Freitag, der 1. Oktober 1982

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Freitag, 1. Oktober 1982

Die Eröffnung des Fernwärmewerkes der VÖEST-Alpine mit der ESSO war
natürlich für Linz ein bedeutendes Ereignis. Da aber zu gleichen Zeit-
punkt der Urfahrer Kirtag sogar vom Bundespräsident eröffnet wurde, war
die Stadt nicht vertreten. Vielleicht spielt auch dabei ein wenig
die Tatsache eine Rolle, daß die erste Abwärmenutzung in Linz nicht
von den Unternehmungen der Stadtwerke und der VÖEST-Alpine vereinbart
wurde, sondern eben von der sehr aktiven Esso. GD Krischai konnte
darauf verweisen, daß bereits 1967, also schon vor der Ölkrise, ESSO
eine eigene Fernwärmegesellschaft gegründet hat und seit dieser Zeit
versucht Fernwärme zweckmäßig zu nützen und vor allem günstig zu ver-
kaufen. ESSO hat daher einige Blockheizwerke, auch das Versorgungs-
gebiet in Linz Bindermichl war bis jetzt durch ein Blockheizwerk Fern-
wärme versorgt. Die Neuerung ist vor allem, daß jetzt die Abwärme von
der VÖEST-Alpine dafür herangezogen wird, also die zweckmäßigere Nutzung
und energiewirtschaftlich bessere Lösung. ESSO hat bis jetzt an die 200
Mio. S in Fernwärme investiert und ich bin überzeugt, es ist und wird
vor allem in der Zukunft für sie ein gutes Geschäft. Die internationale
Ölfirmen haben erkannt, daß für sie eine erträgliche Rentabilität
auf diesem Sektor zu erzielen ist.

GD Apfalter wieder meinte mit Recht, daß diese Abwärmenutzung auch
für die VÖEST-Alpine von Interesse ist, letzten Endes nämlich hat
er ESSO deshalb den Zuschlag gegeben, weil diese wesentlich günstigere
Konditionen angeboten haben als die Linzer Stadtwerke. Ich stimme mit
Apfalter überein, daß aber durch die ungeheuren Abwärmemengen, die die
VÖEST-Alpine theoretisch zur Verfügung stellen kann und durch die Ex-
pansion von Linz sehr wohl Esso als auch die Stadtwerke Möglichkeiten
bekommen, Abwärme zu nutzen, Apfalter meinte unter 4 Augen zu mir, eine
Konkurrenz der beiden zu seinen Gunsten und auch letzten Endes aber auch
zu Gunsten der Verbraucher kann nicht schlecht sein.

Staatssekretär Eypeltauer, die sich schon zur Zeit, wo sie noch nicht
Staatssekretär war, für Fernwärme in den Wohnhäusern, insbesondere aber
für Linz interessierte, konnte mit Recht darauf verweisen, daß sie
diese Idee schon immer propagierte. Differenzen gab es mit dem GD Apfalter,
denn er hat erklärt, durch die Fernwärme könnten 15.000 to Rohöl erspart
werden, das Bautenministerium hatte nur 11.000 to errechnet. Wie sich
dann in einer Spezialdiskussion herausstellte, ging man von 2 verschie-
denen Annahmen aus. Wenn es mir nicht aufgefallen wäre, bin ich über-


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zeugt, hätte von der großen Zuhörerschaft niemand überhaupt bemerkt,
daß ganz verschiedene Einsparungsziffern genannt wurden. Der mich be-
gleitende Statistiker Grossendorfer hat wieder einmal demonstriert be-
kommen, wie vorsichtig man doch mit Zahlen umgehen muß, weil eben der
eine oder andere vielleicht es dann merkt, wenn verschiedene Ergebnisse
propagiert werden.

Ich selbst erklärte, bevor ich das Radl dann aufdrehe und sozusagen
Abwärme durch die Anlage leitete, daß man auch Fernwärme nicht über
einen Leisten schlagen darf. GD Krischai meinte, man möge jetzt nicht
auf die konventionellen Blockheizwerke vergessen, die noch immer eine
große Rolle spielen und die man wahrscheinlich auch in Zukunft noch
immer wird errichten müssen. Ich teile diese Meinung aber nur bedingt.
Abwärme, die man aus dem Verbrennungsprozeß von Müll aus Industrieanla-
gen wie eben bei der VÖEST oder auch aus Kraft-Wärme-Kopplung von E-
Werken bekommt, sind wesentlich preiswerter als eben die Errichtung von
Blockheizwerken, wenn auch diese einen besseren Wirkungsgrad für die Gas-
oder Ölverbrennung von 12 % gegenüber Individualheizung erbringt.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte diese Problematik besonders einmal
rechnungsmäßig ausarbeiten lsddrmn.

SC Jagoda hat jetzt den Initiativantrag für die Richtlinien für die
neuen BÜRGES-Aktionen ausgearbeitet. Im Laufe dieser Tätigkeit stellte
sich heraus, daß der Freie Wirtschaftsverband nach wie vor auf dem
Standpunkt steht, daß die Haftungsübernahmen durch den Bund eingeführt
werden sollten. Dem gegenüber hat der Finanzminister endgültig ent-
schieden, daß wir im Initiativantrag diese Möglichkeit nicht aufnehmen
sollten. Jagoda hat wieder einmal die bessere Lösung gefunden, indem er
mit der Handelskammer verhandelte, ohne daß die Haftung drinnen ist;
sollte sich dann im Parlament während der Verhandlungen ergeben, daß
sich der Freie Wirtschaftsverband gegenüber dem Finanzminister durch-
setzt, müßte eben die sozialistische Fraktion diesen Punkt im Ausschuß
ändern. Geärgert hat sich Jagoda nur, und dies zu Recht, daß er vom
Finanzministerium nicht den endgültigen Entwurf des Beschlusses auf
der Regierungsklausur in Salzburg bekommen hat. Obwohl von unserem Haus
Dr. Burian und Dr. Grossendorfer bei diesen Verhandlungen stets dabei
waren und auch aktiv mitgearbeitet haben, war es nicht möglich den
letzten Entwurf zeitgerecht hier im Handelsministerium für die Beteilig-
ten zu verteilen. Mit einem anderen als letzten Endes beschlossenen
Entwurf zu arbeiten zu arbeiten ist mehr als peinlich. Jagoda hat aber
hier sich wieder sehr geschickt aus der Affäre gezogen.



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ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte mit Salcher-Büro die Vorgangsweise ab-
stimmen.

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Tagesprogramm, 1.10.1982


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., Staatssekretärin


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: GD VÖEST


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        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: GD Esso-Austria


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