Mittwoch, den 14. Februar 1979
Eine Wienerin, Frau Czech, die nach Graz übersiedelt ist, beschwert
sich wegen des schlechten Wärmedämmzustandes von Hochhäusern in
Graz, als ich sie darauf hinweise, daß dafür die steirische Landes-
regierung, insbesondere Landeshauptmann Niederl zuständig sei,
meint sie, zu dem geht sie nicht. Sie bereut es jetzt schon, nach
Graz übersiedelt zu sein, ohne daß ich sie fragte, also eine wasch-
echte Wiener Sozialistin.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Was hat sie Dir alles noch erzählt?
Die International Advertising Agentie IAA hat jetzt eine Energie-
spar-Kampagne gestartet, das Motto: Net urassen! Wenn dies ein
so guter Erfolg wird, wie Koleritsch und die alten zwei Aktionen,
die sie vorher gestartet haben, können wir glücklich sein. Die
ganze Propagandawelle ist 5 Mio. S wert und kostet uns gar nichts.
Bemerkenswert war, daß der Präsident Dkfm. Fehr mit Recht bemerkte,
dies hätte die Energieverwertungsagentur EVA schon längst machen
müssen. Überrascht war ich, daß diese freiwillige Vereinigung
von Werbeträgern und Werbeagenturen nicht enger mit unserem Werbe-
ausschuß Prof. Mittag vom Konsumentenbeirat zusammen arbeitet.
Selbst, wenn die nach ihren eigenen Statuten alle 5 Jahre eine
solche Gratiswerbekampagne starten, kann man diese enger ans Handels-
ministerium binden, um vielleicht dann die Themen mitzubestimmen.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Recherchiere, wie Prof. Mittag und andere
darauf reagieren.
Dipl.Ing. Hirschenhauser von General Motors hat einen verhältnis-
mäßig niedergradigen Orden bekommen. Trotzdem wollte er ihn un-
bedingt noch vorm Opernball und war glücklich, als ich ihn sozu-
sagen jetzt noch überreichte. Da er nicht einmal zum Spitzen-
management von General Motors Austria gehört, wußte er auch sehr
wenig über die laufenden Verhandlungen der Investitionstätigkeit
General Motors in Österreich. Haffner wollte ihm dann noch die
Kokarde ins Knopfloch stecken, nicht wissend, daß es bei so
niederrangigen Orden gar keine gibt.
Ein Film über die Seychellen vorgeführt in Anwesenheit des Wirt-
schafts- und Planungsministers Ferrari produziert vom Österreichi-
schen Fernsehen war wirklich ungeheuer beeindruckend. Am Beispiel
zweier junger Frauen wurde das Leben auf den Inseln dargestellt.
Sehr sozialkritisch als Kontrast dazu die Tochter des Generalkon-
suls Dr. Pisec und die Tochter des Dr. Ferrari, allerdings ohne sie
namentlich zu erwähnen. Natürlich die große Sehnsucht der Ein-
heimischen in der weiten Welt ihr Glück zu versuchen, in der falschen
Annahme, dort geht es den Arbeitern so wie den Touristen, wenn sie
nach Seychellen kommen. Angeblich hat die Seismik ergeben, daß
in 6 - 8 Meter Tiefe offshore Erdöl gefunden werden könnte. Wird dieses
ausgebeutet, dann ist die Ferien-Insel für den Tourismus verloren,
für die 60.000 Einwohner allerdings dann ein wesentlich höherer
Lebensstandard gesichert. Diese Problematik wurde in Film selbst-
verständlich nicht dargestellt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Österreichische Fremdenverkehrswerbung
soll sich mit den Produzenten zusammensetzen, wenn sie wieder einmal
einen Film über Österreich drehen will.
Die Ausstellung "Sicher bauen, sicher wohnen, sicher leben" im
Wohnforum in der Wohnwelt war für mich überraschend gut organisiert.
