Freitag, der 22. August 1980 bis Sonntag, der 24. August 1980

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Freitag, 22. August, bis Sonntag, 24. August 1980

Die diesjährige Herbstwanderung der ÖFVW führte nach Waidring.
Ein deutscher Journalist aus München, der sich verspätet hatte und
daher in Salzburg den Bus für die anreisenden Gäste nicht mehr er-
reichte, fragte beim Bahnhof, wie er jetzt am besten nach Waidring
kommt. Die Gegenfrage, ist dies in Österreich? Eine wahre Begeben-
heit, die deutlich zeigt, wie sehr dieser Ort selbst in Österreich
unbekannt ist. Der Organisator Dr. Hofbauer dürfte zu diesem Ort
irgendwelche persönliche Beziehungen haben, kennt dort alle sehr
gut und hat auch diese Zweitagetour gut organisiert. Der Ort selbst
hat 1000 Einwohner und 2000 Fremdenzimmerbetten, 70 % davon aller-
dings sind Privatzimmer. Der große Aufschwung kam, als die Stein-
platte von einer privaten Gesellschaft, ein Holzhändler, ein Anwalt
und dann in der Minderheit noch ein Dritter und jetzt einen kleinen
Teil sogar noch eine Verlassenschaft, die Steinplatte als Schipara-
dies ausgebaut haben. Der Vorteil dieses nordseitig gelegenen, an
den Arlberg erinnernden Schigeländes führt auf der einen Seite nach
Salzburg, auf der anderen nach Tirol, die wichtigste aber nach
Bayern. Dort können die deutschen Touristen insbes. aus dem Münch-
ner Raum, ohne daß sie Grenzformalitäten haben, im deutschen Gebiet
ihre Autos parken und mit derzeit 160.–– Tageskarte etliche Schi-
lifte benützen. Insgesamt wurden bis jetzt 70 Mio. S investiert. Der
Umsatz ist beträchtlich, 25–30 Mio. S pro Jahr. Der Gesellschaft
geht es so gut, daß jetzt ein neuer Doppelsessellift vom großen
Parkplatz auf der österreichischen Seite auf der Steinplatte hinauf
um 21 Mio. S bauen lassen. Interessant und überraschend für mich war,
daß die Elin diesen Zuschlag bekommen hat.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte nächstes Jour fixe AK setzen, damit
ich Zöllner über dieses Projekt befrage.

Die ausländischen Journalisten, aber auch Kindermann von der Kronen-
Zeitung, Prutscher von der APA und ein Pressemann waren mit allem
sehr einverstanden. Der große Fehler, der nur von Dr. Hofbauer ge-
macht wurde, daß er auf der Steinplatte die Leute in Hütten verteilt,
obwohl Hotelzimmer noch frei gewesen wären. Der Hüttenzauber ist
etwas ganz Gutes, wenn er mit 10 Uhr endet oder spätestens um Mitter-
nacht Schluß ist. Die Einheimischen aber wollten es sich nicht neh-
men lassen, auf der einen Seite mir entsprechende Ständchen zu brin-


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gen, zwei Bläser hatten um 1/2 12 Uhr nachts begonnen und dann bis
1/2 3 Uhr entsprechend sehr schön, aber dafür trotzdem zur mitter-
nächtlichen Stunde nicht gerade zum besten Zeitpunkt musiziert.
Andere wieder sind gekommen, zum, wie es so schön heißt, Minister-
schauen. Eine unruhige Nacht, die mich weniger störte, als wie die
Gäste, die von der Tour doch einigermaßen ermüdet waren und unbe-
dingt schlafen wollten. Außer den herrlichen Wanderungen, demonstrie-
rend, wie sehr Wanderbares Österreich auch tatsächlich überall ge-
handhabt werden kann, gab es dann auch eine Pressekonferenz, an der
Fremdenverkehrsdirektor Hofrat Dr. Lässer daran teilnahm. Am nächsten
Tag ist, da ja auch Salzburg berührt wurde, noch Hofrat Oppitz von
Salzburg dazugekommen. Bei der Pressekonferenz gab es keinerlei
kritische Stimmen oder auch nur Fragen. Diese fand übrigens vor der
Hütte oder, wenn man so will, dem nicht beabsichtigten Hüttenzauber
statt. Knapp vor meiner Abfahrt hat mich dann noch der Profil-Redak-
teur Lahodynsky extra interviewt. Höhepunkt der Aktivitäten war
aber eine Bergung über 130 m hohe steile Wand, teilweise überhängend
und dann abfliegend auf dem Seil im Rettungssack hängend durch
einen Flughubschrauber. Die Bergrettungsmänner, immerhin 35 Mann
aus Waidring, die diese Übung veranstalteten, waren sehr überrascht,
als ich mich sofort bereit erklärte, dabei mitzumachen. Dies war
natürlich insbes. für die ausländischen Gäste nicht nur eine demon-
strative Show, sondern auch, wie mir Haffner dann erzählte, für viele
eine ungeheure eindrucksvolle Übung. Hatten schon etliche gefragt,
als ich mich bei ihnen vorstellte, das ist tatsächlich der Minister,
waren sie dann umso mehr erstaunt, als ich diese Übung absolvierte,
die mich übrigens auch persönlich sehr interessierte. Gegenüber der
Zeit, wo ich noch in die Berge gegangen bin und wo man verunglückte
und leider hatte ich ja viele solche, selbst bis zum Todesfall mit-
gemacht, ganz einfach mit gewöhnlichen Kletterseilen bergen mußte
und der Abtransport sehr mühsam bewerkstelligt werden mußte, ist
jetzt mit dem technischen Gerät eine solche Bergung wirklich, ich
will nicht sagen ein Kinderspiel, aber für Geretteten und Retter
wesentlich einfacher. Im großen und ganzen, ohne diese eine verun-
glückte Nacht, glaube ich, wirklich eine gelungene Veranstaltung.

Dr. Hofbauer als Betriebsrat hat mir bei diesem Ausflug auf der
einen Seite gedankt für die Unterstützung, die ich dem Betriebsrat
jetzt wieder gewähre. Scheinbar war mein geschäftsführender Obmann


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Zedek hier sehr zurückhaltend. Ich habe Hofbauer erklärt, daß ich
zwar ihr Verlangen, daß sie an allen Direktoriumssitzungen daran
teilnehmen, nicht erfüllen kann, das Direktorium ist einmal ein
reines Verwaltungsorgan für die Führung der ÖFVW, daß ich aber selbst-
verständlich bereit bin, wann immer die Personalvertretung es wünscht,
daß anschließend an jede Direktoriumssitzung eine Aussprache mit
dem Betriebsrat über deren Wünsche, Probleme usw. erfolgen wird.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Zolles Entsprechendes vereinbaren.

Tätigkeit: Redakteur Profil


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    Tätigkeit: Pressechef ÖFVW


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      Tätigkeit: Fremdensverkehrsdirektor Sbg.


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        Tätigkeit: APA


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          Tätigkeit: MR HM


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            Tätigkeit: AK


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              Tätigkeit: HK, Syndikus Bundessektion Fremdenverkehr, ÖFVW


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                Tätigkeit: Direktor ÖFVW


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                  Tätigkeit: Landes-FV-Dir. Tirol


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                    Tätigkeit: Kronen-Zeitung


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