Samstag, der 7. August 1982 bis Sonntag, der 8. August 1982

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Samstag, 7. August 1982 und Sonntag, 8. August 1982

In Mayrhofen waren nicht nur mehrere Vertreter der TKW, Tauernkraftwerke,
wegen der Zillergründlbesprechung und -besichtigung angereist, sondern zu
meiner größeren Überraschung auch der Baudirektor Oberleitner für Osttirol.
Er berichtete mir über die Entwicklung des Osttirolprojektes. Die Freiheit-
lichen waren, wie er mir bereits vor Wochen in Heiligenblut angekündigt hat,
dann tatsächlich zur Besichtigung gekommen, um Probleme haben sie sich
überhaupt nicht interessiert, sondern wollten nur die Umbalfälle sehen, um
dann einmal sagen zu können, sie kennen die Frage sehr genau. Auch die ÖVP
ist mit den drei Sekretären, ÖAAB, Heinzinger, Wirtschaftsbund, Schüssel, und
Bauernbund, Riegler, erschienen. Oberleitner hatte den Eindruck, daß Riegler
und Schüssel sehr gesprächsbereit und auch wahrscheinlich kompromißbereit
wären, zum Unterschied von dem, wie es so schön heißt, Naturschutzbeauftrag-
ten der ÖVP Heinzinger. Die 3 Nationalräte haben, so Oberleitner, keinerlei
positive Zusagen oder Aspekte zu erkennen gegeben, daß dieses Problem sehr
bald wird gelöst werden können.

Die Gemeinden und Gemeindevertreter in Osttirol, die unmittelbar davon be-
troffen sind, sind jetzt über die weitere Verzögerung sehr unglücklich und
verärgert. Insbesondere trifft es die Gemeinde Prägraten sehr hart, da in
ihrem Gebiet 8 % der Gemeindefläche in den Nationalpark einbezogen werden
sollten. Prägraten erhofft noch immer eine Erschließung des Venedigers.
Finanziell wurde ihr von LTAbg. Kranebitter aus Telfs, der übrigens auch
am Zell am Ziller bei den Bergbahnen mit 5 % beteiligt ist, und der jetzt
sogar in Kärnten mit den Kärntnern Fragant erschließen möchte, eine finan-
zielle Unterstützung und ein Projekt in Aussicht gestellt.

Die Gemeinden haben sich schon untereinander mit der Studiengesellschaft
der Elektrizitätswirtschaft geeinigt, daß wenn es zu einem Kraftwerkspro-
jekt kommt, die Verteilung des Talschaftszuschusses nach der Wasseraufbrin-
gung erfolgen sollte. Dies ist deshalb notwendig, weil ansonsten von den
70 Beschäftigten Matrei 60 allein im Kraftwerk hätte und dadurch aufgrund
der Gewerbesteuerschlüssel den größten Anteil bekommen würde. Wenn nun die
Umbalfälle herausgenommen werden sollten, wird Prägraten auch wieder mit dem
Wasseraufbringungschlüssel benachteiligt.

Ich einigte mich mit Oberleitner, daß er jetzt zwar wie besprochen die
Studie 74/3 noch einmal überprüft wird, um die Notwendigkeit einer Einbe-
ziehung der Wassermengen zu klären. Diese Arbeit wahrscheinlich aber vor den
Wahlen nicht wird beendet sein können und soll. Notwendig erscheint aber
gleichzeitig, daß auch mit den Gemeinden die Gespräche weitergeführt werden,


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wie es so schön heißt, die Projektfestigung zu erzielen. Aufgabe wäre es,
die Gemeinden zu überzeugen, daß die Elektrizitätswirtschaft sehr wohl zu
ihren seinerzeitigen Zusagen steht. Oberleitner fürchtet nun, daß das Land-
wirtschaftsministerium einen Wasserrechtsbescheid zum bevorzugten Wasser-
bau herausgeben könnte, der durch Einspruch Tirols die Schwarzach und
der Debantbach heraußen ist, durch Einspruch Ktn. Gößnitzbach heraußen ist,
und jetzt Haiden eben seinen Einspruch, seine Weisung der Umbalfall ebenfalls
herauskommt. Da aber so ein Wasserrechtsbescheid mein Einvernehmen braucht,
müßte das HGI einen solchen verhindern.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte einen genauen Bericht über meine Mitwirkungs-
kompetenz.

