Freitag, 13. bis Sonntag, 15. November 1981
Die englische AB Electronic, 35 in London gegründet, hat in Salzburg,
AB Elektronik GesmbH, mit 46 Mio. S Investition eine Fabrik auf die grüne
Wiese gebaut. Bevor ich sie feierlich eröffnet habe, nach Ansprachen
vom Bürgermeister und Landeshauptmann, hatte ich mit GD Kroch vom
englischen Mutterhaus und anderen Herren des Aufsichtsrates aus Groß-
britannien, und vor allem natürlich mit dem österreichischen Geschäfts-
führer Kernmaier eine Aussprache über die weiteren Zuliefermöglichkeiten.
AB Elektronik möchte bei der Umstellung des österreichischen Telefon-
systems eingeschaltet werden. Ich habe ihnen freimütig sofort gestanden,
daß ich mir nicht vorstellen kann, daß sie in das Kartell der vier
Firmen Schrack, Kapsch, ITT und Siemens, in der ÖFEG zusammengeschlos-
sen, aufgenommen werden. Da bemühen sich schon Philips und andere Firmen
bis jetzt vergebens. AB Elektronik möchte aber sogenannte Hybridschal-
ter erzeugen, wenn sie zuliefern könnten. Mit Kapsch erscheint mir eine
solche Lösung am zweckmäßigsten, denn die englische Firma Rakon hat
ja jetzt gerade mit Kapsch den Zuschlag für die Funkgeräte für das
Bundesheer bekommen. Die englische Firma AB Electronic ist mit Rakon als
Lieferfirma eng verbunden. Hybridschalter will allerdings die Firma
Schrack erzeugen, die bereits von der Firma Eumig die entsprechenden
Maschinen zugekauft hat. Derzeit erzeugt AB Elektronik Salzburg nur
sogenannte Widerstandsnetzwerke, das sind Bauelemente, die nicht ein-
mal 10,-- S das Stück kosten. Die Hybridschalter dagegen können bis
zu 10.000 S das Stück kosten.
Die Einfuhrzölle sind nach Meinung der AB Electronic falsch tarifiert,
sie müssen für das Rohmaterial aus den USA 8 bis 14,6 % Zölle zahlen,
die die Kalkulation sehr belasten. Da sie im Inland nicht gefertigt
werden oder zumindestens nicht bedarfsdeckend gefertigt werden, besteht
die Möglichkeit § 6 Zollgesetz, wie MR Fellner dort im Detail den Eng-
ländern auseinandersetzt.
Zinsbegünstigte Investitionskredite kann es in Hinkunft auch geben,
Fellner hat sogar festgestellt, daß diese Firma die Top-Investitions-
kredite hätte bekommen können, die Salzburger Sparkasse hat dies wieder
nicht gewußt oder aus anderen Gründen nicht beantragt. Zuschüsse für
Ausbildungskosten für die Mitarbeiter wurden ihnen versprochen und be-
reits mit 460.000 S auch tatsächlich ausbezahlt. Dies reicht aber nicht
aus, um die Ausbildung der Mitarbeiter für die Hybridproduktion unter-
zubringen. Mit dem örtlichen Leiter des Arbeitsamtes habe ich dann bei
62-1317
dem Empfang darüber gesprochen, dieser meinte, es müßte eine Schulungs-
möglichkeit sehr wohl noch bestehen, wenn das Sozialministerium die
Grenze von 500.000 S für das Arbeitsamt Salzburg erweitern könnte.
ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte mit SC Lenert sofort Kontakt
aufnehmen.
Bei der Staatswappenverleihung der Fa. Miele traf ich den jetzt schon
pensionierten GD Schäffner, der sich mit Freude daran erinnerte, wie
er noch vor 25 Jahren in die AK gekommen ist, um damals nur als Verkaufs-
mann der deutschen Miele das Nettopreissystem mit uns zu besprechen.
Die AK hatte damals gegen die Mondpreise mit den überhöhten Handelsspan-
nen, die aber niemand bezahlte, weil jeder einen Rabatt sich persönlich
herausfetzte, nur die ärmsten und die sich nicht handeln trauten, mußten
den vollen Preis bezahlen, erfolgreich bekämpft. Miele hat damals mit-
gewirkt. Der deutsche Besitzer, Konsul Miele, war ebenfalls nach Bürmoos
gekommen, dem ich das Staatswappen persönlich dann auch überreichte.
Dieser erinnerte mich wieder daran, daß bei der Eröffnung des Miele-Hau-
ses auf der Mariahilfer Straße wir uns schon getroffen hatten. Konsul
Miele beurteilt die wirtschaftliche Entwicklung in der BRD nicht zu-
letzt deshalb als so ungünstig, weil sich die Regierungsparteien, sprich
SPD und FDP, so in aller Öffentlichkeit streiten und dadurch eine noch
größere Verunsicherung eintritt, als sie sowieso durch die wirtschaftliche
Rezession bedingt ist. In der Beziehung beneidet er die Österreicher.
Selbstverständlich habe ich ihn daher bei der Ansprache sofort ersucht,
er soll die guten österreichischen Voraussetzungen nützen und ev.
weitere Produktionen nach Österreich verlegen. Dies ist sicherlich in
einer Rezession wie jetzt kaum möglich, doch wird früher oder später be-
stimmt auch die deutsche Konjunktur wieder anspringen und dann müsse
man ihn entsprechend animieren.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Vielleicht kann man mir immer die ehemaligen
Unterlagen von Eröffnungen oder sonstigen Anlässen der Firmen zur Ver-
fügung stellen.
Die Firma Frey, Renault-Vertreter und seit diesem Jahr auch Talbot-Vertre-
ter in Salzburg und Westösterreich, macht Jahr für Jahr ein Betriebs-
fest. Die Verkaufshalle wird ausgeräumt, der Juniorchef gibt sozusagen
einen Rechenschaftsbericht. Interessant für mich war, daß es bei der
Umstellung auf die Vertretung von Talbot auch für die Firma Frey, wie
ginge es anders, Schwierigkeiten gegeben hat. Da ich Anfang des Jahres
62-1318
gerade in Salzburg mit den französischen Vertretern und den österrei-
chischen Peugeot-Importeuren, die ja diese Marke unbedingt auch gleich-
zeitig übernehmen wollten, Verhandlungen geführt habe und letzten Endes
der Durchbruch uns gemeinsam geglückt ist, habe ich natürlich humorvoll
gemeint, vielleicht war es doch nicht zu zweckmäßig, auch diese Vertre-
tung für die Peugeot-Firmen zu gewinnen, wenn es jetzt Schwierigkeiten
gegeben hat. Peugeot hat jetzt durch die japanische Konkurrenz an Markt-
anteil verloren, aber gleichzeitig auch durch die geringere Einfuhr von
Autos auch entsprechende Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Ohne auf De-
tails einzugehen, habe ich einmal mehr gesagt, daß wir jetzt mit den
Japanern ins Gespräch kommen müssen, damit diese mehr automotive Produkte
kauft, wie dies teils die Franzosen, aber vor allem auch die Deutschen
durch unsere Importpolitik machen.
Die AK und die HK haben dann noch den Belegschaftsvertretern für die
langjährige Tätigkeit entsprechende Auszeichnungen überreicht.
ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Die Japanverhandlungen müssen wir
entsprechend verstärken.
Bei der Bezirkskonferenz der SPÖ in Perchtoldsdorf konnte ich am
Samstag Nachmittag eine verhältnismäßig größere Anzahl, dafür aber umso
ältere Leute begrüßen. Nicht nur die SPÖ in Wien, sondern auch in der
Wiener Umgebung, vielleicht in ganz Niederösterreich, zeichnet sich da-
durch aus, daß diese Bezirkskonferenzen überwiegend von älteren Menschen
besucht werden. Vielleicht war dies aber in Perchtoldsdorf gerade
deshalb besonders sichtbar, weil bei dieser Konferenz gleich die älte-
ren und langjährigen Mitglieder geehrt wurden. Überraschend für mich
war, daß es nach meinem Referat eine umfangreiche Diskussion gegeben
hat, die viel länger gedauert hat, als jemals vermutet wurde. Insbeson-
dere ein Mitarbeiter, deutlich erkennbar an seiner Aussprache, sicher
ein ehemaliger Flüchtling, stellte so viele Fragen, daß die andere Kon-
ferenz dann schon nervös wurde. Ich habe dies dagegen als so angenehm
empfunden, denn für mich war es ein deutlicher Beweis, dieser Mann,
sich erstens in Österreich eingearbeitet , politisch sicherlich sehr
aktiv ist, und die Gelegenheit, einmal einen Minister zu fragen, für
ihn das große Erlebnis war. Am liebsten hätte ich mit ihm noch stunden-
lang diskutiert. Immer wieder kann ich nämlich feststellen, daß Aus-
länder, die nach Österreich kommen, von der jovialen Zusammenarbeit
zwischen den Oberen und der Basis zu freudig überrascht sind, daß
sie selbstverständlich diese Gelegenheit dann auch nützen.
Am Sonntag wurde von unserer ehemaligen illegalen Jugendgruppe wieder
einmal eine Wanderung vereinbart, und ohne daß ich es eigentlich im De-
tail wußte und vorgemerkt hatte, bin ich diesmal Gott sei Dank dazu ge-
kommen. Alte Erinnerungen wurden ausgetauscht, alles ist schon furchtbar
lange her, die meisten sind ja auch schon längst in Pension, das war
in Wirklichkeit eine richtige Nostalgiewanderung.
Bei der Feier 25 Jahre Giulio traf ich nicht nur Dr. Buchauer, der sozu-
sagen das Handelsministerium vertreten hat, sondern auch den lang in
Pension befindlichen Reg.Rat. Elsinger. Dieser hat mir mitgeteilt, daß
er die ersten 2 Jahre in der Pension, wo er nichts zu tun hatte, sehr
unglücklich war. Jetzt arbeitet er bei der Firma Giuli und ist über
die Tätigkeit, die seinen Tagesrhythmus regelt, sehr glücklich. Er
hatte mir freimütig bekannt, daß ein Mensch, wenn er aktiv ist, dann mit
Eintritt in das Pensionsalter und z.B. eben aus dem Bund ausscheiden
muß, dringendst eine andere Beschäftigung braucht. Ich habe das Gefühl,
er wollte mich fast warnen, daß man sich nicht auf die Pension freuen
sollte, wenn man sie erreicht hat, ist man nachher todunglücklich, wenn
man nicht eine andere Aktivität vorbereitet hat und dann auch ausführen
kann. Die Frau von Giuli ist in der Kindermodenbranche tätig. Sie be-
stätigte mir einmal mehr, daß in der Textilbranche das unausrottbare
Vorurteil herrscht, Hemdenimporte, Strumpfhosenimporte bekommt aus-
schließlich, aufgrund der Verbindung, die NR Heindl mit dem Handelsmini-
sterium hat, nur die Firma Schöps. Von diesem Standpunkt, und sie meinte
es mir gegenüber sehr ehrlich, wäre es jetzt gut, daß Heindl zur Baufirma
Hofman & Maculan übergewechselt ist.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte eine Aktennotiz zusammenstellen lassen,
was Schöps bekommen hat und wie es begründet wurde.