Montag, der 21. April 1975

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Montag, den 21. April 1975

In der Gewerkschaft besprach ich mit Blümel, daß wir selbstver-
ständlich das Wahlrecht in der Handelskammer in Hartberg ausnützen
sollten. Jede Stimme ist für den Freien Wirtschaftsverband wichtig.
Welche Enttäuschung als Blümel dann in Hartberg feststellte, daß
dort überhaupt nur eine Liste auflag. Organisation ist alles,
kann man in so einem Fall nur sagen.

Ich fordere beim Jour fixe Mussil auf, sich mehr bei den Besuchen
ausländischer Minister in Österreich einzuschalten. Vorige Woche
hatte ich drei zu betreuen, diese Ministerpräsident Patan, den
griechischen Handelsminister und jetzt den libyschen. In keinen
Fall hatte Mussil Zeit, sondern schickte immer nur Beamte. Zu
seiner Entschuldigung führte er an, daß er jetzt aber mit Kreisky
nach Rumänien fährt, und wenn Schoeller von Kreisky für die
Bulgarien-Reise abgelehnt wird, auch dorthin mitfahren wird.
Meine Angriffe sollen bewirken, daß Mussil bezüglich der Leistungen
aus den Exportförderungsbeiträgen an das Handelsministerium durch
Essen, Geschenke usw. umso lockerer wird, wenn er ein Schuldgefühl
hat, daß er sich um die Betreuung der Minister viel weniger kümmert
als ihm tatsächlich auch zusteht. Zum Abschluß erkläre ich ihm
dann auch noch, daß gerade meine Kooperation in der Frage des
Außenhandels dazu beiträgt, daß ich auch alle Angriffe eventuell
die Außenhandelsorganisationen, insbesondere aber die Außenhandels-
beiträge von der Bundeskammer wegzunehmen, mein wirklich großes
Entgegenkommen gegenüber der Handelskammer ist und war. Wenn wir
also nicht die absolute Mehrheit bekommen ist diese Politik sicher-
lich mehr gefährdet als sie denken. Ein bißchen macht es mir Spaß
ihm Angst zu machen.

Mussil bedauert, daß Androsch jetzt auf sie böse ist, weil sie
in einer Presseaussendung gegen Androsch polemisierten. Als er
einen Brief des Freien Wirtschaftsverbandes an alle Mitglieder
als Finanzminister richtete und sich ganz besonders gegen die Inse-
ratenpolitik der Handelskammer wendete. Ausgelöst wurde dieser
Streit als an alle Steuerpflichtigen ein Erlagschein mit einer
Allonge gesendet wurde, wo sogar wirklich täuschend gegen
Androsch persönlich polemisiert wurde. Mussil versichert mir


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und er schwört alle Eide, daß er davon nichts gewußt hat.
Ich erkläre sofort, wenn er mir sagt er hat davon nichts gewußt,
dann braucht er erst gar nicht viele Eide schwören. Ob Sallinger
etwas wußte, kann er nicht sagen, sicher aber hat Busek aber die
Hand im Spiel, weil er bei diesem Verein mitgewirkt hat, resp. wahr-
scheinlich sogar seine Gründung ist. Die Adressen die dieser
Verein bekommen hat, haben alle wahlwerbenden Gruppen bekommen,
weshalb Busek vom Wirtschaftsbund sie natürlich auch zur Verfügung
hatte. Ich erkläre, daß Androsch sehr viel für die Wirtschaft
getan hat, viel mehr als ich z.B. bereit gewesen wäre zu gewähren.
Das die Handelskammer ihn jetzt attackiert, finde ich daher nicht
für sehr richtig. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, daß trotz
meiner Konsenspolitik in kritischen Fragen wie z.B. bei Öl und
Zucker ich auch immer wieder von der Handelskammer im Stich ge-
lassen wurde, obwohl ich meistens alles mit ihnen abgestimmt, ja
sogar ihre Vorschläge übernommen habe. Mussil versucht hier ver-
zweifelt zwischen der ÖVP-Angriffe Korens im Nationalrat wegen der
Ölsituation und der Handelskammer zu unterscheiden.

Mussil möchte eine Verlängerung für die Stellungnahme zum Energie-
sicherungsgesetz, weil die ÖMV der Bundeskammer mitteilte, sie
könne sich innerhalb des Fachverbandes nicht einigen und des-
halb die Begutachtung aussetzt. Spaßhalber meint Mussil, dann
müßte die ÖMV eben ein Minderwertigkeitsvotum, soll natürlich
heißen Minderheitsvotum in die Stellungnahme des Fachverbandes
einarbeiten. Er verlangt deshalb von mir, daß die Begutachtung
verlängert wird und er bis 30. April erst ein Gutachten der Handels-
kammer vorlegen könnte. Ich erkläre sofort, daß eine Verlängerung
nicht in Frage kommt, ich auf alle Fälle noch im April im Minister-
rat die Gesetzesvorlage einbringen werde, um zeitgerecht im
Parlament die Debatte und Verhandlungen führen zu können. Mussil
erwägt allen Ernstes nachdem es sich hier um ein Verfassungsbe-
stimmungs-, d.h. ein. 2/3-Mehrheitsgesetz handelt, ob wir nicht
überhaupt die ganze Frage nach den Wahlen erst behandeln könnten.
Ich erkläre sofort, das liegt in der Hand des Parlamentes, ich
werde nicht säumig werden. Ich brauche auch unbedingt neben der
Ratifizierung des Abkommens auch dieses Energiesicherungsgesetz
zur Durchführung.

ANMERKUNG für GEHART: Bitte Gesetz unbedingt bis nächsten Dienstag
ministerratsbeschlußreif machen.



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Ich berichte Mussil über die Information von der ÖVP bezüglich
des königlichen Ordners, wie ich und er ihm immer bezeichnet,
betreffend die Personenpolitik in der Donau. Wenn es nämlich
wirklich zu einer Diskussion im Parlament kommen sollte, muß
ich zumindestens sagen können alle Interessensvertretungen die
davon betroffen sind und vor allem die Aufsichtsratsvorsitzenden
sowie die betroffenen Länder wurden von mir informiert. Bei dieser
Gelegenheit kommt Mussil auf die Verschiebung des Kernkraftwerkbau-
beschlusses zu sprechen und wird auch in dieser Phase von mir
über alle Details des Grundes für diese Verschiebung informiert.
Mussil nimmt es zur Kenntnis, da er selbst auch keine bessere
Lösung weiß.

Mussil beschwert sich, daß jetzt so viele Kommerzialräte der
Statistik des Außenhandels ernannt werden. Ich erläutere ihm,
daß es notwendig ist die Ernennungen durchzuführen, um mehr
Kommerzialräte für die Arbeit im Statistischen Amt zur Verfügung
zu haben. Es ist natürlich eine Ausrede die Mussil sofort bemerkt.
Es kommt ihm, wie sich dann im Laufe der Diskussion auch heraus-
stellt, vielmehr darauf an, daß angeblich die Berufung ohne
Fühlungnahme mit der Handelskammer erfolgt. Ich verlange sofort, er
müsse mir Namen nennen wo die Fühlungnahme nicht erfolgte.

ANMERKUNG für BUKOWSKI: Bitte stelle fest wie viele Kommerzialräte
des Statistischen Außenhandels wir seit 1970 ernannt haben und ob
wir tatsächlich einige ohne Fühlungnahme durchgeführt haben.

Ich verweise Mussil auf die neue Politik bezüglich der arabischen
Staaten und erkläre, daß in Hinkunft wir uns um diesen Raum viel
stärker bemühen müssen. Zu diesem Zweck habe ich auch mit den Han-
delsdelegierten aus Afrika, die jetzt gerade tagen, nicht nur
Kontakt genommen, sondern werde weitere Besprechungen mit ihnen
führen. Sowie vor 5 Jahren wir die Exportoffensive im Handels-
ministerium nach dem Osten begonnen haben, und sehr gute Erfolge
verzeichnen konnten, müßte dies auch im arabischen Raum gelingen.
Mussil ist damit einverstanden, meint nur, daß aber die Flanke
gegenüber dem Osten durch die Liberalisierung von mir aufgerissen
wurde. Ich kann daher immer wieder nur leicht ihm nachweisen, daß


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durch das Vidierungsverfahren wir im Gegenteil die aufgerissene
Flanke eingefangen haben. Er erkundigt sich auch was mit den
Antimarktstörung- und Antidumpinggesetz jetzt geschieht. Er ist
befriedigt zu hören, daß es von mir auf alle Fälle zur Verlängerung
eingereicht wird. Mussil möchte außerdem wissen wie jetzt mit Spanien
weiter verhandelt werden soll. Hier erkläre ich neuerdings, das
muß ich erst mit Bielka besprechen.

Beim Journalistenfrühstück berichtet Spitalsky über die Arbeits-
gruppe Haushalt des Energiesparbeirates und es entsteht überhaupt
kein Echo. Ich ergänze deshalb, daß beim letzten Mal die Zeitungen
dann nach Bericht des Prof. der Technischen Hochschule über die
Verkehrssparmaßnahmen die Zeitungen dann schrieben, dies sind
doch eigentlich nur allgemein gehaltene Empfehlungen. Es gibt
auch für den Haushalt nicht den Stein der Weisen zum Energiesparen,
den nicht sowieso jeder schon kennt. Ich erklärte ich habe sogar
Verständnis wenn man dann schreibt, Staribacher empfiehlt weniger
unzweckmäßiges Gasgeben, Kavalierstart usw. und macht sich sogar
darüber noch lustig. Die Empfehlungen stammten zwar nicht von mir,
wurden aber sicherlich in der Pressekonferenz in meiner Anwesenheit
gegeben, sodaß ich mich formell gar nicht darüber beklagen kann
und will, wenn man es mir in die Schuhe schiebt. Das Energiespar-
thema ist eben für die Presse heute uninteressant, weshalb selbst
eine seriöse Arbeit nichts mehr hergibt.

Interessanter war schon als Seidel über die Konjunkturgespräche von
Freitag berichtete. Diese neue Methode mit Branchen die gefährdet
sind, Gespräche zu führen war auch für die Presse neu und deshalb
gab es sofort viele Fragen und Diskussionen. Seidel gab zu, was auch
ich nach der Aussprache Freitag kritisierte, daß zu viele Branchen
zusammengezogen wurden. Dadurch war der Kreis viel zu groß und es
ergab keine seriöse und solide Diskussion. Seidel erklärte auch,
daß manche Vertreter, sei es Sekretäre der Fachverbände, sei es
Funktionäre, dort ein zu düsteres Bild gemalt hatten. Nach wie vor
glaubt die Wirtschaftsforschung, daß sie mit 2.5% Industriewachstum
auch in diesem Jahr rechnen können. Selbst wenn der Aufschwung wie
sie ihn erwarten und wie insbesondere die Industrie überhaupt glaubt,
daß er frühestens eintreten kann, erst im II.Quartal erfolgen wird.



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Bei unserem Büro-Jour-fixe, wo wir ausnahmsweise wieder einmal
alle beisammen waren, diskutierten wir, ob es zweckmäßig ist,
daß auf Grund der Tagebuchaufzeichnungen Koppe jetzt ein Buch
zu schreiben beginnt, wie er sich vorstellt unter dem Titel
"Kulissenschieber in der Innenpolitik". Da er schon einen Band ab-
diktiert hat und jetzt nur noch ergänzen möchte, kamen wir überein,
er soll dies als Schubladarbeit zu Ende machen; nachher werden wir
es genau lesen und diskutieren, ob es wirklich zweckmäßig ist, daß
er sich dieser Arbeit und Mühe unterzieht. Insbesondere Heindl
meint, daß eine Veröffentlichung jetzt unter gar keinen Umständen
in Frage käme. Wieder einmal stellte ich fest, daß alle wesentlich
meine Tätigkeit überschätzen und auch wesentlich irren, wenn sie
annehmen, daß dies auch nur eine größere Menge interessiert.
Trotzdem freut mich nämlich, wie sehr sie sich Sorge um meine
Zukunft und Tätigkeit machen. Ich glaube nur, daß es unbegründet
ist, denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Ein wichtiges Problem war, daß wir uns natürlich wieder einmal
über die Termine und deren Abstimmung unterhielten und dann einigten,
daß allein Kollegin Wiesinger diese Termine zu fixieren hat, aber
auch alle Vorbereitungsarbeiten immer so treffen muß, daß zeit-
gerecht jeder von ihren Entscheidungen weiß.

Entscheidend war, daß wir über die Kontrolle unserer Maßnahmen
im Haus jetzt einen falschen Weg eingeschlagen haben. Unser Büro
versucht jetzt durch ständiges Urgieren, daß Briefe nicht allzu lange
Zeit für die Beantwortung brauchen. In Wirklichkeit hat Heindl
recht, man soll krasse Fälle dazu benützen, um SChef Schipper
als Präsidialisten zur Verantwortung zu ziehen, er muß schauen
daß hier eine schnelle Erledigung erfolgt. Wir haben ja kaum
eine Möglichkeit die Beamten so zu schulen, resp. dahin zu bringen
daß sie im Sinne des Ministers, in dem Fall insbesondere des Büros
die Beantwortung durchführen. Wohl aber können wir verlangen, daß
dies in einer gewissen Zeitspanne erfolgen muß. Hier gibt es auch
einen formellen Prüfungsgrund und auch einen formellen Beschwerde-
grund. Da seinerzeit bei Heindl dies auch eingerissen wäre, hat
Schipper dem sofort abgeholfen.



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Bezüglich der Kooperationen stellen wir fest, daß Zembsch resp.
die Sekt. IV nicht imstande ist die gewünschte Arbeitsleistung zu
erbringen. Die Mitwirkung Zembsch wie in der Geschäftsordnung vor-
gesehen, wirkt immer geringer und die Sekt. II nimmt sich jetzt
immer mehr um diese Probleme an. Dagegen ist auch von unserem
Standpunkt gar nichts einzuwenden, weil Meisl und seine Leute
viel aktiver und tüchtiger sind. Bezüglich der Kartellpolitik
halten wir fest, daß wenn Hoffmann in Pension geht, wir diese
Abteilung womöglich nicht mehr besetzen. Fachlich gehört sie ja
auf alle Fälle zu Jagoda, der mit der Wettbewerbspolitik auch die
Kartellpolitik umfassen wüßte. Natürlich wird es dann Schwierig-
keiten geben weil Hönel sich Hoffnungen macht, diese Abteilung zu
bekommen.

Wir diskutieren noch über die Möglichkeiten der Preisbeobachtung
und der Aktivierung der Preisbehörden insbesondere im Hinblick auf
3b-Fälle. Leider ist bis jetzt noch kein einziger 3b-Fall angefallen
den wir zu einem Exempel ausbauen könnten. Was ich ganz entschieden
ablehne, ist die inzüchtlerische Idee der Preisleute, obwohl wir
erst jetzt im Parlament bezüglich des Preisgesetzes eine Nieder-
lage erlitten haben, sofort jetzt wieder neue gesetzliche Änderungen
zu verlangen. Die Bürokratie ist nicht imstande die jetzt vorhandenen
Möglichkeiten für Preisgesetze zu nützen, verlangt aber immer wieder
weitere gesetzliche Regelungen. Diese Tendenz ist eine ganz große
Gefahr. Ich bestreite gar nicht, daß unser Preisrecht unzulänglich
ist, trotzdem wäre es mir viel lieber man würde dieses Preisrecht
bis zum letzten ausnützen, als immer wieder zu erklären, dies muß
novelliert werden und das muß novelliert werden. Abgesehen davon
daß wir es gar nicht bekommen, würden wir zum Schluß ein perfektio-
nistisches Preisgesetz haben, daß letzten Endes dann auch nicht
administriert werden kann. Die Bürokratie ist dazu außerstande.

Der allgemeine Bauernverband kam und beschwerte sich, daß er auf
seine Briefe wieder keine Antwort bekommen hat. Würzl konnte akt-
mäßig nachweisen, daß ein solches Schreiben an den Bauernverband
gegangen ist, der aber scheinbar eine unzulängliche Bürokraft auf
einer Deckadresse sitzen hat, oder wirklich das Pech hat, daß der
Brief verloren ging. Die Delegation hat diese Erklärung von mir dann
zur Kenntnis genommen, daß ich mit ihnen zwar verhandle, ihnen aber
nicht zugestehe was sie wollten, daß wenn sie bei den Vorbesprechungen


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nicht zu einem befriedigendem Ergebnis kommen, sich dann an mich
neuerdings wenden. Ich erklärte rundwegs in des Preisverfahren
bis zum Abschluß nicht einzugreifen. Außerdem machte ich ihnen
klar, daß die gesetzliche Interessensvertretung eben doch die
Präsidentenkonferenz ist. Dia Bauernverbandvertreter erklärten mir,
sie hätten mit dem Arbeitsbauernbund und mit den freiheitlichen
Bauern festgehalten, daß sie ein gemeinsames Milchpreisschema
anstreben und daher eine geschlossene Einheit jetzt darstellen,
insbesondere gegenüber dem Bauernbund der ihrer Meinung nach durch
die Präsidentenkonferenz repräsentiert wird. Ich erklärte sofort
daß auch die Präsidentenkonferenz genau dasselbe Schema angewendet
haben will, nur Ansätze werden von den einzelnen Verbänden ver-
schieden gemacht und daß ich aber dieses Schema schon das letzte
Mal nicht anerkannt habe und auch nicht bereit bin, dieses Mal
zu akzeptieren. Dieser Musterbetrieb ist für mich nicht aussage-
kräftig, weil er konstruiert wurde. Diese Konstruktion und
Diskussion habe ich 1945 schon in der Landwirtschaftskammer begonnen
und bis jetzt zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt.
Seitlinger und Burian kommen sich beschweren, daß die OKA ihre
5.3%ige Strompreiserhöhung nur auf die Wiederverkäufer, das ist
primär auf die ESG, mit 14 Millionen abwälzen möchte. Die OKA er-
klärt, sie muß den WTK-Kohlenpreis anerkennen und braucht deshalb
diese Strompreiserhöhung. Die Begründung liegt aber noch nicht vor
auch kein spezieller Antrag. Ich versichere Seitlinger, wir werden
ganz genau prüfen und Burian wird mir entsprechend berichten.

Der neue Steyr-Direktor Feichtinger, der für den Steyr-Betrieb
St. Valentin und Griechenland, Hellas, zuständig ist, ersucht mich ob
wir ihnen helfen können wegen zollfreier Einfuhr von Teilen
des Traktors resp. LKWs aus Griechenland zur Fertigung in Österreich.
Der Vertrag mit der griechischen Junta sieht vor, daß sie 3.000
LKW und 5.000 Traktoren bauen. In Wirklichkeit haben sie 1974
nur 2.000 Traktoren bauen können und 1.200 LKW. 1000 sind aber
überhaupt nur absetzbar. Sie müssen aber heuer 35% der Wertschöpfung
in Griechenland machen, ansonsten werden sie des Exklusivertrages
die Finanzierung der Traktoren für die Bauern über die Agrarbank
ausschließlich über Hellas Steyr verlustig. Damit würden sie
überhaupt keine Chance mehr haben in Griechenland Traktoren ver-
kaufen zu können. Der Grund dafür ist Massey Ferguson 100.000