Der Veranstalterin Frau Dr. Dürler ist es gelungen, die verschieden-
sten Interessenten von der Unfallversicherung über Polizei, Feuer-
wehr, Brandschutzbekämpfung bis zur Apothekerkammer an dieser Aus-
stellung zu interessieren. Mischek, der Besitzer der Wohnwelt hat
mir zugegeben, daß es äußerst schwierig ist, die Trennung zwischen
kommerzieller Tätigkeit und wirklich uneigennützigen Dienst für die
Öffentlichkeit, d.h. das Ziel von Wohnforum zu unterscheiden und
strikte einzuhalten, daß dies aber notwendig ist, hat er mir un-
umwunden zugegeben. Burian wurde jetzt in das Kuratorium vom Wohn-
forum berufen und hat damit gewisse Einflußmöglichkeiten, ich
bin darüber sehr froh, denn abgesehen, daß es für ihn persönlich
auch ein großer Vorteil ist, er wird mehr bekannt und kommt mit
Kreisen zusammen, die man sonst wahrscheinlich kaum ansprechen
würde. Der Branddirektor von Wien hat beim Essen Dr. Dürler und
mir vorgeschlagen, man sollte Firmen mit ihren Angehörigen zum
Besuch und zur Diskussion sowie Seminar einladen. Diese Idee halte
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ich für richtig, da Firmen sicherlich bereit sind bei ganztägigen
Seminaren dort auch die Verpflegung zu bezahlen. Wenn das Essen
annähernd so gut, wie dies was wir dort bekommen haben, können solche
Ausstellungen dann ein voller Erfolg sein.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Habt Ihr Euch ein längerfristiges Ausstellungs-
programm schon erarbeitet?
Der Branddirektor von Wien hat mir auch seine Schwierigkeiten er-
zählt, die Ergänzung der 1.500 Berufsfeuerwehrleute durch frei-
willige Feuerwehrmänner, wie er seit längerer Zeit beabsichtigt.
Die Politiker sind jetzt alle dafür und gerade im Gefolge des
Gerngross-Brandes wäre es ein leichtes jetzt eine solche ungefähr
3.000 Mann umfassende freiwillige Feuerwehr in Wien aufzubauen.
So wie überall gibt es Schwierigkeiten mit den Juristen, die wie
nicht anders zu erwarten, große rechtliche Bedenken dort und da
haben. Abends habe ich durch Zufall den Generaldir. Hintschig von
der Messe getroffen, der für den Zivilschutz in Wien verantwortlich
ist und der meinte, jetzt müßte man die Gelegenheit nützen. Auch
Stadtrat Schieder, der politisch Verantwortliche, ist jetzt so weit,
daß er sich eine freiwillige Feuerwehr sozusagen von der öffentlichen
Meinung, sprich Massenmedien abringen lassen will. Schieder sieht
darin eine Möglichkeit der politischen Beeinflussung der 3.000 Mann.
Ihm schwebt scheinbar etwas ähnliches vor, wie bei der Rathauswache,
dies ist allerdings wieder eine bezahlte Truppe.
Zum Essen, das Kreisky für die Landeshauptleute gegeben hat, sind
ein einziger, nämlich Wagner von Kärnten erschienen, sonst waren
ungefähr zwei Drittel der Eingeladenen entweder durch Landesräte
oder die Beamten vertreten. Nur Landeshauptmann Haslauer ist später
gekommen und meinte nur, er wünscht höchstens einen Kaffee. Ich
konnte mir nicht verkneifen, neben Leodolter sitzend, auch Moser
war noch als Minister erschienen, zu behaupten alle hätten wahr-
scheinlich angenommen, daß Kreisky wieder den üblichen internationalen
Schlick serviert, den niemand so recht will und der auch wahrlich
nicht gut ist. Diesmal aber hat Kreisky eine Idee verwirklicht,
nämlich aus den Bundesländern jetzt Wirte aufzufordern, die Ver-
pflegung zu übernehmen. Diesmal war Burgenland, Großhöflein dran
mit einem exzellenten und überaus üppigen Essen. Ich fürchtete
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schon, daß dann auch zur Landeshauptleute-Besprechung mit Kreisky
so wenige kommen werden, doch dort stellte sich heraus, daß sowohl
ihr Sprecher Maurer als auch Ratzenböck erschienen waren, wer
mir wirklich fehlte war der Wiener Vertreter.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Stelle bitte fest, wer von Wien überhaupt
dort war?
