Donnerstag, 22. Juli 1982
55 Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater wurden von mir vereidigt
respekt. angelobt. Noch niemals konnte ich mich erinnern, haben so
viele die Prüfungen bestanden. Ich konnte daher in meiner Ansprache
darauf verweisen, daß diese vielen Berufsanwärter sicherlich die
Konkurrenz unter ihnen wesentlich verschärfen werden, daß aber anderer-
seits immer mehr diese Dienstleistung nachgefragt wird. Die Prüfungen
werden, so behaupten zumindestens dann die Kollegen immer schwieriger. Bei der
Unterfertigung der Gelöbnisformel habe ich nämlich Gelegenheit, mit jedem
Einzelnen von ihnen ein wenig zu plaudern. Mein Sohn, Andreas, behauptet,
daß er jetzt eine Vorbereitungsmethode entwickelt hat, wo früher rund
3/4 durchgefallen sind, jetzt nur mehr 1/4 durchfallen. Die jungen
Berufsanwärter arbeiten sozusagen in einer Arbeitsgemeinschaft zur
Prüfungsvorbereitung und sind wirklich mit dieser Methode sehr er-
folgreich. Einige haben mir dies auch, ohne daß ich sie natürlich
danach fragte, bestätigt. Ich kann mir schon vorstellen, daß die
einzelnen Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater kein Interesse
haben, daß so viele nachkommen. Andererseits bin ich fest davon über-
zeugt, daß die immer komplizierter werdenden Steuergesetze trotz der
computermäßigen Abrechnung der Finanzämter den Unternehmern der
gewerblichen Wirtschaft oder auch der freien Berufe, insbesondere
der kleineren es unmöglich machen, daß diese selbst die Buchhaltung
und die Steuererklärung ausfüllen können. Für entsprechende Arbeit
ist daher auch in Zukunft gesorgt.
SC Jagoda, Burian und Haffner berichten mir andererseits, daß es
jetzt erstmals gelungen ist, den Hotelier Scheyerer aus Saalbach,
der das Hotel Ingonda betreibt, zu bewegen uns Unterlagen zu geben,
daß er für die Entrierung, also gar nicht für die Abwicklung eines
Kredites 3 % Provision bezahlen hätte sollen. Für einen 20-Mio.-S-
ERP- respekt. sonstigen Kredit vom Handelsministerium wären 600.000 S
+ 18 % Mehrwertsteuer, insgesamt also 708.000 S fällig geworden.
Diese mehr als normalerweise für die 3 % Zinsenstützung bekommt.
Unwahrscheinlich, daß sich jemand so etwas getraut. Der Steuerberater
Heim aus Salzburg wollte über die Raika, d.h. die Raiffeisenbank dieses
kassieren, ein gewisser Kammerhofer hat dafür die Rechnung gelegt, weil
sich Scheyerer dagegen weigerte, dies alles schwarz zu bezahlen. Heim
hat behauptet, er muß die rote Partei etwas bezahlen und ein gewisser
Ministersekretär Ortmann sei auch darin involviert. Dies kann wahrlich
nicht der Zweck unserer Zinsenstützungsaktionen sein, daß damit so un-
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durchsichtige Geschäfte mitfinanziert werden. Jagoda wird daher
jetzt sofort alle Akte anfordern und entsprechende Fotokopien machen.
Die Unterlagen von Handelsministerium, Bürges, Hoteltreuhand werden
dann unverzüglichst zur Wirtschaftspolizei geschickt, damit diese
diesen unglaublichen Vorgang kontrolliert und rekonstruiert wird,
wer aller daran beteiligt ist, respekt. wer gegen Gesetze verstoßen
hat. Daß diese Besprechung gerade an dem Tag stattfindet und überhaupt,
daß es jetzt endlich einmal eine Firma gibt, die sich zu den ungesetz-
lichen und unverantwortlichen Forderungen mancher sogen. Helfer äußerst ,
ist ein reiner Zufall, der mir einmal mehr bestätigt, daß wir unser
System womöglich vereinfachen sollten. SC Jagoda ist daran sehr
interessiert und bemüht sich auch entsprechend. Gäbe es anstelle
von Zinsenzuschüssen von Krediten, die wir geben, nur wie ich immer
sage, watscheneinfache Prämien à la Komfortzimmeraktion, dann würden
sicherlich auch diese Unterschleifen auf ein Minimum reduziert.
ANMERKUNG FÜR SC JAGODA UND BURIAN: Vielleicht kann man das Finanz-
ministerium mit diesen Argumenten für unsere Linie gewinnen.
SC Jagoda hat auch jetzt das Gerüst für den sogen. Mittelstandsbericht
zusammengestellt. Ich teile voll seine Meinung, daß es notwendig ist,
zuerst mit der HK zu einer einvernehmlichen Auffassung über die Form
dieses Berichtes zu kommen. Dr. Dorn, der dies scheinbar in der Bundes-
handelskammer bearbeiten wird, mit einem Statistiker, hat mit Jagoda
sein Konzept besprochen. Jagoda ist es bis jetzt gelungen, diesen Bericht
auf die Materien zu beschränken, auf die wir einigermaßen einen Einfluß
haben oder deren Berichterstattung von uns durchgeführt werden kann.
Die Bereiche Förderung, Berufsausbildung, Gewerbeordnung, Preis-, Pensions-
recht usw. Abgewehrt hat Jagoda bis jetzt und ich hoffe, es wird ihm
gelingen, das große Gebiet der steuerlichen Auswirkung. Die Bundes-
handelskammer hatte ursprünglich ja überhaupt gefordert, man sollte
die Auswirkungen aller Gesetze auf die Klein- und Mittelbetriebe beur-
teilen und beschreiben. Dies würde eine katastrophale Arbeit mit sich
bringen und auch gar nicht zweckmäßig sein. Selbst im Grünen Bericht
des Land- und Forstwirtschaftsministeriums, wo jahrzehntelang diese
Arbeit gemacht wird, gibt es eine solche allumfassende Aufgaben-
stellung nicht. Ich habe SC Jagoda empfohlen, er sollte ähnlich wie
dies seinerzeit im Landwirtschaftsministerium geschehen ist, dort
wurde Dr. Kopser ausschließlich nur mit der Erstellung dieses Grünen
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Berichtes beauftragt und extra aufgenommen, auch bei sich einen
solchen Mann suchen. Vorerst erscheint Jagoda aber wichtig, daß
seine Überlegungen, die er persönlich mit der HK verhandelt, wenn
man so will, das Schema oder das Gerippe des Berichtes akzeptiert wird.
ÖMV-GD Bauer rief mich wieder an und meinte, mein gestriges Telefon-
gespräch mit ihm hätte ihn doch noch veranlaßt, mit seinen Leuten
die Frage der Benzinpreiserhöhung am nächsten Dienstag, wie er mir
gestern angekündigt hat, neuerdings zu verschieben. Diese Erklärung
nehme ich ihm nicht ab, eher vermute ich, daß er geglaubt hat, es
wird irgendein Internationaler über das Wochenende dann doch den
Benzinpreis erhöhen und er kann nachfolgen. Jetzt will er mir
schmeicheln und meint, meine Bedenken hätten ihn veranlaßt, doch
neuerdings die Frage sich zu überlegen, ob der jetzige Zeitpunkt
wirklich der richtige wäre. Eher glaube ich, daß die Ankündigung
des GD der Mobil, die Firma müßte auch den Benzinpreis erhöhen, um
kostendeckend arbeiten zu können, doch wartet Mobil ab, bis ÖMV
diesen Schritt macht. Einer will eben dem anderen den Schwarzen
Peter zuspielen. Wäre der Benzinpreis noch amtlich preisgeregelt,
dann hätte ich schon längst entsprechende Preisanträge von den
Ölfirmen bekommen und wahrscheinlich auch schon aufgrund der
Unterdeckung im Bündelpreis eine 20 oder 30 Groschen Benzinpreis-
höhung dekretieren müssen. Ich hoffe, daß auch die anderen
Interessensvertretungen insbesondere die AK einsieht, daß eine
amtliche Preisregelung bei einem solchen Benzinüberschuß und der-
artigen schwierigen Absatzverhältnissen nicht der Weisheit letzter
Schluß ist.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte Jour fixe AK, ÖGB setzen.