Freitag, der 25. Juni 1982 bis Sonntag, der 27. Juni 1982

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Freitag, 25. Juni 1982

Durch die durch 12 Jahre durchgeführte Dekretverleihung an Beamte des
Ressorts lerne ich mit der Zeit irgendwie alle persönlich kennen. Mein
Versuch, irgendwelche persönliche Bemerkungen zu den einzelnen machen
zu können, ist wieder einmal gescheitert, Dr. Haffner hat erfahren, daß
man von der Personalabteilung die einzelnen angerufen hat und fragte,
ob sie ein Hobby haben. Die Empfehlung des MR Böhm, Abteilungsleiter,
an Dr. Haffner war, ich sollte mich ausschließlich auf die dienst-
liche Beschreibung beschränken. Dort stand gerade, wo sie beschäftigt
sind. Ich werde daher kapitulieren und in Hinkunft halt nur noch aufge-
lockert durch einige humorvolle Bemerkungen diese Zeremonie abwickeln.

Ähnlich verlief auch die Verleihung eines goldenen Ehrenzeichens an
einen Handelsdelegierten, der allerdings wenigstens mit seiner Frau
erschienen ist und ich konnte ihm und insbesondere ihr dann für ihre
Tätigkeit danken.

In der Fraktion des Unterausschusses über das Gesetz für Klein- und
Mittelbetriebe, wir wollen den Ausdruck Mittelstand nicht verwenden,
aber ich bin überzeugt, es wird in kürzester Zeit Mittelstandsgesetz
heißen, berichtete Vizepräsident Mühlbacher über teilweise von ihm ge-
führte Verhandlungen und ich dann über das Ergebnis der Aussprache
mit Bundeskanzler Kreisky bei der Regierungsvorbesprechung und dann
über den Klubobmann Heinz Fischer. Die Entstehungsgeschichte dieses
Gesetzes jetzt in der letzten Phase auf sozialistischer Seite ist ja
mehr als interessant. Kreisky erklärte dezidiert, er werde einer solchen
Gesetzwerdung niemals zustimmen, da seiner Meinung nach die Vorschläge
für die Klein- und Mittelbetriebe und vor allem dann der Entschließungs-
antrag auch die Überprüfung, ob eine Betriebsmittelaktion gestartet
werden kann, von ihm entschieden abgelehnt wird. Heinz Fischer war da-
rüber sehr erschüttert, weil er zuerst fest geglaubt hatte, daß dieser
Wischiwaschigesetzentwurf, wie er ihn einmal bezeichnet hat, doch über
die Bühne gehen kann. Er hatte bei mir dann telefonisch rückgefragt,
wie es überhaupt weitergehen soll. Ich habe ihm sofort empfohlen gar
nichts zu tun, denn ich war fest davon überzeugt, nach einer Aussprache
Kreisky mit Sallinger würde sich dies alles wieder ganz anders dar-
stellen. Tatsächlich hat dann Kreisky Fischer gesagt, er ist zwar da-
gegen, aber man solle halt doch dieses Gesetz, wie die ÖVP wünscht,
beschließen.



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Im Unterausschuß wurde dann zur größten Überraschung von Mühlbacher
und auch mir von Kreisky ein Schreiben vorgelesen an den Präs. Sallinger,
worin dieser erklärte, er stimme dem Gesetz und dem Entschließungs-
antrag zu, in einem zweiten Absatz hat er nur gewisse Bedenken, die
aber nichts an der prinzipiellen Zustimmung änderten. Natürlich hofften
dann Schüssel und die ÖVP, daß wir jetzt bereit wären auf ihre weiteren
Vorschläge, bessere Formulierungen, die schon vorher vereinbart ge-
wesen waren, wieder zurückgehen würden. Dazu hatte ich aber gar keine
Lust und schon gar nicht die Absicht. Weniger verfängliche Formulie-
rungen wurden ganz einfach von mir auch dann, wenn sie logisch begrün-
det waren, abgelehnt, da ich mit Recht darauf verweisen konnte, daß
eben Kreisky den Gesetzentwurf, wie ihn Heinz Fischer seinerzeit vor-
gelegt hatte, akzeptierte. Da ja die ÖVP mit dem Bundeskanzler, wenn
man so sagen will, in letzter Instanz die Verhandlungen geführt hat,
muß man verstehen, daß ich keinerlei Änderungen mehr durchführen kann.
Ich bin zwar genau wie die ÖVP fest davon überzeugt, daß Kreisky gar
nicht wußte, wie die letzte Formulierung aussehen sollte, aber ich sah
vor allem wirklich keinen Grund hier auch nur einen Beistrich nachzu-
geben. Die ÖVP hat dann letzten Endes akzeptiert.

Im Handelsausschuß wurde dann über dieses Gesetz und auch übers Ener-
gieförderungsgesetz in Wirklichkeit auch nur formale Änderungen vor-
genommen wurden und vor allem der Energiebericht in Zukunft jetzt nur
mehr zweijährig vorgelegt werden muß, einstimmig beschlossen. Eine
längere Diskussion und dann die Ablehnung der ÖVP gab es bei der Berg-
gesetznovelle. In dieser wurde mit den Stimmen der SPÖ und die FPÖ, Dr.
Stix hat sich dem angeschlossen, die Förderzinsregelung endgültig ge-
setzlich fixiert, das einzige Entgegenkommen, das wir von der sozia-
listischen Seite nicht zuletzt infolge des hohen Drucks der OÖ
....... ? und höchsten Funktionäre des Landes, der AK usw. zugestanden,
war die Inkraftsetzung des Förderzinses nicht mit 1. Jänner 83, sondern
erst mit 1. Jänner 84. Mit dieser Regelung waren dann auf unserer Seite
alle einverstanden. Der Abg. Stix hatte dann noch einen Wunsch, den
Finanzminister Salcher zuerst entschieden ablehnte, nämlich, daß die
Verordnungen, wo in Hinkunft der Förderzins mit Zu- und Abschlägen ver-
sehen werden kann, die Genehmigung des Hauptausschusses haben sollte.
Dr. Matzka vom Verfassungsdienst, der übrigens die für Jungsozialisten
herausgegebene kritische, daher vom Parteivorstand schon getadelte
Zeitung Tribüne nach wie vor schreibt und vertreibt, gab schon das
letztemal eine unzulängliche Auskunft. Dr. Stix hat daher dies besonders
kritisiert und fand dabei die Unterstützung des Energiesprechers Heindl.



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Matzka meinte mir gegenüber, ob er darauf replizieren sollte, ich habe
ihn, geht ja gar nicht anders, an den Obmann und Vorsitzenden des
Ausschusses Mühlbacher i.V. von Staudinger verwiesen. Dieser meinte,
wenn es unbedingt sein muß, letzten Endes unterblieb diese Polemik.
Vielleicht wollte Matzka mit der seinerzeitigen Auskunft den SPÖ-Stand-
punkt verstärkt vertreten, geschickt war es sicherlich nicht, da er
sich dadurch nur eine Kritik einhandelte.

Sowohl Mühlbacher als auch Heindl waren genauso erstaunt wie ich,
daß Klubobmann Fischer die WTBO nicht auf die Tagesordnung der nächsten
Haussitzungen im Präsidium gesetzt hat. Angeblich hat die ÖVP aus der
Fülle der noch zu beschließenden Gesetze eben nur die wichtigsten, die
terminlich gebunden sind, herausgenommen und auch genehmigt. Ich kann
mir nicht gut vorstellen, daß dieses jetzt vom Handelsausschuß be-
schlossene Gesetz, das auf einem Initiativantrag Dr. Keimel, also der
ÖVP zurückgeht, nicht doch bei einiger Anstrengung möglich gewesen
wäre auf die Tagesordnung zu setzen. Fischer hat sich mir gegenüber
immer dahingehend ausgeredet, daß Finanzminister Salcher dagegen
größte Bedenken hat. Eine Rücksprache mit Salcher ergab, daß dies nicht
zutrifft, er hätte nur bei einem Vortrag bei Wirtschaftstreuhändern
in Kärnten festgestellt, daß man dort gegen das Herausstreichen der
Akademikerklausel für Steuerberater aus dem Gesetz heftigst opponiert.
Salcher erklärte mir aber dezidiert, selbstverständlich hätte er
keinen Einspruch gegen diese Gesetzwerdung und wird auch diesbezüglich
mit Fischer sprechen. Fischer, den ich ganz empört anrief und erklärte,
so etwas sei in den letzten 12 Jahren noch nie passiert, daß ein Ge-
setzentwurf abgesetzt wird, ohne daß ich als zuständiger Minister auch
nur etwas davon erfahre, meinte, er wird das in Ordnung bringen. Mühl-
bacher
und Heindl waren auch der Meinung, daß das unbedingt noch im
Juni beschlossen werden müßte, weil ansonsten auch dann, wenn der Han-
delsausschuß einstimmig beschlossen hat und alle erklären, sie stehen
dazu, bis zum Herbst man doch nicht weiß, ob sich nicht eine Meinungs-
änderung herauskristallisiert.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Fischer verbinden.

