Samstag, der 24. Juli 1982

66-0875

Samstag, 24. Juli 1982

Der Fachverband für Fahrzeugindustrie hat zu seinem 75-jährigen
Bestehen auf Schloß Grafenegg eine Ausstellung Österreichische Auto-
mobile einst und jetzt, leider nur bis zum 1. August, aufgebaut. Von der
Steyr-Puch-Fahrradvertrieb hat Ing. Ehn in Eggenburg das erste öster-
reichische Motorrad- und Technikmuseum größtenteils mit seinen Exponaten
gegründet. Ehn hatte ich vor längerer Zeit schon versprochen, daß ich
sein Museum einmal besuchen werde. Jetzt ergab sich eine günstige
Gelegenheit durch eine vom Fachverband mit der Stadtgemeinde Eggenburg
durchgeführte Besichtigungsfahrt. Außerdem wurde der erste österreichi-
sche Motorrad- und Mopedwanderweg in der Eggenburger Gegend offiziell
eröffnet. Drei Fliegen auf einen Schlag. Unser Pressereferent Vecsei
hatte mit der Organisation nichts zu tun, dann aber doch mit seinem
ganzen Werf reingestürzt, weil die Einladung unzweckmäßig war, die notwen-
digen Journalisten gar nicht verständigt wurden, so daß, wenn er es nicht
in die Hand genommen hätte, sicherlich ein Drittel der sonst anwesenden
Zeitungen und der ORF gekommen wären. Da die beiden größten österrei-
chischen Mopederzeuger Puch und KTM, jeweils eins uns verkauftes Moped
dorthin transportiert hatten, für die Journalisten sogar weitere 10
für die Eröffnung des Mopedweges bereit standen, vor allem aber ein reger
Motorradklub Eggenburg mit seinen Mitgliedern dort anwesend war, ergab
sich eine ganz schöne Kolonne bei der Fahrt durch die Gegend. Der Fach-
verbandsgeschäftsführer Kraus und die anwesenden ÖAMTC-Leute, die
ja die Autoausstellung mitorganisiert hatten, waren über die verhältnis-
mäßig große Beteiligung dann doch sehr zufrieden. Vecsei gebührt
in dieser Beziehung wirklich Dank und Anerkennung. Bei der Presserund-
fahrt war auch vom ÖAMTC Soche dabei, der dann unbedingt drängte, ich sollte
für den zweiten Teil des Motorfahrweges einen ÖAMTC-Helm tragen. Da wir
vorher von der Fa. Leld, dem einzig österreichischen Sturzhelmerzeuger aus-
gestattet wurden, habe ich diesen ausdrücklich um seine Erlaubnis gefragt,
da eben der ÖAMTC auch importierte Helme nur besitzt. Wegen des Gags
habe ich aber absichtlich gemacht, um den ÖAMTC-Vertretern, insbesondere
dem Gen.Sekr. Schuchlenz zu erklären, jetzt könnte sich der ÖAMTC nicht
mehr aufregen, wenn ich immer mit ARBÖ-Kapperln und sonstigen Ausrüstun-
gen fahre. Die Gleichheit ist hergestellt, so behauptete zumindestens ich,
obwohl ich sicherlich kaum mehr ÖAMTC-Klamotten anlegen werde, solange
es sich nicht um eine ausgesprochene ÖAMTC-Veranstaltung handelt.

Bei der Pressekonferenz konnte ich auf die Bedeutung der Zweirad-, oder
richtiger gesagt der einspurigen Fahrzeuge verweisen. Immerhin war 1980


66-0876
die Produktion 1,7 Mrd. S, die allerdings dann infolge Exportrückgänge
und auch Rückgang im Inlandsverkauf auf 1,4 Mrd. S 1981 zurückgefallen
ist. Ich selbst bin überzeugt, daß es wieder eine Zweiradwelle kommen
wird, natürlich wurde ich dann auch gefragt, was ein so ein Wander- oder
Mopedweg überhaupt für einen Sinn hat, der ja doch über Straßen in der
Eggenburger Gegend führt. Die einfachste Erklärung ist, daß es eine
gute Idee von Ing. Ehn, Leute zum Museumsbesuch einzuladen, der Motor-
radklub Eggenburg kann sich dann auch um andere Klubs bemühen und Ge-
meinschaftstreffen veranstalten, und letzten Endes ist es immer noch
besser, man fährt ein bißchen in der freien Natur als ausschließlich
in den Städten.

