Freitag, 29. August 1980
Bei der Staatswappenverleihung an die Fa. Datentechnik, Neufeld,
erlebte ich die Überraschung, daß ganz junge Leute sich in dem schwie-
rigsten Gebiet der Datenübertragung in einem Zweifamilienhaus fast
100 Mio. S Umsatz machten. Ing. Hoffmann kam von Olivetti, sein Kompag-
non von der Post und durch know how haben sie neue Geräte entwickelt,
die selbst ITT, Siemens, Kapsch und Schrack nicht erzeugen können.
Die Post bezieht von ihnen heute Meßgeräte, die sie allerdings nur
über Kapsch und Schrack anbieten können. Ihr großer Durchbruch ist
gelungen, als auch die Deutsche Post ihre Geräte bezieht. Als die
ersten deutschen Beamten zum Abschluß von Verträgen zu ihnen kamen,
waren sie überrascht, anstelle einer Fabrik ein Zweifamilienhaus
vorzufinden, wo im Keller das Lager und im Parterre produziert wird
und im ersten Stock die Techniker sitzen, die die neuen Geräte ent-
wickelten. Da ich am Vortag bei Siemens Austria war, wo man mir die
neuesten Anlagen, die Siemens selbstverständlich hat, zur Produktion
zeigte, konnte ich dies umso mehr vergleichen. Für Millionenapparate,
die Siemens gekauft hat, haben sie ein Backrohr und einen Kühlschrank
und können auch die Eiskaltproben durchführen. Jetzt bauen sie eine
neue Fabrik. Der Rohbau steht schon. Auch dort geschieht alles sehr
schnell, daß sie fest davon überzeugt sind, noch heuer einziehen zu
können. Ihr größter Wunsch wäre, wenn die Post direkt bei ihnen be-
ziehen würde und sie direkt in die Postlieferung eingeschaltet werden
können. Ich versprach nur, darüber mit GD Übleis zu reden. Ob es
tatsächlich möglich ist, in die ÖFEG-Firmen aufgenommen zu werden,
die heute die Postaufträge sich untereinander aufteilen, bezweifle
ich. Einen Versuch werde ich aber unternehmen, ob vielleicht wirklich
eine Teillieferungsmöglichkeit direkt für gewisse Apparate besteht.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Übleis verbinden.
Die Fa. Thonet in der 5. Generation, in Friedberg eine Sesselproduktions-
stätte seit ein paar Jahren, hat ganz eine andere Tradition. Während
bei den Elektro-Data-Leuten das know how überwiegt, die Software als
das Entscheidende ist, ist es bei der Holzproduktion der traditions-
reiche Name und vom Ur-Urgroßvater erfundene System des Holzbiegens
zu sogenannten Bugmöbeln . Der berühmteste Thonet-Sessel Nr. 14 wurde
bis 1930 50 Mio S verkauft und in der Zeit bisher wahrscheinlich noch
56-1064
etliche Millionen dazu. Mit steigendem Lebensstandard allerdings
kommen immer mehr die gepolsterten Sessel zum Verkauf.
Der dritte Betrieb, den ich auszeichnete, war die Fa. Saniped in Groß-
petersdorf, also wieder im Burgenland. Diese Firma wurde genau vor
10 Jahren gegründet. Der Bürgermeister, gleichzeitig 3. Präsident des
burgenländischen Landtages, Krutzler, war glücklich, daß tatsächlich
noch, trotz der Kürze der Zeit, ich sozusagen als zwölfter Redner
dann das Staatswappen der Firma überreichen konnte. Scholl hat sich
jetzt bereits mit einer zweiten großen amerikanischen Firma liiert.
Vor 10 Jahren war es sehr problematisch, heute werden 30.000 Paar Ge-
sundheitssandalen pro Tag erzeugt, in Kürze wird man auf 35.000 Paar
gehen. Mir ist es eigentlich unerklärlich, wie man eine so große An-
zahl an so schweren Gütern, deren Herstellung eigentlich ja kein Pro-
blem ist, preiswert weltweit verkaufen kann. Der Vorteil liegt eben
darin, kein eigener Vertriebsapparat, sondern alles wird über die
Schollgesellschaften, eine Art Fußgesundheitsorganisation, vertrieben.
Den Betrieb habe ich vorher besichtigt und feststellen können, daß doch
immerhin 119 Mio. S, wie mir dann der Generaldirektor sagte, inve-
stiert werden mußten. Die hohe Qualität und ganz besonders die exakte
Fertigung ist das Um und Auf von Sandalen. Da verständlicherweise
der vorletzte Redner, LH Kery bereits darauf verwies, daß wir alle die
Betriebsangehörigen, die im Schulzentrum von Großpetersdorf, das übri-
gens auch von der Firma mitfinanziert wurde, versammelt waren, nicht
über Gebühr beansprucht werden sollten, hat Kery verhältnismäßig
kurz geredet und gemeint, ich werde als sonniger Mensch schon die
notwendige Ansprache halten. Natürlich ließ ich dann dort den Wiener
Schmäh rennen, beginnend, daß man vor 10 Jahren mir sagte, in Groß-
petersdorf wollen sie jetzt Holzschlapfen erzeugen. Dieser Ausdruck
war furchtbar schwer für den amerikanischen Präsidenten Benet zu über-
setzen, obwohl dieser ganz gut Deutsch verstanden hat, ja auch eine
deutsche Ansprache, allerdings vom Blatt runtergelesen hat. Zum Schluß
bemerkte er zu mir, er hätte zwar die Rede nicht verstanden, aber
allein aus dem Beifall und den Gesichtern aller Teilnehmern müßte sie
sehr gut gewesen sein. Tatsache ist, daß jetzt mit 1150 Beschäftigten
Saniped der größte burgenländische Industriebetrieb ist. Natürlich
appellierte ich an die Präsidenten der Organisation, sie sollten doch
noch weitere Produkte nach Österreich verlegen.
Präsident Graf von der burgenländischen Handelskammer, der insbesondere
auf die Risikobereitschaft der Amerikaner einging und sagte, er könne
dies am besten verstehen, weil er in Amerika geboren ist, heute im
Burgenland lebt und dieses Land am meisten liebt, unterstrich beson-
ders die Sozialpartnerschaft. Bei diesem Zusammentreffen erinnerte
mich Graf neuerdings daran, daß wir vereinbart hatten im Herbst ei-
nen Besuch von Klubobmann Fischer und mir.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Fischer verbinden.
Tagesprogramm, 29.8.1980
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)