Donnerstag, der 10. Februar 1983

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Donnerstag, 10. Februar 1983

GD-Stv. von VW-Werk, Münzner, und Herr Matousek berichten mir über die
Wärmepumpenprojekte von VW. Münzner bestätigt, daß der VW-Vorstand un-
mittelbar vor dem endgültigen Beschluß steht, die Montage als ersten
Schritt nach Österreich zu vergeben. Der Dieselmotor wird nach wie vor
aber in Wolfsburg gefertigt. Dipl.Ing. Hofbauer ist es in Deutschland
gelungen einen exzellenten Dieselmotor zu erzeugen, der jetzt auch im
Dauerbetrieb sich bewährt hat. Ein Wärmepumpendieselmotor muß nämlich
zum Unterschied von Kfz-Motor unbedingt gleichmäßige Leistung erbringen.

SC Marsch hat mit Matousek nachher noch über dieses Projekt gesprochen.
Zu seiner und auch meiner größten Überraschung hat Matousek und damit
auch die ganze VW-Kalkulationsgruppe angenommen, daß dieser Dieselmotor
mit mineralölsteuerfreiem Dieselkraftstoff betrieben werden könnte. Da-
für bestehen nur geringe Chancen, da das Finanzministerium bis jetzt
ganz entschieden abgelehnt hat, für stationäre Motoren mineralölsteuer-
freie Dieselkraftstoffe zuzulassen.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND GROSSENDORFER: Bitte beim Finanzministerium
diese Frage so schnell als möglich abklären.

Münzner ist auch Aufsuchtsratspräsident bei der deutschen Fa. Triumph-
Adler, dort hat er diesen Defizitbetrieb im Einvernehmen mit den
dortigen Betriebsräten durch Reduzierung des Vorstandes von 13 auf 6
Mitglieder und vor allem durch starke Reorganisation, einvernehmliche
Freistellung von tausenden von Arbeitern, bei einem Umsatz von 2 Mrd.
DM doch die Verluste von 250 Mio. in den letzten Jahren, wie er hofft,
auf heuer ausgeglichene Bilanz reorganisiert. Die Produktpalette wurde
wesentlich eingeschränkt, in Hinkunft werden nur mehr elektrische
Schreibmaschinen erzeugt, ein Personalcomputer und ein Kleinsystem-
Modularcomputer sowie Teletexmaschinen sollen in der Kommunikation
insbesondere eine Konkurrenz gegenüber dem sehr stark ausgebreiteten
Nixdorf-Konzern werden. In Österreich, meinte er, ist Triumph-Adler
schlecht vertreten. Hier wird er ein eigenes Importbüro errichten, auf
längere Sicht könnte sich Münzner ohne weiteres vorstellen, daß auch
österreichische Zulieferer zum Zuge kommen. Ausgelöst wurde diese Dis-
kussion durch meinen Hinweis, daß wir jetzt nicht nur für 5,2 Mrd. S
Zulieferer für PKW, also Autoproduzenten sind, sondern auch für 700 Mio.
S jetzt schon Elektronikteile für IBM und andere im Export zuliefern.



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ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Matousek auch diese Probleme
weiterhin besprechen.

Der japanische Botschafter in Österreich, Yamato, wird mit Ende März
nach Tokio zurückkehren. Sein Nachfolger Botschafter Miyazawa ist der-
zeit in Algerien japanischer Botschafter und wird von dort nach Wien
kommen. Neuerdings hat Yamato versichert, daß die japanische Seite alles
unternehmen wird, um mehr Importe aus Österreich zu tätigen. Er glaubt
auch, daß die Einkaufsdelegation und die bisherigen Maßnahmen, die einge-
leitet werden, sehr bald sich in der Außenhandelsstatistik niederschla-
gen werden. Wir können dies nur gemeinsam hoffen, er glaubt auch, daß
ein Besuch von mir spätestens im Herbst dieses Jahres dazu wesentlich
beitragen kann.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Dieses Problem dann mit dem neuen Botschafter
erst konkret besprechen.

Das Arbeitsessen mit dem Industrieminister von Simbabwe, Makoni, und seinem
Staatssekretär, auch mit unserem Staatssekretär Lacina, fand auch unter
Beiziehung von Dr. Gleißner von der Handelskammer, aber vor allem auch
dem Konsul für Simbabwe, Bundesrat Dr. Pisec statt. Pisec selbst hatte am
Vorabend mit Makoni eine längere Aussprache. Dort konnte er feststellen,
daß die neue, seit zwei Jahren unabhängige Regierung großes Interesse an
einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich hat. Die VÖEST-
Alpine hat deshalb den guten Start, weil sie seinerzeit unter der rhode-
sischen weißen Regierung noch das Stahlwerk errichtete, dies muß aber
jetzt entsprechend durch wahrscheinlich einem 3-Mrd.-S-Investitionsaufwand
modernisiert werden. Die VÖEST-Vertreter haben mir vorher erklärt, daß
kaum eine Chance besteht, diesen Finanzierungsbedarf allein decken zu
können, VÖEST-Alpine wird sich daher bemühen ein Konsortium zustandezubrin-
gen. Nach wie vor ist das große Problem, wie dann die Finanzierung dieser
Investition erfolgen sollte. Staatssekretär Lacina hat eindeutig klar-
gestellt, daß die dem BKA zur Verfügung stehenden Entwicklungshilfegelder
nur im bescheidensten Maße und Umfang herangezogen werden können. Ins-
besondere hat Lacina gegenüber Pisec eindeutig erklärt, kommen nur immer
wieder konkrete Entwicklungshilfeprojektzusagen infrage. Eine generelle
Aussage, die Makoni natürlich am liebsten gehabt hätte, Österreich wird
Entwicklungshilfe leisten, lehnte Lacina entschieden ab.

Pisec informierte mich auch, daß SDP die Absicht hat Mopeds zuerst hinzu-
liefern und dann womöglich dort auch auf Wunsch der Simbabwer zu assemblie-
ren.



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Dr. Wais von Siemens wieder hatte mir gestern mitgeteilt, daß direkte
Anbote von Siemens Austria in Simbabwe abgewickelt wurden, aber auch
über die deutsche Siemens Österreich für kleinere Aufträge Zulieferungen
tätigen würde. Dies gilt insbesondere für die Nachrichtenkommunikation.
Siemens hofft auch eine kleine Partie von Feldfernsprechanlagen liefern
zu können. Alle diese Projekte wurden von mir erwähnt, Makoni selbst
betrachtet sich aber als Industrieminister nur für die insbesondere von
der VÖEST-Alpine vorgeschlagene Modernisierung des Stahlwerkes für
zuständig. Konsul Pisec, der mir erklärte, daß er Siemens dort vertritt,
sieht aber trotzdem gewisse Möglichkeiten für die von mir vorgetragenen
Exportprojekte.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Siemens und SDP verständigen.

In der Vorstandssitzung der LUGA wurde über die beabsichtigte Stillegung
der Brauerei Sorgendorf im zweisprachigen Kärnten eingehend diskutiert.
Übereinstimmend wurde festgestellt, daß in Hinkunft Vorsorge getroffen
werden muß, daß die Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten insbe-
sondere dann, wenn sie in einem zentralen Aufsichtsrat alle Werke zu
vertreten haben, bei Stillegungsanträgen unbedingt Einspruch erheben
müssen. Im konkreten Fall wurde bei der Steirerbrau von den Aufsichts-
räten, die aus Göss delegiert sind, die Sorgendorfer-Brauerei-Stillegung
nicht beeinsprucht. Erklärt kann diese Haltung nur werden, weil die
Gösser und Puntigamer Betriebsräte damit rechnen, daß 78.000 hl Erzeu-
gungskontingent dann in ihren Brauereien zu erzeugen und dadurch eine
bessere Kapazitätsausnützung für sich selbst zu erreichen. Unser Kärntner
Landessekretär wurde beauftragt die entsprechenden Verhandlungen sofort
zu führen. Falls die Brauerei trotzdem geschlossen wird, muß ein Sozial-
plan erstellt werden. Von den ca. 80 Beschäftigten werden trotzdem dann
nur mehr die Hälfte als Depotarbeiter in der Brauerei verbleiben können.
Die Verhandlungen müßten dann aber auch sicherstellen, daß zumindestens
dieses Depot dort auf längere Zeit bleibt, obwohl die Lage für die
Auslieferung in Kärnten äußerst ungünstig ist. Sorgendorf in Bleiburg
wird sicherlich auf die Dauer als in der Grenznähe zu Jugoslawien und
nicht in der Mitte Kärntens liegend auch als Auslieferungslager nicht
zu halten sein. Da die Brauerei nur 11.000 S pro Monat an den Schloß-
besitzer Graf Thurn Pacht bezahlt, verhältnismäßig wenig, manche sagen,
fast gar nichts investiert wurde, gebart die Brauerei Sorgendorf aktiv.
Umso weniger können die Belegschaftsvertreter und auch der Braumeister,
d.h. die leitenden Angestellten verstehen, daß die Brauerei jetzt von
der Konzernmutter Steirerbrau geschlossen werden soll. Auch LH-Stv.



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Frühbauer und vor allem auch AK-Präs. von Kärnten, Quantschnig, haben
bei mir wegen dieser Schließung heftigst protestiert. Die Kärntner Lan-
desregierung wird sich mit diesem Problem noch im besonderen beschäfti-
gen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Mandl soll dies weiter verfolgen.

Nach meinem Bericht gab es dann auch eine größere Diskussion, der GD
Vogler, von der Tullner Zuckerfabrik und vielen anderen Aktivitäten
im Rahmen des Raiffeisenverbandes bekannter bedeutender Exponent, hat
jetzt endgültig, wie man so schön sagt, das Handtuch geworfen. Er schei-
det mit Ende des Jahres aus allen seinen Funktionen aus, mit Ende des
Jahres geht er in die Pension, hat aber jetzt bereits alle seine Funktionen
abgetreten. Wie mir unser christlicher Obmann in der Gewerkschaft mit-
teilte, ist in dem monatelangen, ja sicherlich jahrelang zurückliegenden
Kampf zwischen der Gruppe Vogler gegen die Gruppe Huber letztere eindeu-
tiger Sieger geblieben.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Pleschiutschnig verbinden.

In einer Landstraßer Sektion konnte ich in der Jahreshauptversammlung
nach einem Bericht und einer sehr angeregten Diskussion bei der Mit-
gliederehrung alte Genossen auszeichnen. Vor allem aber habe ich den
ehem. Bezirksvorsteher Seitler und den Genossen Neugebauer, der in der
Sektion zeitlebens mitgearbeitet hat und dort fast Feuerwehrfunktion
hatte, d.h. er hat alles gemacht, was man sich nur vorstellen kann, die
wahrlich verdienten Victor-Adler-Plaketten überreicht. Unwahrscheinlich,
wie sehr gerade manche älteren Genossen jetzt mit mir gemeinsam seit
Jahrzehnten aufopfernd auf der Landstraße mitarbeiten.

ANMERKUNG FÜR VECSEI: Bitte sorge vor, daß im Pensionistenverband bekannt
wird, daß Seitler die Victor-Adler-Plakette bekommen hat, damit in ihrem
Organ darüber geschrieben wird.

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Tagesprogramm, 10.2.1983

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


GND ID: 13847284X


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    Tätigkeit: Leiter VW-Einkaufsorganisation Wien


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Beamter HM


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        Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: HK, Evidenzbüro für Außenhandel, Wr. ÖVP-Bundesrat


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: AK-Präs. Ktn.


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: MR HM


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                Tätigkeit: BV Landstraße bis 1973


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                  Tätigkeit: Einkaufsvorstand VW


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                    Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


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                      Tätigkeit: jap. Botschafter


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                        Tätigkeit: Tullner Zuckerfabrik


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
                          GND ID: 12053536X


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                            Tätigkeit: Außenhandel BWK


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                              Tätigkeit: Pressesprecher Staribachers


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                                Tätigkeit: Kabinett Staribacher


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                                  Tätigkeit: Branchenreferent Nahrungs- u. Genussmittel HM


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