Dienstag, 6. September 1977
Direktor Wohlmeyer von der Kartoffelverwertung Gmünd glaubt
allen Ernstes, dass der Finanzminister für das BÜG 77 5.9 Mio.
Schilling und für 78 im Budget 105 Mio. S für die Kartoffelför-
derung einsetzen wird, Seiner Meinung nach müsste das benach-
teiligte Waldviertel gerade weil jetzt die Getreidepreise
Qualitätsweizen nachgezogen wurden, hier eine besondere Förderung
bekommen. Ihm schwebt entsprechender Schutz, wie er es bezeichnet
finnischem Modell, im handelspolitischen Gebiet vor. Darüber hinaus
möchte er für Weizen und Maisstärke entsprechende Massnahmen.
Bezüglich des Ölsaatenprojektes Olioprot, wo er nicht nur als
Sprecher sich fühlt, sondern auch ganz entschieden gegen die
Mitwirkung der Unilever ist, teilt er mir dezidiert mit, dass
die Unilever Gen.Dir. Seefranz falsche Darstellungen liefert und
eine ausschliessliche Ölimportpolitik, auch dann wenn sie ein
scheinbares Interesse an einer Eigenproduktion haben, fortsetzen
möchte. Da wir nur eine Ölmühle errichten können, in der Zwischen-
zeit sich ein dritter Interessent Hirsch, von der Vegetabilen ge-
meldet hat.
ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte eine Aussprache im kleinsten Kreis
zwischen Oilioprot und Unilever bei mir einladen.
Handelsrat Chrust von der CSSR kommt im Auftrag von Barcak,
Aussenhandelsministerium, um mit mir den Tschechoslowakeibesuch
zu besprechen. Ich erkläre ihm ganz dezidiert, dass ich nur nach
Brünn auf einige Stunden komme, weil Barcak mich dazu – fast
würde ich sagen – gezwungen hat. Ursprünglich war vereinbart,
dass wir bei dem Besuch in Brünn vorher oder nachher Gelegen-
heit haben mit den Fachleuten der E-Wirtschaft in Borovice in ihrem
Atomreaktorzentrum Gespräche zu führen. Jetzt bietet man mir an,
dass in Brünn der zuständige Vizeminister sein würde. Ich erkläre
sofort, dass ich die Fachleute von dem Energiesektor nicht mit-
nehmen werde, weshalb ich in Brünn auch über dieses Problem keine
detaillierten Gespräche führen kann und will. Barcak hat in War-
schau versucht mich mit dem Hinweis zu ködern, dass er mir es
zwar nicht sagen dürfe, aber mir mitteilt, dass der Ministerpräsident
insbesondere nach dem Besuch des Parteisekretärs bei Kreisky mit
mir sprechen will und dies nur auf der Brünner Messe möglich ist.
Ich bin sehr gespannt. Rechnen tu ich nicht damit.
Die Firma Denzel hat zur Unterstützung unserer Rohstoffaktion
in der Rohstoff-Fibel 3 Volvos gestiftet. Ich wurde ersucht sie
den Gewinnern zu übergeben, was ich natürlich gerne machte. Denzel
hat klugerweise bei dieser Gelegenheit gleich seine neuen Volvo
Modelle vorgestellt. So hat er bereits uns gegenüber den Nachweis
erbracht, dass die 10 %-ige Abwertung der Schwedenkrone sofort bis
auf den letzten Prozentsatz den Käufer weitergegeben wurde. Die
zweite grosse Überraschung auch für mich war, dass Volvo in West-
europa nirgends tiefere Preise hat als in Österreich. Österreich
wird also von der Schweden gleich gut behandelt. Natürlich nützte
ich bei meiner Ansprache die Möglichkeit auf diese Situation be-
sonders hinzuweisen und die Angriffe, dass bei den anderen Marken
unsere Berechnungen nicht stimmen zurückzuweisen. Bei den an-
schliessenden Buffet hatte ich Gelegenheit mit dem Exportleiter
für Österreich von Volvo über die Abwertung und vor allem die
Idee der Zusammenlegung zwischen SAAB und VOLVO zu sprechen.
Dieses Projekt ist an den Widerstand von Saab gescheitert, die
sich nicht Volvo unterordnen wollten. Der schwedische Botschafter
hat andererseits bei mir neuerdings angefragt, wie es mit den
Kompensationsgeschäften zwischen Militärregierung, Flugzeugkauf
und österreichischen Lieferungen, die sie übernehmen müssen, steht.
Ich erklärte freimütig, dass wir in der jetzigen Phase kaum in
absehbarer Zeit Flugzeuge kaufen werden und wir deshalb nicht
jetzt bereits entsprechende detaillierte Verhandlungen über die
Abwicklung dieser Kompensationsgeschäfte – wenn es zu einem Flug-
zeugkauf einmal kommen sollte – detaillierte Vorarbeit leisten
sollten. Prinzipiell ist für die Schweden klar, dass wenn es zu
einer entsprechenden Vereinbarung kommt, dann das Handelsministerium
für die Abwicklung der Kompensation zuständig ist.
Schäffer & Budenberg, eine Stahlfirma hat in Ybbs jetzt keine
Aufträge, weil die zugesicherten Abnahmemengen der VÖEST, die aller-
dings nicht schriftlich vereinbart wurden, heuer keinesfalls von
ihr gekauft werden. Direktor Schmid mit dem Betriebsrat – auf Ver-
anlassung von letzteren – hat bei mir vorgesprochen, damit ich
bei der VÖEST interveniere, was ich auch sofort zusagte. Die Firma
hat jetzt von GFM eine moderne Schmiedemaschine gekauft, hat
grösste Schwierigkeiten ihre Investitionen zu vollenden und sieht
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sich veranlasst, 36 Arbeiter zu kündigen.
ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte bei VÖEST-Besprechung auf Tagesordnung
setzen.
Die Textilindustrie, Dr. Adensamer als Präsident und Dr. Huber als
Sekretär sowie Dr. Schinzl der die Interessengemeinschaft Textil-
verband vertritt, schlugen mir vor, ich sollte eine Plakataktion
die ca. 5 Mio. Schilling kostet, finanzieren. Sie hatten einen Ent-
wurf – eine Tür, wo österreichische Stoffballen ins Ausland gehen,
als Text "Österreich erzeugt gute Textilien" - darstellte vorge-
legt und glaubten allen Ernstes, dass ich dafür 5 Mio. S ausgebe.
Abgesehen davon, dass das Plakat ungeheuer viel Schrift enthielt
die niemand liest, habe ich sofort dafür keine Mittel zur Hand.
Ich könnte mir eher vorstellen, dass ähnlich wie die Schuhindustrie,
wo AR Giglinger mit ihnen ein ganzes Marketingkonzept erarbeitet
auch am Textil-und Bekleidungssektor so etwas versucht wird. Da
die Industrie ja nicht für Einzelfirmen wirbt, müsste man ver-
suchen im Fernsehen irgendeine Sendung oder Pausenfüllung oder sonst
was bekommen, wo eine entsprechende nachhaltige Werbung für
österreichische Waren gemacht wird. Derzeit, wurde mir mitgeteilt,
gibt es bei der Sendung WIR Absage-und Ansage, sozusagen Sponsor-
aktivität mit 2,8 Mio. S Aufwand. 1,1 Mio. schiesst dazu die
Interessengemeinschaft Textilwerbung bei. 500.000 S wird für
Strickerei aufgewendet. Auch für Plakatwerbung Wollsiegel usw.
wurden beträchtliche Beträge von dem Fachverband aber auch von
der Handelskammer, WIFI usw. bereitgestellt. Jetzt will man ebenfalls
das Handelsministerium miteinbeziehen. Man wollte grössenordnungs-
mässig von mir wissen, welche Mittel ich dafür bereitstellen
werde. Ich habe keinerlei Zusagen gemacht, ja nicht einmal andeutungs-
weise die Grössenordnung festgelegt. Ich erklärte nur sofort, dass
bei der Budgetsituation nicht mit grösseren Mittel zu rechnen sei
und überhaupt Voraussetzung für eine Unterstützung ein Marketing-
konzept vorliegen muss. Grumbeck der für Textilien zuständig
ist wird mit ihnen ein solche Konzept, ähnlich Giglingers versuchen.
Bei dieser Gelegenheit habe ich gleich den Fachverband wissen
lassen, dass ich in Hinkunft nicht mehr bereit bin, Vorschläge die
von Ihnen kommen, wie z.B. die Importlizenzscheine, jemals wieder
zu machen, weil die Handelskammer nicht imstande ist resp. Gremien
zu veranlassen, dass sie das Kompromiss, was die Handelskammer vor-
geschlagen hat akzeptieren. Ich verwies auf die Angriffe der
Gremialvorsteher in den Zeitungen und vor allem aber jetzt immer
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wieder im Rundfunk.
Gen.Dir. Kienzl informiert mich über die Angriffe gegen seine
Person und er meinte dies sei alles bereits beigelegt. Zur Ver-
besserung der Zahlungsbilanzsituation hat er für das Präsidium
des ÖGB eine Punktation aufgestellt, die wir strengst vertraulich
auch überprüfen sollen.
ANMERKUNG FÜR WANKE UND PLESCH: Bitte ohne Autor nennen, Einzel-
punkte im Haus prüfen lassen.
Kienzl ist nach wie vor der Meinung, dass wir vom Handelsministerium
wegen der Aktivitäten auf dem Tourismussektor, die er mit einer
Studie des Stiftungsfonds der ÖNB fördern wird, ergreifen müssten.
Er erwartet, dass das Handelsministerium ähnlich wie wir dies
am Skigebiet tun, für den Gebirgstourismus ein Konzept ausarbeiten.
Bis jetzt haben wir die Alpinen Vereine mit 5 Mio. S jährlich ge-
fördert. Wenn wir jetzt eine stärkere Förderung und ein neues Konzept
erarbeiten, werden wir dafür grössere Geldmittel aufwenden müssen.
Mir erscheint es zweckmässig, wenn man jetzt gerade im Hinblick
auf des schlechten Tourismuserfolg in Tirol, diese neue Möglichkeit
der Anziehung für insbesondere deutsche Gäste jetzt erarbeitet.
Anstelle von wirkungslosen Studien könnte ich mir vorstellen, dass
man mit den beteiligten Stellen auch unter deren finanzieller Mit-
wirkung ein Konzept erarbeitet. Wenn es mir gelänge, ähnlich wie
bei Ski einen Bruchteil von neuen Urlaubern dafür zu gewinnen, so
haben wir wahrscheinlich den Alpinen Vereinen direkt geholfen ein
neues Hobby für einen grösseren Kreis erschlossen und auch unsere
Zahlungsbilanzsituation dadurch verbessert.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Würzl soll diesbezügliche Überlegungen und
Besprechungen einleiten. Wo bleibt der Bericht von der
Fremdenverkehrsbesprechung in Lech?
Beim Jour fixe mit dem Vorstand der Verbundgesellschaft informierte
ich sie über den Brief des deutschen Ministers Friderichs, betreffend
des Schiedsverfahrens Ill-Werke – RKW . Der Verbundvorstand hofft
noch immer, dass auf freundschaftliche Weise dieses Verfahren durch-
geführt wird.
Ich berichtete von meinem Besuch bei TKW und insbesondere Osttirol
und erklärte dezidiert, dass ich bemüht sein werde, die Studien-
gesellschaft in die Tauernkraftwerke einzubinden ähnlich wie dies
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in der ÖDK mit Kelag der Fall war, würde ich einen entsprechenden
Besuch bei LH Wallnöfer machen, der wie ich höre, sehr wohl diesem
Konzept zuneigt. Die TIWAG-Vorstände, die allerdings in der nächsten
Zeit ja alle in Pension gehen, sind dagegen. Auch Dir. Zach wollte,
dass zwar der Bau der TKW übertragen wird, dass aber die Gesellschaft
zwischen Verbundgesellschaft und TIWAG sozusagen zentralisiert wird.
Diesen Vorschlag lehnte ich gleich mit aller Entschiedenheit ab.
Das koordinierte Ausbauprogramm, das man mir erstmalig offiziell
vorlegte, nahm ich zur Kenntnis, da ja bis zu Ende 1986 – so lange
reicht es – ein Kraftwerk vorgesehen ist. Die dort angenommene Zu-
wachsrate von 5.7 % erscheint mir an und für sich auf Grund der
bisherigen Ergebnisse Jänner – August 2.3 % Elektrizitätsverbrauchs-
zuwachs als zu hoch. Interessant ist, dass im Vorjahr noch 7.7 %
in diesem Zeitraum mehr gebraucht wurde. Ich ersuchte um eine genaue
Analyse weil die allgemeine Aussage, daran seien nur die Witterungs-
verhältnisse im Frühjahr schuld – für mich nicht befriedigend ist.
Die Industrie hat einen Zuwachs von 4.5 %, dies entspricht genau ihrem
Produktionszuwachs.
Befriedigend wird von mir zur Kenntnis genommen, dass jetzt die
einzelnen Landesgesellschaften NÖ und Steiermark ihre Mindestabnahme-
bestimmungen im Tarif aufgehoben haben.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte lass prüfen wer jetzt noch welche hat.
Der Elektrizitätsverband wird jetzt für Sonnenenergie und vor
allem aber für Energiesparende Technologie einen eigenen Verein
gründen. Der wird im Gegensatz zu AfA einem Forschungsinstitut,
das das Wissenschaftsminister, die ÖMV und Shell gegründet hat
und über Sonnenenergie Untersuchungen anstellt, hauptsächlich sich
mit der Änderung der industriellen Technologie beschäftigen. Nur
dort – es ist uns vollkommen klar – kann es wirklich zu grösseren
Energiesparmassnahmen kommen. Der neuzugründende Verein, der
regierungsfern unter Gen.Sekr. Weiser, Konzerthausgesellschaft,
arbeiten wird, wird zwar sicherlich die Verbundgesellschaft auf-
fordern beizutreten oder zumindestens finanzielle Unterstützung
geben, kaum aber sich mit den wirklichen Problemen des Energieein-
sparens – und dies ist nur bei der Heizung und Industrie möglich –
beschäftigen. Da wir derzeit einen verhältnismässig sehr geringen
Energiezuwachs haben, wird der Verein bei seinen ersten Aktivitäten
sehr schwer Erfolge verzeichnen können.
Die Verbundgesellschaft wird mit Burgenland GKB und Handels-
ministerium für die Prospektion an der ungarisch-burgenländischen
Grenze je 3 Mio. S, insgesamt also 12 Mio. S, für das Jahr 1977 und 78
bezahlen. S.Chef Frank wird jetzt nach Ungarn fahren und mit
Minister Simon resp. den zuständigen Beamten die Kohlenlieferung
aus diesem Grenzgebiet in ein österreichisches Kohlekraftwerk
im Detail besprechen. Ich selbst mache immer wieder darauf aufmerk-
sam, dass es sich hier nicht mehr um eine reine Kohlenlieferung
handeln dürfe, sondern dass wir in einer Kooperation zwischen
Ungarn und Österreich – wenn möglich sogar ein Gemeinschafts-
kraftwerk an der Grenze errichten sollten. Ich berichte über die
Verhandlungen in Polen und wir einigen uns, dass im Prinzip
weitere 800 MW - über die Stundenleistung muss noch entsprechen ge-
sprochen werden – im Prinzip von den Polen akzeptiert werden soll.
Da wir im vergangenen Jahr einen Handelsüberschuss von 4 Mia. S
hatten und der erste Vertrag 400 MW, 4.000 Stunden einen maximalen
Erlös von 750 Mio. S bringen wird, kann Polen um diesen Überschuss
zu bezahlen, nur noch mehr Energielieferungen, zumindestens eine
Teilabdeckung erreichen. Hoffentlich werden sie auch tatsächlich
diese Mengen zur Verfügung stellen können.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte vertraulich eine zukünftige Handels- und
Zahlungsbilanzanalyse des Polengeschäftes vorbereiten.
Die Verbundgesellschaft hat in der Energiesektion angesucht, man
soll jetzt endgültig entscheiden, wie es mit der Endlagerung weiter-
geht. Das Gesundheitsministerium SR Vychytil ist derzeit nicht be-
reit eine konkrete Erklärung über die Erfordernisse eines Zwischen-
lagers usw. zu geben. Min. Leodolter hat mir sogar mitgeteilt,
dass angeblich die Kernkraftwerksgesellschaft darauf verzichtet
auf ein Zwischen- oder Kompaktlager. Dies stellte sich sofort heraus
ist eine ausgesprochene Fehlinformation von Vychytil an Leodolter.
Die Kernkraftgesellschaft erwartet im Gegenteil jetzt konkretere
Auflagen zu bekommen die aber bis jetzt nicht zu erreichen waren.
Erbacher erklärte mir, dass jetzt der beste Platz im Bereich
Allentsteig sei, einem Gebiet das die ÖMV aufgekauft hat, eine zweite
Möglichkeit in Göpfritz, wo die Porr für CERN seinerzeit
Grundstücke gekauft hat, als Ausweichlösung neben vier anderen
allerdings unbedeutenden Anboten hier vorliegt. Woran?heuer ihnen
empfiehlt mit den Grundeigentümern und den Gemeinden zu einer ge-
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meinsamen Auffassung zu gelangen. Dies ist, davon sind alle überzeugt,
sicherlich nicht möglich da die Gemeindevertretung niemals zustimmen
werde.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Wieso konnte ein solche Schreiben ohne meiner
Genehmigung hinausgehen.
Die Verbundgesellschaft möchte, damit wir im Aufbereitungsvertrag
mit Frankreich in der Reihe angestellt bleiben, dass die Bundesre-
gierung jetzt die Erklärung gegenüber Frankreich abgibt, gegebenen-
falls die 2 cbm Atommüll ab 1985, wahrscheinlich sogar noch wesent-
lich später, zurückzunehmen. Wenn die Regierung im Gefolge der
Diskussion im Nationalrat eine solche Politik dann nicht machen
kann oder will, würde sich die GKT verpflichten, aus den Ver-
trag auszusteigen, d.h. trotz der zustimmenden Erklärung der
österreichischen Regierung eben die Wiederaufbereitung dort nicht
vornehmen lassen. S.Chef Frank behauptete, dass für die Exporte
eine österreichische Genehmigung auf Grund des Aussenhandelsge-
setzes notwendig sei.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte sofort prüfen lassen.
Bandhauer ersuchte mich um Stellungnahme ob ich für die Errichtung
eines neuen Lastverteilers mit Zentralbüro in Form eines neuen
Hausbaues sei, oder ob ich auf alle Fälle dagegen Stellung nehmen
würde. In diesem Fall könnten sie sich nämlich verschiedene Arbeiten
die sie jetzt für den Aufsichtsrat zu leisten haben, ersparen.
Der Aufsichtsrat hat eine Rechnung über die Zweckmässigkeit oder
Cost-Benefit-Rechnung über das neue Gebäude verlangt. Jetzt behauptet
Zach ist durch die Dezentralisierung ein ungeheurer Verwaltungs-
aufwand notwendig. Da im Preisbescheid feststeht, dass wirtschaft-
liche Gewinne nicht für Verwaltung verwendet werden dürfen, d.h.
das neue Haus nicht mit Eigenmittel finanziert werden kann, will
man gegebenenfalls mit der Giro-Zentrale ein Leasingverfahren be-
sprechen. Der Aufwand für das Haus wird ca. 1 Mia. S betragen. Die
Safe und die Tiwag werden jetzt aber auch ein neues Verwaltungsge-
bäude bauen. Zach meint, man könnte die DoKW, die GKS, d.h.
das neue Kernkraftwerk Stein, und auch die Verbundgesellschaft
unter ein Haus bringen. Ich erklärte dezidiert, dass primär ich
mich gegen den hohen Quadratmeterpreis von 15.000 S wende, weil
fast um die Hälfte und weniger jetzt entsprechende Baumöglichkeiten
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bei harter konkurrenter Ausschreibung und Verhandlungsgeschick
möglich ist. Im Prinzip aber habe ich nichts zu entscheiden,
denn dafür sind Organe zuständig, Vorstand und Aufsichtsrat
und ich gedenke nicht, weder S.Chef Frank, wie Dir. Arthold
von mir erwartet, eine Weisung zu geben dass er zustimmt,
noch aber eine Weisung zu geben, dass unbedingt abgelehnt werden
muss. Ich erklärte, dass ich mich in dieser Frage nicht einmische.