Beim Mittagessen für den ungarischen Industrieminister Mehes, aber dann
auch beim Abendempfang der ungarischen Botschaft für ihn gab es noch
einige ganz interessante Gespräche. Zu letzteren habe ich sogar dann,
weil ich mit Mehes gar nicht unter 4 Augen reden wollte, Gen.Sekr. Kehrer


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und Staatssekretär Seidel zugezogen. Mehes selbst ist doch eine andere
Minister überragende Persönlichkeit, weil er gleichzeitig auch Polit-
büromitglied ist. Er war früher Zentralsekretär der Metallarbeiter in
Ungarn und dann sogar Parteisekretär von Budapest, wie ich jetzt
von ihm dann selbst hörte. Andeutungsweise sagte mir der Vizemini-
sterpräsident, den ich jetzt schon einigemale in Ungarn getroffen habe,
Marjai, der neue Außenhandelsminister Veres und er seien eine gleich-
wertige Gruppe. Mehes war über die Programmabwicklung und über die
gute Behandlung, er war das erste Mal offiziell in einem nicht so-
zialistischen Land im Ausland, sehr zufrieden und es hat ihn alles
sehr beeindruckt.

Auf Wunsch des GD Bayer von den VEW habe ich wegen eines anhängigen
Streitfalles bei der internationalen Handelskammer in Paris, ohne daß
ich seinen Namen sagte, bei den Ungarn interveniert. Mehes meinte, er
sei dafür nicht zuständig, denn da es sich um einen landwirtschaftli-
chen Verarbeitungsbetrieb handelt, der Landwirtschaftsminister. Er
wird aber mit diesem reden. Zu meiner größten Verwunderung hat mir
dann der ungarische Handelsrat Hammer erklärt, er hätte auch noch ein-
mal mit GD Bayer, der beim Abendempfang war, gesprochen und dieser
meinte, man solle hier gar nichts mehr tun. Wenn es sich um Taktik
handelt, dann bin ich damit einverstanden, wenn er seine Meinung ge-
ändert hat, hätte er mir das früher sagen müssen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Bayer verbinden.

Die mit 15 Uhr festgesetzte Getreidepreisverhandlung war für mich
klar würden spätestens um 3/4 5 enden. Die notwendigen zusätzlichen
Maßnahmen, die jedes Jahr für die Getreideaufbringung durchgeführt wer-
den müssen, wurden zwischen SC Steiner und der Landwirtschaftskammer
vorher im Detail besprochen, eine endgültige Einigung war aber auch
nicht erzielt worden, alles machte von der Erzeugergetreidepreisfest-
setzung den endgültigen Beschluß abhängig. Da die Kalkulationsunter-
lagen die verschiedensten Beschlüsse bekräftigen konnten, es aber
furchtbar schwer war einen tragbaren Kompromiß zu finden, habe ich dann
vorgeschlagen, man sollte eine ähnliche Regelung auch heuer machen, wie
sie im Vorjahr erfolgt ist. Damals erhielten die Bauern 15 1/2 Groschen
Getreidepreiserhöhung und mußten 7 Groschen wieder Verwertungsbeitrag
zurückbezahlen. Da diesmal mit wesentlich höheren Getreideexporten zu
rechnen ist, erklärte Haiden, der Verwertungsbeitrag müßte auf 26, die
Bauern haben dann 25 Groschen endgültig zugestanden, erhöht werden.



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Dies bedingt, daß von den wieder von mir vorgeschlagenen 15 1/2 Groschen
Erzeugerpreiserhöhung 5 1/2 Groschen den Bauern abgezogen werden. 10
Groschen wären also netto verblieben. Der Präs. der NÖ LWK Bierbaum
meinte, 13 Groschen müßten es unbedingt sein. Präs. Lehner, der letzten
Endes dann immer das letzte Kompromiß macht, hat sich nicht geäußert.
Für mich ist der Erzeugerpreis nicht so entscheidend, wichtig war,
daß wir uns über die Brotpreiserhöhung sofort einigen konnte, mein
Vorschlag so wie im Vorjahr um 70 Groschen die Wecken- und Laibpreise zu
erhöhen, wurde von allen vorläufig akzeptiert. Gespießt hat es sich
dann bei den Mehlpreiserhöhungen. Hier war im Vorjahr auch eine 70-
Groschen-Erhöhung. Jetzt wollte sowohl MR Kurzel als auch die Landwirt-
schaftskammer und auch natürlich die Handelskammer, Mühlen und Händler
insbesondere, daß wir 80 Groschen machen. Dieser Erhöhung konnte und
wollte die AK unter gar keinen Umständen zustimmen. Ich habe daher zu-
sammenfassend vorgeschlagen, man sollte jetzt neuerdings, wobei einige
Detailfragen vorher geklärt werden konnten, eine Berechnung anstellen
und sie Anfang nächster Woche dann endgültig beschließen. Dr. Köllerer,
Obmann der Mühlenindustrie, der ja alles immer berechnet, wofür er von
mir nicht nur Dank und Anerkennung sondern jetzt auch einen höheren
Orden bekommt, steht jederzeit zur Verfügung. Wenn das Handelsmini-
sterium diesen Berechner nicht hätte, sondern auf den Getreideausgleichs-
fonds zurückgreifen müßte, würde alles nicht so gut laufen. Erschrek-
kend eigentlich, wie die Preisbehörde oder, wenn man so will, die
amtliche Stelle oder die halbamtliche Stelle, Getreidewirtschafts-
fonds, sich an einen Industrievertreter verlassen kann und sich auch
verläßt.

Das Ausscheidungsmatch für die erste Runde Deutschland gegen Öster-
reich verlief für mich erwartungsgemäß. Die Deutschen haben in den
ersten 20 Minuten die Österreicher hart attackiert und tatsächlich
das für sie spielentscheidende eine Tor geschossen. Hätten die Öster-
reicher nicht so viel Glück gehabt, wären es mindestens 3 geworden.
In diesem Fall, bei mehr als zwei Toren Differenz, hätte Österreich
nach Hause fahren müssen und Algerien wäre als zweiter in die nächste
Runde aufgestiegen. Der Elan der Deutschen hat dann aber eine Zeit-
lang nachgelassen, man kann wirklich feststellen, die Kampfhähne haben
sich dadurch beruhigt und was dann folgte, war tatsächlich nur mehr
ein hin- und herspielen, um die 1 1/2 Stunden ohne weitere Tore über
die Runden zu bringen. Die Österreicher haben schlauerweise nicht allzu
sehr attackiert. Ein Unentschieden hätte nämlich wieder die Deutschen
nach Hause geschickt und die Deutschen haben keinen Grund merk sich


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besonders anzustrengen. Die Empörung bei den Zuschauern, die ein Match
ähnlich der letzten WM, wo allerdings, nachdem Österreich sowieso
nichts mehr zu gewinnen hatte, die Deutschen besiegt wurden, ein volles
Stadion gebracht und natürlich enttäuschte Zuschauer. Meiner Meinung
nach aber war es taktisch vollkommen richtig und, da es ja bei den WM
um viel Geld geht, auch vertretbar. Die Kommentatoren und die Zeitungen
nachher waren allerdings wesentlich anderer Meinung. Auch hier ent-
schied ausschließlich die Emotion.

Samstag, 26., und Sonntag, 27. Juni 1982

Der Einladung nach Heiligenblut waren 3 Regierungsmitglieder, Gesund-
heitsminister Steyrer, Landwirtschaftsminister Haiden und ich gefolgt.
Der auch eingeladene Bundeskanzler ist nicht erschienen, hatte aber
glaube ich nie die Absicht hinzukommen, sondern, wie der Vorsitzende
LH Wagner erklärte, war dafür der GD Weiser von der EVA vom Kanzler
delegiert.

Bei einer Vorbesprechung in Kaprun, an der GD Fremuth, der Dir. TKW
Gmeinhart und vor allem der GD und jetzt in der Osttiroler Gesell-
schaft tätige Oberleitner sowie Grossendorfer und ich teilnahmen, dis-
kutierten wir, wie es laufen könnte. Alle waren eigentlich fest davon
überzeugt, es würde eine Kommission aus dieser Besprechung herauskom-
men. Ich selbst habe bei der Vorbesprechung bereits gesagt, ich fürchte,
daß letzten Endes auch dann, wenn Fremuth dagegen heftigst polemisieren
würde, der Trend dahingehend läuft, man müßte die Umbalfälle unbe-
dingt aus diesem Projekt herauslassen. Fremuth meinte, er hätte bei
einer Vorbesprechung mit LH Wallnöfer diesen so instruiert, daß er
fest davon überzeugt ist, auch er würde gegen die Herausnahme der Umbal-
fälle stark auftreten. Ich selbst sagte, obwohl es sicherlich betriebs-
wirtschaftlich notwendig wäre, glaube ich nicht, daß man die Umbal-
fälle jetzt einbeziehen kann, ich machte sogar den provokanten Vorschlag,
die Energiewirtschaft soll das ganze Kraftwerk so auslegen und insbe-
sondere die Beileitungen so dimensionieren, daß bei einer ernsten
Energiekrise in ein paar Jahrzehnten noch die Umbalfälle miteinbe-
zogen werden könnten.

Bei dem Empfang in Heiligenblut war eine größere Gruppe von Kraftwerks-
gegnern und verschiedenen Naturschützern anwesend, die mich sofort mit
dem Ruf "Staribacher - Kraftwerksmacher" empfingen.



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LH Wagner eröffnete dann und hat seinen Stellvertreter Frühbauer
gebeten, er möge die Situation darlegen. Kärnten hat ja bereits seinen
eigenen Nationalpark durch Entscheid festgelegt. Die Gößnitz, die auch
in das Projekt einbezogen werden sollte, als im Nationalpark liegend
für eine Kraftwerksableitung dezidiert abgelehnt und damit auch in
Kärnten, wie man so schön sagt, einen Gletscherbach unversehrt gelassen.
Salzburger LH Haslauer erklärte wieder, er hätte jetzt mit der TKW ver-
einbart, daß 10 Jahre das Pinzgauer Projekt zurückgestellt wird,
und er hofft, daß er jetzt ein Landesgesetz über den Nationalpark
bald beschließen könne. Überhaupt hat Haslauer besonders darauf ver-
wiesen, daß die Länder in ihrer eigenen Kompetenz alle diese Natio-
nalparkfragen klären werden, der Bund sollte nur durch ein Art.-
15a-Abkommen die Möglichkeit haben dem beizutreten, mit anderen Worten,
nichts sagen zu können, dafür aber zahlen zu müssen. LH Wallnöfer er-
klärte die Geschichte dieses ganzen Projektes und meinte letzten
Endes dann aber doch, wenn die Umbalfälle ausgenommen werden sollen,
dann ist es ihm auch recht, er möchte nur, daß man dies halt nochmals
untersucht. Der Vorschlag, die Umbalfälle dann durch andere Wasser-
mengen zu ersetzen, den ja Landwirtschaftsminister Haiden immer
wieder predigt, wird dazu führen, daß 15 % des Wasserdargebots ausfällt
und dafür 1 %, z.B. der Debantbach, einbezogen werden könnte und sollte.
Wenn wie man von Tiroler Seite schon einmal erwog, auch der Schwarzen-
bach herübergeleitet wird, wird zwar dieser unberührte, auch im Na-
tionalpark liegende Gletscherbach beigeleitet und unter den Umbal-
fällen, wenn man so bildlich sagen kann, durchgeleitet und könnte
theoretisch die Wassermengen ersetzen. Die Frage ist nur, ob diese
Talbewohner sowohl beim Debant- als auch beim Schwarzenbach die Zu-
stimmung geben würden. Die Bürgermeister der davon betroffenen Gemein-
den haben sich geteilt geäußert, die Landeshauptleute meinen aber
doch, sie hätten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht jetzt
dann endgültig den Nationalpark zu gründen und durch Gesetz zu veran-
kern. Nur der Landeshauptmann Wallnöfer hat immer wieder darauf ver-
wiesen, daß er bereits 1971 bei der ursprünglichen Gründung dieser
Idee in Heiligenblut darauf verwiesen hat, daß der Tiroler Landtag
den Beschluß schon seinerzeit gefaßt hat und das Kraftwerk aber nicht
beeinträchtigt werden darf. Ich bemerkte, wie LH Haslauer zu Wagner
meinte, der Anhang sei kein integrierender Bestandteil des Vertrages,
sagte das aber nicht laut. Die Naturschützer und auch natürlich Al-
penverein und Naturverein verwiesen darauf, daß unbedingt ein Gle-
tscherbach unversehrt bleiben muß. Steyrer sagte, auch das sei das
Minimum, ich selbst wurde von Wagner dann aufgefordert auch eine Er-