Nach einer umfangreichen Einleitung von Kreisky wo er darauf ver-
wies, daß für ihn nur die kooperative bundesstaatliche Regelung
d.h. der Artikel 15 a für jedwede Energiepolitik mit Ländern in
Frage kommt, also ganz dezidiert eine Verfassungsänderung ablehnte
machte er den von mir erwarteten Vorschlag. Die Bundeshandels-
kammer soll aus dem Zinsertrag der Außenhandelsförderungsbeiträge-
Rücklage ca. eine Milliarde 60 Mio. S zur Verfügung stehen, der
Bund wird ebenfalls 60 Mio. geben und die Länder sollen sich auch
daran beteiligen. Auf diesen Vorschlag ging gar niemand in der Dis-
kussion ein, weil man ihn sicher von der anderen Seite als poli-
tischen Gegner betrachtet. Kreisky erwähnte dann noch alle Aktivi-
täten der Bundesregierung insbesondere auch ERP-Zinsenzuschußaktion
der Bundesregierung und die 10 Mio. S für die Fernwärme in meinem
Budget, sowie die Meßgeräte für die Industrie um 15 Mio. S und zuletzt
auch noch die Tätigkeit der IAA "net urassen!", wobei wieder einmal
die EVA besonders erwähnte. Überraschend für mich war, daß er das
Referat wortwörtlich heruntergelesen hat, also deutlich sichtbar
keine Zeit gehabt hatte, sich darauf im einzelnen vorzubereiten,
obwohl er am Vortag von mir alle Unterlagen verlangte, weil er
erklärte, er müsse alles genau studieren und hätte dies schon vor
längerer Zeit gerne gehabt.
Präs. Kohn von der gesamtschweizerischen Energiekommission und gleich-
zeitig auch Direktor der zweitgrößten schweizerischen Elektrizitäts-
gesellschaft, einer Mischung von Kantonen und privaten, von Kreisky
eingeladen, berichtete über die Situation in Europa und ganz be-
sonders in der Schweiz. Dort hat bei einer Umfrage die Bevölkerung
nur mit 7 % die Energieprobleme an erste Stelle gesetzt, die
Schwierigkeit liegt darin, daß auch in der Schweiz alle Tanks
voll sind und daher Maßnahmen sehr schwer durchzusetzen sind.
Vier Problemkreise umriß Kohn, Sparen, Forschen, Substituieren,
Vorsorgen. Die Kommission hat 2 Szenarien ausgearbeitet, das eine
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ist eine Sparpolitik mit vorhandener Rechtsgrundlage, hier handeln
die Kantone, der Bund kann höchstens koordinieren. Dieses föderali-
stische System baut darauf auf, daß die Wirtschaft entsprechend
aus eigener Einsicht handelt. Wärmedämmung, Prüfung der Heizanlagen,
also alles das, was bei uns in Österreich auch notwendig ist, und
von den Ländern zu machen wäre, Änderung des kantonalen Baurechtes
durch eine spezielle Gesetzesnovelle, Steuererleichterungen, Sub-
ventionen, eventuell noch Energie-Leitbilder, Richtpläne für lei-
tungsgebundene Energie, eine Wasserkraftpolitik wonach die Kon-
zessionäre alte Werke umbauen, was ca. 1 1/2 Mrd. kWh bringen könnte,
Ersatzenergie durch Holz, Wärmepumpen, Sonne, Fernheizwerk usw.
Alles was wir also auch in Österreich jetzt beabsichtigen zu machen.
Die Schweiz, die ca. 10 Mrd. Schweizer Franken Energie verbrauchen,
könnte 10 % damit einsparen, also eine Milliarde Schweizer Franken.
Dafür sind aber 600 Mio. Schweizer Franken Investitionen notwendig,
diese Aufwendung wird also durch die Ersparnis leicht gedeckt ja
sogar übergedeckt und könnte die Baukonjunktur in der Schweiz
wesentlich beleben. Die Kommission ist aber mehrheitlich der
Auffassung, daß es damit nicht das Auslangen finden würde und auch
die Schweiz nicht auf die Dauer dieses Problem in Griff kriegen
kann, weshalb zusätzliche Kompetenzen dem Bund gegeben werden müssen
und er wörtlich sagte, die Kantone müssen an die Kandare gelegt
werden. Dem steht allerdings entgegen, daß eine Gewerbefreiheit und
die absolute Eigentumsfrage sowie insbesondere die kantonalen
Selbständigkeitsbestrebungen eine solche notwendige Maßnahme frühe-
stens, wenn der Bundesrat sie überhaupt aufgreift durch Volks-
abstimmung 1981 oder 1982 verwirklicht werden könnten. Erst dann
würde die großen Energiesparmaßnahmen gerechtfertigt werden und könnten
eingesetzt werden, den jetzt steht jedweder Anordnung, Wärme an
Dritte abzugeben, entsprechende Wärmerückgewinnung zu veranlassen,
den Energieverbrauch zu beschränken, ja sogar den Benzin-Verbrauch
zu reglementieren, immer wieder die Gewerbefreiheit und das Eigen-
tumsrecht entgehen. Auch eine beabsichtigte Zwecksteuer von 6 %
die 7 Mrd. S bringen könnte, bedarf in vielen anderen Maßnahmen
erst einer gesetzlichen Fundierung mit Volksabstimmung und man
weiß nie, wie die in der Schweiz ausgehen. Von der EVA berichtete
dann noch Dr. Fantl, der die bekannten Vorschläge brachte insbesondere
die Nutzung von Holz und andere Bio-Energie. Da jetzt bereits
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schon über 1 3/4 Stunden geredet war, fragte mich Kreisky, wie lange
ich reden würde und der neben mir sitzende Landeshauptmann Wagner
ersuchte mich ebenfalls sehr kurz zu sein. Ich versprach mit 20 Mi-
nuten das Auslangen zu finden, erklärte das auch gleich als mir
das Wort gegeben wurde und habe mit meiner alten Maschinengewehr-
methode vom Parlament Fakten über Fakten präsentiert und gleich-
zeitig entsprechende Vorschläge gemacht. Der Energieverbrauch ist
im Vorjahr gestiegen, Weiser meinte zu Satzinger, er hätte von
Bauer und allen anderen ganz andere Ziffern bekommen, das Handels-
ministerium muß trachten diese Energie herzustellen, alle Spar-
maßnahmen sind gut, aber bis jetzt nicht sehr erfolgreich. Den
Ländern schlage ich konkret folgendes vor, insbesondere jetzt die
2 Staatsverträge über Wärmedämmung und Heizanlagen die Forderungen
der Länder am Freitag erst von der Verbindungsstelle uns mitgeteilt
könnten, was das Handelsministerium betrifft sofort in Angriff
genommen werden, ich konnte sowohl die Änderung der Gewerbeordnung
als auch ein Einwegflaschen-Gesetz vorlegen, die Produktdeklaration
wird bereits bei 3 Waschmaschinen, Kühlschränke, Backrohre in der
Begutachtung und andere können noch folgen. Die beschränkte Be-
nützung von starken Stromverbrauchern wird durch das UWG resp.
Novelle des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes geändert werden. Die
Forderungen an Gewerberecht wurden also umfassend erfüllt. Im
Zivilrecht hat bezüglich der Erhöhung des Hauptmietzinses für energie-
sparende Maßnahmen und die individuelle Heizkosten-Abrechnung der
Justizminister mit einem Schreiben mitgeteilt, daß er bereit ist,
diese Frage im Mietengesetz und Wohnungseigentum-Gesetz zu regeln.
Konkrete Vorschläge so wie ich sie vorlegen konnte, hatte allerdings
Nikischer. Im Abgabenrecht hat der Finanzminister seine Bereit-
schaft erklärt über gewisse Fragen, wie Bauspareinlagen, für Energie-
sparmaßnahmen und Auflösung der Mietzinsreserve mit sich reden zu
lassen, er lehnt nur die Sonderausgabenregelung, die auch die ÖVP
verlangt hat, ab. Auch dies habe ich im Prinzip mitgeteilt, ohne
natürlich auf Einzelheiten einzugehen. Dies muß sich der Justiz-
minister und Finanzminister mit den Ländern im einzelnen ausmachen.
Insbesondere habe ich dann auf die Einladung der Landeshauptleute
zur Förderung der Kleinkraftwerke verwiesen, die wir auch schrift-
lich vorgelegt haben. Nachdem Sekt.Chef Frank mir extra eine Rede-
unterlage geliefert hat, hätte ich mich danach gehalten, müßte ich
wahrscheinlich eine Stunde referieren, so habe ich zwar die
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wichtigsten Punkte Wärmeschutzgruppe 4, Wunsch des Bundes gegen
eine geringere der Länder und Ausmaß der Fensterflächen, Bund 25 %
und Länder 30 % hingewiesen, als Kuriosa sagte ich, die Landes-
hauptleute-Konferenz kann aber nicht Details bestimmen, denn was
können wir mit einem A-Wert von 0,16 m² - HN(PA ) hoch 2/3 anfangen.
