Sonntag, der 3. April 1977 bis Montag, der 11. April 1977

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Osterurlaub Sonntag, 3. bis Ostermontag, 11.4.77

Um zwei Probleme rankte sich die Diskussion mit Grünwald und teil-
weise mit Lachs und Veselsky. Nämlich die Austro-Porsche-Produktion
und Energiesituation, sowie über die Konzentration der Konsumge-
nossenschaften im Zentralkonsum. Grünwald ist ein nüchterner
Analytiker, der aber nicht nur genug Phantasie besitzt um wirklich
Zukunftspolitik der ÖIAG sich zu überlegen um neue Arbeitsplätze
zu schaffen. Unter diesen Gesichtspunkt betrachtet er auch die
neuen Vorschläge von Geist wegen einer eigenen Autoproduktion.
Er hatte die grosse Studie von Porsche mit, so dass ich das erste Mal
Gelegenheit bekam, sie eingehender zu lesen. Grünwald war sehr er-
staunt von mir zu erfahren, dass wir diese Studie nicht bekommen
haben. Sein Büro wurde dann noch verständigt, dass Kreisky eine
Aussprache in grösseren Kreis über dieses Austro-Porsche-Projekt
durchführen wird, wo ich ebenfalls eingeladen werde. Grünwalds
Meinung zu dem Projekt ist, man muss es genau verfolgen und es
gibt vielleicht doch die Möglichkeit 4 - 5000 Arbeiter in Wien
damit zu beschäftigen. Dazu käme noch die Zulieferung von ungefähr
15.000 Beschäftigten. Das Projekt kann, wenn es in Wien gemacht wird,
sicher nicht in der SGP in Floridsdorf, der ehemaligen Lokomotiv-
fabrik errichtet werden. 65.000 qm sind notwendig und die Fläche,
die zur Verfügung steht, ist ein Drittel. Die preisliche Diskrepanz
zwischen der jetzigen vorliegenden Studie und der ersten hat sich
von 50 % 15.000 DM österr. Auto gegen 10.000 DM jetzt schon in Deutsch-
land produzierte Auto reduziert. Derzeit liegt der Preis bei ca.
160.000 Schilling, liegt daher noch immer sehr über den Wert, den
glaube ich Österreicher, aber auch Ausländer, wenn wir exportieren -
und dies müssen wir – bereit sind für ein solches Auto anzulegen.
Es käme preislich bereits in die obere Kategorie, wo man mit
Mercedes usw. konkurrenzieren müsste. Die wirkliche Problematik
liegt aber meiner Meinung nach darin, ob der Name Porsche so gut
ist und das neue Auto ein solcher Hit, dass Autofahrer bereit sind
diese mindestens 50.000 Stück Jahresprodukt zu kaufen. Bei der
jetzigen Porsche-Konstruktion sind immer wieder Autofahrer tatsäch-
lich bereit, einen grossen Betrag auszulegen, um in dem unbequemen,
dafür aber rassig aussehenden, aus viel PS mitbringendem Auto,
auf österreichischen Autobahnen 130 und sonst 100 km fahren zu
dürfen. Das wichtigste Ergebnis aber dieser Aussprachen war, dass


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ich darauf kam, Ossi Grünwald wurde noch niemals zu unserem
Jour fixe mit der Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund eingeladen.
Ich habe dies sofort nachgeholt. Der Vertreter der ÖIAG aber noch
viel mehr ein so guter Mann und alter Freund, wie Grünwald darf
bei einem Jour fixe wahrlich nicht fehlen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte ihn sofort auf die Einladungsliste
setzen.

Die KKW-Diskussion bewegte sich nach wie vor im Kreis und kam
keinen Schritt weiter, Auch die vom Wissenschaftsministerium
herausgegebene Pro-und Kontra-Broschüre, die ich jetzt Gelegenheit
hatte genauer zu studieren, brachte mir keine neuen Erkenntnisse.
Das einzige was mir bei dieser Broschüre, die sehr aufwendig
gedruckt ist auffiel, war, dass jeder Autor, ob Österreicher oder
Ausländer immer wieder dieselben Argumente pro und kontra verwendet.
Dies darf uns bei den Bericht der pro-und kontra-Diskussion der
Bundesregierung vom Handelsministerium nicht passieren. Wahrschein-
lich wird die Broschüre nicht so aufwendig sein. Es sei denn der
Bundeskanzler druckt sie selbst und bezahlt sie. Inhaltlich aber
muss sie sich wesentlich von der Darstellung der Pro-und-kontra-
Broschüre des Wissenschaftsministerium unterscheiden.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte beachte und besprich diese so wichtige
Frage mit unseren Freunden der Energiesektion.

Hautzenberg ÖDK, Hofstätter Kelag, hier aber als ÖDK-Aufsichtsrats-
mitglied und der Betriebsratsobmann Inthal, diskutierten die
weitere Vorgangsweise innerhalb der Organisationsreform in der
ÖDK. Der zweite Vorstand Dichtl weiss ganz genau, dass sein Vertrag
nicht mehr verlängert wird und er deshalb nur die Chance hat als
sturer ÖAAB-Vertreter resp. als CV-Macher sich behaupten zu können.
Er ist deshalb nicht bereit, auch nur einen Schritt zu einer Reorgani-
sation Hautzenberg entgegenzukommen. Ganz im Gegenteil. Inthal
hat nun einen neuen Plan ausgeheckt, weil er behauptet wegen
Betriebsratswahlen nicht zuwarten zu könne, bis so viele konkrete
Fälle vorliegen, dass das Dirimierungsrecht für Hautzenberg im
Aufsichtsrat der ÖDK beschlossen werden könnte. Diese Taktik habe
ich mit Frühbauer, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der ÖDK abge-
sprochen. Inthal glaubt nun eine bessere Lösung gefunden zu haben,
indem er Dichtl neuerdings einen Teil seiner Kompetenzen, nämlich


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die allgemeine Verwaltung wegnimmt und Hautzenberg zuteilt, oder
wenn es nicht anders geht, gemeinsam im Vorstand, sowie wir dies
vor einigen Jahren mit den Personalagenden gemacht haben, überträgt.
Dadurch könnte auch eine Hauptabteilung aufgelassen werden. Der bis-
herige Hauptabteilungsleiter Steiner ist von der ÖVP in die KELAG
als Vorstand delegiert worden. Die Nachbesetzung erfolgte durch
einen Vorstandsbeschluss und Hautzenberg hat nicht zuletzt auf Ein-
fluss von Inthal die Bestätigung Gregoris als als Hauptabteilungs-
leiter bis jetzt nicht unterschrieben. Dichtl hat darauf eine
Information, wie er sagte, an die anderen ÖDK-Stellen weitergegeben
und auf den Vorstandsbeschluss hingewiesen. Dichtl hat einen kleinen
formellen Fehler begannen, da er nicht den Betriebsrat auf Grund des
Arbeitsverfassungsgesetzes informierte. Dies hat er zwischenzeitig
nachgeholt. Hautzenberg musste deshalb nachdem Gregori bereits seit
1. April im Amt war, mehr oder minder nachträglich auch seine Zu-
stimmung geben. Für Hautzenberg sicherlich ein Prestigeverlust. Ich
setzte bei dieser Aussprache den Genossen klar und deutlich aus-
einander, dass ich volles Verständnis habe, wenn die ÖDK-Fraktion
jetzt versucht die Position zu verbessern. Neuerdings gab ich nur
meiner Verwunderung Ausdruck, dass bis zum 1.1.74, solange andere
Minister die Kompetenz hatten, 30 Jahre hindurch alles in Ordnung
war und nichts sich geändert hat. Jetzt soll in kürzester Zeit alles
radikal anders werden. Klar und deutlich sagte ich aber den Anwesenden
dass ich ohne Frühbauer nicht bereit bin, irgendwelche Massnahmen
die insbesondere Inthal vorschlägt zu akzeptieren. Letzten Endes
weiss ich, habe ich zwar die Verantwortung, aber die Entscheidung
müssen die zuständigen Organe treffen. Ohne den Aufsichtsratsvor-
sitzenden Frühbauer bin ich daher nicht bereit von der mit ihm ver-
einbarten Taktik auch nur einen Fingerbreit abzuweichen. Frühbauer
und ich haben besprochen, dass wir nicht überstürzt, sondern systematisch
Schritt für Schritt eine eventuelle Dirimierung Hautzenbergs vorberei-
ten. Hofstätter allerdings meinte, bis jetzt hätte Dichtl sich keiner
folgenschweren Vergehen durch Beschlussverhinderung zu Schulden kommen
lassen. Alle notwendigen Massnahmen hat er zugestimmt. Natürlich gibt
es Kleinigkeiten, die aber kaum einen Schritt, wie ihn Inthal jetzt
gerne haben möchte, rechtfertigen würde. Meine Argumentation war
noch eine andere. Man kann einen Vorstandsdirektor nicht alle Kom-
petenzen entziehen, ohne dass es in der Öffentlichkeit darüber einen
riesen Krach geben wird. Letzten Endes fragt man dann, wozu bekommt
der noch etwas bezahlt. Dass die ÖVP dem niemals zustimmt, steht


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sowieso eindeutig fest. Inthal war einigermassen erschüttert,
nahm aber zur Kenntnis, dass letzten Endes die Organe zu ent-
scheiden hätten und dass sehr viel davon abhängt, wie wir in
der Verbund mit der Reduzierung der Vorstände weiterkommen
werden.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Du wirst wahrscheinlich als Aufsichtsrat der
ÖDK sehr bald mit diesem Problem konfrontiert.

Selbstverständlich wird jetzt schön langsam bekannt, dass ich am
Reisseck immer meine Winter-Weihnachtswoche und Osterwoche ver-
bringe, weshalb Intervenienten wegen Fremdenverkehrsfragen auftauchen.
Diesmal war aber durch das schlechte Wetter bedingt – nicht nur am
Reisseck eine denkbar schlechte Saison, sondern ich fürchte auch
in ganz Österreich. Der Inlandsreiseverkehr muss auf ein Minimum
reduziert worden sein. Dies wird sich sicherlich in unserer
Fremdenverkehrsstatistik und vor allem aber in den Einnahmen nieder-
schlagen. Zufällig traf ich den Wirtschaftsredakteur der Kronen-
Zeitung Dkfm. Halusek und sprach mit ihm über die Atomdiskussions-
serie von Graupe. Er bestätigte mir, dass dies ein ausgesprochener
fanatischer Atomgegner ist, mit dem man sachlich kaum diskutieren,
geschweige denn ihn von Sachargumenten überzeugen kann. Die bisherige
Serie hat mir meine Vermutung nur bestätigt, als ich ihm vor Er-
scheinen dieser Serie ein Interview geben musste. Ich habe damals
sofort zu Puffler und Wais gesagt, dies wird eine ganz furchtbare
Situation. Die Linie der Kronen-Zeitung ist nur Gott sei Dank so
wenig einheitlich, dass die Wirtschaftsredaktion nach Ende dieser
Serie, vielleicht sogar auch gleichlaufend mit ihr einige Erfahrungen,
die der Diplomkaufmann jetzt bei einem Besuch in Amerika mit Alter-
nativ-Energien, resp. Energieprogramm in weiterer Folge Ausbau
der Kernkraft bringen wird.

Tätigkeit: ÖDK


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    Tätigkeit: KELAG


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