Sonntag, 22. Februar 1981
Da der Fleischerwettbewerb der Fleischerlehrlinge von der zweiten und
dritten Berufsschulklasse diesmal zum 25. Mal stattfand, habe auch ich
die Preisverteilung besucht. Die AK, Präs. Czettel, spendete für jede
Klasse 10 Preise, dadurch wurde fast 1/3 der Schüler prämiert. Da nie-
mand bis zur Preisverteilung wußte, wer wirklich der Sieger gewesen
ist, ja nicht einmal, ob er überhaupt einen Preis gemacht hat, lag eine
ganz interessante Überraschung diesem System zugrunde. Der Direktor der
Schule erklärte mir, warum es nicht früher möglich war, den Sieger bekannt-
zugeben, die Jury hatte tatsächlich erst zum Wochenende entschieden, wer
auszuzeichnen ist. Um die Spannung zu erhöhen, wurde mit dem 10. Preis be-
gonnen, jeder bekam ein Tranchiermesser. Die nächsten Preise waren dann
von der Raika gespendete Sparbücher zu 500,–– S, der dritte Preis war
ein Fotoset, der zweite ein Portable-Radio und der erste Preis für
die zweite und dritte Klasse je ein Fernsehapparat und natürlich für
die ersten 3 Preise jeweils ein sehr schöner Pokal.
Bei der ofm im Messepalast konnte ich bei meinem Rundgang bis 4 Uhr
nachmittags dann feststellen, daß die Behauptung von Austria Internatio-
nal, Dr. Norden, die ofm sei eine Pleite, nicht stimmt. Der Besuch war
trotz der schlechten Witterung sehr gut. Die Aussteller, die ich ja
jeden einzelnen besuchte und immer wieder frage, erklärten zu 99 %, sie
waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Ich schlug der Messeleitung und insbesondere der ÖFVW vor, wir sollten
gegen diese Propaganda auf unserem morgigen Pressefrühstück das Ergeb-
nis präsentieren. Bei einem Arbeitsessen mit der Messeleitung, Hintschig
und Draxler, Dr. Zolles und Dkfm. Kübler einigten wir uns, daß das
nächste Jahr die ofm im Messegelände abgehalten wird. Dort gibt es ent-
sprechend bessere Ausstellungsmöglichkeiten, die Messe hat, wie ich er-
wartete, eine eigene Filmkonzession und wird daher das Touristikfilmfesti-
val im Rahmen der ofm aufnehmen.
Die Aussteller waren sicherlich sehr überrascht, als ich auch diesmal
wieder jeden einzelnen begrüßte. Für die ausländischen Aussteller ist
dies, wie man mir immer wieder versichert, eine besondere Auszeichnung.
Für mich allerdings ist es bei jeder Messe eine Selbstverständlichkeit
zumindestens die ausländischen Aussteller zu besuchen. Auch die österr.
Aussteller im Ausland bei fremden Messen erwarten sich manchmal aller-
dings vergeblich Gegenbesuche der dortigen Minister. Alle waren eigent-
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lich erfreut von mir zu hören, daß im nächsten Jahr im Messegelände
die ofm stattfindet, weil sie doch dort wesentlich besser placiert wer-
den kann als in den winkeligen Gebäuden des Messepalasts. Auf den
Stiegen zu den einzelnen Hallen gab es oft eine, wie ich glaube, wirk-
lich nicht zu verantwortende Menschenmasse und ein Gedränge. Allgemein
wurde von den Ausstellern aber subjektiv empfunden, daß diesmal weniger
Besucher bei der ofm sind, daß aber ein spezifisch besseres Publikum
zu verzeichnen ist. Angeblich wurden viele konkrete Fragen gestellt und
die Aussteller sind fest davon überzeugt, daß auch die einzelnen Besucher
zielbewußter ihren Urlaub gestalten werden. Die Messeleitung wird auf-
grund der verkauften Eintrittskarten eine genaue Abrechnung vorlegen.
Der Einrittspreis von 10 S ist, wie die Messe meinte, nur ein Anerkennungs-
preis. Aus einer Nebenbemerkung, die ich aber gar nicht näher diskutie-
ren wollte, meinte Dir. Draxler, vielleicht sollte man auf 15 S er-
höhen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte nächstes Jour fixe mit Zolles setzen.
Die Handelskammer hatte wie im Vorjahr wieder einen Computer installiert,
wo man aufgrund seiner individuellen Angaben seinen optimalen Urlaubs-
ort, ja sogar Gasthaus oder Pension resp. Hotel je nach der Preiskate-
gorie, die man wünschte, ausgeworfen bekommen hat. Die Besucher glaubten,
daß es sich hier um einen Verkaufscomputer handelt, wo sie tatsächlich
bestellen mußten, haben daher nur sehr beschränkt davon Gebrauch ge-
macht.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Nächstes Jour fixe Handelskammer mitteilen.
Die Weitwanderorganisation EVG hat, wie sie mir mitteilt, bei Kristinus,
längere Zeit schon ein Ansuchen um Subvention laufen und bis jetzt zwar
etliche Male Unterlagen liefern müssen, aber noch immer keinen positi-
ven Bescheid erhalten. Ich habe ihnen nichts zugesagt, außer daß ich
mich kümmern werde, warum man immer wieder fragt, wenn man ihnen dann
doch nichts gibt.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Kristinus soll mir diesbezüglich berichten.
Ein Fremdenverkehrsobmann Gollowitsch Franz aus Hartmannsdorf hat, wie
er mir nachher noch mitteilte, als Haffner am Nachmittag nicht mehr
anwesend war, mit ihm über eine Ministerwanderung etliche Male schon
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verhandelt. Haffner hat ihm zugesagt, daß im Anschluß an die Grazer
Messe wir eine solche Wanderung ohne weiteres durchführen könnten. Dies
ist dieses Jahr überhaupt nicht möglich. Ob tatsächlich nach einem Gra-
zer Messebesuch mit Rundgang und anschließendem offiziellen Essen der
Messeleitung noch Zeit bleibt, müßte man untersuchen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie hast Du Dir das vorgestellt.
Im polnischen Ausstellungsraum wurde mir die derzeitige Fremdenverkehrs-
situation in Polen geschildert. Polen hat durch die ständige Mitteilung,
daß es sich dort um Streikbewegung handelt, zu einer wesentlichen Verrin-
gerung der österreichischen Touristen nach Polen geführt. Der Handels-
rat, aber insbesondere die Fremdenverkehrsverantwortlichen von Orbis,
dem polnischen Reisebüro, meinten, hier könnte Coudenhove-Kalergi, die
ja ständig aus Polen Fernsehsendungen schickt, durch einen Bericht die
Österreicher beruhigen. Ich versprach mit Coudenhove-Kalergi über diese
Beschwerde zu sprechen. Viel verspreche ich mir allerdings nicht, denn
die Österreicher fahren, glaube ich, deshalb weniger jetzt nach Polen,
weil sie Angst haben, daß früher oder später doch die Russen einmarschie-
ren könnten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte wenn Kalergi in Wien ist, mit ihr telefo-
nieren.
Tagesprogramm, 22.2.1981