Freitag, der 22. April 1977

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Freitag, 22. April 1977

Bei der Fraktionsbesprechung bei den Tauernkraftwerken berichtete
der Vorsitzende der Fraktion Hofer, dass sie jetzt bereits 320
Mitglieder, das sind 37 % der Belegschaft organisiert haben.
Die einzelnen Fraktionsvertreter von der Hauptverwaltung und den
Betrieben bestätigten mir übereinstimmend, dass der Obmann des
Betriebsrates Grani, der jetzt schon in Pension ist, immer den
Standpunkt vertreten hat, wir brauchen keine Fraktion. Auch der
jetzt in Pension befindliche Direktor Nyvelt war ähnlicher
Meinung. Der ÖAAB aber hat seit eh und je eine starke Fraktion
gehabt und stützt durch den Direktor Kandolf. Bei den Betriebs-
ratswahlen konnte nicht zuletzt durch die Tätigkeit der Fraktion
das Stimmenverhältnis wesentlich verbessert werden. Sowohl bei der
Aussprache mit dem Vorstand als auch nachher mit den Gesamtbetriebs-
rat ergab sich die Gelegenheit, über die Aktivitäten der Tauern-
kraftwerke zu referieren und dann zu diskutieren. Zillergründl muss
jetzt bald in Angriff genommen werden, denn die Überleitungen sind
jetzt fertig und ein Bauanschluss-Auftrag fällig. Bezüglich Ost-
tirol teile ich die Meinung von Gmeinhart, der sofort als er
die Direktionsstelle dort übernommen hat, das Projekt in Bei-
leitungen, die nur in normalen Laufkraftbetrieb im Kraftwerk
Matrei abgearbeitet werden sollen und dann in der zweiten Phase
die Errichtung des Dorfer Speichers. Wichtig erscheint mir, dass
de jetzt begonnen Arbeiten in Osttirol vorerst nur Strassen,
fortgesetzt werden. Es kann meiner Meinung nach bei der Finan-
zierung der Verbund keine Rolle spielen, wenn man ein paar
Dutzend Millionen Schilling kontinuierlich in diesem Gebiet
als Vorleistung für die Grossanlage verbaut. Gmeinhart meint nur
mit Recht, jetzt müsste endlich die Wasserrechtsverhandlung abge-
führt werden. Voraussetzung für diese ist aber das ökologische
Gutachten, welches noch immer nicht fertig ist.

ANMERKUNG FÜR FRANK UND WAIS: Bitte auf den Abschluss des Be-
richtes durch die Wissenschaftler drängen.

Die Tauernkraftwerke möchten natürlich den Bau von Osttirol in
eigener Regie und kapitalmässig über sie abwickeln. Jetzt be-
steht eine Studiengesellschaft zur Hälfte TIWAG zur Hälfte Verbund.
Angeblich hat Wallnöfer dem Plan insoferne zugestimmt, als
er sich mit einer kapitalmässigen Beteiligung von 26 % bei den
Tauernkraftwerken einverstanden erklärte. In diesem Fall müsste


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keine eigene Gesellschaft gegründet werden, was meinem Reorganisa-
tionsplan entspricht. Ich halte nämlich die Schaffung von neuen
Gesellschaften für jedes grössere Kraftwerke, sei es Atomkraft-
werk oder Speicherkraftwerk für unzweckmässig und kostspielig.
Die Verbundgesellschaft wird jetzt in Kaprun ein eigenes Umspann-
werk für die 380 KV-Leitung errichten. Hier wäre es auch zweckmässiger,
wenn das in Kaprun bereits bestehende Umspannwerk der Tauern mit dem
Umspannwerk der Verbund kooperierend in einem geführt und errichtet
wird. In Zell am Ziller hat die Verbundgesellschaft bereits der
TKW, die einen diesbezüglichen Auftrag seinerzeit erteilt. Anderer-
seits wieder hat die Verbund in Kärnten abgelehnt, den gemeinsamen
Betrieb der ÖDK für das Umspannwerk Obersielach.

ANMERKUNG FÜR FRANK UND WAIS: Bitte das Problem mit unserem Verbund-
vorstand besprechen.

Kandolf erinnerte mich daran, dass ich die Vorstandsbezüge nicht all-
zu sehr drücken sollte. Früher waren die Sondergesellschaften und
auch die Verbund wesentlich höher als die Landesgesellschaften.
Jetzt ist es umgekehrt. Die Landesgesellschaften z.B. die Safe
gibt ihren Vorständen automatisch immer alle Kollektivvertrags-
erhöhungen. Die OKA wieder geht sogar vom Durchschnittsverdienst-
erhöhungen aus. Auch hier erklärte ich, dass ich dafür nicht zuständig
bin, aber das nächste Mal genau die Wünsche anschauen werde, auf
die Reorganisation und Einsparung aber natürlich auch in diesem
Punkt schauen muss. Ich erörterte die Notwendigkeit der Reduktion
der Aufsichtsräte, ein Grund warum ich dort keinerlei Erhöhung der
Gebühren vorsehe, dafür aber die Sitzungsgelder ohne weiteres
angehoben werden können. Dadurch wird die Differenzierung zwischen
Aufsichtsräten, die der Kapitaleigner entsendet und die der Betriebs-
rat schickt nicht noch mehr vergrössert.

LH Haslauer, den ich dann bei der Staatswappenverleihung Fa. Schneider
traf, meinte, er hätte mir wegen der Aufsichtsratsreduzierung einen
Brief geschrieben. Er kann nicht verstehen, dass ich auf diese Redu-
zierung jetzt bestehe, wo dadurch die Salzburger eliminiert werden.
Ich versicherte ihm, dass dies nicht meine Absicht ist, sondern nur
die Frage jetzt zu klären ist, wer von den ÖVP-Aufsichtsräten nicht
mehr kommt. Sollte es der ÖVP nicht möglich sein, eine einvernehmliche
Lösung unter sich zu erzielen, dann habe ich gar nichts dagegen,
wenn die ÖVP Verbunddirektoren nicht mehr gewählt werden.



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ANMERKUNG FÜR FRANK und WAIS: Wenn Präs. Weiss kein Einvernehmen
erzielt, dann ohne weiteres Arthold oder Zach gegebenenfalls
beide nicht mehr nominieren.

Kandolf informierte mich, dass jetzt von den drei Ländern Tirol, Salz-
burg und Kärnten wegen des Nationalparkes nur Kärnten einen Entwurf
ausgeschickt hat, de für die Elektrizitätswirtschaft verheerend ist.
Ich versprach ihm, diesbezüglich mit Frühbauer zu sprechen.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte beim nächsten Parteivorstand Information
mir mitgeben.

Die Fa. Schneider hat in Wien den Gummibetrieb und Taschenbetrieb,
früher eine Firma, jetzt im Strukturänderungsgesetz auf zwei Firmen
aufgeteilt, schon das Staatswappen gehabt, die Firma Schneider Beklei-
dung in Salzburg hat es neu bekommen. Durch die Änderung der Gesell-
schaft konnte und musste ich jetzt allen zweien neuerdings das Recht
zur Führung des Staatswappens überreichen. Die Firma liess zwar
die Arbeiter bis zur letzten Minute, da sie Akkord bezahlt werden,
arbeiten, hat dann aber drauf gedrängt, dass sich alle zur Überreichung
einfinden. Haslauer, ein guter Redner, ging natürlich sofort darauf
ein und meinte, für die Firma sei dies eine grosse Auszeichnung,
für Salzburg auch, denn sichere Arbeitsplätze seien das Wichtigste,
damit Verdienste der Arbeiter und Angestellten gesichert werden können,
die ihm besonders auch am Herzen liegen. Ich antwortete daher
sofort darauf, ich bin sehr froh, dass der Chef, als ich darauf
aufmerksam machte, dass die Leute jetzt, wenn sie im Akkord
arbeiten und unterbrechen müssen, einen Lohnverlust hinnehmen müssten,
mir erklärte, dass alles bezahlt wird. Frenetischer Beifall. In
dieser Beziehung kann ich mit besserer Methode den Arbeitern und
Angestellten beweisen, dass sich die Regierung mindestens so viel
um ihre Einkommen kümmern wie die Landesregierung resp. der Landes-
hauptmann.

Auf der Damenmodewoche im Salzburger Ausstellungsgelände wurde
ich vom Fernsehen aber auch von anderen Reportern gefragt, wie ich mich
zu der Tatsache stelle, dass jetzt Wien und Salzburg diesbezüglich
einen Krieg haben. Ich erklärte sofort, dass dies kein Krieg Wien gegen
Salzburg ist, sondern dass alle anderen Messeveranstalter mit der
Entwicklung in Salzburg nicht zufrieden sind. Mir erscheint als
Wichtigstes und diesbezügliche habe ich auch mit Landeshauptmann und
Bürgermeister gesprochen, dass die Eigentümer und das sind die


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Körperschaften mit der Handelskammer Salzburg als dritten
unbedingt einen Weg finden müssen, wie sie in Arbeitsgemeinschaft
der Messen aufgenommen werden. Dort müsste man dann entsprechende
Terminabsprachen und Abgrenzungen suchen. Derzeit hat nämlich die
Stadt und das Land sowie die Handelskammer nur an dem Contact-
Messeveranstalter, einem sehr initiativen und tüchtigen Herrn
Hennhapl, vermietet und dieser organisiert alle Messen. Im nächsten
Jahr würden Wien und Salzburg zur selben Zeit Damenmode-Wochen
haben. Wenn die Salzburger dieser einen grossen Erfolg haben,
dann besteht die Gefahr, dass sie auch im nächsten Jahr lieber
nach Salzburg gehen, als in Wien auszustellen. Wie immer aber dieser
Krieg ausgehen würde, ich erklärte überall rundwegs, dass sich
die Firmen bei mir jetzt schon bitter beschweren, dass sie ununter-
brochen von einer Ausstellung zur anderen und von einer Messe zur
anderen ziehen müssen, die Konkurrenz zwingt sie dazu und dadurch
nichts als Kosten entstehen. Eine solche Vorgangsweise muss ich
daher im Interesse der Firmen abbremsen.

Der Freie Wirtschaftsverband Salzburg hat eine zweieinhalbstündige
Veranstaltung mit seinen Funktionären und anderen Wirtschafts-
fachleuten im Hotel Winkler organisiert. Die Aussprache erstreckte
sich bis in die kleinsten Details, so wurde ich z.B. von einem
Leasing-Vertreter Taschner gefragt, warum für Sportstätten, Müll-
abfuhr der Gemeinden, Fremdenverkehrsinvestitionen nicht auch ein
Leasingsystem vom Handelsministerium mit Zinsenzuschüssen bedacht
werden könnte. Ich habe sofort erklärt, dies müsse erst geprüft
werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Würzl darüber sprechen.

Die grösste Überraschung war für unsere Berghauptmannschaft
in Salzburg, als ich diese unangemeldet besuchte. Ich war angenehm
überrascht über die verhältnismässig neu adaptierten Arbeitsräume
und insbesondere, dass die ganze Belegschaft dort wirklich noch
Freitag nachmittags intensivst arbeitete. In der Gemeinde war längst
schon Schluss, ich nehme sogar auch an im Land. Bei dieser Gelegen-
heit teilte mir Berghauptmann mit, dass es wegen eines Stollen-
vortriebs in Radstadt für Forstau, Uranabbau Schwierigkeiten geben
könnte.



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Die Eröffnung des Casinos war ein grosses festliches Ereignis.
Das ehemals so miese Café Winkler war total weggerissen und ein
neues Glaspalast errichtet. Von aussen macht er einen natürlich
ungewöhnlichen Eindruck, von innen ist es das Non plus ultra.
Ich könnte mir wirklich keine bessere Lösung vorstellen. 150 Journa-
listen, von Staberl bis Horst Knapp, die ganze Salzburger Prominenz
und alles, was sonst Rang und Namen hatte, war anwesend. Ich hatte
am Tisch die erste Kugel geworfen und zum Unterschied von meinen
halbdutzendmal Würfen, die ich bereits bei offiziellen Anlässen
tätigte und immer auf rouge die Kugel fiel, blieb sie diesmal
bei 35, das ist schwarz stehen. Ein böses Omen!!

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Tagesprogramm, 22.4.1977

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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    Tätigkeit: GD Tauernkraftwerke


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      Tätigkeit: ehem. ÖVP-Verkehrsminister, Präs. Verbund


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Dir. TKW


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          Tätigkeit: Chef Energiesektion


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            Tätigkeit: LH Sbg.


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              Tätigkeit: Manager Salzburger Messe


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                Tätigkeit: MR HM


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                      Tätigkeit: stv. GD Verbund


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                        Tätigkeit: Dir. TKW


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                          Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
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                            Tätigkeit: Vorstand Verbund


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                              Tätigkeit: Prof., Wirtschaftsjournalist


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