompen-
sationen akzeptieren kann.So wie die anderen Oststaaten denkt
Kuba nämlich mit der Zinsendienstleistung für die Kredite sogar
eine über 100% des ....... Betrages hinausgehende Kompensation,
dort unter dem Schlagwort back buy.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Versuche vom Büro Apfalter entsprechende
Informationen zu bekommen.

Ich begleitete den Minister und seine Delegation zur Vorführung der
Hofreitschule. Zum Glück hatte ich keinen Sitzplatz, obwohl mir
der diensthabende Polizeibeamte dort seinen Dienstsitz abtreten
wollte. Genau daran war ich nicht interessiert. Ich diskutierte


51-1260
mit den anwesenden stellvertretenden Leiter der spanischen Hof-
reitschule – Oberst Albrecht war im Ausland – die Probleme die-
ser Institution. Ich war überrascht von dem Hauptmann zu erfahren,
dass es unmöglich ist eine zweite Equipe aufzustellen. Die Be-
reiter brauchen bis zu 6 Jahre und mehr, bis sie ein Pferd, auf
denen er nachher die Vorführungen macht, so weit hat. Die Be-
reiter werden sehr schlecht bezahlt. Insgesamt haben sie über
13 Reitpersonal, wovon 4 nur die ersten Bereiter sind. Der Ober-
bereiter ist 60 Jahre und geht jetzt bald in Pension. Ein Berei-
ter ist abgeschwommen und verdient woanders als Bereiter und so-
zusagen Imitator der Spanischen Hofreitschule wesentlich mehr
Geld, sodass eine Umstufung von derzeit C – es sind Bundes-
beamte – in B dringend notwendig wäre. Das Landwirtschafts-
ministerium hat sich mit den Zulagen zu helfen versucht, diese
Vorgangsweise ist aber nicht sehr zielführend. Eine zweite
Equipe aufzustellen, um Interesse des Fremdenverkehrs mehr Vor-
führungen durchführen zu können, geht nicht. In den Monaten Juli,
August ist auch eine Vorführung unmöglich, denn da ist das Klima
zu warm. Die Pferde kommen im Sommer – wie ich immer vermutet
habe – nicht nach Piber zurück. Die Stallungen, die ich auch besich-
tigen konnte, sind alt, aber sehr gut, ungeheuer gepflegt. Sie
werden durch einen Stallbau und einer kleinen Trainingshalle in
der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten jetzt ergänzt. Dann wird
im Juli und August das ganze Pferdematerial da draussen sein.
Überrascht war ich auch zu erfahren, dass eine Mittwoch-Vorstellung
als Ergänzung der Sonntagsvorstellung deshalb nur in gewissen
Monaten nur in Frage kommt, weil es angeblich Absatzschwierigkeiten
mit den Karten gegeben hat. Agioteure hätten den Reisebüros zur
Verfügung gestellten Karten vor der Vorstellung unterpreisig verkaufen
wollen. Die Spanische Hofreitschule – und da stimmte ich mit dem
Hauptmann vollkommen überein – lebt im Prinzip davon, dass man
weltweit weiss, man bekommt nur sehr schwer Karten dafür. Die
Vorstellungen 1.100 Personen sind auch am Sonntag immer ausver-
kauft.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Dieses Problem möchte ich mit Zolles be-
sprechen.

MR Willenpart hat mir mitgeteilt, dass der Delegationsleiter-
stellvertreter an ihn mit der Forderung, wir sollen den gesamten


51-1261
Aufenthalt der Kommission bezahlen, herangetreten ist. Willen-
part
hat dies sofort auch abgelehnt, weil im Vertrag aus-
drücklich drinnen steht, jeder trägt seine Kosten. Ich könnte
mir dagegen sofort vorstellen, dass man kostenersparend das
Gegenessen im Imperial streicht. Ich hoffe, dass dies noch
am Montag Früh möglich sein wird. Ich betrachte es wirklich als eine
reine Geldverschwendung, diese idiotischen Essen immer wieder
zu veranstalten.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Hier müsste es eine andere Möglichkeit
in Zukunft geben.

51_1257_01

Tagesprogramm, 17./18.11.1979


Tätigkeit: [Vertreter Fa. Manireu [???] in Zusammenhang mit Verkauf Hirtenberger Patronenfabrik, davor bei Ruhrstahl]


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Oberst, Leiter Span. Hofreitschule


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: MR HM


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: GD VÖEST


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Gesundheitsministerin


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: BKA


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Direktor ÖFVW


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Sts. HM


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Staatssekretär BKA


                  Einträge mit Erwähnung:


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: MR HM


                      Einträge mit Erwähnung: