Samstag, 24., und Sonntag, 25. Jänner 1981
In St. Johann im Pongau hat eine Finanzierungsgruppe Grün und
Schneider eine neue Hotelfinanzierung vor Jahren begonnen und zu mei-
ner größten Überraschung sogar tatsächlich ein großes Hotel jetzt ge-
baut. Die Idee ist, daß sich jemand von 40.000 bis 120.000 S eine
Woche Hotelaufenthalt kaufen kann. Mit diesem Betrag wird er grund-
bücherlich eingetragen und hat 40 Jahre das Recht in dem 1a-Hotel zu
wohnen. Der erste Eindruck ist, daß man um diesen Betrag dann eine
Woche dort wohnt, tatsächlich hat man aber nur je nach der Größe des
Betrages ein entsprechendes 2-Bett- oder eventuell 3-Bettzimmer ge-
mietet. Das Hotel ist bestens ausgestattet, bekommt jetzt noch ein
Hallenbad und Schwimmbad dazu, Tennishalle usw. Sowohl Grün als auch
Schneider erklärten mir, daß sie finanziell jetzt über die Runden
sind. Dies kann nach unseren Aufzeichnungen nicht genau zutreffen, denn
für die Hotelerweiterungs-KG 2 sei noch von einem Kreditansuchen 28
Mio. ein 14-Mio.-S-ERP-Kredit offen. Insgesamt wurden für dieses 270-
Bettenhotel mit 460 Restaurantplätzen, wie Dir. Schneider bei der Er-
öffnung sagte, 180 Mio. S investiert. In der Ladenstraße, der untere
Teil ist also an Geschäfte vermietet, muß man 180,–– pro m² Miete be-
zahlen.
Die Eröffnung verlief wie auch bei anderen solchen Anlässen. Der
zweite Geschäftsführer Grün hat mit Recht darauf verwiesen, daß der
Erfolg viele Väter hat. Da das Hotel jetzt doch fertig wurde, über
die Finanzierungsschwierigkeiten wäre es ja bald als Rohbau stehen
geblieben, machte er nur Andeutungen. Der Bürgermeister war über die
Fertigstellung und über das elegante Aussehen mit Recht sehr zufrieden
und stolz. Der sozialistische Landesrat Oberkirchner meinte, daß in
Salzburg sich in den letzten 10 Jahren, 70 100.000, 80 200.000 Betten,
die Fremdenverkehrsbetriebe sehr stark expandierten. Was aber Salzburg
braucht, sind nicht mehr Betten, sondern bessere Qualität. Ich selbst
verwies doch ein wenig auf die Gestehungsgeschichte. Vor 2 Jahren, hatte
ich mich erinnert, waren Grün und Schneider bei mir in Schladming ge-
wesen, um ihre Finanzierungsschwierigkeiten zu schildern. In weiterer
folge hat sich dann der sozialistisch zuständige Nationalrat Hirscher
aus St. Johann im Pongau sehr für dieses Projekt eingesetzt. Dies wurde
auch von den Rednern und selbstverständlich auch von mir entsprechend
anerkannt und der großen Versammlung dort mitgeteilt. Jetzt, nachdem
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das Hotel fertiggestellt ist, fließen Mittel aus dem Verkauf der
Zertifikate schön langsam ein.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie steht es jetzt um die Besicherung des
ERP-Kredites.
NR Hirscher hatte entgegen meinem Rat nicht mit dem Bürgermeister
oder Unternehmervertreter gemeinsam für Sonntag eine Aussprache ein-
berufen. Der Bürgermeister hat mir natürlich, und hat daran selbst
teilgenommen, die Liftanlagen gezeigt. Diese haben sich jetzt alle,
obwohl verschiedensten Besitzern gehörend, zusammengeschlossen. Mit
der sogenannten Drei-Täler-Schaukel verbindet St. Johann mit etlichen
Auf- und Abfahrten die Wintersportorte Wagrain und auch Flachau.
Hier handelt es sich aber überall um Sessel- resp. Schleiflifte. Wenn
dort kein schönes Wetter ist, frieren die Skiläufer, glaube ich, ganz
gewaltig. Trotzdem ist es aber zu einem mächtigen Aufschwung des
Wintertourismus in St. Johann gekommen. 60 % der Gäste kommen jetzt be-
reits im Winter. Dies ist vor allem auf die Tauernautobahn zurückzu-
führen. Da die Maut erst bei Durchfahrt durch das Tunnel zu bezahlen
ist, wird die Strecke von Deutschland über Salzburg heute von un-
zähligen deutschen Winterurlaubern, insbesondere auch Kurzurlaubern
benützt. Früher hat sich der deutsche Raum sozusagen nach Tirol er-
gossen. Jetzt kann man in die billigeren Zonen nach Salzburg fahren.
Dies gilt für Aufenthaltskosten genauso wie für Liftgebühren. Einzelne
Lifte müssen verdoppelt werden, da die Kapazität nicht ausreicht.
Hirscher hat, um den Sonntag auch zu nützen, vormittags die Genossen
von St. Johann zu einer Aussprache geladen. Nicht die geringe Anzahl,
insgesamt 7, hat mich erschüttert, sondern eher, daß es scheinbar
nicht geglückt ist, eine neutrale Veranstaltung mit dem Bürgermeister
oder Wirtschaftsleuten zu organisieren. Wäre ich mit 1/2 Dutzend von
neutralen oder vielleicht ÖVP-Funktionären beisammengesessen, hätte
ich in meinen Augen mehr erreicht, als zugegebenermaßen auch gute
Funktionäre von St. Johann über die letzten Vorkommnisse aufzuklären.
Mit dem Vertreter der Liebherr-Firma in Bischofshofen besprach ich
die Frage des Zollzugeständnisses an die DDR. Liebherr hat in einem
Brief festgehalten, daß die Zollermäßigung für sie einen schweren
Rückschlag bedeutet. Die Konkurrenz, befürchteten sie, aus Frankreich
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würde dadurch nur verstärkt. Ich war auf der einen Seite erschüttert,
daß man nicht wußte, daß Frankreich als EG-Mitglied sowieso jetzt
schon keinen Zoll bei seinen Kranlieferungen bezahlt, durch die Aus-
sprache war es mir möglich, die Einwände, die Liebherr hat, zu zer-
streuen. Da die DDR-Zollermäßigung weltweit gegeben werden muß, kann
es vielleicht andere Länder geben, die bis jetzt noch nicht diese
Zollermäßigung haben. Die Franzosen haben sie aber und die DDR-Kräne
stellen für Liebherr, wie er selbst sagte, kaum eine bedeutende Kon-
kurrenz dar. Da Dr. Liebherr insgesamt in Österreich bereits 1 Mrd.
S investiert hat und sich als deutsches Unternehmen sehr anständig
benimmt und die österreichische Wirtschaft sehr unterstützt, wurde
mir vorgeschlagen, ihm einen entsprechenden Orden zu verleihen. Ich
habe sofort zugesagt. Ein diesbezügliches Schreiben wird kommen.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte dieses Schreiben dann so schnell als
möglich behandeln.
Ein gewisser Nagl, Tel. 06462/2605 beschwerte sich bei mir, daß die
Fa. Oswald Schneider in Altenmarkt, weil sie angeblich keinen Betriebs-
rat hat, von der AK daher abgelehnt wird, nicht die Auszeichnung
zur Führung des Staatswappens bekommt. Ich habe Nagl, der übrigens
auch ein Pressereferent ist und scheinbar nebenberuflich nur anderes
macht, zugesagt ihn sofort zu informieren, wenn ich die Unterlagen
beisammen habe.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Wie steht der Fall Oswald Schneider.
Tagesprogramm 24./25.1.1981