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klärung abzugeben und erklärte, man hätte mich als Staribacher – Kraft-
werksmacher empfangen und das stimmt, denn der gesetzliche Auftrag
lautet, wir hätten die Stromversorgung sicherzustellen und den Ausbau
der Kraftwerke vorzunehmen. Ansonsten gibt es ebenso gesetzliche Re-
gelungen, wie eine Wasserrechtsverhandlung zu führen ist, die sollte
man eben jetzt durchführen. In der Regierung wurde seinerzeit bespro-
chen und beschlossen, daß Bach für Bach durchgegangen wird und keiner-
lei Vorbehalte zu dieser Untersuchung bestanden. Zu dieser Regierungs-
erklärung stehe ich nach wie vor.

In einer anschließenden Pressekonferenz haben die drei Landeshaupt-
leute die selben oder ähnliche Erklärungen abgegeben wie in der Dis-
kussion, ich habe angenommen, daß es damit das Bewenden hat, doch wollte
auch Landwirtschaftsminister Haiden noch einmal bekräftigen, daß er
sehr zufrieden sei mit diesem Ergebnis, es stellte sich doch heraus,
daß sowohl das Kraftwerk als auch der Nationalpark kommen wird und
daß man die Umbalfälle erhalten könne. Gesundheitsminister Steyrer war
weniger optimistisch und erfreut, er sagte, man weiß noch nicht, was
endgültig herauskommt. Ich selbst gab keine Erklärung ab wurde aber
dafür umso mehr gefragt, bin aber von meinem Standpunkt nicht abge-
wichen. Untersuchen kann man alles, es wird ein neues Projekt, wie
Fischer es bezeichnet 82 eins, jetzt von der Gesellschaft durchkalku-
liert und vorgelegt werden, die Pressekonferenz wurde dann nur von
einer Bemerkung von Doz. Lötsch für die Umweltschützer für mich zu einer
neuen Erkenntnis. LH Wagner hatte allen Teilnehmern der Sitzung zuge-
sichert, sie könnten bei der Presskonferenz nicht nur anwesend sein,
sondern auch, wenn sie es notwendig finden, das Wort ergreifen. Die Na-
turschützer und Ökologen und sonstige gegen das Kraftwerk anwesenden
Vertreter haben sich darüber sehr befriedigt gezeigt. Doz. Lötsch hat
dann bei der Pressekonferenz die seinerzeitigen 12 Gutachten, die
insgesamt 12 Mio. S von der Kraftwerksgesellschaft kassierten, nicht das
Projekt 74/3 gutheißen, sondern, wie Lötsch einen Brief dort vorlas,
entsetzt über die Entwicklung sind. Insbesondere machte er aber die Be-
merkung, daß der mit der Zusammenfassung beauftragte Prof. Franz, Geo-
loge und Bodenkundler, angeblich jetzt erklärt, die Staumauer könnte
gar nicht so hoch errichtet werden oder so hoch aufgespeichert werden,
da in diesem Erdbebengebiet die größte Gefahr des Dammbruches besteht.
Gegen diese Äußerung habe ich mich natürlich sofort gewendet und er-
klärt, wenn dies zutreffe, dann dürfe die Staubeckenkommission überhaupt
keine Genehmigung geben. In der Sitzung also wurde von Lötsch keine
einzige Bemerkung darüber gemacht, in der Pressekonferenz dagegen diese


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Situation ganz hochgespielt.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte sofort von der Energiesektion
und von der Verbund die Äußerung Prof. Franz mit diesen besprechen
und verifizieren.

Das vorgesehene Goldwaschen in Heiligenblut mußte durch ein fürchter-
liches Unwetter verschoben werden.

Die Eröffnung der Preintalerhütte am nächsten Tag stand unter dem
Schlechtwettereinfluß. Die Aussprache mit den Fremdenverkehrsverant-
wortlichen am Talschluß des Untertals war wie erwartet für mich kein
Problem. Die Kritik und Vorschläge, die nur vereinzelt vorgebracht
wurden und sich sehr moderat bewegten, waren leicht zu entkräften
oder widerlegen. Übrigens haben sie meistens das andere Ressort be-
troffen. Der Aufstieg zur Preintalerhütte unter ständigem starken
Regen und die Eröffnung oben war eine Routinesache, auch der Abstieg.
Immerhin wurden wir alle durch 6 Stunden ordentlich durchgewaschelt.
Trotz der Regenbekleidung, unter der man ja auch sehr schwitzt, waren
wir sowohl innen als auch außen vollkommen durchnäßt. Die Regenbeklei-
dung für das typisch österreichische Regenwetter ist, ob im Inland er-
zeugt oder im Ausland, auch nicht ausreichend. Wahrscheinlich gibt es
dafür technisch aber überhaupt keine Lösung. In Dachstein-Niedertauern-
Fremdenverkehrsregion ist bis jetzt der Sommerurlaub sehr schlecht
angelaufen. Dies bereitet mir eigentlich schon einiges Kopfzerbrechen,
ich fürchte, wenn es bei den anderen Regionen auch so ist, daß wir
tatsächlich in diesem Sommer wieder einmal einen Rückschlag erleiden
würden. Da aber für den Sommerfremdenverkehr doch der Juli und August
entscheidend ist, muß man weiter abwarten. Zuwächse erwarte ich aller-
dings, wie ich bereits im Frühjahr prognostiziert habe, in diesem Sommer
nicht, MR Würzl ist hier anderer Meinung und rechnet mit 1 bis 2 +
Nächtigungen, das WIFO und andere Stellen sogar noch mit mehr. Ich
bin sehr gespannt, wie es wirklich laufen wird.

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Tagesprogramm, 25.6.1982

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Tagesprogramm, 26./27.6.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm 26./27.6. Rückseite)


Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Personalvertretung HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: FPÖ-NR-Abg.


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Vertr. Mühlenindustrie


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Präs. LWK


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., ab 1981 Gesundheitsmin.


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Verbund, Dir. Osttiroler Kraftwerke


              Einträge mit Erwähnung:
                GND ID: 115563237


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: -obmann


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Bundeskanzler
                      GND ID: 118566512


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: ung. stv. Ministerpräsident


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: LH Sbg.


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: ung. Handelsrat


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: MR LWM; davor FAO


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: MR HM


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: nö. ÖVP-LR, Präs. LWK NÖ


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Gen.Sekr.


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Biologe


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Ökonom, ab 1981 Sts.


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Vizepräs. BHK, Präs. FWV


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.; Bgm. Schwanenstadt, OÖ


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  GND ID: 125942052


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Dir. TKW


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: LH Kärnten, SPÖ


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
                                                        GND ID: 12053536X


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: MR HM


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: ÖVP-Wirtschaftsbund


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                Tätigkeit: GD Vereinigte Edelstahlwerke


                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                        Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                                                        GND ID: 102318379X


                                                                        Einträge mit Erwähnung:


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                                            Tätigkeit: ung. Außenhandelsminister


                                                                            Einträge mit Erwähnung: