Montag, der 25. Mai 1981

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Montag, 25. Mai 1981

Zur Trauerkundgebung für Sekt.Chef Kazda war, obwohl wir nicht, wie
Bautenminister Sekanina vorgesehen hatte, nur die Abteilungsleiter
und Sektionsleiter geladen worden, sondern, wie ich dann auch durch-
setzte, alle Bediensteten der beiden Ressorts, der Marmorsaal zwar
voll, aber aus scheinbar hierarchischen Gründen nicht einmal alle auf-
gestellten Stühle besetzten. Sekanina hielt die Hauptrede, in der er
den Lebensweg Kazdas zeigte. Ich brauchte nur ergänzen und über die gute
Zusammenarbeit mit dem schon aus der Sozialistischen Jugend mir bekannten
Freund hinweisen. Überraschend für uns war, daß sich dann auch noch der
Personalvertreter Herold mit einer tiefempfundenen Ansprache einschaltete.
Es war ein großer Fehler, daß wir dies nicht schon ursprünglich vorge-
sehen hatten.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: In Hinkunft immer Personalvertretung für die
Ansprache vorsehen.

Im Wiener Vorstand wurde die Bilanz und das Budget genehmigt. Dort
herrscht noch die alte Sitte, daß die Unterlagen wieder eingesammelt
werden, wie dies auch früher im Parteivorstand geschehen ist. Seit der
Rechnungslegung der Zentralpartei für die Bundessubvention bekommt jeder
die Unterlagen. Ich halte von dieser Geheimniskrämerei gar nichts, da
ja letzten Endes im Landesparteitag dann beim obligatorischen Finanz-
bericht jedermann alle Unterlagen, ich gebe zu, um ein bis zwei Jahre
verspätet, erhält. Interessant war nur, daß, wie könnte es anders sein,
über die Parteisteueraufkommen, über die unzulängliche Bezahlung einzelner
diskutiert wurde. Der ehemalige Sekretär Edlinger beschwerte sich darüber,
daß Wien von der Bundesparteisteuer für Mandatare, die gleich an die
Zentrale bezahlen, nur 240.000 S Abgeltung erhält. Dieser Betrag ist
für Wien seiner Meinung nach zu klein und vor allem immer gleichbleibend.
Unser ewiger Kritiker Gawlik stellte fest, daß sich die Zahlungsmoral
wesentlich gebessert hat. Früher haben sie scheinbar viel mehr vor der
Bezahlung gedrückt. Stadtrat Mayr verwies darauf, daß jetzt Kreisky
angekündigt hat, die Bundesparteisubvention würde gekürzt werden. Die
Wiener Landesregierung beabsichtigt so etwas nicht.

Der Obmann der Gemeindebediensteten, Pöder, berichtet über die neuen
Richtlinien der Bundesparteisteuerkommission, der er angehört. Für


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Mandatare besteht die Zahlungspflicht, die man auch genau auch bezüglich
der Höhe prüfen kann. Die Zentralorganisation sendet Wirtschaftsfunk-
tionäre in Positionen und verlangt dann 75 % der Parteisteuer für sich,
25 % bekommt das Land, wo der Betreffende tätig ist. Wie in die Landes-
organisation in Wirtschaftsfunktion schickt, ist der Schlüssel umgekehrt.
Da bekommt sie 75 % und die Bundesorganisation, d.h. die Zentrale 25 %.
Eine dritte Gruppe gibt es sog. Eingeladene, die die Parteisteuer zahlen
sollen wie z.B. Sozialversicherungsinstitute, Gewerkschaft, AK usw.

Als Frauensekretärin wurde anstelle der Gen. Smejkal, die ja jetzt als
Zentralsekretärin der Frauen vom letzten Frauenkongreß bestimmt wurde,
die Bezirkssekretärin von Hietzing, Dittrich, vom Wiener Vorstand bestellt.
Der ehemalige Wiener Sekretär Edlinger scheidet vom Zentralsekretariat
aus und wird beim Wiener Landessekretariat geführt. Refundiert wird
dieser Gehalt vom Wiener Landtagsklub, da er als Klubobmann jetzt
diese Funktion übernommen hat. Stadtrat Hofmann legt sein Gemeinderats-
mandat zurück, an seiner Stelle kommt Eder Kurt von Floridsdorf. In Wien
haben wir nämlich die, glaube ich, sehr zweckmäßige Lösung, daß Stadträte
nicht gleichzeitig auch Gemeinderäte sind, vor längerer Zeit eingeführt.
Auf der Regierungsebene hat Kreisky zwar diese meine ursprünglich schon
vor langem geforderte Idee diskutiert, sich aber dann doch nicht zu einem
Beschluß durchringen können.

Im Erweiterten Wiener Vorstand wurde an Gen. Hindels die Viktor-Adler-
Plakette vom Bürgermeister Gratz feierlichst übergeben. Hindels war über
diese Auszeichnung sichtlich gerührt, weil er in Viktor Adler den einen
unserer Partei sieht, der im vorigen Jahrhundert die Radikalen und Ge-
mäßigten letzten Endes in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu-
sammenschweißte, ein sicherlich damals wesentlich schwereres Unter-
fangen als heute, die Linken oder die Rechten mehr oder minder zusammen-
zuhalten.

Im Sekretariatsbericht, der, weil Gratz zu einer Veranstaltung musste, als
erstes vorgezogen wurde, gab es eine Diskussion über den zukünftigen Landes-
parteitag. Dort, verlangte Stadtrat Mayr, müsse man über die Anträge von
Wien, die am Parteitag nur zur Kenntnis genommen wurden, eine neuerliche
Diskussion abführen und sie bekräftigen. Dies bezieht sich insbesondere
auf die Wohnbauförderung, Energiepreise und auf den Nahverkehr. Stadtrat
Hofmann ergänzte, es wäre dann auch notwendig, daß Wegepauschale, welche


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man aus der kleinen Kraftfahrzeugpauschale umwandeln möchte, ebenfalls
dort zu besprechen. Der Vorsitzende, Innenminister Lanc, meinte, dies
müßte noch alles im Gemeinderatsklub besprochen und genau formuliert
werden. Bezüglich der Vereinheitlichung der Energiepreise meinte er,
hätte man in der Regierung auch schon darüber debattiert, aber keine
Möglichkeit gesehen, dies auch zu verwirklichen. Ich ergänzte diese
Ausführungen und erklärte, daß die Mayr-Idee, einen einheitlichen
Elektrizitätspreis in ganz Österreich zu schaffen, also die westlichsten
Bundesländer zu belasten, nicht einmal bei den Vertretern der AK und des
Gewerkschaftsbundes in Tirol und Vorarlberg eine Zustimmung findet. So
sehr vielleicht ein theoretisch einheitlicher Elektrizitätspreis und
dann auch Gaspreis erstrebenswert wäre, in Praxis sind sie schon allein
durch die Tarifhoheit der Landesgesellschaften und der Kompetenzen der
Länder undurchführbar.

Da ich wußte, daß der Ministerpräsident Strougal jetzt vormittags mit
dem Bundeskanzler hauptsächlich, wie in der Zeitung auch stand, über Wirt-
schaftsfragen diskutierte, ersuchte ich Dr. Haffner im Kabinett des
Bundeskanzlers zu klären, wer an dieser Sitzung teilnehmen sollte. Zuerst
gab es dort scheinbar Schwierigkeiten, dies sei endgültig festzulegen,
im letzten Moment wurde ich dann im Wiener Vorstand verständigt, sofort
rüberzukommen.

Die Aussprache mit Strougal, es war auch der Sekt.Chef vom Außenhandels-
ministerium auf der tschechischen Seite anwesend, wurde allerdings von
Kreisky dann so angelegt, daß die Wirtschaftsfragen nicht das Hauptthema
darstellten. Kreisky meinte, er möchte konzeptive Gedanken wiederholen,
die ja eigentlich schon bekannt sind. Österreich hat mit der CSSR die
längste Grenze und die weitestgehenden menschlichen Beziehungen in der
Vergangenheit und jetzt auch derzeit. Der Grundsatz, daß wir verschiedene
politische Systeme haben, ist anerkannt und niemand sollte von außen
versuchen, dies zu beeinflussen. Geändert sollte dies nur werden, wenn
das Volk es wünscht. Österreich hat hier eine eigene Politik entwickelt
und die Entspannungspolitik, die jetzt von Österreich ganz besonders auch
vertreten wird, ist ein Korrelat der Neutralitätspoltik geworden. In der
Wirtschaftspolitik sind wir zwei Industriestaaten und können nur auf
Drittmärkten stärker auftreten. Die Voest-Alpine hat eine lange Liste
von Projekten Kreisky gegeben. Er meint, in der ersten Phase müßten
diese Drittmärkte-Geschäfte von den Regierungen gesponsert werden. In


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der Sozialpolitik wenden sich immer ehemalige Staatsbürger, die in
der CSSR Beiträge einbezahlt haben, an ihn und es wäre zweckmäßig, wenn
die tschechische Seite darüber Auskunft gäbe, damit diese Leute ihre
Versicherungszeiten zusammenbringen. Die Kulturbeziehungen sind gut,
aber die Absage der Tschechen an den Wiener Festwochen jetzt nicht teil-
zunehmen, hat viel böses Blut geschaffen. Kulturbeziehungen sind besonders
heikel, weil es gewisse Kreise anspricht und die sollte man nicht poli-
tisch belasten. Die Österreicher gelten als gemütlich und werden schon
darüber hinweggehen. Dies ist aber ein Irrtum. Mit politischen Pressionen
kann man in Österreich gar nichts erreichen. Wir werden nicht nachgeben
und es wurde ein großer Schaden angerichtet. Die öffentliche Meinung ließ
ein Nachgeben gar nicht zu. Durch das Vorgehen der CSSR haben die
Freunde der Kooperation einen großen Schaden angestellt. Kreisky ver-
langte auch eine größere Freizügigkeit gegenüber der Presse. Wenn diese
auch oftmals etwas schreibt, womit Kreisky nicht einverstanden ist, er
der Presse sehr skeptisch gegenübersteht, müsse man sich um bessere
Beziehungen bemühen. Heiklere Probleme und Fragen sollten früher be-
sprochen werden und man sollte nicht abwarten, bis sie wie eben z.B.
bei den Wiener Festwochen dann so unglücklich entschieden werden.

Strougal meinte, die beiden Staaten, CSSR und Österreich, müßten die
Risken auf der internationalen Szene tragen und die Zusammenarbeit
zwischen den beiden sei daher unbedingt notwendig. Zwischen den beiden
Ländern gibt es keine ungelösten Fragen. Er plädiert dafür, daß sich
die Premierminister mindestens einmal jährlich treffen. Die CSSR hat
kein Interesse daran, die österr. Politik zu beeinflussen, wohl aber
wäre es zweckmäßig das Vorgehen besser zu koordinieren. Wenn der Präs.
Husak kommt, wird dies ein historisches Ereignis, denn es ist das erste
Mal, seitdem die CSSR nach dem ersten Weltkrieg gegründet wurde, daß
ein tschechischer Präsident nach Österreich kommt. Strougal begrüßte
insbesondere und unterstrich die Zusammenkunft zwischen den Handels-
ministern Barcak und Staribacher, deren Arbeit sehr gewürdigt wird. Der
Handel hat eine gewisse Dynamik, ist aber nicht befriedigend. Der inter-
nationale Trend, der jetzt in der CSSR angestrebt wird, wird von
Österreich nicht erreicht. In Zukunft müßte es raschere Entwicklungen
geben, wobei er volles Verständnis hat, daß jetzt durch das Ungleichge-
wicht in der Handelsbilanz einen gewissen Ausgleich verlangt. Die große
Abweichung entsteht aber durch die Verschiedenartigkeit der Außenhandels-
statistik. Die CSSR registriert Waren österr. Herkunft, die aus Österreich