Überrascht war ich, daß in die Ausstellung Automobile einst und jetzt,
wo vielleicht 2 Dutzend wie ich zugebe sehr interessante Objekte stehen,
immerhin über 25.000 Besucher gekommen sind. Die Ausstellung kann leider
nicht über den ganzen Sommer beibehalten werden, denn die Besitzer der
alten Autos möchten an Rallyes teilnehmen und wollen so bald als mög-
lich ihre kostbaren Gefährte wieder zurückbekommen.

Der ÖAMTC teilte mir auch mit, daß er eine Motorradrallye im 83er-Jahr
nach Melk in NÖ bringen wird. Da an dieser größeren 2000 bis 3000
Teilnehmer zu erwarten sind aus 12 Ländern, erscheint es mir vom Fremden-
verkehr äußerst interessant. Ich habe zwar niemandem eine finanzielle
Unterstützung zugesagt, ganz im Gegenteil immer wieder erklärt, daß das
Handelsministerium keinerlei Budgetmittel hat, wohl aber zugesichert,
daß die ÖFVW diese Aktivitäten mit Informationen versorgen und auch im
Ausland entsprechende Informationen darüber geben wird. Ing. Ehn, der
das Motorradmuseum, und Gen.Sekr. Schuchlenz für den ÖAMTC waren dafür
sehr dankbar.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte die ÖFVW soll sich mit beiden ins Einver-
nehmen setzen.

Das Schloß Grafenegg hat in den letzten Jahrzehnt den Besitzer gewech-
selt und jetzt insgesamt schon an die 17 Mio. investiert. Das Schloß
war von Russen besetzt und man überlegt allen Ernstes, durch den deso-
laten Zustand bedingt, ob man es nicht abreißen sollte. Zum Glück
ist diese Entscheidung in den 50 Jahren nicht getroffen worden. Jetzt
wird dieses historische Schloß vortrefflich restauriert, Landesaus-
stellungen, jetzt eine über Amsterdam, nicht gerade überwältigend, 1983
oder 84 dann aber große Kaiserausstellungen vom Lande Niederösterreich


66-0877
resp. des Bundes wird dieses Schloß dann in seiner ganzen Herrlichkeit
sehen. Die Zeit des Historismus, den man ja in der ersten Republik und
dann vor allem anfangs der zweiten Republik abgelehnt hat, ist jetzt
endgültig vorbei, nicht nur die Ringstraße, sondern auch solche Schlösser
und Burgen, die um die Jahrhundertwende gebaut wurden, haben heute
kunsthistorisch einen bedeutenden Platz im Ausstellungswesen, auch die
Automobilausstellung ist durch den jetzt neu restaurierten freien
Reitstall günstig in Grafenegg lotiert. Typisch für das Schloß, auch wenn
es um die Jahrhundertwende umgebaut wurde ist, daß in hunderten von
Zimmern eine einzige Badeanlage existiert. Ich bewundere Leute die aus
welchen Gründen immer bereit sind, solche alten Schlösser und Burgen zu
kaufen und dann doch größtenteils mit ihren eigenen Mitteln zu restau-
rieren und dann zu erhalten. Ob dies der ehemalige Handelsminister
Dr. Illig in Schlaining, Burgenland war oder Graf Waretzky in Grafenegg.

66_0874_01

Tagesprogramm, 24.7.1982


Tätigkeit: GS ÖAMTC


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Jurist ÖAMTC


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: MR HM


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Pressesprecher Staribachers


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Handelsminister, ÖVP


          Einträge mit Erwähnung: