Samstag, der 26. Jänner 1980

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Samstag, 26. Jänner 1980

Mit Dr. Lachs besprach ich die Probleme, Schwierigkeiten, aber
Gott sei Dank auch gefundene Lösungsmöglichkeiten für Zentral-
konsum Österreich. Die gewerkschaftlichen Probleme konnten wir
allerdings nicht lösen. Seiner Meinung nach ist die Bastel-
stube, welche ja einen eigenen Betriebsrat wählen will, kein
eigener Betrieb, sondern gehört eindeutig zum Einrichtungshaus
und damit eindeutig zur Konsumgenossenschaft. Der Betriebsrat der
Wolfganggasse ist daher selbstverständlich auch nach Unterneh-
mungsmeinung für diesen Betrieb zuständig. Die schweren Differen-
zen, die bis zur Ausschreitung zwischen den einzelnen Betriebs-
räten geführt haben, sind verheerend, rechtlich aber unbegründet.
Der vorher bestandene Betriebsrat für das Einrichtungshaus resp.
Bastelstube ist aufgrund der jetzigen Organisationsform nicht mehr
berechtigt. Die im Konsum betroffenen Gewerkschaften können sich
auch sehr schwer auf eine einheitliche Linie einigen. Unter anderem
ist in diesem Bastelstubenkomplex ein Brand ausgebrochen und vor
allem das Dach ist weg. Der niederösterreichische Landessekretär
der Privatangestellten wollte trotzdem unter allen Umständen verhindern,
dass die dort beschäftigten Angestellten jetzt in die Wolfgang-
gasse übersiedeln. Hätten die Beschäftigten der Aufforderung der
Unternehmungsleitung nicht gefolgt, wäre es zu einem neuen Arbeits-
konflikt gekommen. Auf der einen Seite also der Streit in den ein-
zelnen Arbeitergewerkschaften, wer für wen im Konsum zuständig ist,
auf der anderen Seite die Diskussion der Betriebsräte untereinander,
wer für wen kandidieren kann, und letzten Endes dann noch die Pro-
blematik mit den Organisationsschwierigkeiten und Fragen der Zusammen-
legung der einzelnen Konsumgenossenschaften. Zentralkonsum hat wirklich
eine furchtbare schwierige, nach aussen hin allerdings Gott sei Dank
nicht sichtbare Entwicklung mitzumachen. Die bilanzmässige Sanierung
wird durch Auflösung von stillen Reserven im vergangenen Jahr
optisch möglich sein. Es werden hunderte Millionen Schilling stille
Reserven aufgelöst und durch ausserordentliche Erträge, indem man
Projekte an andere Teilorganisationen buchmässig überträgt, aufge-
löst, wodurch die Verluste, die immerhin 2 Mio Schilling betragen,
zugedeckt werden können. Das Hauptproblem für den Konsum besteht
noch immer darin, dass er gewisse Filialen, aber auch Warenhäuser
hat, die schwer passiv sind, in der Produktion einige Produkte


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wie z.B. Schokolade und teilweise Süsswarenerzeugung, die absolut
schlechte Qualität produzieren und dass schön langsam diese
Negativposten ausgemerzt werden müssen. Dies soll alles allerdings
ohne Verluste für die dort Beschäftigten geschehen.

Dr. Lachs glaubt nicht, dass jetzt überall kolportierte Gerücht,
er kommt garantiert als Nachfolger Seeböcks in die Nationalbank,
ihm helfen kann, sondern eher schadet. Ich persönlich glaube auch,
dass es zwar Dr. Kienzl gerne sehen würde, ich Lachs auch gerne ver-
gönnen würde, dass aber insbesondere Androsch sich mit allen
ihm zur Verfügung stehenden Mitteln querlegen wird. Nicht zu glauben,
wie eine aus der sozialistischen Studentenbewegung bestehende Riva-
lität sich so lange fortpflanzt und solche Nachwirkungen hat. Die
Fachkenntnisse, der Fleiss, die Auffassungsgabe, ja selbst die In-
telligenz von Lachs ist, glaube ich, nämlich überall unbestritten.
Ich würde ihm diesen Job auf alle Fälle vergönnen, denn schon allein
aus dem Schlamassel des Konsums herauszukommen, wäre für ihn von
grossem Vorteil.



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    Tätigkeit: Finanzminister
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