Donnerstag, 18. Dezember 1980
Die Casino-AG, GD Wallner, hat in seine Einladung, wie ich dann fest-
stellen konnte, die Eröffnung durch Handelsminister Staribacher rein-
gedruckt. Dr. Haffner mit seiner Frau und ich fuhren daher sehr zei-
tig früh nach Seefeld, wo ich sofort den Bürgermeister Seelos, der
gleichzeitig eine Skischule hat, aufsuchte. Dieser war natürlich
nicht abzuhalten, mit Haffner und mir zumindestens am ersten Tag
seine Skiabfahrten zu demonstrieren. Typisch für mich war, daß auch
hier die Gemeindegrenzen eine große Rolle spielen. Ein wunderschönes
Kar, welches von der Seilbahn leicht zu erschließen wäre, wird ver-
nachlässigt, weil es sich in der Nachbargemeinde Reith befindet. Ein
kleiner Tunnel wäre von der jetzt stark ausgebauten neuen Seilbahn
nötig und ein Nordkar, schneesicher, wäre damit erschlossen. Fast würde
ich sagen, an dessen Stelle wird jetzt ein Projekt verfolgt, durch
einen größeren Tunnel, wo man sogar eine Standseilbahn führen muß,
sicherlich auch ein sehr schönes Skigebiet, allerdings wesentlich
tiefer gelegen, wird um 140 Mio. S projektiert und ich bin überzeugt,
auch früher oder später ausgeführt.
Die erste Besichtigung des neu adaptierten Casino war für mich sehr
beeindruckend. Im Tiroler Stil mit teils alten Holzdecken, teils
jetzt neu geschnitzten, allerdings mit altem Holz hergestellten, gab
einen ganz besonders eindrucksvollen Rahmen. Bei der offiziellen Er-
öffnungsfeier hat der Bürgermeister sich bei der Spielcasino-AG, ins-
besondere GD Wallner für diese 42-Mio.-S-Investitionen herzlichst be-
dankt. Vorher schon hatte mir der Bürgermeister erklärt, daß er mit
Wallner ein sehr gutes Einvernehmen hat und die Casino-AG größte Un-
terstützung der Gemeinde gewährt.
Anstelle des LH Wallnöfer, der bei der Brennerautobahn-Mautverhandlung
unabkömmlich war, hat LR Bassetti als Finanzreferent die Ansprache
gehalten. Er meinte, daß er dem Lasterspiel nicht frönt, mit einem
Gedicht, wo ein Kracher feststellt, was er alles versäumt hat, wollte
er andeuten, daß er niemals in einer solchen Spielhölle war. Darüber
hinaus teilte er mit, daß jetzt der Bund verlangt, daß der Aufteilungs-
schlüssel der Erträge, 70 % Bund, 15 % Land, 15 % Gemeinde, zu Lasten
des Landes geändert werden soll. Da die Casinogemeinde größere Auf-
wendungen hat als das Land, wurde mit Androsch noch vereinbart, eine
entsprechende Regelung vorzusehen, daß auf Kosten der 15 % des Landes
die Gemeinden einen größeren Anteil bekommen.
Ich habe in meiner Eröffnungsansprache zuerst sofort die Bezeichnung
die Bezeichnung Spielhölle als unzulänglich dargestellt. Ich weiß,
daß GD Wallner und die Casino-AG als solche größten Wert darauf legen,
daß nicht von Spielhöllen, sondern von gepflegten Unterhaltungs-
stätten sprechen. Das Image des Casino-Betriebes muß unter allen Um-
ständen von dem Charakter der Spielhöllen à la Las Vegas in Amerika
weg. Wallner selbst trägt durch verschiedenste Maßnahmen insbesondere
auch durch die Ausstattung der Casinos wesentlich dazu bei. Bezüglich
des Aufteilungsschlüssels habe ich sofort darauf verwiesen, daß eben
das reiche Land der Gemeinde etwas abtreten kann. Von den drei Ge-
meinden Land und Bund ist bei jedem Finanzausgleich festzustellen,
daß zwei wesentlich schlechter abschneiden, nämlich Gemeinde und Bund,
und das Land verhältnismäßig gut dotiert ist.
Wallner war über diese Richtigstellungen sehr einverstanden und hat
sich nachher bei mir sogar ausdrücklich indirekt bedankt. Er meinte
nämlich, daß man bei mir als Profi-Redner feststellen kann, wie sehr
ich sofort auf jede Situation eingehe und zum Ausdruck bringe, wie
richtig Public-Relations gemacht werden muß.
GD Wallner hat mir nicht zuletzt, weil ich ja wirklich für einen Tag
von Wien nach Seefeld und dann in der Nacht sofort wieder zurückfahre,
zugesagt, er wird, weil ich größten Wert darauf lege, eine Radfahrgrup-
pe sponsern.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Zentralsekretär Effenberger verbinden.