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kommen und die über Österreich kommen. Österreich registriert nur die
eigenen Warenlieferungen. Durch den Ablauf der großen Aufträge in der
Vergangenheit ist 79 ein gewisses Loch entstanden, weil die alten In-
vestitionsaufträge ausgelaufen sind. Derzeit sind neue wie Paskov in
Gange und in Zukunft wird dies in der Handelsbilanz niederschlagen. Die
große Zukunft liegt aber in Kooperationen auf Drittmärkten. Mit der
CSSR gibt es bereits 25 Kooperationsverträge, 18 neue sind in Verhand-
lungen. Er teilt meine Meinung, Kontakte sind gut, aber Kontrakte besser.
Daß es auf Drittmärkten nicht besser gelungen ist, zusammenzuarbeiten,
sei die Schuld der Tschechen. Mit den Deutschen hätte man es beschleunigt,
mit den Schweizern wesentliche Fortschritte gemacht. Österreich hat mit
Ungarn 80 Kooperationsverträge und er fragt sich immer, warum die
tschechische Außenhandelsorganisation und die sonstigen Unternehmungen
nicht imstande sind, auch solche Positivergebnisse zu erzielen. Nächste
Woche ist er in Budapest beim Ministerpräsidenten Lazar und er wird ihn
in die Beichte nehmen, wie dieser dies zustande bringt. Hier seien ge-
wisse organisatorische Maßnahmen von Seiten der CSSR noch zu treffen,
die tschechischen Unternehmer seien zu wenig beweglich. Der Fünf-Jahres-
Plan wird jetzt bis in das Jahr 1985 fertiggestellt. Staribacher hat
Barcak eine Liste von entsprechenden Vorschlägen übergeben. In diesem
Fünf-Jahres-Plan werden eine Modernisierung der Industrie angestrebt und
keine Großprojekte mehr wie z.B. Paskow in Angriff genommen. Mit Genug-
tuung hat er festgestellt, daß es Barcak und Staribacher gelungen ist,
jetzt den neuen Handelsvertrag fertigzustellen. Immer wieder kommen
tschechische Beschwerden an ihm heran, er verlangt aber, daß diese die
Hindernisse ausräumen. Ein Teil davon ist in dem neuen Handelsvertrag
auch Österreicherseite zugestanden worden. Bezüglich der Energie und
des Verkehrs würde er vorschlagen, daß internationale Kongresse sich
darum bemühen. Europa kann dies nicht allein lösen. Bezüglich der Sozial-
versicherungswünsche Österreichs handelt es sich nicht nur um Informa-
tionen, hier würde es kein Problem geben. Die Frage sind nur die Lei-
stungen, die die tschechische Seite dann erbringen müßte. Dies ist
präjudiziell, auch Griechenland und andere Länder wünschen jetzt
entsprechende Zusagen. Was die Kulturfrage betrifft, so handelt es sich
bei der Absage bei den Wiener Festwochen um ein kleines Wölkchen auf
dem sonst sonnigen Himmel. Die tschechische Seite hätte auch anders
reagieren können. In Zukunft wird sich dies nicht mehr wiederholen.
Hier gibt es aber große Emotionen in der CSSR. Bezüglich der Mehrver-
breitung der Presse wird man dies recherchieren, man darf aber nicht


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vergessen, daß der ORF in der CSSR viel gehört und auch viel gesehen
wird. Er könne sich sehr gut vorstellen, daß eine Auswahl von österr.
Journalisten zur Diskussion in die CSSR kommt. Wichtig sei auch, weil
unsere gemeinsame Geschichte in den Geschichtsbüchern differenziert
dargestellt wurde, daß die Unterrichtsminister dieses Problem einmal
besprechen und vielleicht gemeinsame Auffassungen festlegen. Emotionell
besonders geladen sei in der CSSR das sudetendeutsche Problem.

