Donnerstag, 26. August 1982
Die Aussprache des Landwirtschaftsminister Haiden mit den Interessens-
vertretungen über seine Durchführungsverordnung zum Forstgesetz war
zu meiner Überraschung sehr friedlich. Dies ist vor allem darauf zurück-
zuführen, daß von den Interessensvertretungen nicht die Politiker ge-
kommen sind, sondern die Fachreferenten. Bauernbund hat Haiden wegen
der Unzulänglichkeit der forstschädlichen Luftverunreinigungsverhinde-
rung durch diese Verordnung in den letzten Wochen hart attackiert. Auch
der Kurier hat hier ganz schön mitgemischt. Im heutigen Kurier hat Frau
Pauli eine ganze Seite über das Sterben des Waldes durch den sauren Re-
gen gegen die Luftverunreinigung argumentiert. Zum Glück hatte ich
nicht nur diesen Kurier-Artikel gelesen, sondern auch von Dr. Steffek
die Resultate einer in Schweden abgehaltenen Gesundheitsministertagung
bekommen. Dort wurde festgestellt, daß sehr wohl Österreich in den
letzten 10 Jahren die Schwefeldioxidemission um 38 % gesenkt hat. Vor
allem wurde in einer Statistik festgehalten, daß von einer Gesamtemission
von 790.000 Schwefeldioxid in Österreich 125.000 nur von den österrei-
chischen Betrieben nur verursacht werden. Im Kurier hat Pauli geschrie-
ben, daß von 580.000, also von wesentlich weniger Emission 440.000 von
den österreichischen Betrieben und Haushalten stammen. Meine Argumenta-
tion war bei dieser Sitzung daher, wenn schon die Umweltschutzminister
sich zusammenfinden, so kann man damit rechnen, daß sie die für sie
günstigsten Ziffern nehmen, daher sind diese Ergebnisse der Tagung für
mich zutreffender als die vom Kurier oder die Behauptungen des Bauern-
bundes. Haiden verteidigte diese Durchführungsverordnung ebenfalls. Die
Handelskammer versuchte darzulegen, daß für sie das ausgehandelte Kompro-
miß zwischen Landwirtschaftsministerium und Handelsministerium gerade
noch akzeptabel ist. Die Landwirtschaftskammervertreter haben sich glaube
ich auch mehr oder minder damit abgefunden, denn sie versuchten nur
noch Detailwünsche, insbesondere, was die Durchführungspraxis betrifft,
zu erfahren. Stemberger von der Landwirtschaftskammer wünschte von
mir zu wissen, welche konkreten Fälle jetzt noch anhängig sind, dies
konnte ich beim besten Willen nicht beantworten, denn die Betriebsgeneh-
migungen liegen bei den Bezirkshauptmannschaften. Die großen Projekte wie
Pöls, Dürnrohr, Riedersbach sind ja bereits genehmigt und gelten daher
als Altanlagen. Auch diese müssen sich, wenn die Gefährung der Gesundheit
gegeben ist, anpassen.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Steffek soll eine tabellarische Zusammen-
stellung machen, über die Verordnung und den Durchführungsbescheid.
Die ÖFVW hat die Auslandskorrespondenten, aber auch die Vertreter der
österreichischen Zeitungen zu einer Radtour in Niederösterreich einge-
laden. Von Wien ging es über den Hubertusdamm, Deutsch-Altenburg bis
ins Burgenland. Die Fahrt war meiner Meinung nach wieder einmal zu
schwer. Das Wetter war herrlich, nur ein Ostwind erschwerte das Radln.
In Orth wurde das Fischereimuseum besichtigt, in Eckhartsau das Schloß,
wo auch ein kurzes Pressegespräch stattfand. Da ich die meisten Journa-
listen ja schon kenne und etliche schon Touren mit der ÖFVW und dadurch
mit mir mitgemacht haben, besteht immer sofort ein herzhafter Kontakt.
Diesmal waren weniger Teilnehmer als angemeldet und erwartet. Der Obmann
des Vereines der Auslandsjournalisten, Dr. Burger von der Süddeutschen,
meinte, dies sei auf die Urlaubszeit zurückzuführen. Selbst wenn sich
einige anmelden, können sie dann doch nicht mitfahren, weil sie meistens
dann doch schnell im letzten Moment noch eine Urlaubsvertretung vorneh-
men müssen. Ich habe mit ihm vereinbart, daß wir in Hinkunft am ehesten
an Samstagen solche Aktionen starten sollen, da glaubt er würde die
größte Beteiligung zu erwarten sein. Die Erfahrung, die ich gemacht habe,
dürfte das bestätigen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte bei nächster Programmgestaltung darauf Rück-
sicht nehmen.
Die Fa. Blaschke in Traiskirchen hat als Zuckerbäcker das Dekret zur
Führung des Staatswappens bekommen. Die Firmenleitung, also die Familie
Blaschke, war wirklich furchtbar aufgeregt, die ganze Belegschaft wurde
versammelt, Musikkapelle eröffnete, Blaschke hielt eine Rede und erklärte
das Unternehmen, wie es 1920 gegründet, 1921 sein Vater die Kokoskuppel
kreiert hat und wie dann insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg sie auf
16 m² wieder begonnen haben und wie heute 65.000 Kokoskuppeln am Tag
industriell gefertigt hergestellt werden. Trotzdem ist dieser Betrieb
noch immer ein Innungsbetrieb, worauf die anwesenden Innungsleute sehr
stolz waren. Für Traiskirchen, hat der Bürgermeister mir erzählt, ist
dieser Frauenbetrieb mit 140 Beschäftigten von größter Bedeutung. Der
Betrieb hat jetzt wieder investiert und sich vergrößert, weil außer
in die Schweiz und Saudi-Arabien, 17 Mio. S Export bei einem Umsatz von
67 Mio. S, in Hinkunft auch in die BRD, nach Ungarn, Spanien und Amerika
mit Exporten zu rechnen ist. Ich habe mich mit dem Chef, Herrn Blaschke,
über die Verkaufsmöglichkeiten im Detail unterhalten, er selbst stellt
ja weitestgehend seine eigene Ware zu, hat auch Großabnehmer wie die Fa.
Hofer, mit den beiden Direktoren Willbrandt und Melchert verhandelt er sehr
hart, bezeichnet aber beide als sehr reelle und gute Geschäftspartner.
Wenn sie einmal einen Vertrag geschlossen haben, halten sie ihn ganz ge-
nau, zahlen pünktlich, allerdings muß er ihnen die Kokoskuppeln, die
sonst 3.60 S kosten, um 10 % billiger verkaufen. Bei der Werksbesichtigung,
wo ich jede einzelne Kollegin und Kollegen begrüßte, mußte ich dann, wie
man sich vorstellen kann, alle ihre Produkte kosten, in dem Fall eben Ko-
koskuppeln, Punschkrapferln usw. essen. Zum Glück habe ich bei der Rad-
tour das Mittagessen nicht mehr aus Zeitmangel mit den Journalisten
essen können, sonst hätte ich diese Kostprobentour nicht durchgestanden.
Neben dieser Massenproduktion hat Blaschke noch einen richtiggehenden
Konditoreibetrieb, dort konnte ich sehen, wie eine Hochzeitstorte gera-
de erzeugt wurde. Der Konditor erklärte mir, dazu braucht er auch einen
ganzen Tag.
SC Marsch berichtet mir, daß jetzt die Betriebe von Bauknecht in Öster-
reich doch hoffen, mit Elin zu einer Einigung zu kommen. Obwohl die ÖIAG
schon zu erkennen gegeben hat, daß die notwendigen finanziellen Mittel
dafür kaum aufgebracht werden können, Elin befindet sich ja in einer
sehr schwierigen finanziellen Situation, hoffen Bauknechtvertreter und
natürlich auch die Betriebsräte, daß es doch zu einem Zusammenschluß
kommen könnte. Ich habe SC Marsch sofort ersucht, diesbezügliche Gesprä-
che mit der ÖIAG, GD Grünwald oder Dr. Bauer, zu führen.
ANMERKUNG FÜR MARSCH: Wie steht es mit der Agustakompensation.
Tagesprogramm, 26.8.1982