Samstag, 31. Jänner 1981, und Sonntag, 1. Februar 1981
Das Redaktionskomitee der Arbeitsgruppe Energie, Rohstoffe,
Umwelt hat, da kein anderer Termin möglich war, samstags Vormittag
sehr fleißig die Redaktion aller Vorschläge durchgearbeitet.
Interessant ist, daß bis jetzt keine kontroversiellen Vorschläge
von den einzelnen, die ihre Meinung zu Papier gebracht haben, fest-
gestellt werden konnte. Prof. Weiser von der EVA, gleichzeitig auch
freiwillig in das Redaktionskomitee gemeldet, stellt in einer
umfangreichen Studie dies ausdrücklich fest. Sekretär Stanzel be-
richtete von einer Aussprache aller Sekretäre mit dem Kabinettschef
des BKA Lacina und den Sekretär des Gewerkschaftsbundes Schmidt.
Diese hatten allen Ernstes vorgeschlagen, es sollten sich die
Arbeitsgruppen nicht nach dem Umfang der vorgeschlagenen 10 Seiten
des Bundeskanzlers halten, sondern das vier- bis fünffache in einen
Papier festlegen. Dieses Papier würde dann von allen diskutiert
werden und durch entsprechende Abstriche auf das gewünschte Maß
reduziert. Diese Taktik halte ich für falsch. Niemand weiß, was
bei dieser Streicherei und bei dieser großen Diskussion dann
konkret herauskommt. Ich konnte alle davon überzeugen, daß es
zweckmäßiger ist, wir machen den ursprünglich beabsichtigten
Umfang, wenn dann in der großen Diskussion der eine oder andere
eine gute Idee hat, können wir diese jederzeit noch in unser
Papier aufnehmen.
Bei der Landeskonferenz für Niederösterreich und Burgenland traf
ich viele Kollegen mit vielen kleineren Problemen oder, wenn man
so sagen will, Wehwehchen und alle Wünsche konnte ich befriedigt
beantworten.
Der Betriebsratsobmannstellvertreter der Brauerei Schwechat,
Weidlich, war ebenfalls anwesend und ich vereinbarte mit ihm,
daß wir doch gemeinsam versuchen müssen den Streit mit den Brau-
AG-Betriebsräten zu beenden. Weidlich stimmte im Prinzip auch
zu, meinte nur, daß die Brau-AG-Betriebsräte immer wieder Maß-
nahmen setzten, die es den Schwechatern unmöglich machen, zu
einer Einigung zu gelangen. Ich hoffe durch weitere Aussprachen,
die ich jetzt beabsichtige, dann dieses schwierige Problem auch
zu bereinigen.
Mein Referat hat hauptsächlich sich mit den unmittelbaren Problemen
der LUGA beschäftigt, insbesondere natürlich habe ich die Probleme
der Nahrungs- und Genußmittelindustrie und vor allem auch der Land-
wirtschaft und der Energiesituation aufgezeigt. Die Konferenz war
phantastisch gut besucht, leider gab es trotz meiner Aufforderung
keine Diskussion. Der einzige Diskussionsredner, der BRO Hafran von
der Schöller-Mühle in Schwechat, meinte nur, er hoffe, daß ich noch
recht lange Handelsminister und vor allem Obmann unserer Organisation
bleibe. Im Schlußwort habe ich dann auf diese spezielle Frage meine
Stellungnahme, die ich seit 1970 immer abgegeben habe, wiederholt.
Solange ich das Vertrauen unserer Kollegen habe und gewählt werde,
werde ich in der LUGA wirken. Meine Tätigkeit innerhalb der Bundesre-
gierung bestimmt ausschließlich der Bundeskanzler, der sich ja seine
Mitarbeiter aussucht. Sollte es, was seit 1970 nie der Fall war, aber
zu einer Konfliktsituation zwischen dem Handelsminister und dem Ob-
mann der LUGA kommen, so würde ich nicht zögern, sofort meine
Handelsministertätigkeit zu beenden. Die Gewerkschaft hat und hatte
bei mir immer die Priorität. Dies war natürlich für den anwesenden
Rundfunk ein heißes Thema. Sofort wurde ich anschließend gefragt,
ob ich mir vorstellen könnte, daß auch Staatssekretär Albrecht mein
Nachfolger wird und ob sie die notwendigen Voraussetzungen und Fähig-
keiten mitbringt. Letzteres konnte ich sofort bestätigen. Die Ent-
scheidung, wer einmal mein Nachfolger wird, liegt letzten Endes beim
Bundeskanzler resp. den Parteigremien, die diese Entscheidung dann
bestätigen.
Der Besuch mit dem Ministerialbeamten Ortmann und Haffner am Hochkar
war für mich sehr beeindruckend. Ich gebe zu, daß das Wetter auch
einmalig schön war, der Schnee über 2 1/2 m vorhanden, ein äußerst
herrlicher Skitag also gegeben war. Beeindruckend für mich war, daß
die immerhin 98 Mio. S betragende Investition von dem Initiator der
Hochkarskilifte und Almstraße, Ing. Geischläger, aufgebracht werden
konnten. 6 Hotels und Gasthäuser, auch eine Schutzhütte des Österr.
Touristenklubs in herrlichster Lage auf einem Hochplateau mit riesigen
Parkplätzen kann bis zu 5000 Skifahrer aufnehmen, betreuen und auch
einigermaßen auf den Pisten verteilen. Ein neuer Doppelsessellift,
der erst heuer eröffnet wurde, hat ein weiteres schönes Gebiet er-
schlossen. Im Sommer ist der Tourismus dort noch sehr unterentwickelt.
Nicht einmal alle Häuser haben offen, obwohl die Mautstraße natürlich
auch für die Sommertouristen eine gute Aufstiegsmöglichkeit gibt.
Mit 130 S ist die Maut nicht zu teuer, auch jetzt mit 170,–– S Maut
inkl. aller Lifte als Tageskarte ausgesprochen preiswert zu bezeich-
nen. Die Kronen-Zeitung führt mit dem Reisebüro-Klub 2000 ständig
etliche Busse nach Hochkar. Die Busreise und die Tageskarte, die
sonst 170,–– kostet inkl. eines Essensbons für 10 S, wird von dem Reise-
büro mit Hilfe der Kronen-Zeitung um 200,–– abgegeben. Die Wirte tra-
gen durch den 10,–– Bon bei, die Seilbahngesellschaft anstelle der
170,–– S für 105,–– S Tageskarte. Von den 300 Betten, die sich auf
dem Hochplateau befinden, sind 160 in einem Skiheim, das der Bund und
das Land für Schüler errichtet haben. Die Nächtigungen in Göstling und
der ganzen Region betrugen, wie mir der Bürgermeister erzählte, 15.000
im Jahre 1963. Jetzt sind es durch die Hochkargesellschaft 100.000
mehr. Für die Benutzung der Almen muß den österreichischen Bundesfor-
sten 150.000 S plus 70.000 Jagdvertragsablöse pro Jahr an Pacht be-
zahlt werden, der Almgemeinschaft der Bauern ebenfalls 150.000 S
für die Liftgenehmigung. Wenn ein neues Bauwerk wie z.B. die Tal-
station des neuen Doppelsesselliftes, so muß jetzt bereits 300 S für
den m² bezahlt werden.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Die Tageskarte kostet 130,–– S.
Der Bürgermeister wollte dann selbstverständlich abends mir noch
das Bürgermeisteramt in Göstling und vor allem sein modernes Hallen
zeigen. Auf das Hallenbad ist er deshalb besonders stolz, weil es
weniger als 20 Mio. S gekostet hat und jetzt im Betrieb nur 300.000
S jährlich Defizit hat. Der Bürgermeister ist ein Sozialist, obwohl
sonst im Land und bei den Nationalratswahlen natürlich die ÖVP die
Mehrheit hat. Göstling ist eines der vielen Beispiele, wo durch die
Tüchtigkeit eines Bürgermeisters dieser mit seiner Liste persönlich
gewählt wird, auch dann, wenn er einer anderen politischen Partei an-
gehört. Bei Gemeinderatswahlen entscheiden im großen und ganzen immer
die Persönlichkeiten. Dr. Ortmann ist fest davon überzeugt, daß wir
diese Gemeinde durch entsprechende Zuschüsse insbesondere für die
Lifttalstation unterstützen können.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wenn der Akt zur Unterschrift kommt, bitte
sofort den Bürgermeister auch verständigen.
Tagesprogramm, 31.1.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)