Samstag, der 13. Jänner 1979

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Samstag, 13. Jänner 1979

Die General-Motors-Vertreter hatten härtere Bedingungen für den
Kauf von den Junior-Werken gestellt als den bisherigen Richt-
linien entspricht. Nach sehr langen und harten Verhandlungen
ist es dann geglückt ein Kompromiss zu erzielen, das mir auch
akzeptabel erscheint. Die Amerikaner wollen nur 1,111.000 Dollar,
d.s. ca. 15 Mio. Schillinge, bezahlen. Der Kaufpreis beträgt aber
23 Mio. Schilling. Der Masseverwalter ist nicht bereit, darunter
zu gehen. Ursprünglich beabsichtigten die Amerikaner 110 Beschäf-
tigte zur Erzeugung von Bremsbacken, Bremsscheiben usw. einzu-
setzen. Insgesamt sollen 5,8 Mio. Stück im Jahr kalkulationsmässig
erzeugt werden. Die tatsächliche Auslastung würde 80 % davon betra-
gen. Die Amerikaner erklären nun, dass sie bereit sind, 23 Mio.
dann zu bezahlen, gleichzeitig aber bis zum Jahre 1985 die Be-
schäftigung auf 230 zu erhöhen. Sie wünschen dann von dem Kauf-
preis von 23 Mio. 65.000 Schilling pro Arbeitskraft, die sie mehr
beschäftigen, abgesetzt. Wenn sie dann 32 erreichen, würde ihre
tatsächliche Leistung 15 Mio. Schilling betragen. Diesen vernünf-
tigen Kompromiss mit einer grösseren Beschäftigung als ursprünglich
vorgesehen, hat die steirische Landesregierung akzeptiert. Damit
aber die Amerikaner sich nicht doch noch in einem anderen Land
ansiedeln, müsste die Arbeitsmarktverwaltung nicht wie vorgesehen
60.000 und Dr. Ebner vom Landesarbeitsamt hat dann auf 65.000 Schilling
pro Arbeitskraft erhöht, sondern, nachdem die Amerikaner 100.000
Schilling verlangt haben, mindestens 75.000 vom Sozialministerium
aus der Arbeitsmarktförderung zugeschossen werden. Ebner hat Dr.
Gröger wissen lassen, dass er glaubt das Sozialministerium würde
einen solchen Satz akzeptieren. Ich versprach den Amerikanern
sofort, ich werde diesbezüglich mit dem Sozialminister Weissen-
berg
darüber sprechen- Ich werde mich sehr für diese Lösung ein-
setzen. Die General Motors wollen für 130 Mio. Schillinge investie-
ren. Sie erkundigten sich welche Möglichkeiten sie wegen verbillig-
ter Kredite haben könnten. Die einzige – und wie mir scheint
zweckmässige Lösung wäre – ERP-Kredit. Da müssen sie allerdings,
wie ich sofort erklärte, 33 % mindestens Eigenmittel aufbringen.
Normal wären es sogar 50 %. Da die Vizepräsidenten von General
Motors nächste Woche beim Bundeskanzler Kreisky wegen der grossen
Assembling-Produktion in Österreich vorsprechen, schlug ich der


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amerikanischen und ........ Delegation vor, diese sollten das
ERP-Problem sofort bei dieser Besprechung zur Sprache bringen.
Bei dem Essen im Hilton habe ich dann erfahren – von Dr. Wächter
seine Funktion ist mir eigentlich nicht ganz klar, dass ausser
Österreich noch England, Irland und Frankreich zur Diskussion
stehen. Der Sprecher der Amerikaner, resp. General Motors, ist
Löhrmann aus Grossbritannien. Dieser hat S.Chef Wanke gegenüber
dezidiert erklärt, er wird für das Projekt nach Österreich votieren.
Wächter hat mir dann allerdings gesagt, dass die Irländer und
Engländer noch wesentlich günstigere Bedingungen geben, als jetzt
das ausgehandelt Kompromiss. Trotzdem glaubt auch er, dass er mit die-
sem Anbot innerhalb der Amerikaner durchkommen wird. Die Delega-
tion hat meine Auffassung geteilt, dass es für General Motors auch
besser ist, wenn sie zuerst dieses kleinere Projekt so schnell
als möglich in Österreich verwirklichen und dann gegebenenfalls
ein wesentlich grösseres, nämlich eben das von Kreisky beabsichtigte
Assembling-Werk errichten. Wenn es tatsächlich zum Abschluss dieses
Vertrages kommt, dann würde sich wieder meine Theorie bestätigen,
dass es step by step in allen Fällen besser ist und grössere
Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses durch diese Methode garan-
tiert wird. Überrascht war ich, dass für die Amerikaner eine Inve-
stition von 130 Mio. Schillingen bei einem so grossen Planungs- und
Startaufwand mit letzter Entscheidung in Board in Amerika bedingt.
Wächter erklärte mir, dass er vor etlichen Jahren General Motors
bald an der Nichtkoordinierung von Investitionen weltweit zugrunde
gegangen wäre. Jede einzelne Fabrik hat damals scheinbar weitestgehend-
des Pouvoir gehabt, abzuschliessen, resp. Investitionen durch-
zuführen. Das Endergebnis soll eine katastrophale Situation ge-
wesen sein. So wie überall hat daraus das Pendel in die andere
Richtung ausgeschlagen und jetzt muss fast jede kleine Investition
auch in Amerika von höchster Stelle genehmigt werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Welche Funktion spielt eigentlich Dr.
Wächter?

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Tagesprogramm, 13.1.1979


Tätigkeit: MR HM


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