Freitag, der 21. August 1981 bis Sonntag, der 23. August 1981

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Freitag, 21. August bis Sonntag, 23. August 1981

Die Aussprache in Linz mit LR Leibenfrost über das Kirchdorfer Eumig-
Werk zeigte mir, daß eine Lösung dort gefunden werden kann. Von den
540 Beschäftigten haben allerdings 90 nach Eröffnung des Konkurses,
wodurch sie ihre Abfertigungsansprüche gesichert haben, selbst ge-
kündigt. Wenn nicht schnell Auffanggesellschaften, wo Arbeiten beginnen,
dann besteht die große Gefahr, daß alle tüchtigen Facharbeiter sich
einen anderen Arbeitsplatz suchen, mit dem verbleibenden Rest wird es
dann sehr schwer sein, gute Arbeitsprodukte zu erzeugen. Masseverwalter
Löwenstein hat Leibenfrost zugesichert, daß bis zum 16. September die
Löhne und Gehälter über den Insolvenzenfonds gesichert sind.

Bezüglich der schwierigen finanziellen Situation der Baufirma Kapsreiter
im Innviertel meint Leibenfrost, hier könnte man wahrscheinlich eine
Lösung finden. Konkrete Wünsche hat er nicht an mich herangetragen.
In Ried hat sich dann aber der Obmann des Wirtschaftsbundes der Stadt
bei mir gemeldet und meinte, Leibenfrost sieht diese Situation zu opti-
mistisch. Eine Gläubigerbesprechung hätte inoffiziell bereits stattge-
funden, und er, der auch ein Großgläubiger von Kapsreiter ist, will nur
gegen bares Geld Leistungen erbringen. Dies gilt insbesonders für die
Frächter, die heute für Kapsreiter fahren. Da Kapsreiter keine Kredite
mehr bei den Banken hat, ist er schwer illiquid. Nach Meinung der Inn-
viertler müßte sofort für Kapsreiter etwas geschehen. Ich habe ihm de-
zidiert erklärt, daß das Handelsministerium dafür keine Budgetmittel
zur Verfügung hat, was er übrigens auch gar nicht erwartete. Ich sollte
nur informiert werden, damit zeitgerecht vielleicht doch die Bundes-
regierung mit Landesregierung entsprechende Maßnahmen setzen kann.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte vorsichtig von unseren Leuten recherchieren
lassen.

Der erste Tag der Journalistenreise, welche die Oberösterreicher orga-
nisiert haben, die ÖFVW hat nur die allerdings sehr teuren Anflug- und
Anreisekosten der Journalisten bezahlt, war dem Radfahren gewidmet.
So naß bin ich schon lange nicht geworden, mit Ausnahme in der Jugend,
wenn wir weite Strecken mit dem Radl zurücklegen mußten. Ich erfand
den Gag, die Oberösterreicher wollen uns ihre Landeshymne demonstrieren,
"und dei Sun hat mi trickert, wenn mi g'netzt hat der Regen" ...
Der Pressebetreuter der ÖFVW, Hofbauer, hat sich mit Recht bei mir auf-
geregt, daß die Räder, die Puch zur Verfügung gestellt hat, technisch


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auch nicht einwandfrei waren. Bei mir ist die vordere Bremse falsch
montiert gewesen, was allerdings erst beim starken Bremsen Bergabfahren
bemerkt wurde. Das Fahrrad des Fotomannes der ÖFVW ist bei der Abfahrt
sogar die Kette gerissen und verloren gegangen. Es gab also größte
technische Schwierigkeiten.

Hofbauer entwickelte mir gegenüber überhaupt die Idee, daß es zweck-
mäßiger ist, wenn die ÖFVW die Pressefahrten allein organisiert. Bei
dieser wurde mit Recht von ihm festgestellt, daß wir viel zu viel Auto-
buskilometer gefahren sind, die Erklärung dafür ist, daß die örtlichen
Fremdenverkehrsverbände den Journalisten halt in den zweieinhalb Tagen
das ganze Innviertel am liebsten zeigen wollten. Ich habe gegen die
Hofbauer-Idee nichts einzuwenden, Voraussetzung allerdings ist, daß die
Länder, wo wir dann unsere Pressefahrt hinmachen, auch doch einen finan-
ziellen Beitrag dazu leisten. Hofbauer hat die Absicht, mit Dir. Zolles
darüber zu sprechen, dann insbesondere mit Dr. Haffner die Details für
zukünftige Pressereisen auszumachen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Es darf für die ÖFVW keine zusätzliche Belastungen
rauskommen.

In Bad Schallerbach wurden wir von einem Chor begrüßt, zu meiner großen
Überraschung bestand dieser Chor aus Kurgästen. Ein Musiklehrer aus
Linz hat für ca. 10.000,-- S in den Ferien übernommen, Kurgäste, die sich
dafür interessieren, in einem Chor zusammenzufassen. Aus der Begeisterung
und dem verhältnismäßig guten Klang der Teilnehmer konnte ich annehmen,
und so wurde mir auch berichtet, daß diese Idee ein voller Erfolg ist.
Nach acht Tagen werden bereits Aufführungen arrangiert, wo der Chor
singt, und andere Kurgäste, die irgend ein Instrument spielen oder Ge-
dichte gemacht haben und vortragen wollen, bestreiten sozusagen einen
ganzen Abend. Daß ich selbst dann mitgesungen habe, war für mich selbst-
verständlich. Für die Journalisten, insbesondere die ausländischen, ein
Gag mehr. Ich habe mit Hofbauer besprochen, daß man für solche guten
Ideen von der ÖFVW eine Auszeichnung verleihen sollte.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Diese Idee unbedingt mit Zolles besprechen und
weiter verfolgen.

Beim Besuch des Stiftes Reichersberg hat mir der zuständige Pater mitge-
teilt, daß die Warmwasserquelle, die man jetzt angebohrt hat, seiner
Meinung nach eine gute Indikation geben wird, wodurch auch auf der


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herüberen Seite des Inns dieselben Voraussetzungen geschaffen werden,
wie in Füssing auf der drüberen deutschen Seite. Dort ist jetzt ein
riesiges Kurbad entstanden. Dasselbe könnte man auch auf österr. Seite
im Laufe der Jahre errichten. Die große Attraktion im Stift ist derzeit,
daß ein andere Pater Gregorführungen vornimmt, die nicht nur sehr
interessant sind, sondern von ihm selbst wie eine Show abgezogen werden.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß fast an 50.000 Besucher von drüben
allein durch diese köstliche und lustige Führung ins Stift herüberkommen.
Das Stift selbst hat auch eine Sommerschule, dort werden unter Anleitung
einer Restaurateurin aus Wien alte verfallene Bauernmöbeln wiederher-
gestellt. Die Kursteilnehmer, die in Pension im Stift wohnen, waren mit
Begeisterung dabei, viele sind etliche Male schon Sommer für Sommer ge-
kommen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Sekt. III soll prüfen, was es mit den Ölbad-
plänen für eine Bewandtnis hat.

Die Wanderung durch das Ibmer Moos bei diesmal sogar schönem Wetter war
ein voller Erfolg. Dieses Naturschutzgebiet, vom Land OÖ aufgekauft, ist
wirklich erhaltungswürdig. Allerdings ist jetzt die gewerbliche Nutzung
oder auch bäuerliche Nutzung des Moors außerhalb dieses Naturschutz-
gebietes auch sehr zurückgegangen, so daß doch damit gerechnet werden
kann, daß diese Moorlandschaft so bald nicht verschwinden wird. Die
natürlich noch nicht überrannte Gegend hat verhältnismäßig sehr billige
repek. preiswerte Ferienanbote. Im besten Hotel mit Sauna, Swimmingpool
direkt am See war die Höchstpension 360,-- S für ein Einzelbett. Daß
dort auch Sophia Loren, wenn sie in Salzburg war, gewohnt hat, verstehe
ich vollkommen, der Wirt selbst meinte nur, er könne halt in dieser
Gegend nicht mehr verlangen. In Salzburg würde er mindestens das Doppelte
dafür bekommen.

Zur Demonstration des "Urlaubs am Bauernhof" wurde beim Höratinger-Bauer
von der sehr tüchtigen Bäuerin für alle Teilnehmer ein Mittagessen vor-
bereitet, das unwahrscheinlich war. Sie hat, als sie erfahren hat, daß
ein Minister kommt, gefragt, welche Suppe sie kochen sollte. Der Landes-
fremdenverkehrsreferent meinte, mach halt eine Erdäpfel- oder Schwammerl-
oder Gemüsesuppe. Das Ergebnis war, daß sie alle drei Suppen kochte, die
ich natürlich essen mußte, sie waren aber wirklich ganz hervorragend.
Die Preise auf diesen Bauernhöfen sind derartig günstig, daß man sie
wirklich überall hin empfehlen könnte.



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Der Besuch bei einem landwirtschaftlichen Milchproduzenten ergab das
alte Problem aus Kostengründen, weil sein Stall auch so groß gebaut
wurde, braucht er mehr Milchkühe, dadurch erzeugt er mehr als kontingent-
mäßig ihm zustehen, und hat für über 6.000 S Überkontingentabzüge. Hier
konnte ich ihm natürlich keine wie immer gearteten Zusagen machen, er
selbst hat aber auch eingesehen, daß zur Aufrechterhaltung der Milch-
preise eine solche Kontingentierung doch notwendig ist.

Die Pressekonferenz mit Leibenfrost erstreckte sich im üblichen Rahmen,
die Journalisten aber haben verhältnismäßig wenig gefragt, weil sie zum
Unterschied von Leibenfrost, der ja nur zu diesem Pressegespräch gekommen
ist, mit mir doch in den drei Tagen sehr viel persönliche Gespräche ge-
führt haben. Ich selbst habe bei den langen Autobusfahrten die Gelegen-
heit genützt, um mit jedem von ihnen, der sich dafür interessierte, aus-
führlich zu sprechen. Am letzten Tag war insbesondere der Vertreter des
Profil an einem Interview nicht nur über den Fremdenverkehr, sondern
über alle offenen Fragen sehr interessiert. Ich bin sehr gespannt, was
er tatsächlich bringen wird.

Während an einem Abend ein wirklich Innviertler Knödelessen im Stift
Reichersberg organisiert war, wurde am anderen Abend im Schloß des
Grafen Arco ein fashionables Essen gegeben. Das Schloß selbst ist neben
einem Schloßhotel, also das große alte Schloß hat nur Respräsentations-
räume wie z.B. eben für diese Journalistenfahrt geöffnet. Die Privat-
gemächer, die er mir mit großem Stolz gezeigt hat, waren sehr beein-
druckend, für den Grafen und seine Familie allerdings das Problem, wie
er sie erhält. Auch hier wurde von ihm mit Recht gesagt, ist die Lage
des Schlosses in der Nähe von Ried nicht sehr günstig gelegen, wäre es
in Wien oder zumindestens in Linz, könnte man es wesentlich besser
nützen. Das angeschlossene Schloßhotel leidet auch unter dieser Ungunst.
Für die Journalisten war es sicherlich sehr beeindruckend, da an dem
Essen sogar auch ein Sprößling Habsburgs teilgenommen hat.

Im Reiterdorf Ampflwang wurde für mich ein großer Bahnhof von den Reitern
beabsichtigt. Leider ist es durch Schlechtwetter in der Halle nicht
möglich gewesen, alle 100 Reiter aufmarschieren zu lassen. Daß überall
die Musikkapellen zum Ministerbesuch angetreten waren, ist eigentlich
schon selbstverständlich. Mir macht dies zwar weniger Freude, aber daran
läßt sich nichts ändern. Ampflwang selbst hat, da ja die Kohlenflöze
in diesem Jahr ausgekohlt sind, wie der Bürgermeister, gleichzeitig Be-
triebsrat bei der WTK, bei der Begrüßung sagte, große Probleme in Zukunft


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zu meistern. Die Mayerische Reitschule und der Reitstall mit 200 Pferden
haben Ampflwang also jetzt eben das Prädikat Reiterdorf Österreichs ge-
bracht. Die Reitstunde kostet dort 75 S auf Islandpony, also sozusagen
für jedermann, entsprechend teurer ist es, wenn man Turnierpferde mietet.
Daß alle Journalisten fast reiten wollten und dann auch ganz gut geritten
sind, ich war sicherlich der schlechteste dabei, hat mich persönlich
auch überrascht.

In Ampflwang hat, wie mir der Bürgermeister dann unter vier Augen er-
zählte, die Steuerfirma DFM einen Zweigbetrieb mit 120 Beschäftigten,
der sehr gut geht. Sie wird wahrscheinlich bis auf 300 Beschäftigte aus-
gebaut werden können. Die zweite Betriebsansiedlung, Kunststoffe Werzer,
hat, wie ich seinerzeit vor Jahren mit Gesprächen mit den WTK-Direktoren
und Betriebsräten befürchtete, tatsächlich nicht den großen Durchbruch
gebracht.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Was weiß MR Sterk wegen der Auskohlung?

Natürlich wurde in den verschiedensten Orten wegen Allwettereinrichtungen,
insbesondere Tennishallen, bei mir interveniert und mir die Unterlagen
mitgegeben. Da es auch in diesem Gebiet zu harter Konkurrenz von einzelnen
Gemeinden wegen Errichtung von Tennishallen kommen wird, habe ich de-
zidiert erklärt, daß sich das Handelsministerium über die Lagen der
Tennishallen nicht in den Streit einmischt. Das muß die Landesregierung
entscheiden. Allwettereinrichtungen werden, von wem immer sie kommen, aber
vom Handelsministerium ganz speziell gefördert.

Der Bürgermeister von Braunau, Dir. Fuchs, ist extra mit NR Hellwagner
zum Pressegespräch heruntergefahren, um für die Elektro- u. Kunststoff-
technik Ges.m.b.H. bei mir zu intervenieren. Derzeit arbeiten dort
200 Frauen, und die Beschäftigung könnte verdoppelt werden, wenn er
die Exportaufträge übernehmen kann. Bei einem Umsatz von 53 Mio. S,
nahezu 100 % Export, hat er allerdings jetzt einen bilanzierten Verlust
von 8 Mio. S. Da ich nächste Woche Ranshofen respek. Braunau besuchen
werde, habe ich nur zugesagt, ich werde mich in Wien bei den anderen
Ministerien, insbesondere Sozialministerium, erkundigen, welche Möglich-
keiten es überhaupt gibt.

ANMERKUNG FÜR SC MARSCH UND HAFFNER: Bitte sofortige Informationen ein-
holen.



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Auch für etliche Schottergruben, die gesperrt werden müßten oder vor
der Schließung stehen, sollte ich intervenieren, obwohl dies eine Frage
der Gemeinden respek. des Landes ist. Nur im Falle von Hager Franz,
Tarsdorf, Errichtung einer Schottergrube in Gilgenberg, liegt die Be-
rufung derzeit im Handelsministerium.

ANMERKUNG FÜR SCHWOIGER: Bitte mit der zuständigen Abteilung verbinden.

Die Pressefahrt war, zumindest habe ich diesen Eindruck, ein guter
Erfolg, allerdings wird man dies erst beurteilen können, bis man die
Presseartikel gelesen hat. Der OÖ Rundfunk hat mich natürlich schon
in Linz interviewt, sonst war aber glaube ich weder im Rundfunk noch im
Fernsehen irgend etwas gemeldet. Entscheidend ist für mich allerdings,
welche ausländischen Zeitungen, und in welchem Umfang dort entsprechende
Artikel erscheinen. Noch immer bin ich fest überzeugt, daß dieses Geld,
das wir aufwenden, besser angelegt ist, als wenn wir dies für Annoncen
ausgeben.

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Tagesprogramm, 22./23.8.1981


Tätigkeit: oö. Wirtsch.-LR, ÖVP


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Bürgermeister von Braunau


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      Tätigkeit: Büro des Bundesministers


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        Tätigkeit: Pressechef ÖFVW


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: MR HM


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            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: MR HM


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                Tätigkeit: Schlossbesitzer inkl. Schlosshotel bei Ried in OÖ [Name i. O. falsch Acro geschrieben]


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Unternehmer in Tarsdorf, OÖ [der Ort i. O. falsch Darsdorf geschrieben; Schottergrube in Gilgenberg]


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                    Tätigkeit: Sekr. HM? Falschschreibung?


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                      Tätigkeit: Direktor ÖFVW


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Beamter HM


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                          Tätigkeit: Masseverwalter Eumig [Werk Kirchdorf oder insgesamt?]


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