Was ich damit dort beweisen wollte, war nur wie seriös doch im
Handelsministerium gearbeitet wird und wie die Politiker endlich
zur Kenntnis nehmen sollen, was hier alles im Handelsministerium
geschehen ist. Natürlich nützte ich die Gelegenheit um gleich auf
die Problematik vom Ersatzkraftwerk Zwentendorf Gasöl oder Öl-Kohle
hinzuweisen. Ich erklärte freiweg, wir konnten uns schon nicht einigen
als die Elektrizitätsversorgungsunternehmen, die Landeshaupt-
leute sind meistens Präsidenten dieser Elektrizitätswerke, 1000 MW
Öl und 400 MW Gas-Investitionen beabsichtigten. Jetzt im Hinblick auf
Iran, wo mit Sicherheit anzunehmen ist, daß der iranisch-sowjetische
westeuropäische 16-Mrd.-m²-Gasvertrag nicht zu tragen kommt, sollte
man sich doch überlegen, ein Kohlekraftwerk in Zwentendorf von den
7 Landesgesellschaften und der Verbund zu errichten. In der Dis-
kussion ging aber auch auf diese Frage niemand ein. Landeshauptmann
Maurer, der Ländersprecher meinte, die Länderwünsche seien zum Teil
positiv beantwortet worden, insbesondere vom Handelsministerium und
er könnte sich daher vorstellen, daß sehr wohl jetzt eine Verein-
barung möglich ist. Vorerst wollte er nur gerne wissen, wie die
Kosten sind, die von der EVA jetzt immer vorgeschlagen werden, z.B.
die Verstärkung der Außenwände von 4 cm auf 18 cm. Moser hat dann
auf den Mindestwärmeschutz der Bundesgebäude verwiesen und be-
hauptet, ihm standen im Vorjahr 130 und jetzt 190 Mio. S für wärme-
energieverbessernde Maßnahmen zur Verfügung. 27 % der in öffentlichen
Gebäuden vorhandenen Kubatur ist jetzt schon an Fernheizwerke ange-
schlossen. 500 Heizer wurden geschult, die Wohnbauförderung und
die Wohnungsverbesserung wurde wegen Energiesparen entsprechende
Novellen aufgenommen. Die ÖNORM B 8110 die erst vorsieht, daß
nach 3 Jahren die Wärmemessungen erfolgen dürfen, wobei die Gewähr-
leistungsfrist meistens nur 2 - 3 Jahre dauert, braucht, seiner
Meinung nach nicht eingehalten zu werden. Er selbst zumindestens
handhabt dies bei den öffentlichen Gebäuden seit eh und je so.
Landesamtsdirektor Tropper meinte, bis jetzt gebe es ungleiche Ver-
träge, da der Bund nur die Länder verpflichten will und selbst
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nichts macht, weshalb die Länder ihm die Gegenvorschläge erstellt
hat. Tropper wollte dies ganz deutlich koppeln, sozusagen Ver-
pflichtung der Länder und Verpflichtung des Bundes inklusive Justiz
und vor allem die Forderungen an den Finanzminister. In dieselbe
Kerbe Ratzenböck und Maurer neuerdings, interessant war dann nur,
daß beide dann große Bedenken hatten die Einwegflaschen-Regelung
zu erlassen und mich ersuchten hier zurückhaltend vorzugehen. Ich
versicherte, niemand der jetzt Einweggebinde produziert soll zu
Schaden kommen. Wagner appellierte an die Spargesinnung der Menschen
und Landesamtsdir. Kathrein, Tirol und Rümmele wehrten sich gegen den
Begriff an die Kandare nehmen, in der Schweiz meinten sie hätten
die Kantone wesentlich mehr Rechte, weshalb selbst wenn sie an die
Kandare genommen werden, noch immer besser dran sind als in den
österreichischen Bundesländern. Fantl erwiderte dann auf Anfrage
Maurer, daß die Maßnahmen die er vorschlägt, alle kostendeckend
sind, um sie zu verwirklichen, braucht man nur die Bereitstellung
der Finanzmittel. Kreisky ging darauf allerdings nicht mehr ein,
sondern meinte nur zusammenfassend die Landeshauptleute könnte man
jetzt bei der nächsten Landeshauptleute-Konferenz dazu bringen, daß
die akkordierten Artikel-15a-Verträge beschlossen werden, Kreisky
wird deshalb mit Maurer noch genauer kontaktieren. Um der Bevölkerung
alle Maßnahmen zu demonstrieren, soll in Ländern entsprechende
Versuche angestellt und vorgeführt werden, dies gilt z.B. für
die Holzverwendung und das sogenannte Recycling, an der Kreisky
einen Narren gefressen hat und sich immer an Finnland orientiert.
Firnberg verwies darauf, daß die Bio-Masse in Burgenland der große
Traubentrester Energiegewinnung bereits jetzt von ihr genau unter-
sucht wird. Kreisky meinte noch abschließend, er wird mit der EVA
dafür sorgen, daß jetzt kundgemacht wird, welche Förderungsmög-
lichkeiten es in Österreich alle gibt.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte verfolge genau, was jetzt bei der
EVA wirklich konkret geschehen wird?
Präsident Dittrich hat zu einem gemütlichen Abend ins Hotel Modul
eingeladen, wo ich zwar nichts mehr essen konnte, beim Schnapsen
gegen Nimmerrichter Schneider wurde, dafür gegen eine Frau ge-
wonnen habe und ihr dann sofort mein Mascherl selbstverständlich
geschenkt, denn ich wollte sowieso so bald als möglich zur OPEC-
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Veranstaltung. Kammeramtsdirektor Kehrer von Wien, aber dann auch
der Präsident Dittrich selbst erzählten mir von der Zentralen Lehr-
lingsstelle, die sie jetzt im Gewerbehaus eingerichtet haben. Kehrer
sagte, er hätte sich nicht gewagt, mich zur Eröffnung einzuladen,
er war sehr erfreut, von mir zu hören und Dittrich hat mich dann
sofort eingeladen, daß ich bereit bin diese zu besuchen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte Termin dann vereinbaren.
Bei der OPEC-Veranstaltung traf ich Feichtinger und Meszaros von
der ÖMV, beide versicherten mir, ohne daß ich sie deshalb ange-
sprochen habe, die Versorgung von Zwentendorf 430 MW kalorisches
Werk mit Öl nicht garantieren zu können. Feichtinger hat mir
strengst vertraulich mitgeteilt, daß er, ja wenn er 300.000 t Heiz-
öl liefern soll, dann gar nicht wüßte, was er mit den anderen Pro-
dukten, die aus der zusätzlichen Rohölmenge die raffineriert werden
muß, verwerten kann. Abgesehen also von der Frage der internationalen
Situation und der Schwierigkeit, ob überhaupt das Rohöl zu be-
kommen ist, ist es auch noch eine Raffinerieausbeutungsproblem für
die ÖMV. Ich schlug Feichtinger eine Aussprache mit Bandhauer
und mir .
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte so schnell als möglich Termin ver-
einbaren.
Bei dieser Gelegenheit traf ich auch den Gen.Dir. von Mobil Ebeling
den ich wegen seiner Aussage, daß die Produktströme an Österreich
vorbeigehen werden, hart angriff. Ich setze mich ständig für die
internationalen Gesellschaften ein, damit sie nicht gegenüber der
ÖMV benachteiligt werden und dann kommen so unverantwortliche
Äußerungen. Ebeling meinte, dies beziehe sich nicht auf das Segment
welches Mobil sich bereit erklärt hat zu beliefern, sondern eben
auf die zusätzlichen Mengen wie eventuelle die Freien Tankstellen
von ihnen verlangen werden, hier müßten sie höhere Preise bekommen.
Ich stellte sofort richtig, daß in der Öffentlichkeit sowohl Shell
als Mobil dezidiert erklärt haben, sie werden keine Preiserhöhung
verlangen. Feichtinger selbst hat mir dann beim weggehen zugesichert,
daß die ÖMV gar nicht daran denkt, Preise tatsächlich vor den
Wahlen zu erhöhen. Das Ganze in der letzten Aussprache vom Fach-
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verband dürfte also nur ein Manöver gewesen sein, um mich eventuell
wieder wo reinzureiten. Feichtinger ist sehr einverstanden, wenn
wir jetzt von den Ölgesellschaften das Planspiel verlangen. In
meiner Briefantwort, die jetzt von der ÖMV gar nicht mehr so dringend
verlangt wird, werde ich diesbezügliche Vorschläge machen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte schau trotzdem, daß der Brief so
bald als möglich rausgeht.
Tagesprogramm, 14.2.1979
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)