Samstag, der 2. April 1977

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Samstag, 2. April 1977

Bei der Jahreskonferenz der Bezirksorganisation Baden kam
in der Diskussion selbstverständlich die kritische Situation
dieses Bezirkes zur Sprache. Einige Betriebe, Wöllersdorf,
Ebreichsdorf und Berndorf usw., sind äusserst kritisch. Die
heftigste Kritik kam vom Betriebsrat des Metallwerke Leskowitz.
Ständig wird dieser Betrieb in den Zeitungen verrissen und nichts
geschieht um wirklich die Arbeitsplätze zu sichern. Die Fraktion
christlicher Gewerkschafter wird meiner Meinung nach in diesem Be-
trieb stärker werden durch die falsche Politik, die personalmässig
auch gemacht wird. Jetzt sagte man, müssten die Vorstände reduziert
werden und man beabsichtigte von 6 Vorstandsmitgliedern 2 zu ent-
fernen. Nun stellt sich heraus, dass deren Vertrag bis 1978 noch
läuft und daher die hunderttausende Schilling weiter bezahlt werden
müssen. Darüber hinaus wurde jetzt ein Blutgruppe Null-Mann zum
Generaldirektor bestellt und die ÖVP verlangt jetzt neuerdings
ein weiteres Mitglied, sodass dann in Hinkunft 8 Vorstandsmit-
glieder, allerdings 2 die nur mehr Bezüge haben und nichts mehr zu
reden haben werden. Die Reorganisation von oben ist also daher
gründlich gescheitert.

Hassan und den Wirtschaftsminister Dajani wurde von Steyr-
Daimler-Puch am UNO-City Gelände sowohl der Pinzgauer als auch
der neue Prototyp des H2, Werksbezeichnung für diesen Landrover
vorgeführt. Hassan ist selbst gefahren und war wirklich davon begeistert
Dajani erklärte mir allerdings und auch gegenüber Malzacher hat
er dies klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Preise
der österreichischen Produkte, LKW, Bus usw. doppelt so teuer sind
als die Deutschen sie ihnen anbieten. Die Jordanier legten Wert
darauf, dass sie nicht Kraftfahrzeuge kaufen, sondern womöglich
in Assembling als ersten Schritt im eigenen Land produzieren. Ich
konnte auf Nigeria verweisen, wo ebenfalls jetzt eine grosse
Lastwagenfabrik entstehen wird, die zuerst in Assembling und dann
Schritt für Schritt immer mehr Teilprodukte im eigenen Land produ-
zieren werden. Der grosse Unterschied besteht meiner Meinung nach
nur darin, dass Nigeria aus dem Ölexport genug Geld hat, während
Jordanien doch mehr oder minder alles von den arabischen Fonds,
Kuwait, Abu Dhabi oder von den einzelnen arabischen Ölexportländern
bekommen muss. Dajani sagte mir dezidiert, sie wissen dass diese


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Unterstützung nicht ewig andauern wird, weshalb sie sich irgendwie
auf eigene Beine stellen möchten. Dazu wäre es notwendig, dass
Österreicher sich um die Exporte aus Jordanien bemühen müssten.
Nur wenn Jordanien z.B. grössere Mengen Phosphate verkaufen kann,
kann es auch irgendwelche Waren dann aus Österreich beziehen. Das
Handelsbilanzungleichgewicht wird deshalb in der nächsten Zeit
grössere Geschäfte mit Jordanien zukunftsträchtig fürchte ich,
leider verhindern.

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Tagesprogramm, 2.4.1977

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: jordan. Kronprinz


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: GD Steyr-Daimler-Puch


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      Tätigkeit: jordan. Handelsminister


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