Samstag, 23. Oktober 1982
... KR Fröhlich hat besonders darauf verwiesen, daß die Verschuldung
der Gastronomie ständig zunimmt, während 1980 38 Mrd. Kredite aufgenom-
men wurden, sind es heuer bereits 45 Mrd., Zinsenleistung dazu 5,5 Mrd.
pro Jahr, die aus den Erträgen kaum mehr zu decken sind. Nach einem
Mikrozensus und Erhebungen der Fachgruppe ist derzeit 1,9 % vom Umsatz
der Ertrag. Die Kapitalbilanz ist mit – 5,6 % bereits negativ. 7,8 % ist
der Cashflow vom Umsatz und 8,2 % betragen aber die Investitionen. Ent-
scheidend ist, und da stimme ich mit Fröhlich überein, daß der Reallohn-
bruttoinlandsproduktanteil von 5,4 im Jahre 1978 auf 3 % 1981 zurückge-
gangen ist und wahrscheinlich derzeit noch geringer ist. Fröhlich wen-
dete sich dann auch gegen die Subventionierung von Luxushotels, die in
Wien errichtet werden. Derzeit 5.000 Betten geplant, wovon 2.000 jetzt
bereits realisiert wurden. Diese Kritik kann ich zwar vom Standpunkt des
Fachgruppenobmannes verstehen, kann sie aber als Handelsminister nicht
akzeptieren. Wir wissen alle sehr genau und das weiß auch Fröhlich, daß
gerade die Qualitätsbetten A I, A und ev. B gefragt sind. Diese haben
auch eine verhältnismäßig bessere Auslastung als die durchschnittlich
56 %, auf die er verwiesen hat. Unmöglich sind bei uns in Wien noch immer
die große Anzahl von schlechter Qualität, Betten die kaum nachgefragt
sind. Höchstens in der Hochsaison, wenn keine andere Möglichkeit mehr der
Unterbringung besteht, können diese Betten mit entsprechendem Belag rech-
nen. Im Preis-Leistungs-Verhältnis schneiden sie übrigens auch sehr
schlecht ab. Für so ein Bett wird 500 bis 700,-- verlangt und dies ent-
spricht keinesfalls der Leistung.
Die Ausstellung selbst gliedert sich eigentlich in zwei Teile. Die Köche
haben eine Schau vorbereitet und machen täglich Lehrkochen, die Konditoren
dagegen haben überhaupt die Idee, nicht nur in einem Kaffeehaus ihre Pro-
dukte, die ebenfalls dort täglich frisch produziert und verkauft werden,
sondern eine Tortenausstellung und Wettbewerb zu veranstalten. Eine
Jury hat die besten Wiener Torten gewählt und dann auch prämiert. Den
Wiener Konditoren schwebte es vor, daß, ähnlich wie ich bei meiner Ansprache
ja dann sagte, man in den Ländern Pschorpackerln mitgibt, man vielleicht
bei den Wiener Torten sogenannte Mitbringsel einführt. Anstelle von Blu-
men Torten halte ich zukunftsträchtig. Die Voraussetzung dafür wäre aller-
dings, daß man endlich dazu übergeht, bestimmte Torten, die in Wien neu
geschaffen wurden, auch mit Wiener Namen bezeichnet. Sicherlich wird man
der Sachertorte so leicht nicht Konkurrenz machen können. Trotzdem glau-
be ich aber, daß es möglich sein müßte, diese Mitbringsel auch mit einem
gewissen Trademark, d.h. bei einer gewissen Bezeichnung bekanntzumachen.
Die Ausstellung dann von Hotel- und Gaststätteneinrichtungen fällt bezüg-
lich des Besuches natürlich beträchtlich ab. Während sich oben bei den
Konditoren und Köchen die Leute drängten, waren unten in den anderen
Ausstellungsräumen kaum Besucher festzustellen. Wenn sich dies nicht
bessert, wird die INTERHOGA eine Katastrophe.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Ich möchte bitte darüber einen genauen Bericht.
Tagesprogramm, 23.10.1982