Freitag, der 16. März 1979

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Freitag, 16. März 1979

Die Vertreter der Fa. Neuner sind nicht in der Lage, entsprechende
Mengen an Kalbrohleder bzw. Häute zu bekommen – zu einigermassen
erträglichen Preisen. Es sind 1970 noch 85 Mill. gewesen und
1978 auf 45 Mill. zurückgegangen. Das Hauptproblem liegt darin,
dass sie nicht bereit sind, Giglinger, der ein eigenes System
mit der Lederindustrie abgesprochen hat, zu kooperieren.
Giglinger hat auf dem Rinder-Sektor erreicht, dass ein Anbots-
pflichtsystem in Österreich derzeit auf Grund der die Fleischer
müssen die Häute anbieten, die Lederindustrie ist aber auch
verpflichtet abzunehmen. In den letzten Wochen und Monaten
sind die Häutepreise aber exorbitant gestiegen. Ich hoffe,
dass es gelingen wird, auch auf dem Kalbfellsektor eine ähn-
liche Regelung aufzustellen. Kalbfellprodukte von der Fa. Neuner
wurden weltweit exportiert, müssen beste Qualität haben. Bei
Rindern ist dies nicht so heikel. Giglinger hat dann mit den
Vertretern und Haffner weiter verhandelt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was ist dabei herausgekommen?

Bei der Übereichung eines hohen Ordens an Prof. Bruch von der
AEG-Telefunken war ausnahmsweise auch Min.Rat Ottahal anwesend.
Ohne dass er es hörte, flüsterte ich Bruch, dass einen so hohen
Orden ein österreichischer Beamter gar nicht erreichen kann,
was ihn sichtlich freute. Bruch hat bei AEG-Telefunken das
PAL-Fernsehsystem entwickelt. 1935 und 1936 bei den olympischen
Spielen in Berlin wurde ein ähnliches System von Telefunken
damals angewendet. Für mich interessant war, dass wir nachher
analysierte, wieso Rumänien jetzt doch zum SECAM-System der
Franzosen und vor allem auch der ganzen Oststaaten übergeschwenkt
ist. Bruch ist der festen Überzeugung, dass Giscard d'Estaing
den Rumänen diese Entscheidung nach seiner Meinung und Information
ist es ähnlich wie im Iran, wo der Ministerpräsident Chirac
intervenierte. Bruch und auch der Direktor aus Deutschland, der
ihn begleitete, meinte, dass in der BRD niemand bereit wäre,
von der Regierung geschweige denn der Bundeskanzler oder gar
der Bundespräsident diese Interventionen durchzuführen, wie es
bei den Franzosen gang und gäbe ist. In Deutschland, aber auch
in Österreich hat die Entscheidung der Rundfunk mit der Post
und der Industrie gemeinsam getroffen und hat das bessere System
gewählt. Prof. Bruch bedankte sich auch bei mir für die gute


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Zusammenarbeit mit der österr. Postverwaltung. Damit die
Oststaaten Westsender hören können, muss in den Apparaten
ein Doppelsystem eingebaut werden, dies kostet ungefähr 100 DM
mehr. In Westdevisen werden in Ostberlin und in der DDR daher
diese teureren Westapparate gekauft. Mit den Ostapparaten SECAM-
System allein, kann man den Westen nicht empfangen. Noch teurer
ist dies aber, wenn man die Westgrenze Deutschland betrachtet.
Damit die Franzosen, die auch schwarz-weiss und Farbträger
ihr SECAM-System und auch PAL-System empfangen können, müssen
um 30 % teurere Apparate um 1.000 DM mehr dafür bezahlen.
Wenn man bedenkt, dass es sich hier nur seinerzeit bei der Ent-
scheidung grösstenteils um eine Prestigefrage gehandelt hat,
dann sieht man welche Folgen eine solche Politik dann auslösen
kann. Zum Abschluss habe ich den Gen.Dir. Prof. Bruch ersucht,
sie sollten bestrebt sein, mehr Produkte oder Teilproduktionen
für ihre Produkte nach Österreich zu verlegen. AEG-Österreich
macht verhältnismässig den geringsten Anteil in Österreich im
Verhältnis zu Grundig, Siemens, Philips usw. Bruch und der
Direktor haben mir versprochen, dieses Problem mit dem österr.
Generaldirektor zu besprechen. Der natürlich in dieser Frage
auf meiner Seite war. Beim Weggehen habe ich noch boshaft gefragt,
wieso Haselbrunnner nicht anwesend ist, ich hätte eigentlich er-
wartet, dass er mitkommt. Der österr. Generaldirektor meinte, er
sei dienstlich unabkömmlich, da er verreisen muss.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte bei der nächsten Zusammenkunft
Haselbrunner informieren.

Bei der Überreichung von Auszeichnungen an Beamte war wie immer
auch interessanterweise hat Herold aber überhaupt keinerlei
Bemerkungen gemacht. Die warten – und dies ist mir jetzt auch
ganz klar – den nächsten Mai ab. Überrascht war ich, dass
auch Regierungsrat Wessely den Hofratstitel erhalten hat.
Nicht, dass ich ihm diese Auszeichnung nicht gönnen würde.
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass er jetzt chinesisch noch
dazulernt. Bösartige Zungen würden behaupten, dafür hat er weniger
Zeit, um Englisch-Übersetzungen zu machen. Ich glaube, in
Wirklichkeit ist er nicht unwillig, sondern hat nur eine lang-
fristige Zeiteinteilung, die wird mit Sofort-Übersetzungen ge-
stört, dies bringt ihn durcheinander.



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Die Pensionistenversammlung in Saalfelden war gut besucht
und wenn man bedenkt, dass es dort nur einen Harmonika-Spieler
und eine singende Gitarristin gegeben hat, als- eigentlich
keine besondere Attraktion. Ich habe zwar den ganzen Wiener
Schmäh rennen lassen um dort vielmehr als Conferencier als
als parteipolitischer Redner aufzutreten, in Wien glaube ich
würden so primitive Veranstaltungen nicht so gut besucht sein.
Bei der Eröffnung des Betriebsgebäudes der Firma Teser wurde
Bombenalarm gegeben, weshalb sich alles im Vorraum drängte
und die Gendarmerie erst das ganze Gebäude absuchen musste.
Geschehen ist natürlich nichts. Acht Festredner, allein zwei
Landesräte – deren alle Beteiligten, ich selbst hatte ja schon
einmal den Rohbau besucht – jetzt erfuhr ist, dass knapp nachdem
ich dort war, eine Bodensenkung bis zu 50 cm eingetreten ist,
weshalb sich der Bau dann um etliche Monate verzögerte. Das
Ausstellungszentrum, um ein solches handelt es sich, hat mehrere
Gewerbebetriebe beinhaltet und ich bin sehr gespannt, ob es
sich wirklich rentiert.

Bürgermeister Schwaiger hat mir mitgeteilt, dass jetzt die
PK Linnich nach Saalfelden kommt und dort für 50 Leute Ar-
beitsplätze verschafft. Sie brauchen sie dringend, denn jetzt
sind in Saalfelden erstmalig über 100 Arbeitslose. Der
Firma muss er den Grund um 50.– S anbieten, obwohl er für andere
130.– S verlangt. Er ersuchte mich, ob ich ihm auch einen
entsprechenden Zuschuss geben könnte. 750.000 S bekommt er von
GAF, d.h. vom Land und 750.000 S dann noch Strukturverbesserung
auch vom Land. Ich erklärte sofort, für Grundaufkauf könnte ich
keine Zuschüsse geben, denn dies ist in der Bürges nicht vor-
gesehen. Wohl aber kann die Firma Linnich, die Papier für die
Lichtpackung erzeugen möchte, dann entsprechende Investitions-
kredite bekommen. Wenn Dort Grund angegeben wird, so wird es
bei der Berechnung sicherlich berücksichtigt werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Kläre bitte, wieso 750.000 S GAF
vom Land gegeben werden.

Beim Besuch einer Tennishalle, die in Saalfelden errichtet wurde,
ersuchte man mich, ob ich als Tennisspieler mit dem Bürgermeister
und dem Hallenbauer auftreten würde. Der Besitzer musste für
den Grund dort 100.– S der Gemeinde bezahlen und dann noch
750.000 S für die Aufschüttung. Die Halle stellte sich auf


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14,5 Mill. S. Jetzt errichtet er eine in Braunau, wo er
nur 6,5 Mill. S aufwenden wird müssen.

Die Firma Kolt, Textilfabrik, mit 80 Beschäftigten und
35 Heimarbeitern, einem Umsatz von 40 Mill. S, erzeugt
Textil-Volkskunstdrucke. Diese als Wandschmuck, vor allem
aber als Gebrauchstextilien wie Servietten, Tischtücher usw.
gehen sehr gut und er kann sogar 30 % exportieren. Die Firma
möchte eventuell § 68, Führung des Staatswappens, und ich
habe ihm vorgeschlagen, er soll einreichen, die Arbeiterkammer
ist dafür, wie mir der AK-Amtsstellenleiter Mart mitteilt.
Die Handelskammer wird kaum dagegen Einspruch erheben, denn
auch der Bürgermeister setzt sich sehr für diesen Betrieb
ein. Da Burian anwesend war, wird er sich dafür kümmern.
Auch die Firma Miele, Komm.Rat Schäffer, hat bei mir inter-
veniert, weil sie seit zwei Jahren nicht das Staatswappen
bekommt. Ich sagte, dies liegt wahrscheinlich daran, dass
von den Interessensvertretungen keine positive Stellungnahme
zu erwarten ist. Ich weiss, dass die Firma Miele bei der
Handelskammer schon interveniert hat, weil die Arbeiterkammer
ablehnt, da in einigen Betrieben kein Betriebsrat existiert.
Die Firma Miele, deren Haus auf der Mariahilfer Strasse ich eröff-
net hatte, wird jetzt nach Niederösterreich an die Autobahn
bei Gaaden übersiedeln. Komm.Rat Schäffer meinte, er könne
nicht in allen Betrieben einen Betriebsrat haben. In den
meisten sind angeblich welche.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte prüf, ob dies auch stimmt.

Die Fa. Richard Leeb bei Bruck an der Grossglocknerstrasse,
Bahnhofstrasse 38, 1978 2.600 t extraleicht von Elan bekommen
heuer nur 480 t vom Dezember bis Feber. Im März hatte sie
im Vorjahr 550 t erhalten und soll jetzt nur 200 t bekommen.
Er hat 8.000 Kunden und hat grosse Schwierigkeit, diese
zu beliefern. Ich habe ihm vorgeschlagen, wir werden mit
Elan darüber reden, aber er wird eben als freier Käufer
bei allen Produzenten, wo er es billiger in der Vergangenheit
bekommen hat, in Hinkunft Schwierigkeiten haben, solange er
nicht fest Abnahmeverträge schliesst. Leeb hat dies zugegeben,
ersuchte nur, dass ich doch intervenieren sollte. Da er
Angst hat, dass er von der Elan und Mobil und Shell über-
haupt nicht mehr beliefert wird, wenn wir für ihn intervenieren,


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habe ich ihm vorgeschlagen, dass er bei unserer Partei-
veranstaltung, als ich über die Energiesituation gesprochen
hatte, von mir aufgefordert wurde, die Situation zu schildern.
Also nicht er hat sich beschwert und interveniert, sondern
ich habe ihn diesbezüglich angesprochen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte unter Beachtung dieser Situation
bei Elan wegen der Lieferung an Leeb nachfragen.

Die Versammlung in Saalfelden war – der Bürgermeister hat
dann in der Diskussion sich bei mir bedankt, wie gut die
sozialistische Regierung sie unterstützt – insbesondere wies
er darauf hin, dass jetzt für den neuen Saalbau des Gasthauses
Hindenburg, der anschliessend errichtet werden soll, schon
den Zuschuss in der Gemeindekasse hat. Dies kann ich mir zwar
nicht vorstellen, hab aber dort natürlich kein Wort erwähnt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie war dieser positive Schritt möglich?

Da ich noch immer der Firma Peichär – Druckerei – das
Sokol -Karikaturen-Buch, die Ausgabe mit den Unterschriften,
schuldig bin, bin ich einen Sprung vorübergefahren und habe
dem Besitzer versichert, er bekommt es bestimmt.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Wo ist es jetzt wirklich?

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Tagesprogramm, 16.3.1979

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


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    Tätigkeit: Personalvertreter HM


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      Tätigkeit: Büro des Bundesministers


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        Tätigkeit: frz. Staatspräs.


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            Tätigkeit: Karikaturist


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              Tätigkeit: Referat Übersetzungen HM


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                Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


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                  Tätigkeit: MR HM


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                    Tätigkeit: Referent Schuhbranche HM


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                      Tätigkeit: Beamter HM, u.a. zuständig f. Protokollfragen


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