Die Besprechung und Besichtigung dann vom Zillergründl verlief programmge-
mäß. Leider mußten durch die geologisch schlechte Situation, und an der Bau-
stelle konnte ich mich optisch auch dann überzeugen, zusätzlich hundert-
tausende m³ Abraum und Überlagerung weggeräumt werden, da es sich dabei um
Schwemmsand handelt, ist die Festigung der nachrutschenden Mengen sehr
kompliziert und teuer. Außerdem mußte die Staumauer umgeplant und entspre-
chend verstärkt werden, so daß jetzt eine weitere Verteuerung um 1,2 Mrd. S
sich durch diese notwendigen Änderungen ergibt. Insgesamt wird das Projekt
bis zur Vollendung 1986 ca. 8 Mrd. S kosten. Die kWh wird dann aber trotz-
dem noch immer einigermaßen rentabel sein. Da die TKW jetzt zwei Stollen-
fräsen um 80 Mio. S sich selbst im Herbst 80 aus steuerlichen Gründen ange-
kauft hat, eine 4,7 m Durchmesser, die andere 3,05, möchte die TKW jetzt
zusätzliche Beileitungen in ihrem Einzugsgebiet sei es im Zillertal, sei
es in Kaprun weiter aufschließen. Die Zuleitungen im Stillupp- und Tuxbach
würden 8 bis 9 S/kWh, noch immer einen günstigen Ergebnis bringen. Die
Salzach kostet derzeit projektiert 11 bis 12 S/kWh. Die Zuleitung für Kaprun
West würde allerdings 12 bis 13 S kosten, gegenüber einem Dampfkraftwerk
auf Kohle- und Ölbasis von 14 S wären aber alle diese Projekte noch rentabel.
Ich habe Dir. Gmeinhart und seinen Bauleuten erklärt, man müsse hier äußert
vorsichtig vorgehen. Unzweckmäßig halte ich es, wenn jetzt diese Zusatzpro-
jekte in der Öffentlichkeit bekannt werden, oder gar dort diskutiert werden.
Der Vorwurf wird dann kommen, daß die Elektrizitätswirtschaft kein einziges
Bacherl mehr ungenützt lassen will.

Der Bgm. von Mayrhofen, den wir abends besuchten, der Gott sei Dank nicht
zu Hause war, ist dann, als ich allerdings schon um halb acht Uhr fest ge-
schlafen habe, zum Gegenbesuch erschienen. Wir vereinbarten dann, am näch-
sten Tag gemeinsam zu frühstücken. Mayrhofen hat jetzt größere Aktivitäten
entwickelt. Der Sommertourismus läuft dort sehr gut. Im Mai und im Juni


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ungeheuer große Zuwachsraten, nur jetzt im Juli ein Stagnieren auf einem
sehr hohen Niveau. Mayrhofen hat jetzt nicht nur deutsche Gäste, sondern
auch andere Nationen. Insbesondere war ich überrascht zu erfahren, daß
alle Donnerstage ein nur für die Engländer abgehaltener Heimatabend, großen
Erfolg und ausverkauftes Haus bringt. Überhaupt ist das Europahaus, das ja
Zeitlang sehr umstritten war, sehr gut ausgelastet. Angeblich zahlt die
Gemeinde nur noch 1 Mio. S Subvention. Im Ort selbst hat man wirklich den
Eindruck, so wie auch in anderen stark überlaufenen Orten, es wimmelt nur
so von Gästen.

Der WIR-Wandertag in Fügen fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Zum 2. Mal hat, wie der Bürgermeister mir erklärte, Fügen mit dem Wandertag
ein ungeheures Wetterpech. Wäre Schönwetter gewesen, dann hätte man mit
5.000 Teilnehmern rechnen können, jetzt waren es sicherlich wahrscheinlich
nicht einmal 1000. Der Bürgermeister meinte zwar, es werden dann letzten
Endes bis 2000 sein, aber was ich dort gesehen habe, kommt man an diese
Zahl nicht annähern heran. Da aber das Fernsehen, WIR, diese Veranstaltung
organisiert hat, wurden dort von Dr. Wagner und seinem Filmteam zweckmäßige
Aufnahmen in der Art gemacht, daß ich überzeugt bin, mit allem Klimbim und
drum und dran wird eine eindrucksvolle Sendung entstehen.

Bei dieser Wanderung hat auch ein Landesrat aus OÖ , Zernato , teilgenommen.
Dieser hat dann beim Wandern mir versucht klarzumachen, was es für Osttirol
bedeutet, daß das Kraftwerk jetzt nicht in Angriff genommen werden kann.
Er ist fest davon überzeugt, daß man den Umbalfall einbeziehen muß, plä-
diert nur für eine höhere Dotationswassermenge und dann sei alles schon
positiv zu erledigen. Ich versuchte ihm klarzumachen, daß er total mit
dieser Meinung daneben liegt. Ich berichte ihm auch über die Aussprache
mit Oberleitner, und der ja sicherlich früher oder später erfahren wird,
alle Parteivertreter haben bis jetzt klar und deutlich für mich zumindes-
tens zu erkennen gegeben, daß vor den nächsten Nationalratswahlen es sich
hier um eine Kampfentscheidung handeln würde, die nur zu Ungunsten der
Elektrizitätswirtschaft ausgehen kann. Da auch der LR der Meinung, die
Elektrizitätswirtschaft, die TIWAG ist ja zu 49 % daran beteiligt, könne
nicht dauernd ein nicht optimal benütztes Kraftwerk betreiben, so bleibt
gar nichts anderes übrig, als jetzt einmal neue Berechnungen anzustellen
und vor allem einmal zuzuwarten, wie das Wahlergebnis im April nächsten
Jahres aussieht. Die neue Regierung wird dann für die Gesamtelektrizitäts-
wirtschaft eine neue Konzeption bereits im Regierungsprogramm darlegen
müssen. Ich hoffe, daß er dies auch einsieht und versucht, den ÖVP-Funk-
tionären in Tirol, aber vielleicht auch im Bund klarzumachen. Daß die Ost-
tiroler Gemeindevertreter und die davon Betroffenen sehr enttäuscht sind,


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ist mir schon vollkommen klar. Die Osttiroler rechnen allerdings noch im-
mer, daß es nicht nur allein in der Frage des Kraftwerkes, sondern auch in
der Erschließung des Venedigers zu einem für sie tragbaren Kompromiß kommt.
In letzterem Punkt sehe ich allerdings fast kaum eine Möglichkeit, da dieses
Gebiet dem Alpenverein gehört und dieser wahrscheinlich zu einer noch so
entgegenkommenden Lösung nicht zustimmen kann und wird, wird man von seiten
der Osttiroler Gemeinden letzten Endes darauf verzichten müssen. Für diese
Gemeinden sicherlich ein schwerer Schlag. Zum Glück ist diese Entscheidung
ausschließlich Landessache, hier muß LH Wallnöfer mehr oder minder entschei-
den, der Bund und insbesondere das HGI hat dabei nichts mitzureden, res-
pektive zu bestimmen.

Interessanterweise war – trotz der vielen Beschwerden der Tiroler SPÖ in
den letzten Wochen über die Nichtverständigung meiner Tirolaufenthalte –
von Tirol niemand erschienen. Dies tut mir leid, weil meiner Meinung nach
mit dem Fernsehen sicherlich etwas zu machen gewesen wäre.

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Tagesprogramm, 7./8.8.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


GND ID: 118764136


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    Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


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      Tätigkeit: Verbund, Dir. Osttiroler Kraftwerke


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        Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


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          Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


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              Tätigkeit: Dir. TKW


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                Tätigkeit: ÖVP-Wirtschaftsbund


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