Samstag, der 24. April 1982 bis Sonntag, der 25. April 1982

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Samstag, 24., und Sonntag, 25. April 1982

Der WDR-Köln hat sozusagen eine Österreichstunde aus der Argentinier-
straße übertragen. U.a. wurden die Philharmoniker, Schrammeln, Dr. Wehle
als wirklicher Österreichwortspezialist und auch ich als Wirtschaftsmini-
ster geladen. Die Fragen erstreckten sich über Rhein-Main-Donau-Kanal
bis zum Fremdenverkehr. Das letztere war mir das wichtigste, denn bei
der Gelegenheit konnte ich sozusagen über den Äther neuerdings an die
Deutschen appellieren, nach Österreich zu kommen und hier ihre Ferien
zu verbringen. Aufhänger dafür war, daß der Moderator mich einige Male
fragte, ob nicht die Deutschen in Österreich teilweise unerwünscht sind.
Dies habe ich auf Einzelpersonen, die es da und dort gibt, zurückgeführt,
aber dezidiert erklärt, wie sehr wir die deutschen Gäste brauchen und
wie sehr sie bei uns geschätzt sind. Ob sie beliebt sind, traute ich
mich nicht zu behaupten, obwohl ich natürlich dem Gerücht des Moderators,
sie benehmen sich oft nicht sehr gut in Österreich, sofort entgegengetre-
ten bin.

Am Nachmittag habe ich dann im Friseursalon Andreas, übrigens ein Enkel
von Minister Helmer, eine Malerausstellung eröffnet. Der Maler Preiss,
aus der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt hervorgegangen, schreibt
gleichzeitig Gedichte und vertont auch, daher gilt er als der Rockerbander. Überraschend für mich war, daß der ganze Friseurladen ausge-
räumt war, nur um für Samstag, Sonntag diesen Maler die Ausstellungsmög-
lichkeit zu schaffen. Dies war eine gigantische Leistung, die ich auch
entsprechend bei meiner humorvollen Ansprache würdigte.

Am Sonntag beim Empfang der riesigen thailändischen Delegation von
den Premierminister stellte ich fest, daß der Industrieminister der
ehem. Botschafter Thailands in Österreich gewesen ist. Wir unterhielten
uns sofort über das einzige Projekt, nämlich die Papierfabrik, die Voith
von 2,8 Mrd. S 1,8 Mrd. für Voith noch hofft im Rahmen dieses Besuches
abschließen zu können. Zum Glück hat mich in Bukarest Dir. Roth über
die Details genau informiert und ich habe darüber auch eine entsprechen-
de Unterlage gehabt. Kreisky nämlich wollte vorher wissen, welche
wirtschaftlichen Möglichkeiten wir in Thailand haben, außer diesem Pa-
pierprojekt hat selbst der österreichische Handelsdelegierte in Thai-
land, der jetzt auch am Flughafen war nichts gewußt. Unser Handelsvolumen
beidseitig erreicht nicht mehr als 500 Mio. pro Jahr.

Kreisky hat im kleinsten Kreis, Haiden, Pahr und mir gegenüber, größte
Bedenken wegen der Biospriterzeugung gehabt. Ich war daher sehr froh,


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ihm mitteilen zu können, daß wir jetzt auf er Sozialpartnerebene ver-
handeln können. Kreisky hat nämlich, und da war ich sehr überrascht,
jetzt eine sehr negative Einstellung zum Biospritprojekt, obwohl er
seinerzeit sogar extra Landwirtschaftsminister Haiden anstelle von mir
mit der Durchführung dieses Projektes betraut hat. Jetzt meinte er
wieder, die Sozialpartner würden dann eine Konzeption festlegen, die
letzten Endes das Budget schwer belastet. Ich habe ihm sofort erklärt,
daß ich immer ein Gegner dieser Belastungen, weder des Budgets noch
der Konsumenten gewesen bin. Mit 12 bis 13 S geht überhaupt nichts und
wenn tatsächlich jetzt eine Anlage mit 6 1/7 bis 7 S Ethanol erzeugen
kann, dann können wir dies auch mit Zustimmung AK und ÖGB entsprechend im
Benzin vermischt und dadurch das Budget nicht belasten. Kreisky sieht
für das Budget 83 sehr, sehr schwarz, selbst der Hinweis gegebenenfalls
über den Münzamtverkauf sieht er keine Lösung, er befürchtet weitere
Steuererhöhungen auch dann, wenn diese vielleicht im 83 Budget noch
nicht so deutlich ausgesprochen werden müssen. Er meinte, man müßte
im Wahlkampf dann Rede und Antwort stehen, welche Steuererhöhungen noch
kommen und da glaubt er, daß weitere unbedingt notwendig sein werden.
Meinen Optimismus hat er wieder einmal abgelehnt und kritisiert.

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Tagesprogramm, 24./25.4.1982




Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Fa. Voith


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      Tätigkeit: Bundeskanzler
      GND ID: 118566512


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        Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


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