Freitag, der 6. August 1982

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Freitag, 6. August 1982

Der Bundesbeauftragte des Waldviertels, Abg. Leichtfried und d. Abg. Bgm.
von Heidenreichstein Haufek, sowie Dr. Guggenbacher intervenierten bei mir
wegen einer Aluminiumfelgenproduktion in Heidenreichstein. Bevor der Ver-
treter der Firma Stahlfried, Ing. Bonitz, der ein Ing.- und Beratungsbüro
in Wien hat, dazukam, erzählten sie mir, daß sie mit GD Streicher vom Alu-
miniumwerk in Ranshofen diesbezüglich schon sehr harte Auseinandersetzungen
hatten. Streicher möchte natürlich eine Aluminiumfelgenproduktion, die er
ja schon im 3. Bezirk betreibt und wo er für VW derzeit 8000 Stück/Monat,
30 Mio. S Umsatz produziert, bei sich vergrößern. Angeblich wird aber sowie-
so den Umsatz auf 80 Mio. S erhöhen können. Die Alufelgenproduktion würde
in Heidenreichstein mit 20.000 Stück beginnen, dazu würden sie von den
6000 t Speziallegierung, die Ranshofen derzeit erzeugt, 3,5 t brauchen. Im
Endausbau werden 40.000 Stück vorgesehen. Dafür müßte Aluminium Ranshofen
seine Kapazität für diese Speziallegierung vergrößern. Die Fa. Stahlschmied
möchte neben Volvo, das sie schon beliefert, stärker mit BMW ins Geschäft
kommen und vor allem auch bei Ford. Ich versprach, Ing. Bonitz, wenn er
entsprechende Briefentwürfe vorlegt, Empfehlungsschreiben an die Autofir-
men zu richten. Heidenreichstein braucht nämlich diese Produktion dringend,
nachdem bis jetzt alle Ansiedlungsprojekte gescheitert sind.

Bonitz hat auch die Idee, in weiterer Folge mit den Japanern ins Geschäft
zu kommen. Er stellt sich vor, daß neben Semperit-Reifen gleichzeitig auch
Aluminiumfelgen mitgeliefert werden könnten. Für unsere Kompensationslieferung,
jap. Autos zollermäßigt, anstelle der 2 % Zoll nur 4 % nach Österreich bei
derzeit einer 17 %-igen Quote der Abnahme für österr. Produkte, wäre dies
eine günstiger weiterer Schritt. Vor 3 Jahren wurde ja mit den Rohalumini-
umlieferungen begonnen, heuer sollen bereits ein Aluminiumlegierungs gelie-
fert werden und der nächste Schritt wäre für autotiefe Teile eben die Fel-
gen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: MR Gröger soll dieses Projekt besonders verfolgen
und fördern.

Leichtfried hat dann auch Dr. Ortmann, Haffner und mir FV-Projekte bespro-
chen. Zu meiner größten Überraschung wäre jetzt in Allenstein endlich ein
NÖ Betrieb bereit, eine Art Gesundheitszentrum kleinweise zu beginnen. Ur-
sprünglich wollte als Gegengewicht gegen die Projekte von Dkfm. Mayr in
Harbach und Groß Gerungs in Alleinsteig ein 300-Mio.-Projekt in Angriff ge-
nommen werden. Jetzt hat man sich eines Besseren besonnen, hat derzeit
20 Personen bio- und gesundheitszentrumsmäßig begonnen zu betreuen und möch-


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te eben mit 1 Mio.-S-Projekt ein billig aufgelassenes Objekt, wurde schon
erworben, keingeweise in Angriff genommen. Ortmann und mir erschien
1 Mio. als Investition als so gering, daß wir nicht daran recht glauben.
Leichtfried wird mit dem Projekt dann noch einmal das ganze durchgehen und
dann uns entsprechend informieren. Auf alle Fälle wurde mir schon allein,
damit die Waldviertler nicht immer behaupten, nur wenn von einem anderen
Bundesland jemand kommt, wird er entsprechend unterstützt, jedwede Unter-
stützung zugesagt.

In Hirschbach soll eine Freizeit GesmbH zwei Tennisplätze errichten, eben-
falls 1 Mio. S Investitionsaufwand.

