Montag, 18. Mai 1981
Frau Vorst.Dir. Dr. Ottillinger von der ÖMV hat mit der Fa. Cosmos
eine Auslandsreise gebucht und dort die traurigsten Erfahrungen
gemacht. Der Geschäftsführer Swoboda hat ihr angeblich sogar
ihre so unerfreuliche Vergangenheit vorgeworfen. Ein solches Ver-
halten ist mir vollkommen unerklärlich. Dr. Haffner hat die Angelegen-
heit im Detail weiter verfolgt. Ich habe Fr. Ottillinger gesagt, daß
für eine solche Beschwerde eine eigene Beschwerdekommission für
Reisebüros bei uns im Handelsministerium existiert.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie wird der Fall jetzt weiter verfolgt?
Die Betriebsräte der Fa. Porr intervenierten bei mir wegen des Zu-
schlages zur Zillergründl-Sperrmauer der Tauernkraftwerke. Beide
Betriebsräte behaupten, daß eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus
Hofmann & Maculan in Verbindung mit österr. Firmen, aber eindeutig
deutschen Großbauunternehmungen, die in Österreich nur Zweignieder-
lassungen haben und die unverantwortliche Konkurrenzofferte stellen,
um beim Staumauernbau zum Zug zu kommen, die Arbeitsplätze der bisherigen
Arbeitsgemeinschaften, welche alle Staumauern in Österreich und auch
im Ausland errichten, damit zu Grunde gerichtet werden. Die Differenz
von 1 4/10 Mrd., Anbot der bisherigen Arbeitsgemeinschaften, zu den 1 1/10
Mrd. der von der Fa. Hofmann & Maculan geführten Arbeitsgemeinschaft
liegt insbesondere in der Arbeitsleistung. Die alte Arbeitsgemeinschaft
hat 3 Mio. Arbeitsstunden kalkulieren müssen, die neue hat mit 2 Mio.
eine unzulängliche Arbeitsstundenleistung angenommen. In der jetzt abge-
schlossenen Kölnbreinsperre wurden 2,6 Stunden pro m³ in der Nachkalku-
lation festgestellt. Für die neue Zillergründl-Sperre wurden 2 3/10 Std.,
die neue Arbeitsgemeinschaft hat 1 1/2 Std. pro m³ eingebrachten Beton
verrechnet. Ich erklärte den Betriebsräten dezidiert, daß ich mich in
die Geschäfte der Tauernkraftwerke niemals einmische. Die den Rechnungs-
hofkontrollen unterliegenden EVUs müssen die preiswertesten Offerte
berücksichtigen, selbstverständlich unter Beachtung, daß womöglich
österreichische Firmen zum Zuge kommen. Ich erklärte daher genauso
dezidiert, daß ich die Fa. Hofmann & Maculan und so eine Arbeitsgemein-
schaft bevorzuge. Das einzige, was ich natürlich sofort den Betriebsräten
zugesagt habe, die aus Sorge um ihren Arbeitsplatz der Arbeitsgemein-
schaft Beteiligten vorgesprochen haben, war, daß ich mit Dipl.Ing. Gmein-
hart, TKW, wenn er in Wien ist, sofort über diese Frage sprechen werde.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte bei nächsten Wienaufenthalt von Gmeinhart
Termin vereinbaren.
Beim Journalistenfrühstück hat Prof. Moser von der Universität Graz
über den auch von uns finanzierten industriellen Wärmepumpeneinsatz
referiert und dann für die, die sich interessierten, sogar umfangrei-
ches Material aus dieser Studie verteilte. Immerhin bestünde die Mög-
lichkeit, die Energieeinsparung bei der Industrie um 9 2/10 %, wenn man
die wirtschaftlichen Möglichkeiten aber berücksichtigt, derzeit bei 5 5/10 %
oder bei 430.000 t Öl ohne weiters durchführen könnte, bei einem Verbrauch
von 6 9/10 Mio. t Energiesumme eine beträchtliche Einsparung. Leider kann
derzeit kein österreichischer Betrieb ein solches Wärmepumpensystem an-
bieten. Die ÖMV muß sich daher an die Franzosen wenden. Die VOEST-Alpine
beginnt sich jetzt erst schön langsam mit diesem Problem zu beschäftigen.
Für die VOEST-Alpine und für andere Stahl-Betriebe ist nämlich ein Wärme-
pumpenenergiesparprozeß uninteressant, hier geht es primär mit Wärmeaus-
tausch, wie dieser auch bei der VOEST in Linz jetzt konkret durchgeführt
wird. Diskussion gab es über diese sehr interessanten Ausführungen über-
haupt keine, ich selbst habe nur dann noch erwähnt, daß für den Haushalt
Wärmepumpen jetzt von den Japanern angeboten werden, die einen ungeheuer
guten Wirkungsgrad haben und nicht nur so wie die bis jetzt in Österreich
angebotenen, auch teils von österreichischen Firmen, bis −2°, sondern bei
wesentlich tieferen Temperaturen auch sehr gut arbeiten. Moser erklärte,
dies liegt an der Flüssigkeit, die als Wärmeträger in Einsatz kommt und
hier könnte Mitsubishi, die ganz groß jetzt in dieses Geschäft einsteigen,
neue besondere Kenntnisse erforscht haben. Die anwesenden Journalisten
interessierten sich nicht einmal für die von Prof. Moser angebotenen
Auszüge seiner Arbeit, der ORF machte dann wenigstens ein Interview
für das Mittagsjournal mit Prof. Moser.
Über den Erdölprodukteverbrauch im 1. Quartal referierte Schandel von
der Energiesektion und verteilte entsprechende Unterlagen. Auch hier
war kaum ein Interesse festzustellen. MR Steiger berichtete von der
EFTA-Tagung, wo wirklich nichts zu berichten ist, denn trotzdem dies-
mal vorher die Minister mit dem Konsultativkomitee einen Tag lang ein
Gespräch ein Gespräch führten, war die Sitzung wieder einmal sehr un-
ergiebig und auch eigentlich uninteressant. Die große Sensation, daß
jetzt bei dem neuen Wechsel in der EFTA ein Österreicher als General-
sekretär-Stellvertreter nach 21 Jahren Bestand der EFTA endlich einmal
zum Zug kommt, ist ja wirklich keine Sensation. Sie zeigt ja nur, wie
wenig wir uns bisher um die Personalpolitik in der EFTA gerauft haben,
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daß es so lange dauerte, bis endlich eine Position erkämpft wurde.
Den Clou in dieser Pressekonferenz bildete aber das Referat von
MR Willenpart über das GATT-Übereinkommen zur Liberalisierung des
öffentlichen Ausschreibungswesens. Ausgelöst wurde dieser Tagesordnungs-
punkt durch einen Kronen Zeitung-Angriff Nimmerrichters. Staberl hat
dort zum großen Gaudium festgehalten, daß das Innernministerium jetzt
nur mehr seine Schreibtische und sonstigen Utensilien auf Englisch in
der Wiener Zeitung, Amtlicher Teil, öffentlich ausschreibt. Mit Recht
machte er sich lustig, daß also jetzt die österreichischen Tischler
nur mehr englisch mit der Behörde verkehren. Angeblich, behauptet
Willenpart, hätte das Innenministerium viel zu viel in der Wiener Zeitung
verlautbart. Aufgrund des Verhaltenskodex wäre es vollkommend genügend
gewesen, das Ausmaß der Bestellung, die Art und wo man die Unterlagen
bekommt. Willenpart behauptet, daß die Amerikaner jetzt beschlossen
hätten, in Amerika selbst niemand zum Zug kommen zu lassen, der nicht
diesen Verhaltenskodex einhält. Im Parlament ist er noch nicht ratifi-
ziert, aber Österreich wieder als Musterknabe geht jetzt bereits nach
diesem Kodex vor, um ja nicht beim Export irgendwo behindert zu werden.
Die Pressestelle vom Innenministerium hat einen Brief deshalb an Nimmer-
richter bereits aufklärend abgeschickt. Willenpart kannte nicht den
Artikel von Staberl, unsere Pressestelle wieder hatte keine Ahnung von
dem Brief, den der Pressereferent Drössler bereits im Namen des Innen-
ministers an Staberl gerichtet hat. Die Koordination in unserem Haus
funktioniert überhaupt nicht. Die Unterlagen für diesen Tagesordnungs-
punkt mußte ich mir mühsamst zusammensuchen, der Ausschreibungstext
nicht vorhanden, der Staberl-Artikel nicht zu finden, eine wirklich
vollkommen unzulängliche Vorbereitung.
Das Pressefrühstück war so schlecht besucht wie überhaupt noch nie.
Ich habe sofort Frau Staatssekretär darauf aufmerksam gemacht, daß wir
bei der jetzigen guten Besetzung unserer Presseabteilung, im Verhältnis
zu früher, hier unbedingt trachten müssen, daß diese Institution wöchent-
liches Pressefrühstück nicht abschmiert. Wir müssen bessere Themen vor-
bereiten und müssen trachten, daß wir wieder auf ein höheres Niveau
kommen.
ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Bitte mit der Presseabteilung und Burian diese
Frage genau besprechen.
Die Gespräche mit Gen.Dir. Apfalter, VOEST-Alpine, Gen.Dir. Patt von
der deutschen Fa. PWA und Hauptaktionär von Hallein, vertreten durch
GD Patt, sowie Abg. Teschl, ergab ein erfreuliches Resultat. Hallein
wird sich unter allen Umständen bei Pöls beteiligen und seine eigene
Zellulosefabrik stilllegen. Damit erübrigen sich große Aufwendungen
für Hallein auch durch die Papierförderungsaktion des Handelsministeriums.
Da sich nicht die AWB, sondern Hallein beteiligen wird und vor allem
Zellulose beziehen wird, kommt es zu keiner Überfremdung von Ausländern
in der neuen Gesellschaft. In der Vergangenheit hatte es zwischen Gen.Dir.
Bonelli von der ital. Fa. Fabocat und den Gen.Dir. Lehmann wegen eines
sofortigen Aktienkaufs von Pöls größere Auffassungsunterschiede gegeben.
Lehmann möchte daher unbedingt, daß zuerst die VOEST-Alpine, wie beab-
sichtigt, so schnell als möglich die neue Gesellschaft gründet, um dann
mit dieser neuen Gesellschaft, an der die Italiener nur mehr eine
Minderheit sind, über die weitere Vorgangsweise zu beraten. Die neue
Gesellschaft soll in kürzester Zeit jetzt konstituiert werden.
ANMERKUNG FÜR SC MARSCH UND HAFFNER: Laßt euch bitte sofort über den
weiteren Vorgang berichten.
Der Sekretär des libyschen Volksbüros in Wien, wir würden nach den
bisherigen Begriffen sagen der Botschafter von Libyen, Haderi, wollte
erstens über die nächste Gemischte libysch-österr. Kommission mit mir
sprechen und dann, wie sich herausstellte, mehr oder minder auch über Koope-
ration und Kapitalbeteiligungen in Libyen. Er sei, wie er ausführte,
ermächtigt, entsprechende Anbote sofort zu erstellen. Diese gingen
so weit, daß er auch Finanzzusagen machen könnte, wenn österr. Firmen
dies bräuchten und dadurch der libysch-österr. Handelsverkehr gefördert
werden kann. Libyen hat durch das Verhalten Österreichs den Arabern
gegenüber, wobei er allerdings einschränkte, da Gaddafi ja hier in den
arabischen Nationen entsprechend klassifizierend trennt, daß Bundes-
kanzler Kreisky insbesondere in Libyen einen guten Ruf hat. Da ein
Staatsbesuch vor Kreisky vorgesehen war, den er wegen des Augenleidens
verschoben hat, rechnet Libyen in nächster Zeit mit seinem Besuch. Dies
wird sicherlich nicht vor der nächsten Gemischten libyisch-österr.
Kommission erfolgen und wir könnten dann entsprechende Projekte in
dieser Kommission vorbereiten. Dr. Sachs, der hier konkret dieses Land
bearbeitet, wird die notwendigen Unterlagen zusammenstellen. Fragen
respektive dezidierte Behauptungen, Österreich sollte auch vom ideolo-
gischen Gesichtspunkt Libyen, das ebenfalls eine sozialistische Republik
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ist, auch auf politischem Gebiet enger kontaktieren, bin ich erst
gar nicht eingegangen. Dies habe ich geflissentlich überhört respek-
tive darauf überhaupt nicht geantwortet.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Sachs soll mich entsprechend informieren, wenn
größere Geschäfte möglich sind, und die Unterlagen für die Gemischte
Kommission zusammentragen.
KR Schiller, Bundesinnungsmeister der Goldschmiede, hat mir an seinem
persönlichen Geschäftserfolg nachgewiesen, daß, obwohl er im Zentrum
von Wien ein Goldgeschäft betreibt, durch die Mehrwertsteuerregelung
eine unmögliche Situation, wie sie übrigens alle Goldschmiede haben,
sich ergeben hat. Er hat einmal über 40 Arbeiter beschäftigt, jetzt
sind es nur mehr ein paar. Durch den 30 %-igen Mehrwertsteuersatz
wurde der Kauf von Goldwaren in das Ausland gedrängt. In Deutschland
hat besonders der süddeutsche Raum konkret durch die Grenzkäufe,
Österreicher in München usw., einen ungeheuren Aufschwung gegenüber
dem anderen Deutschland gewonnen. Die bisherige Einteilung ist auch
paradox, eine Brosche, wenn sie vergoldet wird, hat 18 % Mehrwertsteuer,
wenn sie aus Gold ist, 30 %, wenn sie aber als Antiquität angeboten wird
und von einem Akademiekünstler stammt, nur 8 %. Insbesondere die jetzige
Regelung mit den Künstlern macht eine klare Abgrenzung zwischen gewerb-
lichen Betrieben und Kunsthandwerken noch schwieriger. Korallenketten
zahlen 18 %, Perlenketten 30 %. Nach Meinung der Goldschmiede wäre des-
halb ein Katalog über Gebrauchs- u. Luxuswarenabgrenzung dringend not-
wendig, sie selbst haben vorgeschlagen, man sollte event. 20.000 S als
Grenze für Luxuswaren setzen. Ich versprach mit Minister Salcher darüber
Kontakt aufzunehmen.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte ein Schreiben an das Finanzministerium vor-
bereiten lassen und die Durchschrift an Bundesinnungsmeister KR Schiller
senden.
Ein Gespräch mit GD Körner von der Brunner Glasfabrik wegen der Float-
glasproduktion in Österreich ergab, daß nach wie vor gegen diese große
Floatglasproduktion in Österreich größte Bedenken bestehen. Investitions-
aufwand von 1 4/10 Mrd. S würde bei der kleinsten Fabrik 500 t, 40 Mio. m²
Glasproduktion ergeben, von der höchstens ein Viertel, also 10 bis maximal
12 Mio. m² in Österreich selbst abgesetzt werden können. Das andere müßte
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exportiert werden. Die amerikanische Firma Guardian, die diese Glas-
fabrik in Österreich errichten möchte, überträgt aber, wie mir nachher
GD Grünwald von der ÖIAG vertraulich mitteilte, daß ganze Absatzrisiko
der österr. Gesellschaft. Die ÖIAG ist daher an einer solchen Glaspro-
duktion gar nicht mehr besonders interessiert. Anders ist die Situation,
die von der Brunner ebenfalls angeschnitten wurde, bezüglich der Erzeu-
gung von Sicherheitsglas in Eisenerz, wo die Voest-Alpine einen Betrieb
errichten wird. Die Voest-Alpine muß Ersatzarbeitsplätze schaffen, der
Eisenerzer Standort ist sowieso sehr ungünstig. Hier kann aber keine
Änderung des Projektes erfolgen.
ANMERKUNG FÜR SC MARSCH UND HAFFNER: Die vertrauliche Mitteilung Grün-
walds bitte konkret, aber vorsichtig weiterverfolgen.
Die Tochterfirma der ÖMV, Minerex, will jetzt ihre Uran-Prospektion in
Forstau aufgeben. Fest steht, daß nicht 6.000 t Uran dort gefunden
werden könnten, sondern höchstens 1.000 t, 2.000–3.000 t wären noch
möglich. Selbst wenn die Hälfte der ursprünglichen Menge gefunden wird,
ergibt sich ein 51-$-pro-Pfund-Preis. Derzeit beträgt der Weltmarktpreis
22 $. Auf der Welt besteht eine riesige Überschußproduktion. 50.000 t
werden gefördert, 18.000 t waren im Vorjahr der Bedarf. Durch die Redu-
zierung der Kernkraftwerke wird auch das Uran jetzt nicht mehr so leb-
haft nachgefragt, als dies früher der Fall war. Ich habe eigentlich auch
vom Standpunkt des Fremdenverkehrs volles Verständnis, daß jetzt diese
Suche eingestellt wird. Anders verhält es sich natürlich mit den sonstigen
Projekten der Fa. Minerex. Scheelit könnte vielleicht im Waldviertel ge-
funden werden. Eisenerz sucht nun Polymetalle, Schwerspatvererzungen mit
der BBU und der ÖMV gemeinsam, allerdings erst zu einem späteren Zeit-
punkt. Entscheidend für mich war, daß Bauer zwar erklärte, nur bis 1982
wird die Minerex noch arbeiten können, dann ist ihr Programm erfüllt und
die ÖMV will nichts mehr bezahlen. Dr. Weber von der Obersten Bergbehörde
verwies darauf und insbesondere der ehemalige im Handelsministerium be-
schäftigte Grieshofer, der jetzt bei ÖIAG arbeitet, daß bereits für den
Uranbergbau 260.000 Mio. S investiert wurden, 68 km Bohrungen durchge-
führt und sogar Stollen angelegt wurden. Trotzdem glaubt die ÖMV, und
hier teile ich fast diese Meinung, daß 20 Mio. S weitere Abschlußkosten,
die allerdings wesentlich höher werden könnten, noch zu investieren
wenig sinnvoll sind. Die Vorkommen sind zu gering und können niemals
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rationell abgebaut werden. Die 45 Beschäftigten der Fa. Minerex
haben aber weitere Verdienstmöglichkeiten eben bei anderen Unter-
suchungen, die in Österreich durchgeführt werden. Wir einigten uns
darauf, daß Dr. Weber mit den beiden Geschäftsführern, Sommer und
Hummelbrunner, der Minerex die Programme abwickeln wird.
GD Bauer hat dann Dr. Grünwald und mich informiert über die Aussprache
mit den Ländern über Gasbezug aus der Sowjetunion. Bauer möchte angeb-
lich für die Adriahafenanlandung entsprechende Gasmengen bereithalten,
weshalb er jetzt nicht mehr von 4 Mrd. m² von Sowjetgasbezug, sondern
höchstens von 1,5 Mrd. zu sprechen wünscht. Wenn er diese Reduktion vor-
nimmt, weil er den Russen damit klarmachen will, daß 6,35 $ gegenüber
jetzt 4,39 $ als zu hoch zu betrachten sind, so hätte ich dafür noch
Verständnis. Den Russen aber immer wieder zu sagen, wir werden 10 % der
Gasmengen unbedingt brauchen und jetzt auf ein Drittel zu reduzieren,
halte ich für eine unzulängliche Vorgangsweise. Bauer meint zwar, daß
könne er in Moskau alles leicht vertreten, ich teile diese Meinung nicht.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Versuche vertraulichst und vorsichtig heraus-
zubekommen, was die Landesgasgesellschaften eigentlich abnehmen wollen.
Die Waidhofer Fa. Tom & Tina hat keine Betriebsmittel, weshalb auch die
größeren Order, die sie jetzt für die nächstjährige Saison haben, kaum
produziert werden können. MR Grumbeck wird sich des Falls annehmen und
versuchen, ob es noch Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Tom & Tina wäre
an einer Beteiligung irgendeiner anderen Firma sehr interessiert.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie ist die Sache dann weitergelaufen?
Die Argumente-Sendung hat einmal Wasserbüffelimporte festgestellt, die
als Wild dann verkauft wurden. Landwirtschaftsminister Haiden hat daher
den Initiativantrag der Bauern, Riegler, Deutschmann, aber auch die Er-
klärung Präs. Lehner, man müsse Wild unbedingt der Marktordnung unter-
werfen, zugestimmt. Traxler und der Sekr. Mraz erklärten übereinstimmend,
daß 80 % des österr. Wildaufkommens exportiert werden muß. Dabei erlösen
sie bessere Preise, als im Inland im Detailverkauf verlangt werden.
Die inländische Versorgung wird aber von den österr. Wildhändlern auf-
recht erhalten, nicht zuletzt durch 106 Mio. S Importe bei 330 Mio. S
Exporten. Wenn das Ganze über die Marktordnung und Viehwirtschaftsfonds
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abgewickelt werden soll, ist natürlich die Freizügigkeit dahin, sicher-
lich auch dann der Preisausgleich, der jetzt vorgenommen wird. Zur
Kontrolle schlagen die Wildhändler selbst vor, sollte man die Elektro-
phorese, wie sie in der Schweiz gehandthabt wird, anwenden. Ich versprach
nur über dieses Problem mit dem Landwirtschaftsminister Haiden zu kon-
ferieren.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER UND BURIAN: Bitte bei der Begutachtung des Ent-
wurfes des Landwirtschaftsministers genau beachten.
Die Diskussion mit den Alt-Akademikern in der AK von den Landstraßer
war wie in der Vergangenheit verhältnismäßig gut besucht. Beschwerde,
daß wir jetzt über ein Jahr lang keinen solchen Vortrag und Diskussion
gehabt haben, gab es eigentlich nicht. Wir werden aber gerade, weil es
jetzt zwischen den Wahlen ist, im Herbst eine neue Veranstaltung über
die U3 und über die Bausituation auf der Landstraße durchführen. Mein
Referat über die Wirtschaftssituation und die daran anschließende Dis-
kussion war verhältnismäßig sehr positiv, wenn auch sehr zäh am Anfang,
umso lebhafter dann aber am Ende.
Das größte Erlebnis für diesen Tag war, als ich erfuhr, daß man auch
wieder aus Koordinationsgründen verabsäumt hatte, ein zweckmäßiges
Quatier für den Minister Barcak und seine Begleitung in der Steiermark
zu bestellen. Durch reinen Zufall erfuhr ich, daß man uns in Voitsberg
einquartiert hat, im Hotel Gußmark . Ich selbst erinnerte mich ganz
flüchtig, wieso, ist mir ein glattes Rätsel, daß ich einmal dort gewohnt
hatte. Satzinger bestätigte, daß dies eine ausgesprochene Bruchbude war,
wobei ich noch das schönste Zimmer hatte, ich glaube sogar Klo am Gang.
Die Ausrede vom Protokoll, Dr. Dersch, respektive von MR Fälbl, dies
hätten die Steirer empfohlen und sogar ein Vertreter der Fa. Andritz als
richtig empfunden, ließ ich weder gelten, noch kann ich sie mir vorstellen.
Niemand kann dieses Quartier wirklich kennen. Wenn ich mit Barcak dorthin
gefahren wäre, wäre dies nicht nur die Blamage gewesen, ich glaube, ich
wäre sogar vor Wut zersprungen. Noch mehr überrascht war ich, als dann
niemand mehr um 16.00 Uhr zu erreichen war, als ich diese ganze Ange-
legenheit selbst in die Hand nehmen mußte. Ich habe mich sofort mit Hof-
rat Gaisbacher, Fremdenverkehrsreferent der Landesregierung, ins Einver-
nehmen gesetzt. Diesen gelang es natürlich, dann doch ein besseres
Quartier aufzutreiben. Mit ein wenig Einsatz wäre dies auch unserem
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Protokoll möglich gewesen. Daß ich dann noch bis spät in die Nacht
Telefongespräche mit den verschiedensten Stellen führte, war für mich
auch wieder sehr lehrreich. Präs. Ileschitz von der AK, der angeblich
in dem selben Gasthaus Zimmer bestellt hatte, wußte davon nichts. Er
verwies mich auf den Gemeinderat Hein der Parteiorganisation, der die
Quartierbestellung für den Parteitag durchführt. Dieser hatte auch
wieder keine Ahnung, sondern verwies mich wieder an die RUEFA. Die
Ruefa wieder hat danach spät abends noch sich gemeldet, wollte dann
sofort die Vermittlung der Zimmer, die ich mehr oder minder schon ver-
einbart hatte, übernehmen, kannte den Gasthof aber gar nicht, wo wir
jetzt übernachten werden. Das Ganze ist mehr oder minder eine Story
wie sie Herzmanovsky-Orlando nur erfunden haben könnte. Daß ich mich
dabei sehr geärgert habe, obwohl ich eigentlich auch diesmal nicht
explodiert bin, wundert mich selbst.
Tagesprogramm, 18.5.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)