Dies habe ich bereits vor Jahren gesagt und dabei bleibt es.
Wais hatte mir vorgeschlagen, ich sollte auch die Vorstands-
bezüge insbesondere Einbau der Aufsichtsratsgebühren besprechen.
Da ich aber taktisch im Nachteil bin wenn ich mit ihrer Bezugs-
erhöhung, die sicherlich in der nächsten Zeit kommen wird, zu
sprechen beginne, warte ich in diesem Punkt zu bis die entspre-
chenden Forderungen von seitens der Direktoren an mich herange-
tragen werden.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte lass feststellen, wie bei den Sonderge-
sellschaften die Aufsichtsratsregelungsvergütung und wer aller wo
ist, aussieht.
Im Landstrasser Parteipräsidium besprachen wir unsere nächsten
Aktivitäten im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen. Seit 1966,
wo wir vorerst mit alten Propagandamethoden geglaubt haben den
Landstrasser Bezirk erobern zu können – kein Baum wurde ohne Plakat
gelassen, ich selbst fuhr in den Strassen mit Lautsprecherautos
usw. – haben wir unsere Taktik total verändert. Jetzt sind wir in
der glücklichen Lage für die Gewerbetreibenden und ganz besonders
für die Ärzte Genossen zu haben, die auf unpolitischer Basis ent-
sprechende Veranstaltungen organisieren. Leider ist die Renovierung
der BAWAG-Filiale am Rochusplatz noch immer nicht im Angriff ge-
nommen, obwohl mir GD Flöttl dies zusagte.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Flöttl verbinden.
In der Ausschussitzung wo ich referierte, hatte ich eigentlich
einen stärkeren Angriff wegen der Streitigkeiten der Spitzenpolitiker
in der Urlaubszeit erwartet. Vielleicht war es meine innere Über-
zeugung und mein sofortiges Eingeständnis, dass dies die schlechteste
Politik ist, die wir betreiben können, dass die harte Kritik unterblieb.
Wir führten eine Sachdiskussion wie sie bei uns nicht auch immer
üblich ist. Über dieses Verhalten war ich persönlich sehr überrascht.
Im Fachverband der Brauereien waren die Verhandlungen geplatzt
und als ich dazugerufen wurde, schien es, als ob eine Kampfmass-
nahme nicht mehr zu vermeiden wäre. Dr. Egger der Verhandlungsleiter
konnte sich bei seinen Leuten scheinbar nicht durchsetzen und auch
bei uns gab es grösste Schwierigkeiten zu einer einvernehmlichen
Auffassung zu gelangen.Die Unternehmer hatten sich festgelegt,
dass sie 7.5 % Lohnerhöhung nur dann akzeptieren können, wenn die
Brauereivertreter dezidiert erklären, dass beim nächsten Mal
keine 12 Monatslaufzeit mehr vereinbart werden soll. Dies wurde
ganz entschieden abgelehnt und Vorbereitungen getroffen, damit die
Kampfmassnahmen, Informationsversammlungen die sich über Tage
erstrecken durchgeführt werden. Nach 10 Uhr abends gelang mir dann
immer zwischen Unternehmern und unserer Gruppe hin und her pendelnd
ein Kompromiss, wonach die Unternehmer uns in einem Brief mit-
teilten, dass sie in Hinkunft nur mehr die durchschnittlichen Lauf-
zeiten der übrigen Verträge der Lebens-und Genussmittelarbeiter
anstreben werden. Dieser Brief wird von der Brauergruppe zur Kennt-
nis genommen. Die genauen Formulierungen mussten bis zum letzten
Beistrich durchgeführt werden. Zum Schluss war Zentralsekretär
Blümel und der Obmann der Gruppe Brauer, Bergmann, so verärgert, dass
sie selbst gar nicht mehr in den Sitzungssaal hineingingen. Dr. Egger
konnte auch mit seinen Leuten kaum mehr reden. Es war wirklich eine
ausgesprochen harte Verhandlung. Die Entwicklung wird – und darüber
liess ich unsere Kollegen nicht im Zweifel – immer kritischer und
für unsere Gewerkschaft schwieriger. Hier stehen mir ganz schlimme
Zeiten bevor.
Tagesprogramm, 6.9.1977
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)