Montag, der 22. März 1976

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Montag, 22. März 1976

Beim Jour fixe diesmal mit Mussil allein schlug ich ihm vor, Christian
für die Arbeitsgruppe Nahversorgung als Vorsitzenden zu wählen.
Von den beiden Anträgen Mussil auf der einen Seite und Mühlbacher
auf der anderen, die in einem Unterausschuss behandelt werden, hat
Mussil, wie ich feststellen konnte, eine irrsinnige Angst, z.B.
dass beide genehmigt werden. Sie schlagen ja in ihrem Entwurf vor,
dass niemand unter dem Einstandspreis verkaufen darf und dass dies
durch das UWG analog geregelt werden soll. Ich hätte damit nach
Auffassung Mussils überhaupt nichts zu tun. In Wirklichkeit müsste
ich aber auf alle Fälle die Erlässe, die zur Durchführung des Gesetzes
notwendig sind, herausgeben. Schon das gibt mir einen ganz grossen
Einfluss, wenn auch nicht auf Einzelfälle, die von den Gerichten
abzuhandeln wären. Im Mühlbacher-Entwurf hätte ich dagegen
grossen Einfluss durch den Kontrahierungszwang, der auch für die
Bauern gelten soll, was natürlich die Handelskammer ganz besonders
stört. Dann durch den Sortimentzwang, einen Umsatz von über 200.000 S
und einen Ausstattungszwang bei 70 m². Wirklich eine Macht wie ich
sie mir nicht nur nicht erträume sondern gar nicht will. Mussil ist
daher sehr wohl bereit, dass wir im Rahmen der Handelskammer und auf
Sozialpartnerebene diese Gesetzentwürfe verhandeln.

ANMERKUNG FÜR TIEBER UND JAGODA: Bitte prüfen, welchen konkreten Ein-
fluss ich doch auch bei dem Mussil-Entwurf habe.

Neuerdings wurde die Benzinpreisregelung angeschnitten. Ich versuchte
Mussil zu beweisen, dass ich sehr wohl mit 80 Groschen ein Kompromiss
gemacht habe, die Preiskommission hat 70 Groschen für möglich ge-
halten. Bei der Durchrechnung am nächsten Tag hat der Vertreter
der Handelskammer Rief sich nicht mehr bereit erklärt, an der
Sitzung teilzunehmen und wurde auf Intervention von Kurzel bei
seinem Vorgesetzten Dr. Klose dann durch Dorfwirth ersetzt. Mussil
versuchte dies dann so darzustellen, dass Rief im Klub der ÖVP re-
ferieren musste. Was allerdings erst in einem späteren Zeitpunkt
geschehen ist. Für mich ist es gar keine Frage, dass die Handelskammer
sich absentieren wollte. Mussil war sehr überrascht von mir zu er-
fahren, dass bei den Durchrechnungen, an der auch Dir. Kreutler, ÖMV,
und von den Internationalen zwei Herren darunter auch Vorstands-
direktor Kandler von ESSO teilnahmen, die 5 Groschen Tankstellenan-
teil berücksichtigt wurden und trotzdem wenn ich den genehmigten


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Bündelpreis dann zurückrechne zu einem Dollar-Preis von 85 CIF Triest
komme. Mit diesem Dollarpreis müsste es möglich sein, das Auslangen
zu finden.

Bezüglich der Wirtschaftsgesetze steht Mussil nach wie vor auf dem
Standpunkt, dass der einfache Preisgesetz verfassungsmässig nicht
zu halten ist. Der Bezug auf die Abdecker und Rauchfangkehrer in der
alten Gewerbeordnung, die auf Grund der Erstarrungstheorie herange-
zogen wird, ist falsch. Die Preise und Tarife konnten deshalb dort
angewendet werden, weil es sich um Ausnahmen aus der Gewerbefreiheit
handelt. Absatz 3 bestimmt übrigens dort, dass die politische Landes-
behörde und für das Gebiet der Gemeinde nur die Preis- und Tariffest-
setzung Geltung haben kann.

ANMERKUNG FÜR WAIS UND JAGODA: Bitte zu klären, was die Verfassungs-
rechtler zu dieser Theorie sagen.

Mussil nimmt an, dass jetzt im Preisgesetz und Marktordnungsgesetz
sofort Verhandlungen beginnen, ja nach Meinung der ÖVP jetzt sofort
einige Parteiverhandlungen beginnen müssten. Allen Ernstes glaubt er,
dass dann vielleicht die Sozialpartner von der Partei beauftragt werden
in Unterausschüssen die entsprechenden Sachfragen zu lösen. Trotzdem
traut er mir selbst streng vertraulich nicht mir zu sagen wie es wirk-
lich weitergehen soll. Auch Lösungsvorschläge getraut er sich kaum
zu denken. In der ÖVP geht es scheinbar jetzt darum, sich abzusichern,
wer dann schuldig ist, wenn doch die Verhandlungen nicht zu dem ge-
wünschten Ergebnis für die Bauern führt. Auf der einen Seite versucht
die ÖVP nach aussen hin jetzt in dieser Frage geschlossen und stark
aufzutreten, nach innen ist sie in einem Masse unbeweglich, wie ich
das noch niemals bemerkt habe. Mein Hinweis, dass der Viehverkehrsfonds
kaum zu halten ist, weil er nicht einmal Weisungen, die er vom Landwirt-
schaftsminister bekommen hat, befolgte, hat Mussil keinen anderen Vor-
schlag als wenn der Fonds 6 Wochen nicht entscheidet, dann soll das
Recht an den Landwirtschaftsminister übergehen. Auch dies teilt er
mir strengst vertraulich mit und ersucht, dass ich ja niemanden davon er-
zähle. Interessant ist auch sein neues Legalitätsprinzip. Nach
diesem kann der Staat nur machen, was das Gesetz erlaubt. D.h. ihm
die Ermächtigung gibt. Der Private aber kann im Legalitätsprinzip
bei ihm alles machen ausser was der Gesetz ausdrücklich verbietet.
Dabei geht er noch so weit, den Staat selbst in der Auslegung
der Gesetze das extremst engste Korsett anzulegen.



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ANMERKUNG FÜR WANKE: Bitte diese Auffassung mit Zluwa und mir
besprechen.

Aus gegebenem Anlass, da Quant im Ministerrat jetzt die österr.
Staatsbürgerschaft bekommen soll, diskutieren wir auch diese Frage.
Mussil gibt zu, dass die Handelskammer so wie ich auf dem Standpunkt
steht, man kann nicht genug Ausländer, die Staatsbürger werden wollen
bekommen. Dabei darf es sich nicht nur um Kapital d.h. Investitions-
interessierte Ausländer sondern genauso auch um Arbeiter, die Fachar-
beiter sein können, usw. handeln.

Beim Journalistenfrühstück habe ich nach einem Bericht von Würzl
wonach auch im Feber wieder um 10 % die Übernachtungen zugenommen
haben, gleich die Theorie bekämpft, dass jetzt durch die Benzinpreis-
erhöhung der Fremdenverkehr leiden wird. Im April wird nämlich automa-
tisch der Fremdenverkehr zurückgehen und ich muss daher schon vorbeuge
dass es nicht heisst, das sei die Folge der Benzinpreiserhöhung. Bei
dieser Gelegenheit wurde ich auch über die Kalkulationen uns
insbesondere die 5 Groschen Tankstellenanteil gefragt und habe
doch die Grössenordnungen dargelegt. Insbesondere auch die 85 $ Roh-
öl-CIF-Preis Triest. Wieder einmal hat sich bewährt, dass ich bei
der Preiskommission doch auch Stunden lang herumgesessen bin und
mir vor allem einmal die Detailziffern selbst erarbeitet habe.

Dr. Pschorn referierte über die letzten statistischen Zusammenstel-
lungen Aussenhandel, Bruttonationalprodukt usw. Beim Bruttonational-
produkt hat er das Pro-Kopf-Einkommen mit dem Verbraucherpreis-
index deflationiert. Grömansperg, die das nicht versteht, hat
eine ganz andere Frage gerichtet, die wieder Pschorn nicht verstanden
hat, so dass ich mich bei dieser Gelegenheit einschalten konnte und
kritisierte, dass Pschorn diese Berechnungen mit dem Lebenshaltungs-
kostenindex angestellt hat. Sein Hinweis, dass er den Deflator des
Bruttonationalproduktes erst Monate später bekommt, ist meiner Mei-
nung nach nicht stichhaltig. Dann hätte er am besten diese Berech-
nung überhaupt nicht durchgeführt. Ich glaube, dass man sehr
vorsichtig in Hinkunft sein muss, dass nicht eines schönen Tages
Pschorn aus statischer Spielerei irgendwelche Ziffern produziert,
die dann von den Gegnern aufgegriffen gegen uns verwendet werden
können. Es hat mich schon persönlich sehr gestört, dass am Montag
früh bereits in der Presse die Unterlagen, die wir erst im Presse-
frühstück präsentieren, mit einem ganz spezifischen Hinweis, dass
dies vom Handelsministerium stammt, schon zu lesen war. Wir müssen


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uns in zweierlei Richtungen absichern: erstens, dass nicht Zeitungen
bevorzugt das Material in die Hand bekommen und zweitens, dass nicht
aus statistischen Analysen Ergebnisse kommen, die man dann propagandi-
tisch gegen uns verwendet.

ANMERKUNG FÜR TIEBER UND WANKE: Bitte entsprechende Vorkehrung
treffen.

L.Sekr. Winder von Vorarlberg ist bei einer Sekretärsbesprechung in der
Partei anwesend und ich erzähle ihm Details über die Verhandlungen
Roylon. Winder ersucht, damit wir in Algerien intervenieren, da
eine Vorarlberger Textilfabrik eine ganze Textilanlage mit 2.6 Mia. S
in Verbindung mit deutschen Textilmaschinenproduzenten in Algerien
errichten möchte. Min.Rat Fälbl hat angeblich den Firmenvertretern
sehr negativ Auskunft gegeben.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte mit Meisl die Angelegenheit und entspre-
chenden Brief an Aussenhandelsstelle besprechen.

Ein Ing. Maresch, geschickt von Heinz Fischer, hat Finanzierungs-
schwierigkeiten. Die Volksbank ist nicht mehr bereit, 3 Mill. S
zum Fertigbau einer Halle in Altlengbach zu bezahlen. Die Volksbank
hat bereits 7 Mill. S Kredit gegeben. Die Firma Steingassner, Maresch
ist dort nur Geschäftsführer, bietet angeblich in Attersee 11,5 Mill.,
in Altlengbach 7,8 Mill. und in Wien den Grund mit 10,5 Mill. S
Deckung an. In Wien sind 35 Beschäftigte, also wahrlich ein kleiner
Betrieb. Doch für die Zahnräderproduktion gar nicht wieder so klein.
Ich rufe Herr Tröthann von der BAWAG an und empfehle ihm, dass er
sich nur den Fall ansieht.

Ein Dr. Schulheim teilt uns mit, dass es um die Gründung eines
Gesundheitszentrums in Hartberg geht. Bei der Vorsprache stellt sich
dann heraus, dass Herr Wilfinger für 4 – 5 Mill. S einen Kredit braucht
um ein Kneipp-Zentrum in seinem Motel bei Hartberg zu errichten.
Weitblickend sieht er bereits die Autobahn fertig und sein Motel,
das auch jetzt nur mit 30 % ausgelastet ist, überhaupt nicht mehr
konkurrenzfähig. Er schlägt deshalb vor, 20 Einbett-Zimmer mit
Bad und WC, ein Hallenbad und eben ein Kneipp-Zentrum zu errichten.
Interessanterweise hat er für den fertigen Bau von uns schon einmal
1 Mill. S Zinsenzuschuss bekommen. Da er jetzt eine grosse Zinsen-
belastung auf die 9 Mill. die das Motel bis jetzt gekostet hat, auf-
wenden muss, hofft er noch auf weitere Zuschüsse. Ich erkläre ihm
sofort, dass wir nicht einmal die 1 Mill. hätten nach strengen Richt-


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linien hätten geben dürfen, weil es sich dort um ein bereits
fertiges Projekt gehandelt hat. Würzl wird den ganzen Fall nicht
nur bearbeiten, sondern eben auch für das Kneipp-Zentrum entsprechende
ERP-Mittel bereitstellen.

Der sowjetische Handelsrat Nikolaenko war jetzt in Moskau und teilt
mir mit, dass die Gemischte Kommission nach Vorschlag von uns auch von
den Sowjets mit 14. Juli zugestimmt wird. Neuerdings beschwert
er sich, dass bezüglich der Hotelbauten noch immer kein Konsortium
von der Handelskammer aufgestellt wurde. Ich musste ihm in dieser Be-
ziehung zustimmen, dass die sowjetische Seite einen wirklich echten
Vertragspartner, der mit ihr verhandelt, braucht. Die Bundeskammer sagt
allerdings, dass dies eine Angelegenheit der Kammer Wien ist, die ja
die Verhandlungen eingeleitet hat. Der neue Präsident Dittrich ist
hier in eine fatalen Situation. Sallinger selbst hat sich von diesem
Geschäft immer herausgehalten. Fälbl teilt mir anschliessend mit,
dass die Kammer gar nicht diese Baugeschäfte will, da sie in Wirklichkeit
zu riskant sind. Das weiss ich ganz genau, nur glaube ich müsste man
auch von der Handelskammerseite her den Sowjets reinen Wein ein-
schenken.

Nikolaenko fragt neuerdings an, ob die österr. Regierung Interesse
daran hat, 1 Mia. kWh zu beziehen. Ich erkläre nachdrücklichst, dass
wir sehr wohl im Rahmen unserer Importpläne allerdings für einen
wesentlich späteren Zeitraum an dieser Stromlieferung interessiert
wären. Malini, der Botschaftsrat von Nikolaenko, meint, er hat
mit der Verbund Gespräche geführt. Er zeigt mir auch einen Brief,
wo die Verbund ablehnt, dass die Sowjets jetzt in den ungarisch-österrr.
Vertrag einsteigen. Dies ist, wie mir Erbacher nachher mitteilte,
auch wirklich eine Zumutung und ich habe deshalb auch sofort eine
solche Möglichkeit abgelehnt. Die sowjetische Seite muss jetzt mit
ihren Technikern die begonnenen Gespräche weiterführen und dann muss
man die kommerzielle Seite in Angriff nehmen. Ich erwähne den seinerzeit
genanten Preis von einer halben Kopeke pro kWh, dies wäre eine gigan-
tische Basis, nämlich ca. 15 Groschen pro kWh. Nikolaenko äussert
sich dazu nicht mehr sondern stimmt nur zu, dass jetzt die Techniker
die Gespräche fortsetzen sollten.

Geschäftsführer Zolles, ÖFVW, und Kübler sind sehr verbittert, dass
Min.Rat Würzl in der letzten Direktoriumssitzung erklärt hat,


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dass ich gegen die Anmietung in der Prinz-Eugen-Strasse auftrete.
Vorher erklärt mir Zolles, dass bei einer Direktoriumssitzung
niemand dagegen gesprochen hat, sondern im Gegenteil, er beauftragt
wurde die Verhandlungen positiv abzuschliessen. Ich rufe sofort
Würzl, der mir ja unter vier Augen sagte, er hätte auch grösste
Bedenken gegen die Miethöhe. Anstelle der jetzt in der Hohenstaufen-
gasse für 660.000 S müsste dann ein jährlicher Mietpreis von
2,3 Mill. bezahlt werden, noch dazu wertgesichert. Bei einem
zehnjährigen Mietvertrag bedeutet dies, dass es 4,6 Mill. dann
ausmachen wird. Ich versuche Zolles davon zu überzeugen, dass selbst
Dr. Heindl, ein guter Freund von ihm, sich jetzt auch immer wieder
gegen die Wertsicherungen wehrt. Die bringen nämlich tatsächlich alle
Unternehmungen früher oder später in eine furchtbare finanzielle
Situation. Ich teile diese Meinung von Heindl und spreche mich
daher ganz besonders gegen die Wertsicherung aus. Würzl wird
ausserdem versuchen, ob nicht doch noch über die Bundesgebäude-
verwaltung oder ÖIAG ein anderes Projekt zu bekommen ist. Zolles
steht jetzt allerdings auf dem Standpunkt, er müsste es repräsen-
tatives, in zentraler Lage gelegenes Gebäude haben. Dies verlangt
angeblich insbesondere die Bundeshandelskammer und die Länder-
vertreter. Bezüglich die Bundeshandelskammer kann ich sofort er-
widern, dass Sallinger als Präsident sogar in die Wienerberg-Gründe
ausweichen wollte. Wenn aber die anderen Stellen unbedingt ein teures
Gebäude haben wollen, dann sollen sie auch mehr dazu beitragen, indem
man den 20 %-igen Anteil der Länder und der Handelskammer ent-
sprechend erhöht. Ich fürchte, dass früher oder später der Bund
nicht mehr bereit ist, der ÖFVW jährlich zusätzliche Millionen
zu bezahlen.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Machen wir noch einmal einen Versuch mit der
Bundesgebäudeverwaltung und der ÖIAG!

Gen.Dir. Luczensky möchte für die Hoteltreuhand den Generalsekretär
und Prokuristen des Verkehrsbüros Rost. Ich erkläre ihm sofort,
dass entgegen seiner Behauptung bis jetzt Androsch immer alle
Personalentscheidungen, die letzten Endes auch in seiner Kompetenz
liegen, ohne mit mir zu sprechen gefällt hat. Wenn er diesmal
von diesem System abgehen will, so kann es sich hier nur um eine
Alibifunktion für den Rost handeln. Sollte er dann nämlich doch
nicht entsprechen, würde Andrsoch sicherlich sagen, ich habe ihm
den Mann empfohlen.



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Luczensky glaubt, dass aus unserem Haus dem Herrn Pruscha infor-
miert wurde, dass am Dienstag der Benzinpreis erhöht wird.
Pruscha hat nämlich vorsorglich bei der Fa. Comos Tage vorher
1,5 Mill. Liter Benzin eingelagert. Natürlich zum alten Preis.
Ich glaube kaum, dass jemand den genauen Zeitpunkt der Benzinpreis-
erhöhung Pruscha sagen konnte, weil es niemand wirklich auf den
Tag genau wusste, nicht einmal ich. Pruscha dürfte hier nur richtig
spekuliert haben, dass in dieser Woche eben der Benzinpreis erhöht
wird und er deshalb entsprechend einlagerte. Luczensky teilt mir
mit, dass er gute Beziehungen zum Finanzminister hat, denn der hat ihm
in kürzester Zeit für den Ankauf der Schiffahrtsfirma 32,7 Mill. S
gegeben. Damit hat Luczensky sicherlich einen grossen Erfolg, weil
er einen Konkurrenten aufgekauft hat, wieweit allerdings die DDSG
deswegen aktiver wird, traue ich mir nicht zu behaupten. Auch hier
bin ich froh, dass ich damit nichts zu tun habe.

Die Fraktion – Direktoren und Betriebsräte – der EVUs ist wegen Reorga-
nisation von Frank zu mir gebeten worden. Es geht dabei um die Mög-
lichkeit der Aufsichtsratseinsparungen. Wahrscheinlich ist die Idee
die Aufsichtsräte drastisch zu reduzieren, da ja jetzt auch ein
Drittel Arbeitnehmer drinnen sind, und manche Aufsichtsräte, wie die
der Verbund gar keinen Saal mehr in ihrem Haus haben, wo sie die Auf-
sichtsratssitzung abführen können, nur schwer durchzuführen. Wenn
wir die Reduzierung vornehmen könnte das jetzt bestehende politische
Gleichgewicht wesentlich verändert werden. Hier müsste man dies
natürlich in jedem einzelnen Fall bei jeder einzelnen Gesellschaft
individuell sich ansehen. Da ich aber sowieso die Absicht hatte,
diese Reorganisation schrittweise durchzuführen. gibt es ohneweiters
die Möglichkeit, jede einzelne Sondergesellschaft einzeln zu
behandeln. Trotzdem bin ich überzeugt, werden sich hier noch grössere
Schwierigkeiten ergeben. Aus Einsparungsgründen kündige ich daher
gleich an, dass ich eine Erhöhung der Aufsichtsratsgebühren nicht
zustimmen werde. Die wirkliche Begründung liegt aber darin, dass
ich fürchte, die verschiedene Behandlung der Kapitaleigner-Vertreter
und der Arbeitnehmervertreter. Letztere bekommen keine Aufwandsent-
schädigung, obwohl sie dieselbe Verantwortung tragen wie die Kapital-
eigner. Es ist sogar manchmal möglich, dass einzelne Aufsichtsräte
von Arbeitnehmern als Kapitaleignervertreter in demselben Aufsichts-
rat sitzen, wo sie etwas bekommen, während ihre Kollegen nichts
kriegen. Aus diesem Grund habe ich das letzte Mal schon entschieden,
wird höchstens die Erhöhung der Sitzungsgelder vorgenommen. Die bekom-
men nämlich alle.



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Eine breite Diskussion nahm dann die Reorganisation der Kernkraft-
werksgesellschaften ein. Erbacher meinte, dass der Brief des
Verbandes der Elektrizitätsunternehmungen an Frank im Prinzip
mit ihm abgesprochen war und auch der Inhalt weitestgehend der Ab-
sprache entspricht. Nur die Formulierung sei unglücklich gewesen.
Wir analysierten den Brief und ich erklärte rundweg, dass ich diese
Auffassung nicht teile. Die Konzentration bei den Atomkraftwerken
muss wesentlich stärker sein als im Brief angedeutet. Auch bezüglich
der Energieplanung, Ausbauprogramm usw. muss viel dezidierter festge-
legt werden, wer sich an Voitsberg III beteiligt und wie und wann es
kommen soll. Vor allem aber möchte ich, dass Reorganisationsmassnahmen
deutlich sichtbar Einsparungen bringen. Nur unter diesen Umständen
bin ich bereit, für die zweite Strompreisetappe mich einzusetzen.

Am meisten überrascht war ich bei dieser Aussprache als mir der Vor-
standsdirektor der Donau Kobilka mitteilte, dass er sich ganz ent-
schieden gegen eine Verlängerung des Vertrages für Fenz, auch wenn
es nur ein halbes Jahr ist, ausspricht. Er sieht darin nicht nur eine
unbegründete Bevorzugung von Fenz sondern auch eine grosse Gefahr
wegen der Geschäftsordnungsaufteilung nach Ausscheiden von Baumgartner
Ich erklärte rundweg, dass ich auf die Empfehlung aller angenommen habe,
dass die Verlängerung von Fenz überhaupt keine Schwierigkeit bereiten
wird, was die Aufteilung der Geschäfte betrifft, so sollte man, wie
ich Frank ersuchte, sofort jetzt die Geschäftsordnung in Angriff
nehmen. Fenz wird in einem solchen Fall sicherlich bereit sein,
nicht nur positiv mitzuarbeiten, sondern auch hier nach seinem
Ausscheiden einer entsprechenden Geschäftsordnungsaufteilung jetzt
schon seine Zustimmung zu geben.

Die Ausschreibungskommission berichtet mir, dass jetzt die Sektions-
leiterausschreibung abgeschlossen ist. Engelmayer hofft noch immer,
dass er mit der Personalvertretung, die ich ja jetzt ausserdem
noch zu hören habe, die Chance hat, die Bestellung Wankes zu verhindern.
Er verweist darauf, dass jetzt der Dienststellenausschuss, dann der
Zentralausschuss und dann von ihnen auch nicht die im BKA installierte
Kommission angerufen wird. Darüber hinaus deutet er an, wird es
ein Politikum. Ich gebe mich sehr überrascht, weil ich ihm
sofort sage, die Handelskammer hat aus politischen Gründen stets
darauf hingewiesen, dass Steiger diese Sektion bekommen soll.
Ich habe immer erklärt, ich werde mich an die Vorschläge der Kom-
mission stützen. Diese schlägt nun allerdings dirimiert durch


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den Vorsitzenden Wanke vor. Die Kommission hat nicht einmal
in Erwägung gezogen, Steiger mir ebenfalls vorzuschlagen, sondern
nur Gröger in zweiter Linie. Wenn Engelmayer daraus ein Politikum
machen will, weil er erklärt, das sei dasselbe wie bei Sinowatz
sage ich sofort ich begrüsse eine solche Aussprache im Parlament
und fürchte sie keinesfalls. Ich habe bei dem politischen An-
griff von seinem Chef Gasperschitz bei Jagoda ihm schon einen
Brief geschrieben, wo ich mich dagegen verwahrte. Auf diesen
Brief habe ich bis heute noch immer keine Antwort und erwarte
auch keine. Engelmayer war sichtbar überrascht, eine solche Reak-
tion von mir zu hören. Ich glaube aber, dass man gar nicht anders
handeln kann. Wenn die ÖVP sagt, das wird eine parlamentarische
Anfrage oder da wird es einen politischen Stunk geben, dann soll
man nicht sagen, wie kann man das verhindern, sondern ganz einfach
erklären, ich freue mich darauf, dass ich endlich in der Öffentlich-
keit die Personalpolitik oder wie im Falle der Energie – Elektrizi-
tätsunternehmungen Verbundgesellschaft ganz besonders meine
Kooperationsbereitschaft darlegen kann, wenn man eine Auseinander-
setzung geschickt vorbereitet und dies ist in unserer Personal-
politik immer geschehen, dann braucht man sich vor einer Ausein-
andersetzung in der Öffentlichkeit auch gar nicht zu fürchten.

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TB-Beilage Tieber, 22.3.1976

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Typoskript Wanke betr. Postenausschreibung Ind.sektion, 18./22.3.1976

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Tätigkeit: MR HM


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    GND ID: 1017902909


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      Tätigkeit: Beamter HM


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        Tätigkeit: AK, GD DDSG


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          Tätigkeit: HK


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            Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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              Tätigkeit: Landesparteisekr. SPÖ Vorarlberg, LT-Abg., Landesrat


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                Tätigkeit: Personalvertreter HM, Christgewerkschafter, ÖVP-Politiker


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Beamter HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Unterrichtsminister


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                      Tätigkeit: Ennskraftwerke


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                        Tätigkeit: Vizepräs. BHK, Präs. FWV


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: GF ÖFVW


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: MR HM


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                              Tätigkeit: Journalistin Kurier


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                                Tätigkeit: Dir. DoKW


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                                  Tätigkeit: Direktor ÖFVW


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                                    Tätigkeit: Dir. DoKW


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                                      Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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                                        Tätigkeit: SChef HM
                                        GND ID: 12195126X


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                                          Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                          GND ID: 102318379X


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                                            Tätigkeit: Dir. Esso


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                                              Tätigkeit: Präs. Wr. HK


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                                                Tätigkeit: HK


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                                                  Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


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                                                    Tätigkeit: Chef Energiesektion


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                                                      Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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                                                        Tätigkeit: Leiter Wirtsch.pol. Abt. HK


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                                                          Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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                                                            Tätigkeit: Leiter Wertpapierabt. BAWAG


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                                                              Tätigkeit: sowj. Handelsrat


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                                                                Tätigkeit: Sekr. JS, Tiroler SPÖ-Politiker


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                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
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                                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                                            Tätigkeit: Finanzminister
                                                                            GND ID: 118503049


                                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                                              Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                                Tätigkeit: vmtl. ident mit Pruscha, A (sog. Garagenkönig, Avanti-Tankstellen)?]


                                                                                Einträge mit Erwähnung: