Donnerstag, 27. August 1981
GD Bayer von den VEW-Werken entschuldigt sich bei mir, daß er gestern
bei der Betriebsbesichtigung in Ternitz nicht dabei sein konnte. Meine
dortige Anfrage, ob mit der SU über die Ostsichersäuren Gasrohre A 903,
so die Typenbezeichnung, verhandelt, verneinte er. Die Sowjets haben bis
jetzt keine Spezifikation geschickt. Er wird mir vor der Gemischten
Kommission in Moskau noch die notwendigen Unterlagen schicken.
Die Kritik insbesondere der Betriebsräte aus dem Werk Ternitz, daß die
Verwaltungskosten so hoch liegen und dadurch die ganzen Aufträge wegen
zu teuren Preisen verloren gehen, kann er verstehen, doch ist sie unbe-
gründet. In den Verwaltungskosten, oder wie es so schön Neudeutsch jetzt
heißt, Overheads, sind im vergangenen Jahr über 1 Mrd. S Zinsen und im heu-
rigen Jahre für 1,2 Mrd. S auflaufende Zinsen enthalten. Die ev. Perso-
nal-Überbesetzung in der Verwaltung spielt gegenüber dieser Belastungs-
post eine untergeordnete Rolle. Die Edelstahlwerke werden daher, solange
sie für die 15 Mrd. S Kreditvolumen in Österreich jetzt 13 %, in Italien
sogar 25 % für neu aufgenommenes Geld Zinsen zahlen müssen, immer so
teuer sein.
Bei der Betriebsbesichtigung von Coca Cola in Bad Fischau diskutiere
ich mit dem GD Ehle dessen Zukunftspläne. In Fischau wird für alle
12 Konzessionäre in Österreich die Dose abgefüllt, ebenso für die Cappy-
Fruchtgetränkabfüllung in Mehrwegflaschen. Die 80 Beschäftigten arbeiten
sogar in 2 Schichten. Im Sommer werden sogar 3 Schichten gefahren.
Ehle ist es sogar jetzt geglückt, die Dosenexporte in die Schweiz auszu-
dehnen. Der Umsatz liegt daher beim Inland 330 Mio. zuzüglich eines in
Zukunft 100 Mio. S Schweiz-Exports. Die Firma verbraucht 20.000 to Zucker,
750 t Apfelsaft, 40 to Johannisbeerkonzentrat. Insgesamt sind über
1.800 Leute beschäftigt. Ein Vieraugengespräch mit Ehler ergab, daß
dieser deutsche Manager von Coca Cola Interesse hätte, die österreichi-
sche Staatsbürgerschaft zu bekommen. Ich habe ihm sofort jede Unter-
stützung zugesagt.
ANMERKUNG FÜR MARSCH: Bitte vorsichtig und vertraulich diese Frage
in Angriff nehmen.
Der Bergbauminister von Simbabwe hatte eine stundenlange Verspätung,
weshalb ich mit Dr. Pisec am Flughafen das sowjetische Röhrengeschäft
genau besprechen konnte. Er teilte mir nichts anderes mit, als daß
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eben die VEW zu hohe Preise kalkulieren. Bezüglich Simbabwe ist er
fest davon überzeugt, daß man dort große Möglichkeiten hat, entsprechend
Erze, und vor allem aber auch Kohle, in Hinkunft dort günstiger kaufen
kann, als derzeit in der SU. Pisec hat große Schwierigkeiten, Ferrochrom,
Ferrosilizium in der gewünschten Menge, und vor allem zu erträglichen
Preisen, aus der SU zu importieren. Mit den GD Affanasi, ehemaligem Han-
delsrat der SU in Österreich, versteht er sich zwar sehr gut, mit dem
derzeitigen Handelsrat Nikolaenko hat er Schwierigkeiten. Diese Spe-
zialerze brauchen die Edelstahlwerke, können Herrn Dr. Pisec schwer
ausschalten, und sind natürlich an anderen Bezugsquellen sehr interessiert.
Das Arbeitsgespräch mit dem Bergbauminister ergab dann, daß Simbabwe eine
entsprechende Entwicklungshilfeunterstützung durch Österreich erwartet.
Kombiniert mit Austria Mineral müßte dort eine Prospektion und Explora-
tion vorbereitet werden. Der Bergbauminister Nyagumbo war im Herbst
vorigen Jahres auch in Österreich, um mit den zuständigen Stellen, aber
ganz besonders mit Herrn Pisec, die weitere Vorgangsweise abzustimmen.
Das Hauptproblem liegt noch immer darin, daß wahrscheinlich andere
Staaten wesentlich mehr Entwicklungshilfe geben, wodurch sie auch größere
Chancen haben, die Aufträge auf den verschiedensten Gebieten eher zu
bekommen als österreichische Firmen. U.a. ist auch die Fa. Elin, weil
sie zu teuer ist, einer letzten Ausschreibung nicht zum Zug gekommen.
Herr Schrack verständigt mich, daß große Unruhe in seinem Betrieb, ins-
besondere im Management, herrscht, weil jetzt für die Funkausrüstung
der Panzer scheinbar andere Kriterien als sein billigstes Offert für
die Entscheidung herangezogen wird . Er hat aus den Massenmedien entnom-
men, daß der Bundeskanzler Kombinationen wegen der Einschaltung von
Auffanggesellschaften für Eumig bei diesem Offert auch mitüberlegt.
Schrack beharrt nach wie vor darauf, daß die Ausschreibungsbedingung
nur das preiswerte Offert war und ist, weshalb die Firma hofft, den
Zuschlag auf alle Fälle zu bekommen. Ich habe Schrack wahrheitsgetreu ge-
sagt, daß das Verteidigungsministerium derzeit noch keine endgültige
Entscheidung fällt, weil eben doch auch andere Gesichtspunkte mitberück-
sichtigt werden sollten. Das Handelsministerium ist hier primär nicht
eingeschaltet. Schrack anerkennt die Haltung des Handeslministeriums
und wollte mich auch nur über seine Befürchtung informieren.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte die Abteilungen entsprechend informieren.
Tagesprogramm, 27.8.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)