Samstag, der 27. Juni 1981

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Samstag, 27. Juni 1981

Die sozialistische Wirtschaftskonferenz im Redoutensaal des Schau-
spielhauses der SPÖ Graz war sehr gut besucht. Der Obmann der SPÖ
Graz, der junge Stadtrat Stingl, hat einen eigenen Arbeitsausschuß
zur Erarbeitung dieses Programmes eingesetzt. Er selbst hielt das
Einleitungsreferat. Der Arbeitsgruppenleiter, Finanzstadtrat Dr. Edler,
erörterte dann das Programm. Für mich interessant war, daß sie ein
eigenes Energieprogramm für Graz entwickelt hatten. Da sie in diesem
Arbeitsausschuß vier Alternativenergieler, wie ich sie bezeichnen
möchte, integriert hatten, wurde in diesem Programm insbesondere
der Energieverwendung, also Energiesparen, das größte Augenmerk zuge-
wendet. Der Slogan war produktive Energienutzung. Ich ging in meinem
Referat auf die Grazer SPÖ-Wünsche im besonderen ein. Stingl hatte
in seinem Referat darauf verwiesen, daß die Koalition FPÖ-ÖVP im
Grazer Gemeinderat, insbesondere der Bürgermeister Götz, mehr Kontakt
mit den Bundesstellen halten sollte. Ich erinnerte daran, daß Götz
bei seiner ersten Rede auf der Grazer Messe sofort erklärte, bis
jetzt hätten die Bürgermeister stets vom Bund oder den anwesenden
Bundesministern entsprechende Forderungen der Grazer vorgetragen.
Er würde dies nie tun. Ich mußte zugestehen, daß er dieses Wort auch
gehalten hat, ob dies allerdings für Graz zielführend und zweckmäßig
gewesen ist, bezweifle ich.

Stingl hatte mir vorher drei Projekte gesagt, die er vortrug und
wo er sich entsprechende Unterstützung erhofft. Beim Plabutsch gibt
es einen Restaurationsbetrieb, der unbedingt aktiviert gehört, der
Thalersee, in Besitz vom Grafen Herberstein, könnte als Badesee ausgebaut
werden. Die Gräfin ist ungeheuer aktiv, wie sie bereits bei ihrer
Buschenschenke beim Wildpark Herberstein bewiesen hat, und erklärt,
sie würde das nur mehr mit den Sozialisten gemeinsam machen, denn
die Gemeindekoalition von Graz, aber auch das Land, hat sie bis jetzt
nur hingehalten. Das Café Rosenheim ist abgebrannt und sollte jetzt
wieder errichtet werden, mit entsprechenden Gästezimmern.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was weiß unsere Abteilung über diese Projekte?

Das Dutzend Diskussionsredner hatte verschiedenste Vorschläge. Ins-
besondere die Vertreter des FWV begrüßten, daß jetzt ein Wirtschafts-
beirat in Graz gegründet werden soll, wo man auf sozial- u. wirtschafts-


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partnerlicher Basis die offenen Wirtschaftsprobleme, deren einer
großen Anzahl es in Graz gibt, besprochen und vielleicht gelöst
werden können. Der ehemalige Betriebsratsobmann der Grazer Glas-
fabrik, Pfeifer, verwies darauf, daß das Gelände jetzt freisteht
und wahrscheinlich bald verfallen wird. Hier müßte ein anderer
Investor gefunden werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Investorenwerbung soll sich mit Pfeifer
ins Einvernehmen setzen.

Der Betriebsratsobmann der Angestellten von Puch-Werken, Gert,
meinte, Steyr-Daimler-Puch braucht für Umstrukturierung Zeit, auf
die Waffenexporte anspielend.

Stingl ging dann bei seinem Schlußwort auf dieses Problem besonders
ein, und ich habe kaum eine bessere Formulierung, eine ehrliche
Überzeugung für dieses Problem jemals gehört. Stingl ist in meinen
Augen wirklich ein hervorragender Funktionär und kann, wenn er
der Grazer Bevölkerung entsprechend bekannt sein wird, und wenn der
allgemeine Wählertrend für die SPÖ anhält und nicht durch verlorene
Landtags- und Bundeswahlen gegen ihn sich auswirkt, tatsächlich früher
oder später Grazer Bürgermeister sein. Zuerst allerdings wird er
sich innerhalb der SPÖ die entsprechende Basis schaffen müssen, da
ja sein Amtsvorgänger mehr oder minder gegangen wurde.

Vor der Konferenz hat Assistent Lindtaler, der Bewohner eines sog.
Assistentenhauses ist, die Wärmedämmung und gleichzeitig auch die
optisch bessere Lösung des schon unzweckmäßig gebauten Hauses
präsentiert. Ich habe ihm vorgeschlagen, wenn er will, kann er jeder-
zeit bei unserem Pressefrühstück diese zweckmäßige Lösung vorstellen.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Was hast du mit ihm im Detail vereinbart?

Bei der Staatswappenverleihung an die Payer-Lux erklärte mir der
vor vier Jahren zugeheiratete jetzige Besitzer, Dr. Stroß, daß er
dringend einen international großen Partner braucht. Die Firma
ist technisch hervorragend ausgerüstet und kann sich gegen die
härteste internationale Konkurrenz durchsetzen. Heuer werden ca.
450.000 Apparate erzeugt, vor etlichen Jahren war für den Betrieb
die große Krise, als der Schwiegervater und Gründer des Werkes, Payer,


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seinen Vertrag mit Remington aufkündigte. Dort war vorgesehen, daß,
nach abgelaufenen fünf Jahren, Remington den Betrieb um 80 Mio. S
erwerben wird. Payer hat sich dies dann letzten Endes doch überlegt.
Remington ist wider Erwarten vom Vertrag zurückgetreten, hat aller-
dings dann auch die 400.000 Stück nicht mehr abgenommen. Remington
ist in der Zwischenzeit vom Trockenrasierermarkt fast verschwunden.
Derzeit verhandelt der Besitzer mit der deutschen Krupp, ist darüber
aber nicht sehr glücklich und sieht auch kaum eine Chance, daß diese
auch jetzt in Deutschland ins Wanken gelangene große Firma der
richtige Partner wäre. Am liebsten würde er mit einem Japaner
kooperieren. Da er keine Beziehungen zu Japan hat, empfahl ich ihm
den österr. Handelsdelegierten in Tokio, Dr. Winkler, Kontakt aufzu-
nehmen. Ich habe mit Dr. Winkler dann gesprochen, der sich mit ihm
sofort ins Einvernehmen setzte. Ich glaube, es wäre auch sehr zweck-
mäßig, wenn das Handelsministerium die Investorenberatung in dieser
Hinsicht vielleicht auch gewisse Tips geben kann.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: MR Gröger soll, wie auch ich, mit Dr. Winkler
und dann mit den Payer-Leuten sofort sprechen.

Bei der Staatswappenverleihung der Fa. Weitzer, die einen großen
Holzbearbeitungsbetrieb in Weiz führen, erfuhr ich zu meiner größten
Verwunderung, daß diese Firma weltweit Webspulen exportieren kann.
Die Belegschaftsangehörigen waren in voller Stärke erschienen, um
uns die Produktion sozusagen bei laufenden Maschinen zu zeigen.

Der Bürgermeister der Gemeinde, Maas Grüner, beschwerte sich bei mir,
daß er jetzt über ein Jahr im Handelsministerium ein Ansuchen wegen
Wanderwegen liegen hat. Angeblich hat er einige Male auch schon bei
Oberländer urgiert. Dieser hat dann auf mein Vorhalten erklärt, er
kenne den Fall überhaupt nicht, wird sich aber erkundigen, wo das
Ansuchen liegt und warum es bis jetzt nicht bearbeitet wurde.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte sieh dir dies genauer an.

Der Innungsmeister der Tischler für die Steiermark, Kompacher,
wohnhaft Graz, Rießstraße 102, hat mir über den zuständigen NR angeb-
lich bei einer Leistungsschau vor über einem Jahr das Problem mit-
geteilt und interveniert, daß Jugendliche erst ab 16 Jahren Maschinen-
arbeit leisten dürfen. Auch hier wurde überhaupt nichts vom Handels-


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ministerium aufgrund dieses Vorschlages getan, respektive er hat
nie mehr davon etwas gehört. Eine Rücksprache mit dem MR Kinscher
ergab, daß erst jetzt in der neuen Gewerbeordnung eine Lösung dieses
Problemes angestrebt wird. Dies ist eine günstige Gelegenheit, dem
Innungsmeister jetzt zurückzuschreiben, daß es halt so lange ge-
dauert hat, bis dieses Problem jetzt eben durch eine Gewerbeordnungs-
novelle in Angriff genommen werden kann.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Wieso werden die notwendigen Antworten nicht
und nicht gegeben?

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Tagesprogramm, 27.6.1981

60_0808_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: ehem. BRO Grazer Glasfabrik; evtl. Falschidentifikation


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Beamter HM


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Innungsmeister der Tischler, Stmk.


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Besitzer Fa. Payer-Lux


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Identifikation ev. noch prüfen?]


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Betriebsratsobmann Puch-Werke Graz


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Finanzstadtrat Graz, SPÖ


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Bgm. von Weiz [?; ev. Falschschreibung; der Bgm. von Weiz war 1979-1993 Ludwig Schmidhofer; dazu eine unklare hs. Korr.]


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: MR HM


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Obmann SPÖ Graz, Stadtrat, Vizebgm.


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Sekt.R HM


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: österr. Handelsdelegierter in Tokio


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Grazer Bürgermeister, FPÖ


                              Einträge mit Erwähnung:


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Hochschulassistent, Graz, Bewohner eines sog. Assistentenhauses, bittet um Werbung für eine Wärmedämmungsmethode, offenbar mit Eternit-Platten [Schreibweise unterschiedlich im Juni und Nov. 1981, ev. Linthaler richtig, da er im Nov. beim Pressefrühstück ist?]


                                  Einträge mit Erwähnung: