Freitag, 18. Jänner 1980
Die Wintertagung der Hoteliervereinigung war dieses Mal mit
reichlichen Referenten bestückt. Die Hotellerie der 80er Jahre, von
Österreich Staribacher, von der Schweiz Zentralpräsident Tresch,
von München der zuständige Ministerialdirektor Gerstner und aus
Südtirol Dr. Wenter. Überall dasselbe Problem, zu schlechte
Auslastung, ständige Bettenvermehrung. In Südtirol interessanter-
weise noch ein Arbeitskraftmangel, der sich aber nur aus der
ethnischen Situation erklärt. Die Südtiroler wollen aus Mittel-
oder Süditalien keine Arbeitskräfte. Die italienische Arbeits-
marktverwaltung genehmigt ihnen keine Gastarbeiter, womöglich aus
Deutschland oder Österreich. Ich erörterte das neue Fremdenver-
kehrsprogramm der 80er Jahre, für die Fremdenverkehrswirtschaft
gab ich eine gute Prognose, denn im Zuge des kalten Krieges, der
Aufrüstung, wird es, wie ich sagte, zu einer Ausgabenwut der
Bevölkerung kommen. Je näher oder je grösser die Kriegsgefahr,
um so weniger, glaube ich, wird gespart werden. Eine interessante
und harte Diskussion dann, die sich aber weniger gegen mich richtete
als gegen die Feriendörfer. Ich hatte in meinem Referat darauf
hingewiesen, dass nicht daran gedacht ist, eine Industrialisierung
im Fremdenverkehr einzuleiten und dass es sich in Wirklichkeit
bei den neuen Ideen um einen Versuch, das Waldviertel fremdenver-
kehrsmässig zu erschliessen, handelt. Da der Initiator dieser Idee,
Dkfm. Mayr, anwesend war, erörterte er, nachdem sein Landesrat Ferrari
die Feriendörfer in Kärnten so positiv dargestellt hat, seine Idee.
In Österreich könnte man 15 bis 20.000 Feriendorfbetten brauchen.
Dies sei nur 2% der gesamten Betten oder 3% der gewerblichen.
Komm.Rat Scheiner, Obmann der Fremdenverkehrssektion, rechnet
ihm sofort vor, dass er zur Rentabilität 1.8 bis 2 Mio Übernach-
tungen pro Jahr für diese Feriendörfer bräuchte. Dies geht na-
türlich den anderen Fremdenverkehrsbetrieben verloren. Ein Auf-
schrei der Entrüstung entspannte sich dann, als Mayr ungeschickter
Weise erklärte, man wolle jetzt im Waldviertel zweimal 4.000 Betten
für Schichtarbeiter schaffen. Natürlich denkt die Hotellerie sofort
daran, dass die dafür notwendigen 600 Mio Schilling für die erste
Etappe auf ihre Kosten, d.h. durch Kürzung ihrer Investitions-
mittel oder Zuschüsse für Investitionen, gehen würde. Ich erklärte
zwar dezidiert, dass keinerlei Kürzungen von irgendwelchen anderen
Fremdenverkehrsaktivitäten vom Handelsministerium beabsichtigt sind.
Rein gefühlsmässig aber haben die Hoteliers gefürchtet – und
das zu Recht, – dass der Finanzminister dann ja gar nicht die
zusätzlichen hunderten Millionen Schilling ohne weiters auftrei-
ben kann. Ich persönlich bin ja fest davon überzeugt, dass dieses
Projekt nicht geht. weil die Sozialversicherung nicht bereit sein
wird, einen Fremden, sprich Aussenseiter, so viel Betten bauen
zu lassen und dann sie die Belagsgarantie übernimmt. Wenn die
Sozialversicherung tatsächlich angehalten wird für Schichtarbeiter
oder Nachtarbeiter zusätzliche Erholungsnotwendigkeiten zu schaf-
fen, dann baut sie sich diese Heime garantiert selbst. Bei der
jetzigen finanziellen Lage der Sozialversicherungsträger ist
aber nicht daran zu denken. Die Sozialversicherungsträger, sowohl
die PVArb. als auch PVAng., werden in kürzester Zeit damit
zu raufen haben, überhaupt die Pensionen zahlen zu können. An
zusätzliche soziale Leistungen ist nicht zu denken. Mayr ver-
wies in seiner Diskussion aber mit Recht darauf, dass er es
und seine Gruppe gewesen ist, die jetzt in Harbach das Moor-
bad ausbaut, 100 Beschäftigte hat und für die nächsten 1 1/2
Jahre, nach Eröffnung im Mai, ausgebucht ist. Für solche Projekte
ist Mayr imstande die eigenen Mittel und vor allem zusätzliche
Mittel aus der Fremdenverkehrspolitik aufzutreiben. Dagegen aber
hat die Hotellerie auch gar nichts einzuwenden. Der kleine Schritt
ist ihm gelungen, der grosse, glaube ich, ist zum Scheitern ver-
urteilt.
Mit Komm.Rat Scheiner besprach ich dann auch die Neukonstruktion
der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung. Ich hab ihm emp-
fohlen mit Dr. Zolles, den er sehr gut kennt, die notwendigen
Detailgespräche zu führen.