Freitag, 22. Oktober 1982
In Nußdorf, Bayern, am Inn wurde die letzte deutsche Innstufe mit
226 Mio. kWh eröffnet. Da diese Innstufe bis nach Österreich rückstaut
gehören 23 % des erzeugten Stromes uns. Bei den Eröffnungsfeiern war
interessant zu hören, daß die nächste Innstufe Oberaudorf, die ei-
gentlich dann schon ein Gemeinschaftskraftwerk zwischen Bayern und Öster-
reich ist, der Widerstand sich wesentlich vergrößert hat. Während bei
Nußdorf noch 15 Einsprüche waren gibt es derzeit 150 Einsprüche.
Anstelle des bayerischen Wirtschaftsministers Jaumann, des vorgesehenen
Staatssekretär Waldenfels, kam ein Ministerialdirigent Bayer, der aller-
dings jetzt schon einen Staatssekretärsposten im Verkehrsministerium in
Bonn bestimmt ist. Dieser erklärte, daß in Deutschland 29 1/2 Mrd. DM von
Kraftwerken und sonstigen Großanlagen blockiert ist, das sind 15 %
ihrer Investitionssummen. Er wetterte vor allem gegen die jetzt aller-
dings schon schön langsam verschwindende Nullwachstumstheorie. Er ver-
wies mit Recht darauf, daß die hohe Arbeitslosigkeit durch dieses
Blockieren auch mitbedingt ist. Die Priorität in der BRD ist eindeutig
zuerst Ausbau der Wasserkräfte und dann sofort Ausbau der Kernenergie.
Bis wie er sich ausdrückte Errichtung einer Wiederaufbereitungsanlage.
Der Rhein-Main-Donau-Kanal muß jetzt wie er mir sogar unter 4 Augen
versicherte wesentlich verstärkt in Angriff genommen werden.
Ich konnte bei meiner Ansprache darauf verweisen, daß die Deutschen
in der Beziehung noch glücklicher sind, denn für sie ist es selbstver-
ständlich, daß die Kernkraft ausgebaut wird, für uns ist es noch nicht
selbstverständlich, daß das schon fast fertige Kernkraftwerk Zwentendorf
in Betrieb geht.
So wie auch in Österreich trifft sich bei Kraftwerkseröffnungen auch
in Deutschland die Manager der E-Wirtschaft und alle, die damit zu tun
haben, dies gab Haffner und mir Gelegenheit, mit österreichischen Mana-
gern über Energieprobleme zu sprechen. Für mich war besonders interes-
sant, daß der Direktor der DoKW, Kobilka, der gleichzeitig auch Direktor
bei den österreich-bayerischen Kraftwerken, also den Gemeinschaftskraftwer-
ken am Inn ist, mitteilte, daß sie jetzt in der Donau und an der Donau
in Deutsch-Altenburg die Heilquelle anbohren, um endlich die Einzugs-
gebiete kennenzulernen. Nach wie vor ist die Lozierung des Kraftwerkes
äußerst kritisch, vor allem muß auf die Aufstaumöglichkeit und Ein-
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tiefung besonders Rücksicht genommen werden. Ich habe Kobilka neuer-
dings dezidiert erklärt, die Heilquelle muß unter allen Umständen ge-
schont werden, worüber er sich vollkommen klar war und ist.
Mit dem deutschen Präsidenten des Naturschutzes und anderen Verantwort-
lichen besprach ich dann auch die Möglichkeit des Salzachausbaus. Die
deutsche Seite hier sehr zurückhaltend, gibt allerdings zu, daß die
Eintiefung der Salzach wie sie wenn es zu keiner Staustufe kommt zu-
mindestens durch eine Stauschwelle verhindert werden muß. Der Natur-
schutz hat aber noch nicht für eine dieser Lösung zugestimmt. In
Deutschland wird als Kernkraftwerk jetzt Uru II, d.h. ein neuer Block aus-
gebaut. In der Nähe der österreichischen Grenze ist nur ein Standort-
sicherungsplan fertig, wo 13 Standorte, u.a. Marienberg und Pleitling vor-
gesehen sind.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte laß dich über diesen Standortsiche-
rungsplan genauer informieren.
Bei den Stadtwerken in Kufstein besichtigte ich das Fernheizwerk. dieses
ist außerhalb der Stadt sehr günstig gelegen, so daß die Lärmbelästigung
und auch die Heizkosten verhältnismäßig sehr günstig liegen. Für den
Kufsteiner Konsumenten kostet die kWh Wärme 72 Groschen, die Produktion
erfolgt auch technisch äußerst günstig, 216 Gramm Heizöl schwer für
1 kWh. Der Kufsteiner Direktor Aeberli will weitere Ausbauten vorneh-
men und erhofft sich die Unterstützung durch das Handelsministerium.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Hattest Du Gelegenheit, bei der Manöver-
leistung einen Besuch abzustatten.
In Molln bekam die Schuhfabrik Dachstein das Dekret zur Führung des
Staatswappens. Der Besitzer Anton Lintner war darüber sehr begeistert
und hat ein richtiggehendes Volksfest veranstaltet. Mit Hubschrauber
ließ er uns anfliegen, damit ich noch zeitgerecht aus Kufstein ankomme.
Bei dem Föhneinbruch eine sehr interessante aber gewagte Situation,
die Haffner gar nicht behagt. Musikkapellen, Freizeit für die Arbeiter
und gleichzeitig Würstel und Getränke. Da die Textilarbeitergewerkschaft
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Tagesprogramm, 22.10.1982