Donnerstag, der 28. August 1980

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Donnerstag, 28. August 1980

Dr. Roden hat früher das Lehrlingsheim der AK geführt, jetzt wird
es abgerissen und an dessen Stelle ein Fortbildungszentrum gebaut.
Dieses wird Roden dann führen. Er interveniert für einen Firmenchef,
arbeitet auch für diese Firma, damit dieser einen Dienstpaß bekommt,
weil er öfters in die Oststaaten fahren muß.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Nur mit Zustimmung der Handelskammer möglich.

GD Ebeling von Mobil Oil stellt seinen Nachfolger Chorinsky vor.
Bei dieser Gelegenheit meint Ebeling, er hätte öfters Differenzen
gehabt, möchte sich aber trotzdem über die gute Zusammenarbeit be-
danken. Ich stelle nachdrücklich fest, daß alle Differenzen soweit
sachlicher Natur waren, mich persönlich nicht berührt haben, so etwas
gibt es automatisch bei verschiedenen Funktionen. Entschieden weise
ich aber ein Interview von ihm zurück, wo er meint, im Preisver-
fahren sei nicht korrekt vorgegangen worden. Interessant ist, daß
Ebeling über diese Frage gar nicht diskutieren will, vielleicht sieht
er die Ungeheuerlichkeit dieser Behauptung ein, vielleicht allerdings
möchte er denn Abschiedsbesuch nicht besonders belasten. Chorinsky
kommt aus der BRD und meint nur, er hätte Ebeling bewundert, der
einen solchen Kampf in der Öffentlichkeit für die Mobil-Interessen
geführt hat. Meiner Meinung nach daran gar nichts zu bewundern,
denn außer sich entsprechend in der Öffentlichkeit in Positur ge-
setzt zu haben, hat er ja nichts erreicht. Die Ergebnisse der Mobil,
insbesondere hier doch beträchtliche Gewinnsteigerung und ihre
gegen andere Industrien wesentliche günstigere Gesamtsituation zeigen
ja, daß seine Behauptungen falsch waren. Chorinsky bestätigt mir,
daß in Deutschland ein ungeheurer Konkurrenzkampf existiert, daß
dort die Anpassungsinvestitionen früher Platz ergriffen haben als in
Österreich. Überall gibt es derzeit Überschüsse in der Produktion,
ganz besonders aber auf dem Heizöl-schwer-Sektor.



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GD Buchner, Chemie Linz, und sein Wiener Vertreter Rimsky inter-
venieren wegen der Gasversorgung. Sie sehen jetzt zum Unterschied
zu ihrer letzten Vorsprache vor ein paar Monaten die Situation
nicht mehr so kritisch. Insbes. möchte Buchner wissen, wie es Mitte
der 80er Jahre um die Gasversorgung stehen wird. Die Chemie Linz
ist dabei, eine zweite Single-Train-Anlage für 2 Mrd. S Investitionen
zu bauen. Die alten Produktionsstätten müssen geschleift werden.
Die Umstellung folgt nicht nur in Österreich, sondern bei ihrem
größten Konkurrenten, auch bei der Badischen in Deutschland. Aus der
Diskussion ergibt sich, daß sie bei einem Export von 1,8 Mrd. S
bei einem Gesamtumsatz von 11 Mrd. 1,1 Mrd. S nach Deutschland ex-
portieren können. Insbes. Düngemittel von 1,1 Mio. gehen 400.000 to
Stickstoffdünger nach Bayern, weltweit gelegentlich 50.000 to Kalk-
ammonsalpeter und 50.000 to Komplexdünger. Die Düngemittel sind der
größte Umsatzträger von 3,7 Mrd. S, Pflanzenschutzmittel ca.
600 Mio. und Chemieprodukte ca. 900 Mio. Der Gesamtumsatz hat
sich von 7,0 Mrd. S im vergangenen Jahr wahrscheinlich auf 11 Mrd. S
in diesem Jahr erhöht. Die Steigerung ist beträchtlich und wird
auch in Hinkunft anhalten. Buchner ist es gelungen, was ich ihm
sofort auf den Kopf zusage, eine Kartellabsprache mit deutschen
chemischen Werken über Düngeexporte zu erzielen. Vereinzelt produ-
ziert er sogar für deutsche Chemiewerke intern Namen in Österreich
und liefert unter diesen Namen auch Produkte, die dann in Österreich
abgesetzt werden. Ich muß gestehen, ich hätte ihm nicht zugetraut,
daß er eine solche Absprache mit deutschen großen Chemiefirmen zu-
stande bringt, die ihm mehr oder minder seinen Markt in Österreich
doch überlassen und gleichzeitig eine Chance geben nach Deutschland
in den bayrischen Raum exportieren. Die Transportkosten dürften
also nach wie vor eine große Rolle im Chemiebereich spielen.

ANMERKUNG FÜR MARSCH UND MARSCH: Versucht, ob wir von Rimsky
Detailinformation bekommen können.

Das wirkliche Problem für die Chemie Linz stellt die Acrylnitril-
Produktion dar. Die Monomere wurden an Lenzing verkauft, die sie
polymerisierte und dann zur Faser verarbeitete. 10.000 to hat
Lenzing abgenommen und jetzt aber die Produktion wegen der schlechten
Faserpreise eingestellt. Weltweit besteht eine Überschußproduktion


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und es ist daher für Chemie Linz sehr schwer, ihre 70.000 Jahres-
tonnen Produktion zu verkaufen. Die Herstellkosten liegen bei
11,–– S, der Verkaufserlös bei 7,–– S. Eineinhalb Millionen S Inve-
stitionen können daher nicht nur nicht hereingebracht werden, son-
dern andere Produkte müssen noch mit 1,–– S Verkaufserlös bei Ac-
rylnitril subventionieren. Überrascht war ich, daß das Chemie-Werk
Linz eine 25 % Lohntangente hat.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Unser Chemiefachreferat sollte besseren
Kontakt zu den Linzern herstellen, damit wir über neuere Entwick-
lungen zeitgerecht informiert werden.

Die Ordensverleihung bei Siemens fand im kleinsten Rahmen statt.
Außer Präs. Czettel von der AK war überhaupt niemand eingeladen
oder es wollte niemand anderer kommen. Von den 42 Auszuzeichnenden
waren 27 anwesend, in der Urlaubszeit eine verhältnismäßig große
Zahl. Die leitenden Direktoren und Vorstandsdirektoren waren teil-
weise vom Urlaub zurück gekommen, ebenso der Zentralbetriebsrats-
obmann Schuster. Ich hatte aber schon immer vorgeschlagen, nachdem
dieser Termin vor längerer Zeit fixiert wurde, unter gar keinen
Umständen die Veranstaltung verschieben oder gar abzusagen. Sofort
hätten sich sicherlich dann mindestens dann im Werk entsprechende
Gerüchte breitgemacht. Sowohl bei meiner Ansprache als auch dann
insbes. der Zentralbetriebsratsobmann Schuster und zuletzt auch
noch GD Wolfsberger wiesen auf die kritische Situation hin, die
sich durch die Presseberichterstattung für einzelne Siemensianer,
die sich ein Vergehen zu schulden kommen ließen, jetzt auf die ganze
Gruppe mit 13.000 Beschäftigten übertragen wird. Ich glaube nicht,
daß dies tatsächlich geschieht, weil niemand die anderen verantwort-
lich machen kann. Umso mehr schien es mir notwendig in meiner ver-
hältnismäßig launigen Art bei den Auszuzeichnenden ihren Einsatz
für Siemens und damit letzten Endes auch für die österr. Wirtschaft
auszustreichen. Anschließend machten wir eine Betriebsbesichtigung.
Interessanterweise zeigt mir Siemens auch immer wieder die selben
Produktionsstätten und Hallen. Für ihre Dienstleistungsbranchen
wird jetzt ein ganz neues Gebäude errichtet, dort werden in Hin-
kunft 400 höchstqualifizierte Akademiker, Mittelschüler usw. diese


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immer mehr gefragte Software bearbeiten und verkaufen.

Im Kabelwerk mußte ich feststellen, daß eine Großkunststoffkabel-
anlage stillsteht, da sie im Jahresdurchschnitt nur mit 30 % aus-
gelastet ist. Die österr. Postverwaltung beharrt nach wie vor auf
ihren Papier-Blei-Kabeln und möchte unter gar keinen Umständen auf
Kunststoffkabel umstellen, obwohl diese um 5 % billiger sind. Ich
klärte in der Diskussion, daß, wenn eine solche Umstellung erfolgen
würde und die Kapazität des Kunststoffkabel besser ausgelastet
wäre, eine wesentliche weitere Preissenkung möglich wäre. Ich habe
zugesagt, mich wegen der Entscheidung der Postverwaltung, bei Papier-
Blei-Kabeln zu bleiben, mit dem Generalpostdirektor darüber zu unter-
halten.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Übleis verbinden.

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Tagesprogramm, 28.8.1980

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: GD Mobil Österreich


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Dir. Chemie Linz


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Arbeiter-BR Siemens


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          Tätigkeit: GD Post


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: GD Mobil Österreich


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Chemie Linz


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                Tätigkeit: GD Siemens Österreich


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                  Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


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                    Tätigkeit: MR HM


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                      Tätigkeit: Präsident AK
                      GND ID: 121924882


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                        Tätigkeit: AK


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                          Tätigkeit: Beamter HM


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