Samstag, 4., und Sonntag 5. Juli 1981
Bei der offiziellen Eröffnung von PKL sollte Bundeskanzler Kreisky
die Beschichtungsmaschine in Betrieb nehmen. Da er erkrankt ist und
mich ersuchte, dies für ihn zu tun, habe ich außer meiner zugesagten
Teilnahme dann auch gleich diesen Teil mitübernommen. Die Vorredner
schon verwiesen darauf, wie es zwischen Niederösterreich und Salzburg
den Kampf gegeben hat, wo diese Milch- und Fruchtsaftverpackungsmaterial-
produktion hinkommen sollte. Kreisky wollte, daß die Deutschen nach
St. Pölten gehen. Diese haben sich dann nicht zuletzt durch die Unter-
stützung und Bemühungen von NR Schmidt, ÖGB, der in Salzburg kandidierte
und dort gewählt wurde, letzten Endes für Saalfelden entschieden, wie
die Direktoren bei ihren Ansprachen verwiesen, auch aus wirtschaftlichen
Gründen. Saalfelden sei der günstigste Standort. Der Vertreter des
25 %-igen Anteils, GD Lunacek, jetzt von der Wolf , verwies auf die gute
Zusammenarbeit mit dem deutschen Mehrheitsaktionär. Durch die Beschich-
tungsmaschine kann jetzt Österreich, wenn der Krisenfall in der wirt-
schaftlichen Landesverteidigung eintritt, wenigstens die Milch in der
verlorenen Packung in Österreich einigermaßen verteilt werden. Bis
jetzt wäre es notwendig gewesen, nicht nur den Karton zu importieren,
sondern eine Erzeugung in Österreich wäre gar nicht möglich gewesen.
Die österreichischen Firmen Leykam und Nettingsdorf versuchen nun auch
den Karton herzustellen. Wie ich mich mit den Arbeitern aber darüber
unterhielt, erklärten diese, daß die Qualität nicht annähernd entspricht.
Selbst wenn die österreichische Papierindustrie diesen Karton dann her-
stellen wird, ist er wesentlich teurer als der jetzt von Skandinavien
oder Kanada gekaufte.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was sagt unser Papierreferat dazu?
Die Freizeitcentereröffnung in Kaprun am Nachmittag war ein richtigge-
hendes Volksfest. Für das neue Hallenbad wurde im Freigelände auch eine
riesige Wasserrutsche installiert. Ein Rutschwettbewerb brachte 100-e
Teilnehmer, bei der Preisverlosung, insbesondere dann bei der Verteilung
der Trostpreise gab es eine richtiggehende Schlacht. Ich hatte die
Angst, daß die Kleineren fast zertreten werden.
Bei der Eröffnungsfeier hatte LH Haslauer bei seiner Rede darauf ange-
spielt, daß der Bau begonnen wurde, bevor die rechtskräftige Baugeneh-
migung des Landes vorlag. Darüber waren die Kapruner sehr verärgert.
Ich konnte dann noch in meiner Ansprache darauf verweisen, daß dies
Gott sei Dank eine Salzburger Frage, Kompetenz Gemeinde und Land, ist
und daher der Bund dafür nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Sonntags besichtigten wir von der Gletscherbahn Kaprun ein neues Ski-
liftgebiet. Die Kapruner möchten auf den Maiskogel noch zusätzliche
Liftanlagen errichten und ein neues, bis jetzt unberührtes Nebental
von Kaprun erschließen. Bundesforste, die, wenn man optisch von oben
ohne weiteres feststellen kann, mit ihren Aufschließungsstraßen das
Gelände mindestens so zerstören wie eine Liftanlage, haben dagegen größ-
te Bedenken. Ich habe weder finanzielle noch sonstige Unterstützung
zugesagt, obwohl ich zugeben muß, daß manche optimale Erschließung ei-
nes Gebietes noch keinesfalls erfolgt.
Mit LH-Stv. Moritz habe ich nach der Eröffnung vom Freizeitzentrum
über die weitere Vorgangsweise des Nationalparks Hohe Tauern gesprochen.
Ich versuchte ihm klarzumachen, daß man jetzt so schnell als möglich
mit den Gemeinden, der E-Wirtschaft und sonstigen Betroffenen die konkre-
te Abgrenzung besprechen sollte. Da man gegen die Gemeinden, vielleicht
noch gegen die E-Wirtschaft kaum diesen Nationalpark errichten wird
können, ist dies in meinen Augen der einzig gangbare zielführende Weg.
Zu diesem Zweck werde ich mit dem Präs. der Naturfreunde Fischer, gleich-
zeitig auch Klubobmann der Sozialisten, der sich jetzt um den National-
park besonders annimmt, im Sommer den Pinzgau besuchen. LH Haslauer,
den wir auch eingeladen haben, hat sich bereits entschuldigt. Die Salz-
burger Landesregierung wird den zuständigen Landesrat Oberkirchner dele-
gieren. Moritz ist damit sehr einverstanden.
Moritz erwähnte, ob ich schon die Salzburger Ausstellung über die Pro-
testantenvertreibung in Schloß Goldegg, die äußerst sehenswert sei,
gesehen habe. Am Rückweg besuchten wir daher diese Ausstellung. Das
Schloß vom Land mustergültig renoviert, die Ausstellung, wie selbst
meine Frau, die ich immer als Ketzerin bezeichne, selbst zugeben mußte,
die 25 S Eintritt nicht wert. Die Exponate sind für einen Historiker
interessant, nicht aber für Schaulustige, die optisch mehr sehen wollen,
als dort an Exponaten ausgestellt wurde. Das beste an dieser Ausstel-
lung, habe ich empfunden, war eine 25 Minuten dauernde Schau, die die
Ausstellung erörterte.
Tagesprogramm, 4.7.1981