Freitag, 21. bis Sonntag, 23. Jänner 1983
Der Vortrag von mir bei der Hoteliervereinigung Zürs fiel im wahrsten
Sinne des Wortes nicht ins Wasser, sondern unter die Lawinensperre Zürs.
Wie schon einmal und fast trifft es alle Jahre zu, meistens sogar bei
der Woche der Hoteliervereinigung, wurde Zürs tagelang von der Außen-
welt verkehrsmäßig abgeschnitten. Da bis Donnerstag abends noch immer
nicht feststand, ob Zürs überhaupt Freitag angefahren werden kann, habe
ich dem Präsidenten Zorn mitgeteilt, daß ich beim besten Willen nicht
kommen kann. Ich ersuchte auch den in Zürs eingeschneiten ehemaligen
Finanzminister Androsch, er möge so lieb sein und ein für Samstag Vor-
mittag vorgesehenes Referat Freitag Nachmittag halten. Androsch war
damit sofort einverstanden. Dadurch ersparte ich mir das Risiko nach
Langen zu fahren und dann erst nicht nach Zürs einreisen zu können.
Überrascht war ich dann am Samstag im Radio zu hören, daß bei der Hote-
liervereinigung scheinbar als Ergänzung MR Würzl die Dezemberziffern
vom Winterfremdenverkehr mit –13 % Nachtigungsrückgang verlautbarte.
Soviel mir bekannt war, war beabsichtigt diese Ziffern bei dem Presse-
gespräch am kommenden Montag zu verlautbaren.
ANMERKUNG FÜR SC JAGODA UND VECSEI: Warum wurde diese Vereinbarung nicht
eingehalten.
Anstelle des FV-Seminars in Zürs habe ich dann sofort ein Pressegespräch
mit den ausländischen Journalisten, die wir von der ÖFVW nach Abtenau ein-
geladen haben, natürlich auch mit den Vertretern österr. Zeitungen bei
dieser Veranstaltung abgehalten. Ich selbst habe aber über die letzten
Dezemberziffern nichts genaues gewußt und daher nur grobe Schätzungen
über das Jahresergebnis 1982 der Presse mitgeteilt. Ich war sehr über-
rascht von den österr. Teilnehmern am Sonntag zu erfahren, daß alle De-
tails bereits bei den Redaktionen von der Äußerung MR Würzls vorliegen.
Ich halte es nicht für sehr zweckmäßig, bei eigenen Veranstaltungen
sprich Pressefrühstück unterlaufen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER UND VECSEI: Bitte entsprechendes veranlassen.
Bei den vielen Kontaktgesprächen mit den Journalisten als vor allem mal
auch mit den Bürgermeistern und FV-Verantwortlichen des Lammertals er-
fuhr ich, daß man dort große Hoffnungen hat, zusätzliche Infrastruktur-
maßnahmen in Hinkunft doch wieder in Angriff zu nehmen. Auch einzelne
Hoteliers erklärten mir, daß sie jetzt trotz des Rückganges im Tourismus
damit rechnen, daß früher oder später wieder positive Ergebnisse erreicht
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werden und sie deshalb jetzt schon zusätzliche Überlegungen anstellen,
neue Investitionen zu tätigen. Abschreckend aber wirkt, wenn wie mir der
Hotelier Moisl in Abtenau mitteilt, er im September 1981 von der Hotel-
treuhand, Dr. Mücke, verständigt wurde, daß rückwirkend die ERP-Kredite
um 1,5 % erhöht werden. Mit Recht hat Moisl darauf verwiesen, er muß seine
Pensionspreise vorher kalkulieren, rückwirkende Zahlungen betrachtet er
daher zu recht als unfair.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte von Dr. Mücke eine Stellungnahme verlangen,
die wir dann Moisl mitteilen müssen.
Der FV-Referent von OÖ, Dr. Debene, teilte mir mit, daß er seinerzeit das
HGI verständigt hat, in St. Wolfgang je ein Ort Rußbach existiert ...
Basaltvorkommen zu interessanten Funden gekommen. Ausgelöst wurde diese
Intervention, als wir einen Steinschleifer besichtigten, der in Gosau für
Gäste eine herrliche Ausstellung hat und als einer der letzten Stein-
schleifer gilt.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Was wissen wir über dieses Basaltvorkommen
und wer hat dieses Schreiben erhalten.
Der Bürgermeister von Abtenau ersuchte mich, bei Bundesminister Haiden
zu intervenieren, damit endlich die Straße Abtenau - Postalm errichtet
werden könnte. Von 11 km Straße würden 5 km durch Bundesforste-Gebiet
gehen. Diese Straße ist für den FV ungeheuer wichtig. Eine eigene Gesell-
schaft wurde deshalb schon gegründet, die Bundesforste dagegen haben bis
jetzt ihre Zustimmung verweigert. Angeblich ist einmal wieder mehr ein
Jagdpächter der Bundesforste der Haupthindernisgrund. Da es sich bei
diesem um einen Verwandten des Landesforstdirektors der österr. Bundes-
forste in diesem Gebiet handelt, ist mir vieles erklärlich. Ich habe dem
Bgm. Köppl sofort zugesichert, darüber mit Landwirtschaftsminister Haiden
noch am Montag zu sprechen.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Haiden verbinden.
Die Wetterverhältnisse verbesserten sich von Freitag auf Sonntag rapid.
Sonntag war ein herrliches Wetter. Morgens in der Früh im Tal Nebel,
oben auf der Zwieselalm aber bereits herrlichster Sonnenschein, der Dach-
stein und die ganze Region hat sich von ihrer schönsten Seite gezeigt.
Die Ausländer aber auch die österr. Journalisten waren von der Veran-
staltung begeistert und mit der Organisation sehr zufrieden. Alle FV-Ver-
antwortlichen versicherten mir, daß diese Art der Gästebetreuung insbe-
sondere auch durch mein persönliches Erscheinen optimal ist. Für die klei-
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nen Orte wie Abtenau, Rußbach, Golling, auch die Bürgermeister von Ischl
und anderen Salzkammergutorten sind dazugestoßen, ist dies eine gute Ge-
legenheit sich zu präsentieren.
Überrascht war ich, daß ein Gespräch, das ich mit LR Baumgartner von FPÖ,
FV-Verantwortlicher für Salzburg, über die wirtschaftliche Entwicklung führte,
von ihm zu hören, daß er Kreisky bewunderte, das Maßnahmenpaket vor der
Wahl bekanntgegeben zu haben. Er hat sogar gegenüber den ÖVP-Bürgermei-
stern diese Maßnahmen während meiner Anwesenheit auch verteidigt, seiner
Aussage nach ist seine neue Art der Politik, da man nicht weiß, wie man
ankommt, die aber sehr beachtlich ist. Ich erklärte freiweg, daß Kreisky
eben meint, er hätte es nicht notwendig, auf seinen alten Tagen, wenn er
gefragt wird, die Bevölkerung im Unklaren zu lassen oder gar zu belügen.
Wer mit seiner Politik einverstanden ist und will, daß sie fortgesetzt
wird, muß ihm eben wählen. Kreisky setzt alles auf eine Karte. Niemand
weiß, ob sie aufgeht.
Die Grazer Gemeinderatsergebnisse, wo allerdings die ÖVP Stimmen gewinnen
konnte, die SPÖ aber ein Mandat, nämlich das 24. dazugewann, dürfte der
Kreisky-Politik recht geben. Natürlich handelt es sich bei den Grazer Ge-
meinderatswahlen um lokale Wahlen und nicht um die Nationalratswahlen. Die
ÖVP hat aber sehr wohl alles daran gesetzt, schon in Graz dokumentieren
zu können, daß Kreisky mit seiner Politik jetzt Schiffbruch erlitten hat.
Sowohl Parteiobmann Mock als auch der Wiener Vizebgm. Busek waren im
Fernsehen deutlich im Grazer Wahlkampf zu sehen. Das jetzt GS Graff so
darstellen möchte, als die ÖVP hätte gar nie erwartet, das Maßnahmenpaket
bei den Grazer Wahlen entschieden wird, sondern eben erst bei den NR-
Wahlen, eine billige Ausrede. Trotzdem wer in den Meinungsumfragen derzeit
einen tiefsten Stand erreicht haben, und dies knapp drei Monate vor den
Wahlen, würde ich nicht ausschließen, daß es Kreisky gelingt bis zu den Wah-
len die Schockwirkung seiner Ankündigung zu beseitigen. Gelingt dies,
dann hat sein Rezept Erfolg gehabt und die absolute Mehrheit für die
soz. Partei möglich.