Donnerstag, 6. September 1973
Bei der Verabschiedung des Sonnenzuges bewundere ich immer die
Politiker. Unsere Genossin Körner von Niederösterreich ist vor
mir von Waggon zu Waggon gegangen und hat bei jedem Abteil immer
gesagt "Guten Morgen, gute Reise, hier ist die Frau Landesrat
Körner von Niederösterreich" Bei den Angesprochenen handelt es
sich meistens um schwere Körperbehinderte, teils, das kann man
zumindestens sehen, um debile, wozu dort eine solche Verabschiedung
überhaupt notwendig ist, ist mir vom politischen Gesichtspunkt
aus gesehen, ein Rätsel. Engel, der Initiator dieses Zuges, der
übrigens schon 9 x jetzt durch Österreich fährt, braucht die
politische Prominenz, um womöglich noch mehr Spender aus der
Wirtschaft und sonstigen Kreisen zu bekommen. Deshalb lädt er
ale ein, deshalb kommen wir auch wahrscheinlich hin. Trotz dieser
negativen Seite ist der Sonnenzug wahrscheinlich wirklich eine
große Tat und für die Menschen die niemals aus ihren Zimmer heraus-
kommen sicher ein Erlebnis.
Die zweite Besprechung mit AHM Olechowski gab mir Gelegenheit auf
ein Vorbringen vom gestrigen Tag zu antworten. Ich wieß darauf
hin, daß die Österreichische Kontrollbank mit der poln. Handels-
bank in Kontakt ist und darüber hinaus die CA ein Kreditlimit von
100 Mio und die Girozentrale ein Kreditlimit von 100 Mio konkret
verhandelt. Über den Zinssatz und die sonstigen Bedingungen ist
man noch nicht ganz einig. Interessanterweise hat Botschafter
Karski als einziger dann insoferne repliziert, als er meinte,
in meinem Zimmer war seinerzeit von 100 Mio. allerdings nicht in
Schillingen sondern in Dollarn die Rede. Damals handelte es ich
aber um die Finanzierung des E-Werkprojektes, das derzeit, wie ich
dann weiters ausführte, gar nicht zur unmittelbaren Debatte steht,
denn wenn auch Ehrbacher vom Verbund sehr eingehend über dieses
Problem Untersuchungen anstellen läßt, es kommt frühestens in den
80er Jahren zum tragen. Dann allerdings wird es sicherlich ein
größeres Kreditlimit brauchen als 200 oder 300 Mio S. Bezüglich
der Bauarbeiter ließ ich die polnische Seite nicht im Unklaren,
daß die Bauarbeitergewerkschaft wahrscheinlich dagegen stärkstens
reminstrieren wird. Abends beim Empfang habe ich Zentralsekretär
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Millendorf getroffen, ich bin davon informiert und er hat sich
bei mir bedanket, obwohl ich ihm sagte, daß ich die Stellungnahme
der Bauarbeiter als Gewerkschafter vertrete als Handelsminister aber
gerade nicht sehr glücklich finde. Ein wirkliches Problem ist die
Möglichkeit der Zollsenkung für Kooperationsprodukte wobei Olechowski
zugab, daß es ein bilaterales Problem aber dafür ein umso größeres
Problem für alle Oststaaten die Kooperationsverträge abschließen
wollen ist, Wir konnten uns soforot auf seinen Vorschlag einigen, daß
der Spezialisten nach Wien schickt, die dann mit unseren Herren und
insbesondere die des Finanzministeriums überprüfen, wo es konkrete
notwendige Zollermäßigung bedarf, um Kooperationen zustande zu bringen.
Überhaupt drängte Olechowski auf mehr Kontakt zwischen den polnischen
Ministerien und Dienststellen und österreichischen. Die VOEST
hat mir vorgeschlagen, ich sollte mindestens 3 Minister nochmals nach
Wien auf ihre Kosten selbstverständlich, laden und ich beabsichtige
dies auch tatsächlich zu tun. GenDir. ..... hat mir abends beim Empfang
auf der poln. Botschaft nochmals gedankt für diese Bereitschaft.
Selbst überrascht war ich, aber da sieht man wie Olechowski ein
geschickter Politiker ist, daß er vor dem gesammelten VOEST-Vorstand
neuerdings herausstrich, daß ich mich ausschließlich fast für die
VOEST-Projekte, d.h. die große Äthylenanlage in Plotzk interessiert
habe, da ich immer wieder meine Diskussionsbeiträge und Wünsche
mit diesem Projekt eröffne. Meinen Besuch in Warschau genauso wie
jetzt bei seinem Gegenbesuch in Wien. Botschafter Karksi wollte
insbesondere abends von mir eine Zusage, daß ich mich mit ihm ein-
mal bei einem Essen treffen um die Probleme zu besprechen. Ich
selbst habe ich allerdings nur zugesagt, daß ich jetzt mit ihm sehr
konkret über die Einladung von den Minister, die die VOEST wünscht,
ohne daß ich ihm natürlich gesagt habe, daß dies deren Wunsch ist,
mich mit ihm unterhalten werde. Wenn diese Minister kommen, und ich
zweifle nicht daran, muß ich sowieso mit dem poln. Botschafter ent
sprechenden Kontakt haben. Karski selbst ist ein sehr eloquenter Mann,
aber ein ganz harter Verhandler. Interessanterweise bemüht er sich
auch dem Gegensatz zwischen sozialistischer Partei und Kommunisten
zu ergründen. Er hat deshalb von mir Auskünfte verlangt, wieweit es
hier Unterlagen, Referate, Diskussionsbeiträge oder selbst nur Zeitungs-
ausschnitte über dieses Problem gibt. Ich habe ihn beim Mittagessen
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Mit Arbeiterkammerpräsident Hrdlitschka zusammengebracht, weil
ich wirklich überzeugt bin, daß die Studienbibliothek und deren
Dokumentation der Arbeiterkammer ihn am meisten helfen kann. Ich
glaube Hrdlitschka hat sich darüber sehr gefreut.
Im Parteivorstand ist diesmal eine umfangreiche Tagesordnung vor-
gelegen und interessanterweise hat man damit begonnen, daß Czettel [evtl. Falschidentifikation, Anm.]
über die kommunalpolitische Arbeitsgruppe und Programm referierte,
da war ich allerdings noch nicht anwesend. Beim zweiten Referat
von Prechtl über das verkehrspolitische Konzept hat es dann eine
kleine Diskussion gegeben. Moser, insbesondere hat Bedenken geäußert,
daß man auf allen Straßen Leitschienen verlangt und vorallem aber
daß ein eigener Straßenbauforschungsfonds gegründet werden soll.
Er verwaltet derzeit die sehr beträchtlichen Mittel in seinem
Ressort und möchte nicht in einem Fonds durch Mitsprache anderer
allzusehr gebunden sein. Die Leitschienen kosten ein Vermögen. Czernetz
hat insbesondere die größten Bedenken, daß man zuwenig den Umwelt-
schutz zum Durchbruch verhilft und verweist darauf, daß im nächsten
Jahr in Amerika nur mehr entsprechende umweltfreudige Autos von
Europa geliefert werden dürfen. Die europ. Autoindustrie wird
sich deshalb, zumindesten auf den amerikanischen Markt umstellen.
Eine kleine Debatte gab es dann noch über die Zulassung von Autos,
aber auch über die Kontigentierung der Transportleistung, die natürlich
vom derzeitigen Verkehrsminister Frühbauer wärmstens befürwortet wird.
Ich kann wirklich froh sein, wenn ich die Straßenkompetenz verliere,
denn diese Auseinandersetzung, die hier auf alle Fälle für den Ressort-
mäßig zustehenden Minister zukommt, wird nicht sehr angenehm sein.
Die Autofahrer sind einmal jetzt die Mehrheit in Österreich und man
hier keine sehr geschickte Politik macht, wird man die nächsten Wahlen
aus diesen Grund schon wesentlich negativ beeinflußen. 1,5 Mio Kraft-
fahrzeuge zugelassen, bedeutet, daß wenn ich nur mit zwei und ein
Teilkind rechne, daß wir von den 7,5 Mio. Bevölkerung bereits die
Mehrheit dann mittelbar und unmittelbar Autointeressenten sind.
Dieser Gesichtspunkt kann nicht genug berücksichtigt werden, wird
aber beider unter dem Schlagwort "Fußgänger sind ja doch mehr auf
der Straße als Autos, wahrscheinlich sträflich vernachläßigt. Damit
will ich nicht sagen, daß man ausschließlich den Wünschen der Auto-
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fahrer 100%ig Rechnung tragen muß. Man sollte nur wissen, mit
welcher großen Masse man es in jedem Fall zu tun hat.
Blecha berichtete über die Rundfunkreform und dabei stellte sich
heraus, daß sobald nur irgendein Diskussionsbeitrag gegen Kreiskys
Konzept angedeutet wird, wie dies Pittermann oder Heinz Fischer teil-
weise oder andere machten, sofort allergisch auf dessen, d.h.
Kreiskys Widerstand stoßen. Pittermann hat nämlich sicherlich recht,
wenn er darauf hinweist, daß die Parteimitglieder, soweit sie über
haupt sich für dieses Problem interessieren, ein ganz anderes Gesetz
erwartet haben, als jetzt Kreisky letzten Endes verlegt. Nicht zuletzt
durch seine Ankündigungen am Parteitag in Villach erwartet sich der
kleine Funktionär ein wesentlich agressiveres Vorgehen gegen den Rund-
funk insbesondere aber gegen Bacher. Ich habe ja immer geglaubt,
daß Kreisky in Wirklichkeit die Taktik verfolgt Bacher zu schockieren,
damit dieser dann umso mehr bereit ist, mit ihm doch in allen Punkten
und insbesondere der Berichterstattung ein entsprechendes Arrangement
auch wenn es nicht ausgesprochen ist, zu finden. Kreisky muß doch er-
kannt haben, welche Bedeutung Fernsehen insbesondere für eine Partei
im Wahlkampf hat. Wenn er nun Bacher mehr oder minder durch mittlere
Funktionäre oder vielleicht auch sogar durch entsprechende Überlegungen
bei Parteitagen uns weiter schockt, dann wäre Bacher dann wahrscheinlich
tatsächlich bereit gewesen, mehr noch als dies in der Opposition
der Fall gewesen ist, die Regierung zu unterstützen durch eine
objektive Berichterstattang. Statt dessen ist Kreisky jetzt nicht
zuletzt wahrscheinlich durch persönliche Auftritte insbesondere mit Zilk,
den er bei jeder Gelegenheit verteufelt, wirklich in ein Oppositions-
verhältnis zum ORF gekommen. Im Gesetzentwurf wird dies aber nicht
ausgeräumt , uns auch für diesen Entwurf noch eine lange parlamentari-
sche Verhandlung bevorsteht, wird, wenn überhaupt eine wirksame
Änderung im Rundfunk gerade vor den Wahlen 1975 eintreten. Auf den
Einfluß, den der ORF dann bei den Wahlen nehmen wird, bin ich schon
sehr gespannt. Interessanterweise hat Benya, der eigentlich vor
längerer Zeit schon, nachdem Kreisky die ganze ORF-Geschichte ange-
deutet hat, meinte man sollte, wenn man etwas macht, schnell und
gründlich tun, sich jetzt gar nicht mehr zu Wort gemeldet.
Da die weitere Tagesordnungspunkte ökonomische Konferenz, Bundes-
parteitag in Linz, Organisationsfragen, Herbstarbeit, sicher sehr
langsam dahinzogen, hat dann der Vorsitzende Waldbrunner ganz einfach
erklärt, jetzt stellen wir alles andere wie Berichtkontrolle und
Delegationen zurück, damit endlich der politische Bericht von Kreisky
kommen kann, da ansonsten wieder gegen Nachmittag zu die meisten
verschwinden. Die Methode, eine Tagesordnung zu haben, die Fischer
immer wi4der verlangt, um an eine geordnete Sitzung abzuführen, hat
auch seine Mucken, da, wenn die Tagesordnung überladen ist, auch kein
sehr positiver Sitzungsverlauf zu verzeichnen ist.
Kreisky berichtete über das Problem Sima. Er meinte, der Parteivor-
stand darf nicht den Landeshauptmann in Kärnten bestimmen, denn sonst
würde sich in Kärnten die Situation noch verschlechtern. Nicht nur
alleine gegen Sima, sondern auch dann gegen einen Großteil Kärntner
Genossen, die dies natürlich ein Problem ihres Landes betrachten.
Kreisky möchte aber damit die Partei aus dem Dilemma herauskommt,
Sima einen Brief schreiben und ihn auf seine Eintracht der Partei
verweisen und bitten, daß bis zum 1.10. Klaheit über seinen Rück-
tritt herrschen soll. Der Weg der jetzt Sima geöffnet wird, ist,
daß er eben nicht unter einer Fallfrist entscheiden soll. Die SPÖ
in Kärnten hat eine gewisse Nachfülle und man müßte demonstrieren,
daß auch der Landeshauptmann sich dieser Autorität beugt. Wagner
selbst war kooperationsbereit. Benya ersuchte nur, man sollte keine
Zeitungspolemiken mehr machen und hat in diese Kritik auch das Telegramm
Willes einbezogen, der bekanntlich Sima aufforderte, der Partei nicht
zu schaden und zurückzutreten. Er meinte, daß selbst ein gutmütiger
Mensch und noch vielmehr der autoritäre Sima, den er ununterbruchen
in den Zeitungen attackiert wird, Benya meinte er hätte seit 1947
mit Sima zusammengearbeitet und sich im Landesparteivorstand sich der
Stimme enthalten. Sima ist aber ein toter Mann und man sollte keine
...... auf ihn starten, sondern schmerzstillende Mittel. Damit war
die Diskussion im Parteivorstand beendet und wir beschlossen, daß
eben einen solchen Brief schreiben wird und Sima die Möglichkeit
zu geben, gutmütugerweise sich mit der Partei zu arrangieren.
Die Nachfolgefrage von LH-Stv. Suchanek ergab, daß eben jetzt
Frühbauer nach Kärnten zurückkehrt, was Kreisky vom Regierungs-
standpunkt aus sehr bedauerte, es aber als Parteinotwendigkeit
akzeptierte. Er hätte damit Ulbrich, Prechtl, Steinocher insbe-
sondere damit die Länder sehen, daß er sich bemüht, außerdem
ist Steinocher ein Eisenbahner, als Nachfolger besprochen. Stein-
ocher aber hätte ausdrücklich erklärt, er möchte die Arbeit im
Lande nicht aufgeben insbesondere im Hinblick auf die nächsten
Landtagswahlen. Kreisky nimmt an, daß dies der Partei und ganz
beonsders Steinocher in Salzburg sehr förderlich ist, da sie
Steinocher e lieber für das Land als für eine ehrbare Berufung
in die Regierung entschlossen hat. Er hätte dann auch noch mit
den oö. Genossen gesprochen, ohne allerdings konkret zu sagen
ob er hier wirklich einen Mann in Aussicht genommen hat, der auch
ablehnte, ich glaube eher, damit die Oberösterreicher nicht ver-
schnupft sind, daß sie neurdings nicht zum Zuge kommen. Letzten
Endes sei er aber auf Lanc verfallen weil dieser als Parlamentarier
sich gut bewährt und wie er sich ausdrückte, einen guten Kontakt
zum Finanzminister hat, den ein Verkehrsminister drngend braucht.
Der Wechsel soll im September vorgenommen werden. Da der polnische
Verkehrsminister von Frühbauer noch eingeladen wurde, am 15.9.
noch von ihmmabgewickelt werden soll. Außerdem ist der Verkehrsverbund
zwischen Wien – Niederösterreich und Burgenland unmitte,bar vor
dem Abschluß und sollte auch noch von Frühbauer unterfertigt werden,
damit noch ein Landesverkehrsminister und nicht ein Wiener Verkehrs-
minister diese Tatsetzt. wenn der Bundespräsident eine solche Zeit-
folge akzeptiert wird sie so abgewickelt, denn der Bundespräsident
allerdings verlangen würde, daß unmittelbar der Austausch erfolgen
sollte, dann müßte man dem Rechnung tragen, erklärte Kreisky.
Ein weiterer Bericht über die UNO-City brachte eine neue Idee Kreiskys.
Er wird jetzt, nachdem die ÖVP es abgelehnt hat und in unverantwort-
licherweise König den er den Kaloperu auf Kosten der VP bezeichnet
und Ermacora theoretisierend Professor und Moser der urteilslos sich
in die Campagne gegen das Projekt eingeschaltet hat, d.h. also diese
drei Leute die Ablehnung der ÖVP imer wieder dokumentieren und
Schleinzer sich nur auf die stützt mit Hilfe der Sozialpartner, dieses
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Projekt neuerdings nicht nur diskutiert werden soll, sondern auch
letzten Endes positiv zugestimmt werden soll. Kreisky meinte, die
VP sei über die UNO-City gespalten, die Wirtschaft, die Ingenieure,
die Architekten, die großzügig denkenden, sogar die Zeitung "Die Presse"
und der Kurier, die OÖ-Nachrichten seien pro UNO-City-Projekt einge-
stellt. Demgegenüber wird Schleinzer weiterhin seine Skandalpolitik
betreiben. Kreisky woolte dieses Projekt aus internationalen Über-
legungen außer Streit stellen, um diesbezügliche Versuche von
Waldheim, Sallinger und der Industrie seien gescheitert. Er hätte
sogar der ÖVP ein Mitsprache im Vorstand zugesichert. Kreisky ist
der Meinung, daß durch die Steuereinnahmen, durch den Lohnanteil,
den dann die permanenten 5000 Beamten in Österreich ausgeben, 1 Milliar-
de Kaufkraft zusätzlich nach Österreich kommt unddamit die Kosten
auf längere Zeit leicht eingespielt werden. Insbesondere aber müßte
das Kongreßzentrum gebaut werden, das bis zu 10.000 Kongreßdelegierte
nehme könnte und damit Wien nach München, Paris, und Berlin endlich
wieder in das europäische Feld entsprechend stellt. Gerade das Kongreß-
zentrum wird von vielen Leuten, die sich damit konkret beschäftigen,
haben, als die entsprechende, auch in Zukunft viel kostende Wunde
Stelle des Projektes bezeichnet. Botschafter Bauer, ejtzt in Ostberlin,
hat mir gegenüber, er war eine zeitlang Vertreter des Außenamtes,
in der UNO-City, auf die hohen Kosten nicht nur bei der Errichtung,
sondern auch ganz besonders des Betriebes hingewiesen. Andererseits
muß ich aber zugeben, daß das jetzige Kongreßzentrum in der Hofburg
weitestgehend ausgelastet ist.und mit ca. 2.000 Höchstanzahl von
Delegierten zu klein ist. Wie der Bericht und eine ev. Diskussion
weitergeht weiß ich nicht,,da ich bereit zum Essen mit AHM Olechowski,
das ich gegeben habe, weggehen mußte.
Im Kraftfahrbeirat habe ich dann eine Lösung über die Haftpflichtver-
sicherung zustande gebracht, über die ich slebt sehr überrascht war.
Vormittags hat mich Heindl darauf aufmerksam gemacht, daß Lachs vom
ÖGB über die Versicherungen bereits die ganz harte Tour spielt. Ich
habe mich mit Lachs in Verbindung gesetzt, der mir heftigste Vorwürfe
gemacht hat, daß ich nicht von vorherein erklärt habe, dies wird durch-
gezogen, ganz unabhänig was der ÖAMTC oder die Handelskammer sagt und
wünscht. Mein Hinweis, daß ich bis jetzt immer versucht habe einver-
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nehmliche Lösungen zu erzielen, betrachtete Lachs als Affront gegen
seine Bemühungen eine Lösung herbeizuführen und er hat auch diesbezüg-
lich Benya schafr gemacht. Ich habe dann allerdings mit einer Aussprache
Benyas, dessen Bedenken bereinigen könne, daß ich gar nicht die Ab-
sicht habe, den ÖGB hängen zu lassen oder gar auszuspielen ,sondern
eben nur für die Taxler zumindestens eine entsprechende Regelung
durchzuzhen,versuchen werde. Im Beirat selbst, wo wir ja bei einer
frühzeitigen und vorallem nicht taktisch geschickten Abstimmung die
Minderheit waren, die für den Spalttarif eingetreten sind, die Handels-
kammer hat ja ohre Leute vergattert, gelang dann doch folgender großer
Cup. Wirklich durch einige Wortmeldungen gegen den Spalttarif ausge-
sprochen hat sich nur Dkfm. Schaller von der Handelskammer. Da ich
aber wedern den ÖAMTC noch den anderen Handelskammervertretern die
Gelegenheit geben wollte dann zu sagen, daß sie auf alle Fälle dagegen
waren und eben keine richtige Abstimmung stattgefunden hat, habe ich
einige Male alle negative Votanten aufgefordert sich zu Wort zu melden
und zu begründen. Diese Taktik hat dazu geführt, daß sich nur noch
vereinzelt u.a. Dr. Ruth von der Landwirtschaftskammer gegen den
gespaltenen Tarif und insbesondere gegen die Erhöhung für landw.
Zugmaschinen und Motorkarren um 9 % ausgesprochen hat. Sowie dann
KzlRat Rhomberg, der als Vertreter von Menardi Tirol und gleichzeitig
Spediteurvertreter, der für die Berufszwecke notwendigen Autofahrer
nur eine 15%ige Erhöhung wünschte. Weiters noch KommRat Rottensteiner,
der sich dann im letzten Moment der Bundeskammer anschlpß. Soche vom
ÖAMTC meinte nur aus rechtl. Verhältnissen heraus sei dies ganze ein
Nonsens, denn er meinte, man sollte das Schadensersatzgesetz, sei es
im ABGB oder in sonstigen Gesetzen eben novellieren und nicht eine
so Konstruktion schaffen, die letzten Endes dann erst vom obersten
Gericht entschieden wird, ob sie wirklich hält oder nicht. Ich habe
durch Information des Beirates, daß ich mit den Spitzen der Interessens-
vertretungen und den Klubs gesprochen habe und daß ich überzeugt
bin, daß wir eine weitestgehende Übereinstimmung bei ein4m noch-
folgenden Gespräch mit dieser Spezialgruppe erzielen werden, natürlich
die Diskussion so beeinflußt, daß insbesondere die Handelskammerver-
treter sehr verunsichert waren. Auf meine immerwieserkehrende Auffor-
derung, man sollte sich, wenn man negativ notieren will zu Wort melden
und dann letzten Endes dann keine Wortmeldung mehr vorlag, habe ich
dann eben beschlossen, daß der Beirat den Vorschlag des bespaltenen
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Tarifes akzeptiert und jetzt ehe ich die Interessensvertretungen
und Kraftfahrverbände bitte in meinem Zimmer noch Detaillösungen zu
besprechen. Insbesondere haben wir für die Taxler und für die Invaliden-
fahrzeuge dann eine akzeptable Regelung gefunden. Für die Taxler
wird sowie für eihige andere Kategorienkraftwagen zur Güterbedörferung 9 % Kraftfahrzeuge zur besonderen Verwendung 15 %, Schul-
fahrzeuge 15 %, Probefahrkennzeichen 15 %, auch für Taxler 15 %
der Tarif erhöht, wobei sie aber selbstverständlich den vollen Ver-
dienstentgang, wenn sie keinen Ersatzauto einstellen können, be-
kommen. Die Taxler selbst müßten eigentlich um 68 % die Versicherungs-
beiträge höher zahlen, so groß ist ihr Anteil an den Schadensfällen.
Die Versicherungen haben auch einen pool notleidender Risken, weil
darin die einzelnen Autobesitzer die eben immer wieder Unfälle ver-
ursachen nicht mehr von einer Gesellschaft. sondern von allen gemein-
sam gedeckt werden. In diesem pool sind 90 % Taxler, weil sie ben
mehr als alle anderen im Straßenverkehr fahren. Ich habe dann bei
dieser kleinern Besprechung allen Anwesenden nochmals gedankt, für
dieses Verständnis und daß es doch geglückt ist, daß eine einver-
nehmliche Regelung möglich war. Bei der Livediskussion im Rundfunk
habe ich dann besonders auf diese Situation hingewiesen. Die Ver-
sicherung werden eine Aufforderung bekommen sich mehr um die Kunden
zu kümmenr. Die Studiengruppe wird eine diesbezügliche Elaborat
ausarbeiten.
Von dieser Sitzung mußte ich ins Donaueuropäische Institut laufen
und dort nicht ene kurze Einleitung, sondern wie ich dort überraschend
feststellen mußte, einen ganzen Vortrag zur Eröffnung des neuen
Jahres halten. Meisl war sehr erstaunt, daß ich dies ohne ent-
sprechende Vorbereitung konnte. Da ich aber nur über Wirtschaftspro-
bleme und mein Ressort reden mußte, war dies wirklich nicht schwer.
Auch ohne eine entsprechende Unterlage. Da keine Zeit zur Diskussion
war habe ich vorgeschlagen, wir sollen einen eigenen Diskussionsabend
machen, was ich akzeptierte.
Anmerkung für HEINDL
Bitte entsprechenden Termin vereinbaren.
Tagesprogramm, 6.9.1973