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Traktoren anfertigt, Steyr aber nur 10.000 sowohl in Griechenland
als auch in Österreich. Willenpart wird sich jetzt im Finanz-
ministerium erkundigen, und wir werden Steyr unterstützen, ob es nicht
eine Möglichkeit gibt § 6 Zollgesetz den österreichischen Zoll
von 10% auszusetzen. Im Inland stoppt momentan der Verkauf von
LKW vollkommen. Steyr hat im Dezember 9%. Ausländer geben außerdem
30% Spannen und Sonderrabatte, während Steyr nur 14% Handels-
spanne gewährt. Jetzt haben sie eine Sonderaktion gestartet, um
die LKW loszuwerden. Das Hauptproblem, daß sie größere Lieferungen
aber trotzdem nicht tätigen können, weil sie zwar 1.000 Stk.
auf Lager haben, aber 127 Typen mit 667 Umbauwünsche berücksichtigen.
Sie erzeugen jetzt 4.000 LKWs der inländische Markt über 4 Tonnen
ist, aber nur 4.000. Sie haben daher einen Anteil von 31.8%. Den
Rest müssen sie exportieren. Steyr ist in einer furchtbaren Situation
Die Idee war deshalb den neuen Vorstand so zu bestellen, daß
diversifiziert wird. Leibenfrost ist für Haflinger- und Grazer Produk-
tion zuständig und Herzig für die Kettenfahrzeuge, auch die Panzer, die
in Wien gefertigt werden. Ich ersuche Feichtinger alles zu unter-
nehmen damit nachmittags die notwendigen Prospekte in englisch
vorliegen, weil Kreisky überhaupt sehr hart gegen den neuen Vor-
stand immer polemisiert. Tatsächlich ist es dann möglich bei der
Aussprache mit den Libyern alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen.

Bei der Aussprache mit den Libyern die ich ja präsentiere und die
wir, da kein Übersetzer, wir sogar in Englisch führen müssen, gebe
ich allen Firmen die das erste Mal daran teilnehmen die Möglichkeit
ihre Projekte zur erörtern. Fälbl, der nach wie vor sehr expedi-
tiv arbeitet hat tatsächlich dann eine Liste zusammengebracht,
wo alle unsere Wünsche bezüglich der Exporte und auch die Wünsche der
Libyer aufgeschrieben sind. Wir einigen uns daher auch über dieses
Protokoll. Offen ist nur die Frage der Öleinkäufe. Die ÖMV kann und
ist nicht bereit jetzt schon zuzusichern, daß sie 1975 Millionen
Tonnen Öl importieren wird. Die libysche Seite möchte dies zuerst
auf das Niveau Kreisky-Jalloud bringen. Dies hält Bauer aber auch
ich für gefährlich. Wir einigen uns deshalb über eine Formulierung
daß die ÖMV innerhalb 2 Monaten der libyschen Seite die entsprechen-
den Vorschläge machen wird. Kreisky und Jalloud werden dann von
mir informiert. Kreisky bestätigt mir neuerdings, daß er sehr wohl
die Idee hat, daß größere Importe von Öl getätigt werden sollen,


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damit Österreich davon Kredite bekommen kann, weil Libyen eben
den Preis entsprechend reduziert. Dieses Projekt muß aber erst
die ÖMV sich genau überlegen, ob sie diese Ölmengen überhaupt brauchen
kann. Ich bin überzeugt, daß dies sicherlich nicht der Fall ist.
Bei der offiziellen Sitzung Jalloud-Kreisky kommt dann Jalloud
neuerdings auf Lieferwünsche zu sprechen. Außerdem möchte er sehr
konkrete Importanträge über die Menge und den Preis von uns haben.
Allerdings interessiert er sich nur für Produkte, die am Weltmarkt
knapp sind und er sicherlich nicht bereit ist höhere Preise zu be-
zahlen. Das Ergebnis ist dann aber letzten Endes doch, daß in unser
Protokoll nur aufgenommen wird die einzelnen Wünsche. Das System,
wie ich es mit allen anderen Staaten gehandhabt habe, kann auch hier
nur in diesem Sinne gehandhabt werden. Die Methode Kreiskys große
Pläne zu entwickeln und sie nur anzudeuten und die konkrete Durch-
führung aber nicht in Angriff zu nehmen, sondern einen anderen
zu übertragen, akzeptiere ich nicht. Ohne die Firmen und die Ver-
pflichtung der Firma, daß sie dies tatsächlich liefern kann,
bin ich nicht bereit irgendwelche Verträge zu unterschreiben.

Beim Abendessen vom Bundespräsidenten bespreche ich noch die Ent-
wicklung mit den Ölverantwortlichen Madassi. Er ist letzten Endes
auch damit einverstanden, daß die ÖMV sich dies überlegen muß
und er kommt innerhalb 2 Monaten wieder nach Österreich und wird
dann die Details mit der ÖMV besprechen. Hier wird dann ein furchtba-
res Erwachen der Libyer stattfinden, die scheinbar noch immer
glauben, wir können 7–8 Millionen Tonnen Öl bei ihnen kaufen.

Da die Damenmodewoche einen Empfang und Modeschau im Palais
Auersperg hatte, habe ich dann spät Abends dort auch noch
einen Besuch abgestattet. Mitterer war das erste Mal und ist zu
meiner größten Verwunderung in wirklich aufgelöster Stimmung.
Seit er weiß, daß er aus der Handelskammer ausscheidet und sein
Mandat endgültig verliert, seitdem er sich scheinbar aber auch
Hoffnungen macht bei der Messe eine Funktion zu bekommen, ver-
sucht er jetzt ein ganz anderes persönliches Verhalten mir gegen-
über zu zeigen. Ich habe ja nie verstanden, warum er so verkrampft
mir gegenüber gewesen ist. Wenn ich gesprochen habe, hat er prin-
zipiell immer auf die Erde gesehen. Ich weiß, er wollte sich
immer deutlich sichtbar distanzieren. In Wirklichkeit müßte er
doch froh gewesen sein, daß ich so entgegenkommend in jeder
Beziehung ihn geschont habe, selbst dann, wenn er mich ungerechtfer-
tigt hart attackierte.

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Tagesprogramm, 21.4.1975

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Vorstandsdir. Steyr-Daimler-Puch


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: BMW? Steyr-Daimler-Puch?


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: GD ÖMV


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Handelsminister, ÖVP, Präs. HK Wien


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Beamter HM


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: MR HM


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Min.präs. Libyen


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Straßburg


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Ökonom, ab 1981 Sts.


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: MR HM


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: GD ESG Linz, Verb. Österr. Elektrizitätsunternehmer


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: MR HM? Falschschreibung?


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  GND ID: 125942052


                                  Einträge mit Erwähnung:


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: MR HM


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: GD Semperit


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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                                            Tätigkeit: VKI


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                              GND ID: 102318379X


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                                                Tätigkeit: LUGA-Zentralsekretär


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                                                    Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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                                                        Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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                                                          Tätigkeit: Finanzminister, ÖVP-NR-Abg., OeNB-Präs.


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                                                            Tätigkeit: Obmann Sekt. Ind. BHK


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                                                              Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                              GND ID: 118566512


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                                                                GND ID: 130327808


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: Finanzminister
                                                                  GND ID: 118503049


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                                    Einträge mit Erwähnung: