Freitag, 20. Februar 1981
Die Frau Mischek hat zu ihrem 50. Geburtstag das große Ehren-
zeichen bekommen. Durch eine Auslandsreise war sie nicht anwesend und
ich habe es ihr daher jetzt speziell verliehen. Ihr Mann, ihre drei
Kinder und GR Sevcik waren anwesend. Bei dieser Gelegenheit konnte ich
feststellen, daß doch die Wohnwelt, in der Konzeption wie sichs Mischek
vorgestellt hatte, nicht funktioniert. Der vorgesehene Servicebereich
wurde nicht in Anspruch genommen. Mischek stellt daher jetzt um, minde-
stens 50 % der Wohnwelt wird in Hinkunft keine echte Selbstbedienung
mehr sein, sondern es werden dort einzelne Fachgeschäfte etabliert. Die
vorhergehende Abteilung Holz wird z.B. aufgelöst in Fenster und Türen,
Platten, Beschläge. Alle diese drei Funktionen müssen einzeln angeboten
werden, durch Fachberater, womöglich durch Meister, die eben dann auf
eigene Rechnung ihr Service gleichzeitig dort mitliefern. Mischek ist
draufgekommen, daß die Kunden nur sich bei Lebensmitteln und Haushalts-
artikeln nicht an Fachgeschäfte wenden und beraten lassen müssen, wo sie,
sei es aufgrund der Reklame oder sei es eben aufgrund der eigenen Er-
fahrungen, wissen, das und jenes Waschmittel kaufe ich mir. Bei Einrichtun-
gen, vor allem aber beim Hausbau gilt dies nicht, hier wünscht ein jeder
die Fachberatung und die Serviceleistung womöglich durch einen Meister.
Mischek sieht darin eine ganz große Zukunft für das Kleingewerbe. Dies
wird nicht durch die Märkte verdrängt, sondern wird im Gegenteil in
Zukunft auf den Märkten die größten Verkaufschancen haben.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: In unser Handelskonzept sofort aufnehmen.
GD Lap von Philips teilt mir mit, daß er jetzt mit seiner Konzernspitze
gesprochen hat und dort die Idee besteht, Fernseher mit 14 oder 16 Zoll,
insbesondere aber Bildröhren auch in Europa zu erzeugen. Bis jetzt
werden diese nur von Philips in Taiwan produziert. Da in Österreich be-
reits eine 26-Zoll-Bildröhrenproduktion in der Steiermark existiert,
versucht Lap auch die 14 und 16 Zoll nach Österreich zu bringen. Die
26 Zoll verliert an Bedeutung. Derzeit ist er nur mehr mit Frankreich
in Konkurrenz, die Konzernspitze hat noch nicht entschieden, ob sie
nach Frankreich oder nach Österreich kommen sollte. Ich habe Lap jed-
wede Unterstützung zugesagt. Natürlich habe ich bei dieser Gelegenheit
gleich darauf verwiesen, daß Philips sowie Grundig doch den Beweis be-
kommen haben, daß die österreichische Regierung und insbesondere ich
als Handelsminister jederzeit bereit bin, sie zu unterstützen, wie die
jetzige Videorekorder-Entscheidung gegen Japan gezeigt hat.
ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte mit Philips und Grundig über
die Weiterentwicklung Kontakt halten.
Bei der Preisverteilung des ersten Tourismusfestivalfilmes im Burgkino
stellte ich fest, daß außer den Repräsentanten fast niemand anwesend
war. Dieses private Festival hat aber eben für den österreichischen
Tourismus einen gewissen Wert. Ich habe deshalb sofort den Veranstaltern
vorgeschlagen, wir werden im Rahmen der österreichischen Ferienmesse
im nächsten Jahr versuchen, diese Tourismusfestivalfilmwoche einzuglie-
dern. Dr. Zolles hat meinem Vorschlag dort zugestimmt, meinte nur, wir
hätten dafür nur keine Mittel. Ich bin fest davon überzeugt, daß wenn
man dies besser organisiert und im Rahmen der Österr. Ferienmesse einbaut,
man leicht Sponser , wie die jetzt schon beteiligte Casino AG, aber auch
die Tabakwerke usw. gewinnen kann. Vor allem wird es dann zu einem we-
sentlich besseren Besuch der Filme kommen und dazu beitragen, die ofm
attraktiver zu gestalten. Zolles beschwerte sich überhaupt bei mir, daß
die Wiener Messe AG fast nichts für die ofm macht als nur kassieren.
Ich habe sofort veranlaßt, daß wir am Sonntag in der ofm mit dem Messe-
verantwortlichen darüber sprechen.
Ein Dr. Schäfer macht in Grein österreichische Donaufestwochen. Er führt
dort Opern und Konzerte auf, die größte Aufwendung die er hat, waren
Opernaufführungen mit 30.000 S, wie ich durch einen Zufall in seinen
Unterlagen entdeckte. Er hat ja nur 4 Sänger und neun Orchestermitglieder.
Er sucht deshalb in den Archiven alte Opern, die er dann mit alten
Instrumenten zur Aufführung bringt. Da er vielleicht sogar mit Recht
darauf verweisen kann, eine gewisse Fremdenverkehrsattraktion darzu-
stellen, ersucht er auch um entsprechende Subvention. Da wir auch die
anderen Festspiele mit wesentlich mehr unterstützen, habe ich ihm
prinzipiell eine kleine Subvention für Plakatwerbung usw. zugesagt.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Wie gingen Deine Verhandlungen mit ihm weiter?
Die Wirtschaftskommissionsgruppe Fremdenverkehr hat jetzt ein bereinigtes
Papier von Dr. Ortmann bekommen. Ich habe darauf gedrängt, daß diese
schwülstigen Bestimmungen, Bedienung und nicht Servilität und viele
andere herauskommen. Da in dieser Arbeitsgruppe ja wirklich nur lauter
Fremdenverkehrsfachleute sitzen, bin ich überzeugt, werden wir ein
verhältnismäßig gutes Papier zusammenbringen, das aber doch die Ausspra-
che zwischen Handelskammer und mir als Basis hat. Ich bin sehr gespannt,
was dann die ÖVP dagegen polemisieren wird.
Bei der Firma Schmidt, Zuckerlfabrik im 11. Bez., hat die Betriebsrats-
obmännin Beck mich ersucht, ich sollte doch zu ihrer Betriebsversammlung
kommen. Obwohl sie dies erst gestern in einer Vorstandssitzung an mich
herangetragen hat, konnte ich ihr den Wunsch beim besten Willen nicht
abschlagen. Übrigens habe ich solche Kurzreferate ohne lange Vorbe-
reitung und auch eigentlich ganz informell, ich stand ja nicht einmal
auf der Einladung, sehr gerne. Ich war sehr überrascht, von den Kollegin-
nen und Kollegen derartig begeistert begrüßt zu werden. Als dann der
Wiener Schmäh noch gelaufen ist, war das wirklich eine sehr schöne Ver-
sammlung. Zum Schluß ist nur eine Kollegin zu mir gekommen und meinte,
nicht nur die Wiener seien Zuckergoscherln, eine solche Bemerkung hatte
ich gemacht, sondern auch die Burgenländer. Selbstverständlich war die
Kollegin aus dem Burgenland. Schmidt muß sich heute seine Beschäftigten
auch überall zusammenholen.
Im niederösterreichischen Industriezentrum Wr. Neudorf, das übrigens zur
Gemeinde Laxemburg gehört, wie mir der Bürgermeister dann versichert,
wurde ich ersucht, ein Werkzeugmaschinencenter zu eröffnen. Die Wiener
Firma Dohmen, ein großer Werkzeughändler mit 250 Mio. S Umsatz, hat in
Wr. Neudorf jetzt ein neues System präsentiert. Dort stehen die zu ver-
kaufenden Maschinen und jedermann kann sie nicht nur ansehen, sondern
auch im Betrieb beobachten. Überrascht war ich, daß ich dort den bulga-
rischen Handelsrat Minister Popow getroffen habe. Die Erklärung war dann
sehr einfach, Dohmen verkauft ungefähr 135 bulgarische Werkzeugmaschinen
im Wert vom 20 Mio S. Die Käufer sind sehr zufrieden. Andererseits hat
Dohmen aber in die Oststaaten für 40 Mio. S Maschinen exportiert, die
größtenteils nach Ungarn und Bulgarien, Rumänien ist ein sehr schwacher
Markt . Auch dort ist natürlich der Schmäh gelaufen, eingeladen waren
ja interessanterweise selbst vom ÖGB und von der AK nur Vizepräsidenten
der christlichen Fraktion, NR Gasser usw.
Die Benzinpreiserhöhung hat dann doch nicht zur einvernehmlichen Rege-
lung geführt. AK, ÖGB, Ölindustrie, aber auch Handelskammer waren sich
einig, die Landwirtschaftskammer hatte vorerst Ing. Altmann in Vorgesprä-
chen auch zugestimmt, sein Präsident aber, LK NÖ Bierbaum, hat dann Ein-
spruch erhoben. Natürlich wurden dann entsprechende Änderungen vorge-
nommen, Heizöl extra leicht wird nicht um 65 Groschen und Dieselkraft-
stoff nicht um 55 Groschen der Liter, sondern alles jetzt einheitlich
um 60 Groschen erhöht. Dies trifft, wenn man so will, den Landwirt jetzt
mehr, der weniger Heizöl extra leicht kauft und sicherlich mehr Diesel.
Ich habe zwar an der offiziellen Preiskommissionssitzung nicht teilge-
nommen. Außerhalb der Tagesordnung habe ich allen unsere Politik aber
klar gemacht und auch die Zustimmung, außer von der Landwirtschaft, ge-
funden.
Tagesprogramm, 20.2.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)