Dienstag, 24. August 1982
Drei Staatswappenverleihungen in St. Pölten und in Oberösterreich
waren meine ganze Arbeit. Hier trifft wirklich zu, daß ich gar nicht
auf Urlaub gehen muß, denn das ist wirkliche Urlaubstätigkeit. Die
Fa. Elmer in St. Pölten erzeugt Spinndüsen, der Vater der jetzigen
Brüder, die diesen Betrieb führen, hatte 1925 als Uhrmacher die Stein-
düse erfunden. Jetzt werden für die Kunstfaserspinnereien weltweit diese
Düsen exportiert, allerdings aus Gold- oder Platinlegierung und bei den
größeren aus Spezialstählen, die Bearbeitung erfolgt mit selbst ent-
wickelten Maschinen. Der hauptsächliche Frauenbetrieb, 40 Beschäftigte,
ist für St. Pölten von Bedeutung. Jahrelang hat der Begutachtungsakt
gedauert, da die AK sich dagegen ausgesprochen hat, weil große Schwie-
rigkeiten bei der Bestellung des Betriebsrates bestanden haben. Erst
durch höchste Intervention ist dann letzten Endes doch ein positives Gut-
achten zustandegekommen. Dieser Familienbetrieb hat keine Patente und
trotzdem meinen die Besitzer, es könnte kaum jemand diese Spezialarbeit
so gut machen wie sie. Etliche Firmen, die dies im Inland und Ausland
versucht haben, haben es wieder aufgegeben. Entscheidend ist das know-
hof, das eben vom Vater auf die Söhne und jetzt von den beiden Besitzern
schon auf deren Söhne weitergegeben wird.
Der zweite Betrieb war die Fa. Svoboda Büromöbel, dieser Großtischler-
betrieb arbeitet immerhin mit 20 Patenten. 1911 in Wien Landstraße ge-
gründet, übersiedelt er bereits 1921 nach St. Pölten, wo er heute für
die Gemeinde von größter Bedeutung ist. Dort war auch Bürgermeister
Schickelgruber anwesend, ich konnte den Betrieb besichtigen, da zur
Überreichung nur die Betriebsräte und dann Lehrlinge, sozusagen die
jüngsten Mitarbeiter, anwesend waren.
Neben dem Präs. der NÖ Handelskammer war bei Svoboda auch der Innungs-
meister gekommen, der mich ersuchte, das Handelsministerium sollte doch
auch versuchen, daß wie in Deutschland bei der Räumungsverkaufsankündi-
gung nicht die Preise genannt werden dürfen. Die Ankündigungen, wie sie
bei uns in Österreich erfolgen, verstoßen eindeutig gegen das Rabatt-
gesetz, in der BRD ist es deshalb auch mit Gesetz verbunden. Ich ver-
sprach ihm, daß das Handelsministerium diese ganze Frage studieren wird,
insbesondere die deutschen Erfahrungen und die deutschen Gesetze, und
dann mit ihm Kontakt aufnimmt.
ANMERKUNG FÜR MARTIN : Bitte bei Svoboda vorsichtig nachfragen, wie der
Innungsmeister der Tischler heißt.
66-0991
Der Besitzer Svoboda ersuchte mich auch, ich möge mich für die Firma
einsetzen, damit sie ev. im Ausland zu Büromöbeleinrichtungsproblem he-
rangezogen wird. Dieses Exportgeschäft wäre dringends notwendig. Nach
den Oststaaten sieht der Chef keine Möglichkeit Büromöbel liefern zu
können, weil dort dafür keine Devisen aufgewendet werden. Bei Exporten
in die Weststaaten aber habe ich leider keine Möglichkeiten die Fa.
Svoboda wirklich zu unterstützen. Dies habe ich dem Chef, aber auch den
Betriebsräten deutlich gemacht, die mich trotzdem ersuchten, ich sollte
ihnen zusätzliche Arbeit verschaffen.
ANMERKUNG FÜR MARSCH: Vielleicht kannst Du mit Svoboda Kontakt aufneh-
men lassen.
Bei Hofer-Kerzen in Weyer war die Staatswappenüberreichung natürlich
ein richtiger Festakt. Dort wurden 10 Jagdbläser zur feierlichen Er-
öffnung zwischen den einzelnen Rednern eingesetzt. Der Chef, Dr. Hofer,
begrüßte mit einer langen Erklärung der traditionsreichen Geschichte,
1418 wurden bereits in Weyer nachweislich Kerzen erzeugt, nicht nur die
ganze Familie nahm an der Betriebsbesichtigung teil, sondern auch die
ganzen örtlichen Honoratioren vom Bürgermeister bis zum Pfarrer. Die Be-
legschaft arbeitete, damit man ja die Kerzenproduktion genau sehen konnte.
Ich selbst wurde ersucht eine Kerze selbst zu färben, für mich wurde
eine große Erinnerungskerze extra angefertigt und alle Teilnehmer be-
kamen ein Erinnerungswachsmedaillon für dieses für die Firma so hi-
storische Ereignis. Dr. Hofer, der Besitzer und Leiter des Betriebes,
war auch furchtbar aufgeregt, wie er mir selbst bei einem in der Fa.
aufgestellten Buffet verraten hat. Alle waren in ihren Dirndln erschie-
nen, dieser Betrieb ist ja ein Frauenbetrieb und für die Gegend einer
der wichtigsten. Nachher gab er mir noch, damit ich ja nicht verhungere,
ein Pschorpackerl mit und einen Riesenstrauß von Latschen . Der Bürger-
meister überreichte mir eine Studie über den Markt Weyer und ein mit
meinen Initialen geschnitztes kleines Jagdmesser. Selbstverständlich
hat die ganze Familie, aber auch die ganze Belegschaft und alle Gäste
dann gefeiert, bei nur in Weyer hergestellten Produkten, die angeblich
auch wieder jeder von ihnen mitgebracht hat, eine wirklich rustikale
Bauernjause. Für diese Betriebe ist ein Ministerbesuch etwas ganz Beson-
deres und für mich auch ein wirkliches Vergnügen.
Die OÖ Ferngas, Dr. Sommer, erklärte mir auf meine Intervention, warum sie
das Norwegengas nicht kaufen, wenn es nur um 10 Groschen teurer ist,
als diese Rechnung von Dir. Balogh von der Shell falsch ist.
Die 200 Mio. m³ kosten 4,14 S pro m³, sind um 1 S teurer als das sowje-
tische Gas. Nur wenn man das auf die 1,1 Mrd. Gesamtgasmenge umrechnet,
dann verbleibt natürlich nur eine Erhöhung von 1 Groschen, diese Rech-
nung ist falsch und ich habe deshalb Grossendorfer sofort ersucht, er
soll mit Shell, aber auch mit der OÖ Ferngas Kontakt aufnehmen, um noch
einmal die Frage genau durchzubesprechen. Da ja bis 31. August im Kon-
sortium entschieden werden muß, ob diese 200 Mio. m³ nach Österreich ge-
liefert werden können und sollen, muß jetzt in den nächsten Tagen die
endgültige Entscheidung fallen. Ich habe die OÖ Ferngas aber darauf
aufmerksam gemacht, daß sie schon einmal 1968 Gaslieferungen abgelehnt
haben und dann Ende der 70-er Jahre diese dann dringendst gebraucht
hätten, die österreichische Gaswirtschaft muß es sich genau überlegen,
ob sie tatsächlich nur die verhältnismäßig geringen Gasmengen, die jetzt
mit der SU kontrahiert wurden und jetzt die Ablehnung des Norwegengases
auch in der Zukunft wird verantworten können. Natürlich spielt die
Preisfrage eine große Rolle, jeder will das billigste Gas, derzeit ist
noch der besonders tiefe Heizöl-schwer-Preis eine harte Konkurrenz,
sodaß für zukünftige Verpflichtungen sehr wenig animo besteht. Die
große Frage ist aber, wie der Gasbedarf zunehmen wird, wenn immer mehr
E-Werke und vielleicht auch andere Betriebe aus Umweltschutzgründen vom
Öl und von der Kohle weggehen und zum Gas mit dem geringsten Schwefel-
gehalt und damit der günstiges Emission greifen.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte die Energiesektion soll noch einmal
konkrete Gespräche mit den Gasverbänden und Firmen führen.
Tagesprogramm, 24.8.1982