Kreisky erwiderte, daß er fest davon überzeugt ist, daß die Sudeten-
deutschen von den Tschechen überschätzt werden. Die Treffen, erst un-
längst war ein solches der sozialdemokratischen Sudetendeutschen in Wien,
sind mehr ein Heimattreffen, um sich an die alte Heimat zu erinnern. Den
Sudetendeutschen geht es überall wesentlich besser als früher, niemand
denkt daran, hier eine Politik der Revanche oder gar der Wiederkehr zu
machen. Hier besteht keine politische Gefahr, zum Unterschied von kroa-
tischen Aktivitäten und auch denen der Türken. Strougal darf nicht vergessen,
daß es hier vested interests gibt. Sudetendeutsche, wenn sie als
Gruppe auftreten, haben Ansprüche in den Gemeinderäten, den Landtagen,
ja sogar im Bund in Deutschland, weshalb sie diese Gruppenbildung bei-
behalten. Die Klärung unserer gemeinsamen Geschichte hält Kreisky für
zweckmäßig. Wir haben einen solchen Versuch jetzt mit Jugoslawien ge-
macht, der gut läuft. Er wird mit den betreffenden Ministern darüber
sprechen. Bezüglich der Energiefragen meinte er, in Madrid wird trotz
seines Vorschlages nichts herauskommen. Für Mitteleuropa wäre es zweck-
mäßig zentrale, regionale Absprachen zwischen Tschechoslowakei, Öster-
reich, Ungarn, Jugoslawien, Italien, aber auch Polen durchzuführen. Da
der Verkehr in den Kanälen, insbesondere auch mit Deutschland eine große
Rolle spielt, Rhein-Main-Donau-Kanal, müsse man auch dieses Land ein-
laden. Zuerst sollte ein Symposium in Wien stattfinden, das man dann
in Prag fortsetzen könnte. Die Schweizer einzuladen ist nicht zweck-
mäßig, weil diese allen diesen Bestrebungen sehr skeptisch gegenüber-
stehen. Fachleute könnten dies unauffällig besprechen.

Strougal meinte, es wäre zweckmäßig auf niederer Ebene darüber Gespräche
zu führen und kam dann auf den Donauausbau zu sprechen. Hier sollte ja
in Wolfsthal das gemeinsame Kraftwerk entstehen, das jetzt nach Hainburg
raufverlegt wurde. Es sollte doch die Vorgangsweise koordiniert werden.
Ich meldete mich zu Wort und habe erklärt, daß ich beim letzten Besuch
Gabcikovo besucht habe, mit dem Elektrizitätsminister Ehrenberger,
Gespräche geführt und daß man unserer Gesellschaft, die dies ausbaut, die


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DoKW, erklärt hat, einzuladen und ihr Unterlagen zu schicken. Bis jetzt
ist das nicht gekommen. Strougal meinte dann spaßhalber, wenn Ehrenberger
seine Zusagen nicht hält, dann ist es fraglich, ob er in der neuen
Regierung vertreten sein wird. Kreisky und Strougal einigten sich dann
darauf, daß der Handelvertrag beim Besuch des Präsidenten Husak am 4.
Oktober über meinen Vorschlag erfolgen wird.

In der anschließenden Pressekonferenz gab es keine harten Fragen. Strougal
zeigte sich auch bezüglich der Absage bei den Wiener Festwochen als sehr ent-
gegenkommend.

An dem anschließenden kleinen Essen konnte ich nicht teilnehmen, denn
Landesrat Blochberger, NÖ Agrarreferent, wollte mit mir über die Bio-
spritanlagen verhandeln. Zu meiner größten Verwunderung mußte ich fest-
stellen, daß Blochberger über die Kooperation zwischen ÖMV, Waagner-Biro
bezüglich Strohverbrennung nicht die Lösung sieht. Er ist von der Zucker-
hirse, dem Massenträger Getreide und sonstigen Biospritmöglichkeiten mehr
angetan. Er ist der Meinung, daß die NÖ Landesregierung Kredite zur
Errichtung dieser Anlagen geben würde, die Differenz zwischen den 4,17 S
Superbenzin-Raffinerieabgabepreis und den 9,5 – 11 S Biospritabgabepreis
müßte entweder vom Staat subventioniert oder, weil dieser ja auch kein
Geld hat, wie er zugibt, durch einen Beimischungszwang vom Konsumenten
getragen werden. Ihm schwebt auch nicht eine 5 %-ige Beimischung, sondern
eine bis 20 % und darüber hinausgehende vor. Gleichzeitig gibt er aber
zu, daß er auch nicht der Betreffende sein möchte, der eine Verteuerung
des Benzins in einem so gewaltigen Ausmaß verlangt. Ich habe ihm erklärt,
daß ich für einen Beimischungszwang bin und daß die gesetzliche Möglichkeit
jetzt vom Handelsministerium, Energiesektion, vorbereitet wird.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Wie weit sind wir mit dieser Frage?

Der Landesverteidigungsrat, Unterkommission wirtschaftliche Landesverteidi-
gung, hatte diesmal mit den Abg., Mondl, Josseck waren anfangs erschienen,
Gespräche mit den Ländervertretern. Die beamteten Leiter der entsprechenden
Abteilung waren nach Wien gekommen, um die Konzeption der wirtschaftlichen
Landesverteidigung einmal mehr wieder zu hören. Da an mich keine Fragen
hatte, bin ich nach kurzer Zeit wieder gegangen. Mondl und Josseck haben
dann am Gang mir erklärt, sie erwarten nicht, daß man mit den Länderver-
tretern überhaupt auf einen grünen Zweig kommen kann. Sie haben diese


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Aussprache daher nur vorgeschlagen und machen sie mit, damit man die
Länder auch hört. Ich erklärte sofort, ich hätte mich in der Vergangen-
heit immer bemüht, sei es im Energiebereich, aber noch mehr im sonstigen
Wirtschaftsverwaltungsbereich, Rohstofflenkungsgesetz, Außenhandelsgesetz
usw., einvernehmliche Auffassungen mit den Ländern zu erzielen, was mühsam
ist, aber dann letzten Endes doch größtenteils gelang.

Josseck wollte bei mir neuerdings festhalten, daß die Amerikaner jetzt
bereit sind, über die Atommüllagerung zu sprechen. Die amerikanische
Flugzeugverkaufsdelegation F-16 wird neuerdings mit Kreisky Gespräche
über Lieferung dieses Flugzeugtyps führen. Bei dieser Gelegenheit
wollte er wissen, ob Kreisky von dieser Lagerungsmöglichkeit der neuen
Adminstration weiß. Ich bin davon fest überzeugt, weil das Außenamt
nicht nur mich, sondern sicherlich auch das BKA informiert hat.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte über Kabinettchef Lacina feststellen, ob
dies auch stimmt.

Die Fa. Rath erhofft als Schamottsteinerzeuger einen größeren Auftrag
aus Ungarn, weshalb es das Staatswappen sofort brauchte. Man hat mich
zwar dann neuerdings zu einer Betriebsbesichtigung eingeladen, aber
vielmals bedankt, daß ich gleich auf diesen Wunsch reagiert habe.
Die Firma hat, wie ich mich dann auch noch speziell erkundigte, bis
vor dem Ölschock, Anfang der 70er Jahre, Kachelöfenziegel erzeugt,
dann mangels der Nachfrage aufgegeben und jetzt natürlich neuerdings
diese Produktion aufgenommen.

