Freitag, 28. bis Sonntag, 30. August 1981
In der Industriezone von Braunau hat der Bürgermeister mit seinen zu-
ständigen Funktionären und Beamten mir die Bedeutung der einzelnen
Firmen für die Frauenbeschäftigung insbesondere in Braunau klargemacht.
Die Elektro- und Kunststofftechnik Ges.m.b.H. EKB braucht für den weiteren
Ausbau für die Fertigung von Kabelbäumen, das sind komplizierte Kabel-
leitungen für die Automobilindustrie, einen 10-Mio.-Kredit vom Sozialmi-
nisterium. Außerdem wird jetzt ein neuerlicher Antrag für die Topinve-
stitionen von 15 Mio. S an die österr. Investitionskredit AG gestellt.
Derzeit beschäftigt die Firma 200 Arbeitnehmer und könnte bis 83
420 beschäftigen. 95 % der Produktion wird exportiert. Ich habe mich
sofort nach der Betriebsbesichtigung, wo ich mich von der modernen Aus-
stattung überzeugen konnte, sofort bereit erklärt, die Unterlagen für
die Kreditansuchen mitzunehmen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte überprüfe, wie wir diesem Betrieb helfen
können.
In der Industriezone befindet sich auch die Innkristall Ges.m.b.H., eine
neue Gründung einer Bleikristallfabrik. Ein ehemaliger Österreicher,
Emil Ilk, der jetzt wieder zurückgekommen ist, hat 115 Mio. S investiert.
50 Mio. S Eigenkapital, das er verhältnismäßig noch sehr jung in Deutschland
bei Glasfabriken erarbeitet hat, 30 Mio. S Kommunalkredit, 15 Mio. ERP-
Kredit, 8 Mio. Bürges und 12 Mio. Fertigungsüberleitungskredit. Bgm. Fuchs
als Leiter der Sparkasse Braunau a. Inn hat hier die optimale Kombina-
tion der Finanzierung zusammengebracht. Für mich ist typisch, daß es
einem geschickten Bürgermeister mit entsprechender Verbindung in der
Sparkasse möglich ist, optimale Finanzierung durch seinen persönlichen
Einsatz zustande zu bringen. Bei der Betriebsbesichtigung konnte ich dann
eine amerikanische Mannschaft kennenlernen, die diesen Typ der Glaspro-
duktion in Amerika nicht kennt, jetzt angelernt wird, und dann die
deutschen Maschinen zu kaufen, und sozusagen das Ilk-Know-How. Beeindruckend
für mich war, daß die Glastropfenentnahme aus dem Schmelztiegel für die
Bleikristallherstellung computergesteuert wird. Darin liegt die größte
Schwierigkeit in diesem Produktionsprozeß. Ist der Glastropfen für den
einzelnen Kelch zu klein, dann werden die Formen kaputt, ist er zu groß,
dann funktioniert das auch wieder nicht, daß man so etwas durch tiefer
Eintauchen oder durch schnelleres Drehen computergesteuert regulieren
kann, habe ich nicht erwartet.
In Ranshofen erwartete mich der gesamte Vorstand der VMW. Ausgelöst
wurde dieser Betriebsbesuch durch eine Pressekonferenz von mir in Linz.
Dort hatte ich auf eine Reporteranfrage, wie es mit den Strompreisen
bei der stromintensiven Industrie weitergehen soll, , daß auch dort mit
weiteren Preiserhöhungen gerechnet werden muß. Es wäre zu überlegen,
ob nicht stromintensive Hüttenproduktion durch Importe zumindestens
teilweise ersetzt werden könnte. Die Kommunistische gewerkschaftliche
Einheitsliste in Braunau hat sofort ein Flugblatt herausgegeben,
Staribacher möchte die Hütte stillegen. Dafür habe ich weder Kompetenz,
das ganze liegt ja beim Bundeskanzler, Sektion verstaatlichte Betriebe,
und nicht im Handelsministerium, noch, glaube ich, kann das jemand anderer
entscheiden als die ÖIAG selbst. Diese hatte zu der Aussprache den Di-
rektor Brauneis geschickt, richtig ist, daß in absehbarer Zeit die Hütte
neu errichtet werden muß. Dies wird bis zu 4 1/2 Mrd. S Investitionskosten
verursachen. Momentan ist die VMW mit 6 Mrd. Umsatz und 106 Mio. S Gewinn
im 80-er-Jahr sehr gut gegenüber anderen verstaatlichten Unternehmungen.
5.500 Beschäftigte in den verschiedensten Werken, wirtschaften verschie-
den gut. GD Streicher bedankte sich bei mir auch über die Unterstützung,
z.B. bei dem Philips-Vertrag über Aluplatten. Philips hat noch nicht
endgültig entschieden, ob er nicht doch auch bei Aluminium bleibt und
nicht wie beabsichtigt auf Kunststoff überwechselt. GD Lap und Streicher
haben sich darauf geeinigt, von 1 1/2 Mio. Platten auf 1,2 Mio. Platten
zu reduzieren. Der Plattenpreis bleibt bei 193,-- S. Sollten die 1,2
Mio. nicht erreicht werden, so bekommt VMW die Aufwendungen für die In-
vestition vergütet.
ANMERKUNG FÜR MARSCH: Bitte dieses Projekt auch weiter genau beobachten.
Bezüglich der Aludosenproduktion wird in der nächsten Zeit der Auf-
sichtsrat die entsprechenden Beschlüsse fassen, in Enzesfeld müßten
dann 380 Mio. S investiert werden. 70 Mio. S Betriebsmittel sind notwen-
dig. Neben der Fa. Coca Cola wird auch die Firma Rauch mit 120 Beschäf-
tigten eine Abfüllung gleich neben dem Enzesfelder Carowerk errichten.
Bezüglich der Strompreise konnte ich keine wie immer geartete Zusage
machen, sondern habe ganz im Gegenteil erklärt, daß auch bei der näch-
sten Strompreiserhöhung in diesem Jahr durch die Verbund eine entspre-
chende Preiskorrektur auch für die stromintensive, und natürlich damit
auch für VMW, notwendig sein wird. GD Streicher ist voll Optimismus, daß
er sich darüber mit GD Fremuth von der Verbund leicht wird einigen
können. Derzeit bezahlt die VMW 29 Groschen, der durchschnittliche Ver-
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bundabgabepreis ist 46 Groschen. Streicher möchte nicht einmal die per-
zentuelle Strompreiserhöhung, die die Verbund bekommt, auf seinen Sonder-
preis angewendet wissen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte Burian soll mir darüber berichten.
Die Betriebsbesichtigung ergab dann, daß nicht nur die Hütte sehr ver-
altet ist, sondern selbst die zwei Öfen, die vor Jahren als besonders
modern geschildert wurden, auch jetzt bereits überholt sind. Dadurch
ergibt sich für Ranshofen ein großer Mehrbedarf an Elektrizität, über
16.000 KWh pro Tonne Aluminium gegenüber maximal 14.000. Für Ranshofen
wurde deshalb auch seinerzeit der Inn entsprechend ausgebaut. Diese
alten Innkraftwerke produzieren heute um 8 Groschen die KWh. Die Rans-
hofner können natürlich nicht vergessen, durch das zweite Verstaatlichungs-
gesetz diese Elektrizitätswerke, die ihnen gehörten, an die Verbund
verloren zu haben.
Der Bürgermeister von Braunau hat mir dann auch noch die energiewirtschaf-
tlich, wie er glaubt, mögliche Erschließung und Nutzung geothermaler Ener-
gie ans Herz gelegt und mir ein entsprechendes Forschungsprojekt über-
geben. Nach Meinung des Grazer Univ.Prof. Zettl, wäre eine Bohrung nach
Heißwasser im Raume Braunau zwechmäßig.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Die Energiesektion soll dem Bürgermeister ent-
sprechend antworten.
Die Textilfirma Wenger hat ein Zweigwerk in Gurten errichtet. In einer
aufgelassene Schule hat sie ihre Trachtenproduktion aufgebaut und be-
schäftigt 200 Mitarbeiter, hauptsächlich junge Frauen. In 10 Filialen,
insbesondere die Chefin in der Getreidegasse in Salzburg, werden in immer
größerem Umfang diese Trachtenmoden verkauft. Da die Firma wirklich als
führend in der Branche bezeichnet werden kann, habe ich leider verspätet
das Dekret überreichen können. Beabsichtigt war es zum 60-jährigen Fir-
menjubiläum am 27. März dieses Jahres.
In Radstadt habe ich der Firma Kolbrat & Bunz für ihre Tätigkeit als
Generalvertreter für Jonsered-Motoren, aber ganz besonders dann für
die eigenentwickelte Motorsägen-Seilwinde auch das Staatswappen verliehen.
Die Firma hat sich seit 66 einen 18 %-igen Marktanteil für Motorsägen ,
durch , wie bei der Betriebsaussprache, auch Besichtigung, von Arbeitnehmern
und allen anderen eindeutig festgestellt wurde, tüchtige Chefin Frau
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Bunz. Der schwedische Generaldirektor hat für mich überraschend mitge-
teilt, daß selbst die Schweden jetzt, wenn sie Produktionsschwierigkeiten
haben, auf die Radstädter Firma zurückgreifen. Produktion der Seilwinde
erfolgt in Tirol.
In Saalbach wurden örtliche Presseleute eingeladen, um ein Lehrpfadsicher-
heitswandern vorzustellen. Dort wurde am Ende des Saalbachtales im vori-
gen Jahr ein Schullehrpfad hergestellt. Durch entsprechende Beschriftung
kann jedermann seine Trittsicherheit in den Bergen üben. Der Fremdenver-
kehrsverein macht allerdings für die Gäste jeden Montag zwei Führungen,
dadurch sollen die Leute zum Bergwandern animiert, gleichzeitig aber
auch auf die Gefahren der Bergwelt hingewiesen werden. Dr. Hrabovsky
vom Kuratorium für alpine Sicherheit hat dann den Journalisten nach der
Begehung die Bedeutung der Sicherheit erörtert.
Nachmittags gab es dann in dem neuerrichteten Infocenter in Saalbach
einen Vortrag über Kooperation im Fremdenverkehr durch Prof. Mazanec
von der Welthandel in Wien. In drei Arbeitsgruppen wurden dann neue
Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere Schwierigkeiten Detailuntersuchun-
gen, angestellt. In der Abschlußdiskussion dann wurde über diese Er-
gebnisse berichtet. Selbstverständlich gab es dann auch eine allgemeine
Fremdenverkehrsdiskussion, zu der mich ja auch hauptsächlich der Frem-
denverkehrsverband eingeladen hat. Salzburg arbeitet derzeit an einem
Fremdenverkehrsgesetz ähnlich wie Tirol, wie der zuständige Landesrat
Dr. Baumgartner erklärte. In Tirol werden die fremdenverkehrsabhängigen
Betriebe auch zu einer entsprechenden Umlage, auf den Umsatz bezogen, he-
rangezogen. Dadurch können mehr Mittel für den Fremdenverkehr in der
Gemeinde aufgebracht werden. Salzburg möchte ein ähnliches Gesetz, hat
aber derzeit noch keine Übereinstimmung mit den Interessenvertretungen
erreicht.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Würzl hat eine Zusammenstellung der wichtigsten
Punkte versprochen.
Große Beschwerden waren selbstverständlich wieder die Frage der Gast-
arbeiterbeschäftigung. Ich habe zwar den Teilnehmern klar gemacht, daß
es hier mehrere Gesichtspunkte zu berücksichtigen gibt, wenn auch der-
zeit kein größeres Kontingent von Gastarbeitern von seiten des Sozial-
ministeriums genehmigt werden kann, die Interessenvertretungen konnten
sich über ein solches nicht einigen, so würde ich doch anregen, daß man
eine Vereinfachung der oft sehr komplizierten Genehmigungsprozedur er-
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reicht. MR Würzl hat mir zugesagt, er wird diesbezüglich auch an das
Sozialministerium schreiben.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte dies weiter zu verfolgen.
Immer wieder wird angeregt, daß man den Fremdenverkehr wie den Export
Österreichs betrachten sollte. Zu diesem Zweck erwarten die Fremden-
verkehrsbetriebe auch aus dem AHF von der Handelskammer eine entsprechen-
de Unterstützung.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Nächstes Jour fixe HK setzen.
Die Eröffnung des Infozentrums und einer Saalbacher Bildungswoche war
für den Ort natürlich ein großes Ereignis. Früh morgens gleich Böller-
schüsse, dann Aufmarsch der Musikkapellen und rotes Kreuz, Trachtenverein,
Bergrettung, die alle im Informationszentrum auch untergebracht sind,
war für die in- und ausländischen Gäste ein richtiges Tam-Tam. Da vor
dem Informationszentrum nach dem Aufmarsch auch noch eine Feldmesse ge-
lesen wurde, haben sich dann die Gäste schön langsam verdrückt. Als die
Politiker zu ihren Ansprachen kamen, waren fast nur mehr die Vereine und
die Einheimischen anwesend.
Der Postwirt in Saalbach hat sein 550-jähriges Bestandsjubiläum gefeiert,
ein Sonderpostamt wurde in demselben Raum eingerichtet, wo früher die
Post bis in die 60er-Jahre untergebracht war. Da ich durch einen reinen
Zufall 946 in Saalbach Skifahren war und bei der Postwirtin gewohnt habe,
hat diese sich angeblich an mich noch genau erinnern können. Ich konnte
mich nur erinnern, daß sich das Dorf, damals Skidorf Saalbach, jetzt in ein
großes Fremdenverkehrszentrum gewandelt hat. 2 Mio. Übernachtungen, mehr
Betten als ganz Burgenland, wenn man will, also ein gigantischer Aufstieg seit
Anfang der 50er-Jahre. Jetzt kämpft der Ort mit dem Problem der
Übererschließung und der Einführung der elektronischen Zimmervermittlung.
Der Fremdenverkehrsverband ist sehr rührig und möchte mit dieser elek-
tronischen Zimmerreservierung und vor allem der Zimmerinformation eine
schnelle Abfertigung von Gästeanfragen. Bis jetzt hat man bereits 1 Mio.
S investiert, 800.000 S braucht man noch. Das Handelsministerium hat
1,3 Mio. S zugesagt und auch angewiesen. Mehr gibt selbst MR Würzl, der
dort sehr gefeiert wird, zu, könnte man gar nicht zuschießen.
Das Informationszentrum wurde auch mit Unterstützung des Handelsmini-
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steriums 1,2 Mio. subventioniert. Zu meiner größten Überraschung hat mir
der Bürgermeister mitgeteilt, daß das Land keinen Groschen dazu beige-
schossen hat. Ich habe MR Würzl gefragt, wieso wir allein diese Finan-
zierung übernommen haben.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: In Hinkunft bitte darauf achten, daß auch das
Land entsprechende Zuschüsse gewährt.
Tagesprogramm, 28.8.1981
Tagesprogramm, 29./30.8.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm 29./30.8. Rückseite)