In Litschau soll ein Musikerstadl organisiert werden, ebenfalls 1 Mio. S
Aufwand. Mit Recht hat Ortmann es ausgesprochen, ich habe es mir nur ge-
dacht, daß es hier nicht um sehr seriöse Unterlagen handeln kann, denn je-
des dieser Projekte mit 1 Mio. S Investition ist sicherlich nicht nur zu
gering, sondern auch gar nicht lebensfähig. Der Musikerstadl wollte auch
keinen Investitionskredit, sondern 1 Mio. S Subvention. Leichtfried erklär-
te sich bereit mit den Projektanten noch einmal zu verhandeln und dann wo-
möglich gemeinsam mit MR Ortmann, der sie in dieser Beziehung wirklich
auch bestens beraten kann, Gespräche aufzunehmen.

In Waidhofen/Thaya soll ein Stadtsaal um 15 Mio. S durch die Gemeinde er-
richtet werden. In Schruns eben ein solcher von einer GesmbH um 20 Mio. S.
In beiden Fällen werden wir selbstverständlich die notwendige und mögli-
che Unterstützung gewähren. Der Bundesbeauftragte Leichtfried wird jetzt,
so hoffe ich, die Koordinierung und die bessere Investorenberatung mit uns
gemeinsam für das Waldviertel in stärkerem Ausmaß in Angriff nehmen und
durchbringen, als das bis jetzt geschehen ist. Ich bin noch immer fest da-
von überzeugt, daß wenn sich größere Projekte verbinden, wie z.B. die Har-
bach und Groß Gerungs, daß dort dann, wie mir auch der Bürgermeister Haufek
von Heidenreichstein bestätigt, sofort ein ganz anderes Wirtschaftsleben
zu verzeichnen ist. Die örtlich zuerst ablehnenden Gewerbetreibenden kom-
men dann doch sehr bald darauf, daß sie mit wem aus einem anderen Bundes-
land kommenden, aber die Organisation, das Geld und vor allem die Idee mit-
bringenden Manager und seinem Projekt ebenfalls gute Geschäfte machen können.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Vielleicht sollten wir einmal selbst im HGI solche
Aktivitäten, die notwendig und möglich sind, für Wald- u. Mühlviertel, südl.
Burgenland, Steiermark, Kärnten zusammenstellen lassen.



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Geschäftsführer Smolka vom FV d. Nahrungs- u. Genußmittelindustrie inter-
venierte mit dem Direktor der Fettfabrik von Unilever wegen der Inkraft-
tretung der Grundpreisauszeichnung im nächsten Jahr. Die Speiseölfabrik
möchte unbedingt die 2,5-l-Packung beibehalten. Dir. Büttner meinte, es
koste ihnen ein Heidengeld, wenn sie jetzt auf ein anderes Maß umsteigen
müssen. Für mehr Eierteigwaren, 400 g und Kindernährmittel, die Babykost in
Gläsern, gibt es eine ähnliche Situation. Da jetzt erst gerade die Grund-
preisauszeichnung als Kompromiß zwischen allen Interessensvertretungen von
mir abgefertigt wurde, sehe ich keine Möglichkeit eine Änderung herbeizu-
führen. Als einzigen Ausweg schlug ich vor, daß wir die Inkrafttretung
für diese drei Produkte, so wie dies auch bei Schmelzkäse dann einvernehmlich
dann vereinbart wurde, zu einem späteren Zeitpunkt in Kraft treten soll-
te. Der FV wird einen diesbezüglichen Antrag mit der wirtschaftlichen Be-
gründung der Belastung der Betriebe durch noch vorhandenes altes Verpackungs-
material stellen. SC Jagoda sieht darin eine Möglichkeit, den Wünschen der
Narhungs- und Genußmittelindustrie entgegenzukommen.

Büttner regte auch an, wir sollten den GATT-gebundenen Margarinezoll von
3,15 S/kg kündigen. Margarine hat autonom 22 %, dies wäre ein befriedigen-
der Zollschutz, wenn nicht gleichzeitig eben diese GATT-Bindung existiere.
Die Margarineindustrie fürchtet, daß insbesondere die Fa. Hofer, die jetzt
noch eine Vereinbarung mit Ebhart & Herold hat, an der ich nicht unmaßgeb-
lich mitgewirkt habe, in immer stärkerem Maße doch auf dt. Margarineerzeu-
ger zurückgreifen wird. Derzeit hat Hofer mit der Margarinefabrik Hamko in
Nürnberg, die auch die Albrecht-Geschäfte, also das Mutterhaus von Hofer in
Österreich beliefert, ein 2. bei ihrer Anlieferung. Um einen GATT-Zoll
kündigen zu können, muß man eine Gegenware anbieten. Der FV glaubt, daß
dies gehärtete Fette sein könnten. Die EG würde dieses Anbot aber wahr-
scheinlich nicht akzeptieren. Der größte Teil kommt nämlich von Fischfett-
rohstoff aus den skandinavischen Staaten. Ich habe Büttner empfohlen, er
soll über seinen Unilever-Konzern mal versuchen, herauszubekommen wie die
Schwesterbetriebe respektive seine Konzernzentrale zu einem solchen Ab-
tausch stehen. Richtig ist, daß solange die Margarineeinfuhr nicht von
großer Bedeutung ist, die GATT-Zollkündigung erfolgen müßte. Derzeit hat
die Margarine 8 Mio. S, Öl dagegen 50 Mio. S. Öl kann daher nicht mehr durch
eine andere Ware abgedeckt werden, weshalb die GATT-Bindung sicherlich für
lange Zeit bleiben wird. Bei Margarine kann man jetzt noch für die 8 Mio. S
entsprechende Kompensationen finden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Nächstes Jour fixe AK & ÖGB und HK setzen.



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GD Dautzenberg, Maschinenfabrik Heid, ist soeben aus Sudan gekommen, wo eine
Rinderfarm um 130 Mio. $, an denen Heid 30 Mio. $ wird liefern können, abge-
schlossen wurde. Finanziert wird das ganze durch die Gulf Bank aus Bahrein.
Heid ist nach wie vor an einer Gestüt-Lieferung nach Saudi-Arabien brennen-
dst interessiert. Der Brief, den Kreisky beabsichtigt hat zu schicken, wür-
de nach Meinung Dautzenbergs genügen. Ein Regierungsabkommen, wie Saudis
mit Österreich wünschen, müßte auch möglich sein, wird nur wie ich ja be-
reits bei der Regierungsbesprechung mit Kreisky festgestellt hatte, viel
zu lange dauern. Kreisky war zwar damals der Meinung, es müßte sehr schnell
gehen, jetzt sind schon wieder etliche Wochen verflossen und nichts wurde
letzten Endes erreicht. Solche Regierungsabkommen gibt es von der BRD,
Schweden, NL, Dänemark, Kanada und Australien. Österreich müßte also nach
Meinung von Dautzenberg ebenfalls im Stande sein, so etwas in ähnlicher
Form mit Saudi-Arabien zustande zu bringen. Ich fürchte, daß dann das Ge-
stüt bereits ein anderer Staat zugeschlagen bekommen hat.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Laß prüfen, wo dies jetzt momentan steckt.

Der Präsident von China-Trust aus Formosa, King, war nach Österreich ge-
kommen, um mit österr. Stellen Kontakt aufzunehmen und gleichzeitig auch
ein Trade-Center zu eröffnen. Beim Mittagessen hat er in einer Ansprache
das besondere Interesse an bessere Beziehungen zwischen Nationalchina,
sprich Taiwan und Österreich bekundet. Prof. Winkler, der sich um diese
Beziehungen ungeheuer verdient macht, war sehr glücklich, daß er sogar
einen Minister zu dieser Veranstaltung gebracht hat. Die Wirtschaftsbezie-
hungen zwischen Nationalchina und Österreich sind nicht sehr bedeutend.
King, aber auch ich, sind der Meinung, daß wir wesentlich mehr erreichen
könnten. Formosa hat einen freien Markt, Österreich auch. Die Firmen müß-
ten sich nur mehr dafür interessieren. Winkler bemüht sich sehr, überrascht
war ich von ihm zu hören, daß unter anderem die VEW erklärt haben, sie hät-
ten einen über 10 Jahre alten Vorstandsbeschluß, wonach sie nicht einmal
in Gespräche mit Nationalchina wegen Edelstahllieferung eintreten, wahr-
scheinlich nicht ihren Rotchina-Export zu gefährden. In den letzten Jahren
hat allerdings Peking fast nichts von VEW gekauft, ich verstehe daher
nicht, warum man nicht gegebenenfalls über Dritte versucht, mit National-
china ins Geschäft zu kommen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte vorsichtig bei VEW recherchieren lassen und
mir dann berichten.

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Tagesprogramm, 6.8.1982


Tätigkeit: Bgm. Heidenreichstein (NÖ), SPÖ


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR HM


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      Tätigkeit: Aldi Süd


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Wiener Metallwerke, Vereinigte Metallwerke Ranshofen, GD Austria Metall AG


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Dir. Unilever


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Hotelier


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: GD Fa. Haid Stockerau, LIF


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Bundeskanzler
                GND ID: 118566512


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                  Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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                    Tätigkeit: MR HM


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                      Tätigkeit: GF Fachhandel Nahrungs- u. Genussmittelindustrie


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Beamter HM


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                          Tätigkeit: Prof. (Jurist), Taiwan-Experte


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