Beim Begräbnis von Dr. Mantler, Vizepräs. d. Österr. Nationalbank und pen-
sionierter GD d. Zentralsparkasse, teilte mir das zweite teilnehmende
Regierungsmitglied Rösch mit, daß er jetzt endgültig den Vertrag für
die Fa. MUT in Stockerau genehmigt hat. Damit werde diese Abwehrwaffe
in Österreich erzeugt, obwohl nach einem 3 %-igen Preisnachlaß 5 %
mehr dafür bezahlt werden müssen. Rösch, aber auch ich vertreten den
Standpunkt, daß man dies gegenüber dem Rechnungshof jederzeit verant-
worten kann.

Die Fa. Schreiner-Leuchten im 15. Bezirk ist, wie der Bundesinnungsmeister
der Gürtler feststellte, die 9. Firma, die in dieser Branche das Dekret
zur Führung des Staatswappens bekommt. Der Bundesinnungsmeister, aber
noch viel mehr die Firmenbesitzer und Angehörigen waren darüber sehr


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stolz. Die Innung ist, die am meisten Staatswappenträger verzeichnen
kann. Der Betrieb existiert in der 4. Generation. Die Besitzerin aller-
dings teilte mir mit, daß sie diesmal auf der Hannover-Messe, die Firma
besucht 10 Messen, einen großen Schock erlebt hat. Bis jetzt war es
so, daß die Deutschen große Lampen und auch die italienischen Mampitserie nur die Großaufträge anstreben. Jetzt ist Italien mit handge-
fertigten Produkten, also Einzelanfertigungen auch auf den Markt ge-
kommen und ist um die Hälfte billiger. Diese Entwicklung ist für diese
Firma, aber auch für ganze Branche sehr beängstigend. Kunsthandwerkliche
Einzelfertigungen wurden bis jetzt von Großen links liegen gelassen.
Hier dürfte es sich nicht nur in der Gürtlerei, sondern ganz allgemein
eine neue Tendenz abzeichnen. Auch die Großen werden mangels Auf-
trägen für große Serien jetzt immer mehr auch auf Einzelanfertigungen
umsteigen. Da sie dort keine solche exakte Ausfertigung erreichen, ver-
suchen sie durch entsprechende billige Preise den Käufer zu gewinnen.

Kabinettsdirektor Lacina teilte mir mit, daß er gehört hat, die Philips
wollten in Klagenfurt die Bauelemente-Fabrik stillegen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte vorsichtigst rechercherieren lassen und
mir die Ergebnisse für die Aussprache Lap zusammenstellen.

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Tagesprogramm, 25.5.1981

59_0666_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Landesfrauensekretärin


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Vizepräs. OeNB


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Obmann Gew. Gemeindebedienstete


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: GD Philips Österreich


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: LR NÖ, ÖVP


          Einträge mit Erwähnung:
            GND ID: 13847284X


            Einträge mit Erwähnung:


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg.
                GND ID: 125250614


                Einträge mit Erwähnung:


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: CSSR-Außenhandelsminister


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: FPÖ-NR-Abg.


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Personalvertreter HM


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Büro des Bundesministers


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Innenminister bis 1977, danach Verteidigungsminister


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: MP CSSR


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Politiker, Arzt


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Energieminister CSSR


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: GR Floridsdorf


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: ung. Ministerpräsident


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Wr. Planungsstadtrat, stv. AR-Präs. DoKW, Obmann BO Floridsdorf


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: CSSR-Staatspräs.


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: MR HM


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Frauensekretärin


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: Wr. Wirtschafts- u. Finanzstadtrat


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


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                                                    GND ID: 125942052


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                                                      GND ID: 119332434


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                                                        Tätigkeit: Wr. SPÖ-GR-Abg.


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                                                            Tätigkeit: HM


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                                                              Tätigkeit: Unterrichtsminister, Bgm. Wien


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                                                                Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                GND ID: 118566512


                                                                Einträge mit Erwähnung: